Gesellschaft | Rechte im Fokus

Am Anfang die Erinnerung

Um der erstarkten Rechten zu begegnen, reicht Kurzsicht nicht.
Casagrande, Steurer, Pfeifer
Foto: Salto.bz

“Haben wir wirklich den Anfängen gewehrt?” Erbarmungslos wirft Michel Friedman die Frage am 27. Jänner dieses Jahres in den Raum. Am Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus war der deutsch-französische Journalist, selbst Sohn verfolgter jüdischer Eltern, in Berlin zu Gast. Er stellt noch eine Frage: “Und alle sagen überrascht, jetzt sei es wieder da, aber wann, frage ich, wann war es nicht da?

 

Abend im Zeichen der Erinnerung

 

Nie. Nie nach 1945 war “es” nicht da. Rechtsextremistisches, nationalsozialistisches, antisemitisches Gedankengut hat die Jahre überdauert. Unter einem Mantel des Schweigens, des Vergessen-Wollens, des Unwillens, sich zu erinnern, quillt braune Ideologie hervor. Überall in Europa. “Die Rechte hat verstanden: Mit Nationalismus wird von sozialen Problemen abgelenkt.” Karl Pfeifer meint Ungarn, er meint aber auch sein Geburtsland. Nach dem “Anschluss” Österreichs an das Deutsche Reich verließ Pfeifer als 10-Jähriger das Land.

Pfeifer ist Jude, als solcher kehrt er nach dem Krieg nach Österreich zurück. Als Journalist erfährt er Isolation, das Aufschrecken der akademischen Welt als er es wagt, öffentlich die Frage nach der “österreichischen Lebenslüge” aufzuwerfen. “Dass Österreich das erste Opfer des Nationalsozialismus war, ist für den Staat Österreich wohl richtig, aber die österreichische Gesellschaft war nicht das erste Opfer, viele waren Täter.” Obwohl nicht gern gehört, spricht Pfeifer Themen an, über die erst Jahrzehnte später eine offene Diskussion startet. Auch und vor allem wegen eines Sagers des damaligen ÖVP-Bundespräsidenten Kurt Waldheim, der 1986 meinte: “Ich habe im Krieg nichts anderes getan als hunderttausende Österreicher auch, nämlich meine Pflicht als Soldat erfüllt.”

Damit sei Waldheim “ungewollt zum politischen Aufklärer geworden”, befindet Leopold Steurer. Infolge der “Waldheim-Affäre” wurde in Österreich erstmals offen die Beteiligung von Österreichern an NS-Verbrechen diskutiert.
Dabei “steht bereits in der Unabhängigkeitserklärung Österreichs vom 27. April 1945 die Lebenslüge drin: An der Stelle, an der die Rede vom ‘Krieg, den kein Österreicher gewollt hat’ ist”, nickt Steurer. Und meint bitter: “Bekanntlich war ja auch Adolf Hitler kein Österreicher...”
Der Historiker sitzt an diesem Abend mit Karl Pfeifer und Thomas Casagrande am Tisch im Meraner Anne-Frank-Zentrum und spricht über “Die Geschichte der Rechten im Fokus”. Geschichte und Geschichten können alle drei viele erzählen.

 

Karl Pfeifer, der 2007 vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Recht gegen die Republik Österreich bekommt nachdem er zuvor schuldig gesprochen worden ist, den Politologen Werner Pfeifenberger als Teil einer “linken Jagdgesellschaft” mit einem Artikel in den Selbstmord getrieben zu haben.
Thomas Casagrande, der nach dem Tod seines Vaters – Otto Casagrande war ein gebürtiger Neumarkter – dessen Vergangenheit in der Waffen-SS aufarbeitet.
Leopold Steurer, der unbeirrt und schonungslos die personellen und ideologischen Kontinuitäten des Rechtsextremismus in der Südtiroler Geschichte nach 1945 aufzeigt.

Eines wird an diesem Abend klar: Wer sich mit der Vergangenheit nicht beschäftigt, sie verdrängt oder totschweigt, bereitet gewollt oder ungewollt neuen Extremismen den Boden, die zugleich die alten sind.
Beispiel doppelte Staatsbürgerschaft, das Leopold Steurer verdeutlicht:
Wenn heute gern auf den italienischen Staat verwiesen wird, der den Auslandsitalienern in Istrien die italienische Staatsbürgerschaft zugestanden hat, dann ist das einem Faschisten zu verdanken. Mirko Tremaglia, Initiator des entsprechenden Gesetzes, diente unter Benito Mussolini in der Repubblica Sociale Italiana, saß für den MSI im Parlament und wurde zum “Ministro per gli italiani nel mondo” bestellt – als Silvio Berlusconi seine dritte Amtszeit als Ministerpräsident antrat, in Koalition mit der MSI-Nachfolgerpartei Alleanza Nazionale. “Als Hebel” sei die Verleihung der doppelten Staatsbürgerschaft Anfang der 2000er Jahre verwendet worden, erklärt Steurer, “um in die Innenpolitik eines anderen Staates einzugreifen und die Grenzdiskussion wieder aufflammen zu lassen. Genauso wie das Dritte Reich die Auslandsdeutschen instrumentalisiert hat”.

 

Fanatismus im Grenzraum

 

Der Diskurs vom “bedrohten Volkstum” falle besonders in Grenzräumen auf fruchtbaren Boden, legt Steurer dar – dort, wo seit dem Aufkommen der Nationalismen im 19. Jahrhundert ein “Kampf gegen ein anderes, fremdes Volkstum um Territorium, Sprache, Schule, Arbeit, Ortsnamen und dergleichen” heraufbeschworen wird. Für die Nationalsozialisten waren die “grenz- bzw. auslandsdeutschen Minderheiten” nach 1918 ein “potentielles Betätigungsfeld”, so Steurer. In der Steiermark, in Kärnten und auch in Südtirol habe sich das gezeigt: “Dort hat sich das Grenzlanddeutschtum auffällig radikalisiert.”

Bestätigen kann das Thomas Casagrande, der in akribischer Recherchearbeit Namen von 2.000 Südtirolern in der von Nazi-Deutschland als Elitetruppe propagierten SS ausfindig gemacht hat. Otto, sein Vater, war beim Völkischen Kampfring Südtirol (VKS), führte später die ebenso illegal formierte Hitlerjugend im Unterland an. “Davon haben sich alle freiwillig für die SS gemeldet, wozu die VKS-Führung stark gedrängt hat”, weiß Casagrande zu berichten.

Auch nach 1945 bleiben die Südtiroler als “bedrohtes Volkstum” und daher “radikalisierbares Potential”  für die rechtsextreme Szenerie in Deutschland und Österreich interessant, gibt Steurer zu bedenken. Spuren für die Verbindungen über den Brenner gibt es zuhauf, sie reichen über die Bombenjahre hinaus bis in die heutige Zeit.

 

Zwischen Hoffen und Bangen

 

Dass das Gespenst des Rechtsextremismus nicht ausgemerzt ist, zeigt sich in ganz Europa. “Wir erleben die Stabilisierung einer Rechten, die nicht mehr einfach als ‘Nazis’ abgetan werden kann, aber autoritäre, anti-emanzipatorische und ansatzweise rassistische Züge aufweist. Der Faschismus hat den Krieg nicht verloren, es kursiert etwas, das auf Ab- und Ausgrenzung setzt.” Thomas Casagrande malt ein pessimistisches Bild vom Zustand Europas: “Linke und Sozialisten haben gezeigt, dass sie nicht in der Lage sind, die Gesellschaft zu organisieren. Der Faschismus hat das noch nicht bewiesen, er hat noch eine historische Chance.”

 

Schwarzmalerei ist Karl Pfeifers Ding nicht. Wenn die Rechte europaweit erstarkt sei, dann deshalb, weil “die Linken radikale Fehler gemacht haben”: “Die Linke muss sich der Probleme und Ängste der Menschen annehmen, mit den Leuten reden und nicht abgehoben daherkommen.” Auch für Österreich, wo seit einigen Monaten mit der FPÖ eine “deutschnational-russophile” Partei in der Regierung sitzt, zeigt sich Pfeifer optimistisch: “Das Deutschnationale der FPÖ kommt in Österreich nicht an, dort fühlt man sich als Österreicher und nicht als Deutsche. Über kurz oder lang wird es zu einer Änderung kommen, weil diese Radikalisierung von den meisten Menschen nicht gewollt ist.”

An dieser Stelle lacht Pfeifer, weil er sich des Wortspiels um den Namen des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz bewusst wird. Er lacht viel an diesem Abend, die wachen 90 Jahre alten Augen blitzen immer wieder schelmisch auf. Am Tag darauf wird er wieder an einer Schule sein. Auch für Thomas Casagrande absolviert eine Reihe von Schulbesuchen, wie sie Leopold Steurer unzählige hinter sich hat. Wissen, Erfahrungen, Geschichten weitergeben – erinnern. Um den Neuanfängen zu wehren.

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Hartmuth Staffler So., 06.05.2018 - 00:33

Ich verstehe nicht die Bitterkeit der Herrn Steurer, wenn er die Behauptung aufstellt: “Bekanntlich war ja auch Adolf Hitler kein Österreicher...” Steurer hat zwar Recht, denn tatsächlich war Adolf Hitler zu Beginn seiner so verhängnisvollen Regierung nicht Österreicher, sondern laut seinem Pass Deutscher, wenn auch mit Migrationshintergrund. Und bis zum Frieden von Teschen, das weiß Steurer sicher, hat ja Braunau nicht zu Österreich, sondern zu Bayern gehört, so dass Hitler, wenn er früher geboren wäre, als Bayer und nicht als Österreicher, der sich um die deutsche Staatsbürgerschaft bemühen musste, auf die Welt gekommen wäre. Ich verstehe aber wirklich nicht, was diese Haarspalterei mit dem eigentlichen Thema, nämlich dem Antisemitismus, zu tun haben soll. Ich möchte daher dem Herrn Steurer mein Buch "Krummstab und Krummnase - der christlichsoziale Antisemitismus in Tirol", mit einem wunderbaren Vorwort von Federico Steinhaus empfehlen, damit er sich in dieser Angelegenheit ein wenig weiterbilden kann. Er scheint es notwendig zu haben.

So., 06.05.2018 - 00:33 Permalink
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Manfred Klotz So., 06.05.2018 - 09:01

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Herr Staffler, das Zauberwort heißt Ironie... “Bekanntlich war ja auch Adolf Hitler kein Österreicher...” heißt eben, dass er hingegen sehr wohl gebürtiger Österreicher war. Damit führt Steurer den Passus der Unabhängigkeitserklärung Österreichs ad absurdum wonach kein Österreicher den Krieg gewollt hätte.

So., 06.05.2018 - 09:01 Permalink
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Christian Mair Mo., 07.05.2018 - 08:57

Die Diagnosen mögen stimmen.
Aber "es" ist nicht nur eine Reaktion auf dysfunktionale EU Institutionen, sondern eine konservative Konterrevolution, ganz in der Tradition, Ironie des Schicksals, der 68er Bewegung. Siehe: https://www.unzensuriert.at/content/0026059-Konterrevolution-gegen-den-…
Übrigens liegt die Ursache für die Dysfunktion der EU, die außer monetäre Anstrengungen auf die Krise 2007 nichts zustande gebracht hat, gerade in der nationalstaatlichen Organisation. Deutschland ist das Hinkebein Europas und verrhindert die Integration, die MAcron voranbringen will. (Siehe: https://news.wko.at/news/oesterreich/europa-zukunftsfaehig-gestalten.ht…)

Mo., 07.05.2018 - 08:57 Permalink
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Ludwig Thoma Mo., 07.05.2018 - 11:52

Antwort auf von Robert Tam...

Die Postfaschisten saßen in einer Koalitionsregierung. Das Koalitionspartner oft auf den ersten Blick unerklärliche Entscheidungen treffen, geht oft soweit wie jüngst in Österreich. Dort hat ein Koalitionspartner für die Abschaffung eines Gesetzes gestimmt, dessen Einführung er selbst vorangetrieben und mitbeschlossen hatte.

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Robert Tam... Mo., 07.05.2018 - 12:05

Antwort auf von Ludwig Thoma

Also hat ein Postfaschist (Tremaglia) den Gesetzesentwurf eingebracht, aber die Parlamentsmehrheit bestand eben nicht ausschließlich aus Postfaschisten. Ok, dann ist ja geklärt, dass auch normale Demokraten dafür gestimmt haben.
Diese wichtige Tatsache war dem maoistischen Geschichtslehrer a.D. Steurer entweder nicht bekannt (also hat er sich schlampig vorbereitet) oder er hat sie absichtlich verschwiegen (weil er als alter Linksradikaler einfach Polemik machen wollte? Ich kann nur hoffen, dass dem nicht so war).

Mo., 07.05.2018 - 12:05 Permalink
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Ludwig Thoma Mo., 07.05.2018 - 20:01

@Hopfgartner:
Die Nazis haben also die Schulpflicht eingeführt? Sehr interessant....Es geht nicht darum, ob jemand einen Nachteil hat, wenn Sie einen Vorteil hätten.
Viele der Befürworter der doppelten Staatsbürgerschaft sind jene, die hinter jeder Ecke Faschismus wittern (aber mit der eigenen Nazivergangenheit und -gegenwart kein Problem haben) was irgendwie Italienisch ist. Nur bei der Staatsbürgerschaft für im Ausland lebende Mitbürger, da beruft man sich auf das Vorzeigemodell Italien, wo diese Möglichkeit nach der Idee eines Faschisten eingeführt wurde.
Also, alles was sonst irgendwie Italienisch anmutet, fürchten sie wie der Teufel das Weihwasser. Die Idee des Faschisten möchten sie aber gern kopieren. Doch irgendwie lustig, oder nicht?
Man muss aber schon dazu sagen, dass das Gesetz vom Parlament abgesegnet wurde, wo auch Nichtfaschisten saßen. Das ist aber genauso wichtig wie darauf hinzuweisen, dass im österreichischen Parlament auch Nichtraucher für die Aufhebung des Nichtraucherschutzes gestimmt haben.

Mo., 07.05.2018 - 20:01 Permalink
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Ludwig Thoma Mo., 07.05.2018 - 22:11

Nein, den liberal denkenden Menschen erschüttert die Tatsache, dass es anscheinend Menschen gibt, die sich von Nationalisten einreden lassen selig zu werden wenn sie erst ein Stück Papier in der Hand haben, welches ihnen Rechte gewährte die sie bereits haben.

Mo., 07.05.2018 - 22:11 Permalink
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Robert Tam... Di., 08.05.2018 - 07:27

Antwort auf von Ludwig Thoma

@L. Thoma:
"Nein, den liberal denkenden Menschen erschüttert die Tatsache..."
Wirklich liberale denkende Menschen haben kein Problem damit, wenn jemand etwas bekommt, ohne dass ein anderer etwas verliert. Nur radikale Rechte und Linke wollen das Leben des Einzelnen bis in letzte Detail reglementieren.

Di., 08.05.2018 - 07:27 Permalink
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Ludwig Thoma Di., 08.05.2018 - 12:55

Antwort auf von Robert Tam...

Die Kinder Ihres Nachbarn haben zwei Staatsbürgerschaften weil sie eine aufgrund Abstammung und die zweite vermutlich wegen längerem Aufenthalt innehaben.
Sie und Ihre Mitstreiter möchten aber eine zweite, weil Ihre Vorfahren vor 100 Jahren eine andere hatten. Nun ist es in diesem zweiten Fall eben so, dass Sie kaum direkt abstammen, noch über einen längeren Zeitraum in dem Zweitland gelebt haben.
Sie verstehen den Unterschied zwischen den zwei Situationen?
Sie können nichtmal sagen, wer anspruchsberechtigt ist, halten sich aber dafür. Hauptargument ist, dass Italien das auch gewährt. Dass der Einbringer dieses Gesetzes ein Faschist war, hören Sie ungern.

Di., 08.05.2018 - 12:55 Permalink
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Robert Tam... Di., 08.05.2018 - 13:16

Antwort auf von Ludwig Thoma

Falsch, lieber Ludwig: die Kinder meines Nachbarn haben beide Staatsbürgerschaften durch Abstammung erhalten. Ihr Vater kam als pakistanischer Staatsbürger, erwarb dann die italienische Staatsbürgerschaft, worauf Jahre später seine Kinder auf die Welt kamen. Als Nachkommen eines italienischen Staatsbürgers bekamen sie die italienische Staatsbürgerschaft (so wie auch ich und vermutlich auch Du, Ludwig). Im Gegensatz zu mir (und vermutlich auch Dir, Ludwig) bekamen sie auch die pakistanische Staatsbürgerschaft, weil ihr Vater über 10 Jahre vorher mit derselben in Italien eingewandert war. Die Kinder haben so wie ich (und vermutlich auch Du) nie in Pakistan gelebt. Nachteile für mich, dass M.s Kinder Doppelstaatsbürger sind? Null. Nachteile für Dich, Ludwig? Null.
Verstehst Du es nun besser?

Wer laut österreichischem Gesetz anspruchsberechtigt ist, kann ich Dir erst sagen, wenn ein solches Gesetz vorliegt, Ludwig. Das müsstest Du als Jurist doch wissen. Es gibt mehrere mögliche Ansätze, das habe ich Dir doch schon einmal erklärt, wenn ich mich recht entsinne.

Hauptargument ist beileibe nicht nur Italien, es ist aber scheinbar das Argument, auf das Du Dich einschießen möchtest. Das mit dem faschistischen (postfaschistischen?) Einbringer hatten wir doch schon. Lies mal oben nach, Ludwig. Glaubst Du etwa, dass die damalige Parlamentsmehrheit aus (Post-)Faschisten bestand?

Di., 08.05.2018 - 13:16 Permalink
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Ludwig Thoma Di., 08.05.2018 - 13:39

Antwort auf von Robert Tam...

Kann mich nicht erinnern, Ihnen jemals das du angeboten zu haben, finde es aber trotzdem schön, dass Sie kein anderes Problem haben, als das der fehlenden österreichischen Staatsbürgerschaft.
Und nun finden Sie es "liberal", dass Sie eine österreichische Staatsbürgerschaft kriegen sollten (weil die deutschnationalen Burschenschafter in Österreich dies fordern) und Ihr Nachbar nicht?
Tremaglia war Faschist, das können Sie biegen wie Sie wollen. Ihnen muss man wahrscheinlich erklären, dass auch Nichtraucher für die Aufhebung des Raucherschutzes gestimmt haben?

Di., 08.05.2018 - 13:39 Permalink
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Robert Tam... Di., 08.05.2018 - 15:09

Antwort auf von Ludwig Thoma

Kein anderes Problem als die „fehlende“ österreichische Staatsbürgerschaft? Du selbst hast doch behauptet, dass Dich das Thema nicht besonders interessiert, aber trotzdem kommentierst Du jedes Mal, wenn es um dieses Thema geht, ganz verbissen. ;-)
Was also, interessiert Dich das Thema oder nicht?

Es ist ganz normal, dass einige Menschen Staatsbürgerschaften haben, die andere eben nicht haben – siehe meine pakistanischstämmige Nachbarsfamilie. Es ist auch kein Problem, auch wenn Du es noch so krampfhaft herbeizureden möchtest, lieber Ludwig. Einem Südtiroler wird nichts genommen, wenn sein Nachbar neben der italienischen Staatsbürgerschaft noch eine andere (oder gar zwei) hat.

Du willst mir doch nicht im Ernst sagen, dass es für Dich unannehmbar ist, dass die Südtiroler Grünen immer wieder Doppelstaatsbürger zu Wahlen aufstellen? (alban.-ital.: Ana Agolli, tunes.-ital.: Olfa Sassi; österr.-ital.: Tobe Planer) Oder?

Di., 08.05.2018 - 15:09 Permalink
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Robert Tam... Mi., 09.05.2018 - 14:59

Antwort auf von Ludwig Thoma

Was ist denn so schlimm daran, wenn Ana Agolli, Olfa Sassi, meine Nachbarn und Tobe Planer mehr als eine Staatsbürgerschaft haben? Nichts.

Welchen Nachteil haben Du und/oder ich, wenn die vorher genannten Personen neben ihrer italienischen Staatsbürgerschaft noch eine haben? Keine.

Eigentlich weiß man in den meisten Fällen gar nicht, ob jemand mehrere Staatsbürgerschaften hat, außer derjenige sagt es.
Hast Du neben Deiner italienischen Staatsbürgerschaft (ich gehe einfach mal davon aus, dass Du ital. Staatsbürger bist) noch ein, zwei, drei weitere? Keine Ahnung. Wenn Du es mir nicht sagst, werde ich es nicht erfahren, unter anderem auch, weil es Deine Privatsache ist und mich nichts angeht – außer Du entscheidest, es mir mitteilen.

Siehst Du, Ludwig: so funktioniert ein liberaler Denkprozess.

Mi., 09.05.2018 - 14:59 Permalink
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Robert Tam... Mi., 09.05.2018 - 21:46

Antwort auf von Ludwig Thoma

Ich bin bereits Doppelstaatsbürger. Es geht mir nicht um mich selbst. Ich freue mich aber, wenn auch andere Menschen die Möglichkeit haben, Doppelstaatsbürger zu sein. Ich habe es nicht nötig, verbissen anderen Menschen etwa madig zu machen, dass ihnen Freude bereitet und mir nicht wehtut. Nochmal, Ludwig: Liberale haben kein Problem damit, wenn jemand etwas bekommt, ohne dass ein anderer etwas verliert.

Ich glaube Dir gern, dass es für Dich mühsam ist: Wenn man sich liberalen Gedankengängen so verbissen verwehrt wie Du, kommt man halt irgendwann in die argumentative Sackgasse.

Jetzt kommst Du mit den 100 Jahren. Wo sollte Deiner Meinung nach also die Grenze liegen? 1 Jahr? 10 Jahre? 50 Jahre?
Vorsicht: vor 80 Jahren wurden Juden ausgebürgert, nun sollen ihre Nachkommen die österreichische Staatsbürgerschaft zurückbekommen.
Soll die Obergrenze also vielleicht doch lieber bei 90 Jahren liegen? Warum 90 und nicht 91,32 oder gar 99,05?

Mi., 09.05.2018 - 21:46 Permalink
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Ludwig Thoma Mi., 09.05.2018 - 22:21

Antwort auf von Robert Tam...

Was hat man denn davon wenn man 2 Staatsbürgerschaften hat und wieso freut man sich auf eine Dritte? Ich dachte immer eine reicht vollkommen. Aber es gibt offensichtlich Sammler...
Fänden Sie und ihre liberalen Freunde es ok, wenn Ihre pakistanisch-italienischen Nachbarskinder um die österreichische Staatsbürgerschaft ansuchen könnten? Das mit den 100 Jahren hab ich von den Befürwortern, die sagen ja immer, das sei deren Vorfahren damals gegen deren Willen genommen worden...

Mi., 09.05.2018 - 22:21 Permalink
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Robert Tam... Do., 10.05.2018 - 00:09

Antwort auf von Ludwig Thoma

Dir reicht eine, Ludwig. Andere haben zwei (oben stehen jede Menge Beispiele). Ist ja auch nicht schlimm, Dir wird ja nichts weggenommen. Wie schon gesagt: Liberale haben kein Problem damit, wenn jemand etwas bekommt, ohne dass ein anderer etwas verliert.
Wer weiß, vielleicht wirst Du eines Tages auch lernen, liberaler zu denken.

Kannst Du mir erklären, warum eine pakistanischstämmige Südtiroler Familie die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen sollte? Bekommen etwa Du oder ich die pakistanische? Komm schon, Ludwig! Wo ist der Bezug? Als Jurist solltest Du das Abstammungsprinzip beim Staatsbürgerschaftsrecht kennen.

Dass 100 Jahre zu viel sein sollen, hast Du oben versucht, zu behaupten. Aber damit bist Du gegen die Wand gefahren, weil Juden beispielsweise vor 80 Jahren die Staatsbürgerschaft gegen deren Willen genommen wurde und deren Nachkommen sie nun - zu Recht, wie ich finde - zurückbekommen sollen.

Keine Sorge, Ludwig: keiner zwingt Dich, die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen, wenn Du sie nicht haben willst.

Do., 10.05.2018 - 00:09 Permalink
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Robert Tam... Fr., 11.05.2018 - 11:19

Antwort auf von Ludwig Thoma

Eine überaus schlampig gestellt Frage, da extrem vage.
Ich vermute einfach einmal, dass Du Dich mit Deiner Frage auf die Staatsbürgerschaft beziehst, Ludwig.

Eine pakistanische Familie hat fast immer die pakistanische Staatsbürgerschaft. Jemand mit einem italienischen Nachnamen hat fast nie die pakistanische Staatsbürgerschaft. Falls eine pakistanische Staatsbürgerschaft die italienische Staatsbürgerschaft bekommt, werden sie zu Doppelstaatsbürgern, was einen liberal denkenden Menschen nicht stört, es wird ja keinem etwas weggenommen (lies bitte meine obigen Kommentare nochmal, Ludwig. Du scheinst sie entweder übersehen, vergessen oder nicht verstanden zu haben).

Millionen Menschen mit italienischem Nachnamen sind übrigens Doppelstaatsbürger (z.B. war es der Papst auch. Mittlerweile hat er drei Staatsbürgerschaften). Liberal denkende Menschen stört das nicht.

Fr., 11.05.2018 - 11:19 Permalink
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Ludwig Thoma Fr., 11.05.2018 - 14:38

Antwort auf von Robert Tam...

Den Unterschied zwischen Einzelfällen wegen Abstammung (wie die vielen Fälle die Sie immer zitieren) und der Möglichkeit der Vergabe an bestimmte Gruppen, hatten wir auch schon mal.... Stellen wir die Frage anders: Was ist der Unterschied zwischen jemandem der seit mehr als sagen wir 10 oder 20 Jahren hier lebt und einem der hier geboren ist? Keiner. Und warum sollte man einem der beiden etwas verleihen, was man dem anderen vorenthält (würd noch fehlen, dass man ihm dabei auch noch etwas "wegnimmt")? Kein Problem damit haben kann man nur wenn man nationalistisch denkt und nicht liberal.

Fr., 11.05.2018 - 14:38 Permalink
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Ludwig Thoma Di., 08.05.2018 - 07:20

Sie übersehen da etwas. Es ist ein Unterschied, ob jemand längere Zeit in einem Land lebt und dann gerne dessen Staatsbürgerschaft hätte, als ob jemandes Vorfahren vor 100 Jahren eine andere Staatsbürgerschaft hatten und er deswegen gerne die des Nachfolgestaates hätte, obwohl er dort höchstens zum Tanken und ins DEZ hinfährt.
Ihre Situation hat mit der Doppelpassdiskussion nichts zu tun. Ihr Wunsch ist völlig legitim und ich wüßte jetzt nicht, woraus Sie schließen, dass ich Ihnen den Pass verwehren will.

Di., 08.05.2018 - 07:20 Permalink
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Christian Mair Di., 08.05.2018 - 10:00

"Zielführender wäre es, die Nationalstaaten zugunsten kleinerer Einheiten aufzulösen, welche dann auf EU-Ebene direkten Einfluss ausüben können und so eigenständig wie möglich agieren können." (Oliver H.)

Darauf kann man aufbauen, da eine föderalistische Republik identitäre und Gemeinwesen - Orientierung, dialektisch zu verbinden vermag, anstatt in Links- Rechts- Romantik/Polemik zu verweilen. In dieser Hinsicht ist die Diagnose der Politik der M5S schon richtig. Macron ist aber ein neuer Typus am politischen Firmament, der nicht Ántipolitik ala Trump, Wellenreiten a la Kurz, TINA a la Merkel vorantreibt, sondern eine echte Zukunftsperspektive bietet.

Die historische Erfahrung der Südtiroler Autonomie einer lokalen Demokratie/Verwaltung in einer übergeordneten Republik, könnte als Hinweis des Schicksals zu einer paneuropäischen/republikanischen Haltung sein.

Di., 08.05.2018 - 10:00 Permalink
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Christian Mair Di., 08.05.2018 - 22:31

Aber:
"Zielführender wäre es, die Nationalstaaten zugunsten kleinerer Einheiten aufzulösen, welche dann auf EU-Ebene direkten Einfluss ausüben können und so eigenständig wie möglich agieren können." (Oliver H.)

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“( T.Adorno)
ODer?
Warum also alle Mühe und Anstrengung für einen centesimo, wenn es doch um viel mehr geht.
Her mit der Staatsbürgerschaft Europäische Republik, Region Tirol.

Di., 08.05.2018 - 22:31 Permalink
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Robert Tam... Fr., 11.05.2018 - 16:50

@ Ludwig Thoma
(verzeih, wenn ich Dir hier antworte, Ludwig. Aber der Text verschiebt sich nach mehreren Antworten immer mehr an den Bildschirmrand)

Was ist (aus rechtlicher Sicht in Italien) der Unterschied zwischen Ludwig Thoma auf der einen Seite und Tobe Planer, sowie den Kindern meiner oben erwähnten Nachbarsfamilie? Keiner. Alle sind italienische Staatsbürger (nebenbei wurden alle auch in Südtirol geboren, spielt aber aus rechtlicher Sicht keine Rolle, da das italienische Recht dem Abstammungsprinzip folgt).

Dass Tobe Planer und die Kinder meiner Nachbarn nebenher noch eine weitere Staatsbürgerschaft haben, ist überhaupt kein Problem. Es wird dem guten Ludwig ja nichts weggenommen.
Wie schon gesagt: Liberale haben kein Problem damit, wenn jemand etwas bekommt, ohne dass ein anderer etwas verliert. Nationalisten sind natürlich gegen Doppelstaatsbürgerschaften, da Doppelstaatsbürger das Nationalstaatenprinzip unterlaufen.

Fr., 11.05.2018 - 16:50 Permalink
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Ludwig Thoma Fr., 11.05.2018 - 17:45

Antwort auf von Robert Tam...

Es geht nicht darum, ob jemand 2 Staatsbürgerschaften hat oder haben kann. Es geht darum wie sie vergeben werden, und da versuchen Sie eben einen Unterschied zwischen Tobe Planer und Ihrer Nachbarsfamilie herbeizureden, obwohl eben, wie Sie selbst zugeben müssen, keiner besteht.

Fr., 11.05.2018 - 17:45 Permalink
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Robert Tam... Fr., 11.05.2018 - 18:56

Antwort auf von Ludwig Thoma

Eben. Es besteht aus Sicht des ital. Rechts kein Unterschied zwischen den italienischen Staatsbürgern. Es geht den italienischen Staats auch reichlich wenig an, ob jemand neben der ital. auch noch eine weitere Staatsbürgerschaft besitzt.
Wie schon gesagt, eigentlich ist das Projekt des Doppelpasses für Südtiroler wirklich kein Problem, auch wenn gewisse Leute versuchen, diese herbeizureden.

Fr., 11.05.2018 - 18:56 Permalink
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Waltraud Astner Fr., 11.05.2018 - 19:31

@ Ludwig Thoma
Meine Mutter hat mir ihren Pelzmantel vererbt. Ich nehme ihn obwohl ich schon einen habe. Nun habe ich eben zwei. Das schmeckt aber meiner Nachbarin nicht. Sie will nicht, dass ich den Pelzmantel meiner Mutter erbe, obwohl sie selbst schon einen hat. Sie hat aber keine Mutter, die ihr einen zweiten vererben kann. Deshalb soll ich auch keinen haben, obwohl es meiner Nachbarin egal sein könnte, ob ich einen zweiten habe oder nicht, da beide Mäntel gleich aussehen. Meine Nachbarin weiß überhaupt nur von der Pelzmantelaktion weil ich es ihr erzählt habe, sonst würde sie überhaupt nicht merken ob ich den einen oder den anderen trage.
Kommen wir zum realen Leben: Meine (echte) Nachbarin hat die Schweizer Staatsbürgerschaft. Ihre Großmutter war Schweizer Staatsbürgerin und hat diese auf den Vater meiner Nachbarin vererbt, der sie aber nicht an seine Tochter (meine Nachbarin) weitergeben konnte. Also hat sie neu darum angesucht und sie warum auch immer erhalten. Sie hat eben KRITERIEN erfüllt. Sie werden zugeben, dass dies nicht jedem zusteht,oder soll ich mich aufregen weil ich die schweizerische staatsbürgerchaft nicht erhalten kann? Es gibt eben für alles und jedes KRITERIEN, seien es Gelder, die nur Bauern zustehen oder eben vieles andere, was nur bestimmte Gruppen erhalten und andere nicht. Im Fall der österreichischen Staatsbürgerschaft für Südtiroler sind diese noch zu definieren. Das könnte z.B. der Ansatz sein, den Italien selbst anwendet, dass alle jene die 2. Staatsbürgerschaft erhalten, deren Vorfahren sie genommen wurde. Oder eben andere Ansätze die definiert werden , wenn israelische Staatsbürger die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten oder britische, was ebenfalls geplant ist. Dass sie auch in diesen Fällen nicht alle und jeder erhalten (ebensowenig wie in anderen Fällen wo es halt auch Kriterien braucht), dürfte logisch sein, zumal es hier nur um eine symbolische Geste geht und nicht wie in anderen Fällen um finanzielle Zuweisungen aller Art, wie es z.B. Mitglieder des Bauernstandes erhalten und die anderen verwehrt bleiben, die aber evtl. halt dann andere Kriterien für andere Leistungen erfüllen.
Sie sehen Ludwig Thoma alles ist viel Lärm um nichts. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns beim Ansuchen um die österreichische Staatsbürgerschaft treffen werden, denn die Erfahrung zeigt, dass diejenigen die am meisten gegen etwas wettern, die ersten sind die sich dann genau um das bemühen das sie vorher bekämpft haben.

Fr., 11.05.2018 - 19:31 Permalink
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Robert Tam... Fr., 11.05.2018 - 20:46

Antwort auf von Ludwig Thoma

Die Kriterien sollen nun ja auch liberalisiert werden, so dass Südtiroler und Juden (auf Wunsch, wohlgemerkt) die österr. Staatsbürgerschaft beantragen können.
Doppelstaatsbürger unterlaufen das Nationalstaatenprinzip und nehmen keinem etwas weg. Einen Liberalen stört das nicht. Die italienischen Ultrarechten schäumen natürlich jetzt schon vor Wut.

Fr., 11.05.2018 - 20:46 Permalink
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Manfred Klotz So., 13.05.2018 - 18:04

Antwort auf von Waltraud Astner

Das Problem ist nicht wer den DP ERHALTEN soll, sondern, wer ihn NICHT ERHALTEN soll. Es geht also um logische und gerechte Kriterien. Aber in diesem Punkt sind die Befürworter blind und taub. Um es gleich vorwegzunehmen, ich habe wohlgemerkt nichts dagegen, wenn jemand darum ansuchen kann.

So., 13.05.2018 - 18:04 Permalink
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Robert Tam... So., 13.05.2018 - 20:33

Antwort auf von Manfred Klotz

Es ist noch abzuwarten, ob es zum Doppelpass kommt. Falls ja, wird es sicherlich logische und gerechte Kriterien geben - es wird bestimmt nicht nach Schuhgröße oder Gesangstalent gehen, sondern vermutlich um klar nachvollziehbare Abstammungsregeln (aber warten wir doch erst einmal diese Kriterien ab).

So., 13.05.2018 - 20:33 Permalink