Gesellschaft | Landesverwaltung

Am Schandplatz

Die Aufzuganlage im Landhaus „Esplande“ ist hoffnungslos veraltet. Monatelang ist der Aufzug außer Betrieb. Der zuständige Verwahrer hat jetzt mit Rücktritt gedroht.
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Foto: upi
Ich bin selbst sehr verärgert über die Situation“, sagt Peter Klotz offen heraus, „weil auch im Hause zahlreiche Bürger bereits erzürnt waren und reklamiert haben“. Der Direktor des Forstinspektorates Meran nimmt sich kein Blatt vor dem Mund als er Anfang dieser Woche von salto.bz auf die untragbare Situation angesprochen wird. „Die Tatsache, dass Menschen mit Behinderung über Wochen die zahlreichen Dienststellen der Verwaltung nicht erreichen können, ist für mich selbst schier ein himmelschreiender Zustand“, meint er auf Nachfrage.
Peter Klotz ist nicht nur Direktor der Meraner Außenstelle des Amtes für Forstwirtschaft, er ist auch Verwahrer des Landesgebäudes Esplanade in Meran. Jedes Landhaus hat einen sogenannten Verwahrer. Er ist eine Art Verwalter, der darauf achtet, dass im Haus alles funktioniert. Er ist auch dafür zuständig das Amt für Bauerhaltung über etwaige Mängel und Schäden im Haus rechtzeitig zu informieren.
Und genau darum geht es: Denn im Meraner Landhaus ist der Aufzug seit Monaten nicht mehr regelmäßig in Betrieb. Mehrere Personen haben sich an salto.bz gewandt, um auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam zu machen.
 

Das Esplanade

 
Das „Esplanade“ am Meraner Sandplatz ist ein wunderschönes Gebäude, das durchaus das Stadtbild prägt. Das historische Palais Esplanade wurde 1767 damals noch an der Meraner Stadtmauer erbaut. Es diente den Händlern und Reisenden als Wirtshaus
Nach zwei Umbauten wurde aus dem Palais um die Jahrhundertwende ein Luxushotel mit 150 Zimmern auf fünf Stockwerken.. Die am reichsten ausgestattete Suite wurde der Kaiserin Sisi gewidmet, die sich des öfteren in der Passerstadt aufhielt. Nachdem in den 1970er-Jahren der Hotelbetrieb endgültig eingestellt wurde, erwarb das Land das Gebäude.
Die Landesverwaltung leitete eine Generalsanierung ein. Die historischen Räumlichkeiten wie der Spiegel-, Damen- und „Conversations-Saal“ wurden erhalten, anderen Teile der Immobilie innen ausgeschlachtet und völlig modernisiert. So wurden neue Aufzüge eingebaut, die auch Menschen mit Beeinträchtigung das Erreichen der oberen Stockwerke ermöglichen sollen.
 
Das Esplanade ist seit Jahrzehnten das Landhaus in der Passerstadt. Im Haus sind ein halbes Dutzend Außenstellen von Landesämtern untergebracht. Darunter das Forstinspektorat, das Amt für Naturparke, das Wohnbauamt, die Volksanwaltschaft, die Berufsberatung, das Arbeitsvermittlungszentrum, das Pädagogischen Beratungszentrum, die Sprachenmediathek Meran oder das Amt für Zweisprachigkeit. Dazu kommen im Haus weitere staatliche und öffentliche Ämter, wie etwa die Büros der INPS.
 

Die Aufzuganlage

 
Die Landesverwaltung hat seit langem ein Problem. Vor allem die Aufzüge in den Landesgebäuden sind sehr wartungsintensiv. Zudem sind die meisten Anlagen veraltet und müssen ausgetauscht werden. Es gibt hunderte Aufzüge im Land, die seit Jahren generalsaniert werden müssten. Es geschieht aber kaum etwas.
So auch im Meraner Esplanade. Seit über über fünf Jahren ist der Aufzug regelmäßig defekt. Die Anlage ist hoffnungslos veraltet. Sowohl am Aufzugsmotor, wie auch am Getriebe, an den Tragseilen und in der Kabine sind Verschleißerscheinungen aufgetreten, die eine Generalsanierung des Aufzuges nötig machen. 
Der Aufzug wurde von den vergangenen Wartungsfirmen schon sehr oft repariert, wobei aufgrund des schlechten Zustandes bereits länger gravierende Mängel festgestellt wurden“, bestätigt dann auch Peter Klotz.
Deshalb wurde im Raumprogramm des Landes am 18. Februar 2016 der Austausch der Aufzuganlage im Esplanade vorgesehen. Doch dieses Bauvorhaben wurde bis heute nicht durchgeführt.
 

Das Schreiben

 

Im Esplanade herrscht reger Parteienverkehr. Hunderte Menschen suchen täglich die verschiedenen Büros auf. Seit Februar 2018 ist der Aufzug aber kaum mehr in Betrieb. Wochenlang fällt er aus oder muss deaktiviert werden.
Vor einigen Wochen erreichte salto.bz die Sachverhaltsdarstellung einer Rollstuhlfahrerin. Die junge Frau wollte an einer Weiterbildungsveranstaltung mit anschließender Prüfung im sechsten Stock des Esplanade teilnehmen. Doch inzwischen hatte sich die Situation zugespitzt. Weil der Aufzug immer wieder stecken bleibt und mehrmals Menschen aus der Kabine geholt werden müssen, war der Aufzug aus Sicherheitsgründen von der Wartungsfirma abgeschaltet worden. 
 
Obwohl ein Mitarbeiter des Amtes sich erbot, die Frau in den sechsten Stock zu tragen, konnte die Referentin diese Verantwortung nicht übernehmen. So konnte die Rollstuhlfahrerin weder an der Veranstaltung noch an der Prüfung teilnehmen.
Peter Klotz bestätigt diese Episode. Aus Gründen der Amtsverschwiegenheit wird Klotz nicht deutlicher.
Dabei liegt salto.bz ein Schreiben des Meraner Forstinspektors vor. Es ist das x-te Protestschreiben des Esplanade-Verwahrers
Das Schreiben ging Mitte Mai nicht nur an den geschäftsführenden Abteilungsdirektor Daniel Bedin, sondern auch an den Ressortdirektor Paolo Montagner, sowie an den für Forstwirtschaft zuständigen Ressortdirektor Klaus Unterweger.
In dem Brief wird die unhaltbare Situation im Esplanade ungeschminkt dargestellt. Klotz schreibt dann:
 
„Als Verwahrer kann ich zum einen aus Sicherheitsgründen eine solche Situation nicht mehr langer mittragen. Zum anderen bin ich absolut nicht mehr bereit, rundherum die mehr als berechtigte Kritik zahlreicher Betroffener im Namen der Landesverwaltung entgegenzunehmen. Ich wiederhole deshalb nicht noch einmal, dass meine Geduld endgültig am Ende ist. Falls nicht unverzüglich eine neue Anlage installiert wird, sehe ich mich gezwungen. meine Verwahrertätigkeit unwiderruflich zurückzulegen.“
 
Auch dieses Ultimatum blieb mehr oder weniger unbeantwortet. Der Aufzug stand auch danach noch wochenlang still.
Bewegung in die Sache kam erst als salto.bz bei den zuständigen Ämtern nachfragte. Der Zufall will es, dass die Wartungsfirma den Aufzug Mitte dieser Woche wieder in Funktion gesetzt hat.
Jedenfalls bis die nächste Schraube locker wird.
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19 amet Fr., 29.06.2018 - 20:51

Wie stellen Sie sich das vor ? Wenn es so einfach wäre. Da braucht es sicher ein Vorprojekt, ein Ausführungsprojekt, ein Detailprojekt, einen Beschluss zur Finanzierung, zur Arbeitsvergabe, zur Beaufsichtigung der Arbeiten. Und wahrscheinlich habe ich als nicht Fachmann sogar einiges vergessen. So ist es wenn sogar über die Behinderten der Hl. Bürokratius regiert.
Für Dorfumfahrungen, Tunnels in allen Richtungen, Feuerwehrhallen, Bahnanlagen um ein paar Minuten einzusparen, sind die Millionen sofort gefunden. Aber für einige Aufzüge ? Da hapert es.

Fr., 29.06.2018 - 20:51 Permalink
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Gunny K Sa., 30.06.2018 - 10:10

Antwort auf von 19 amet

Tunnels? In Meran ist anscheinend die Erde für den Weiterbau ins Passeier zu hart und ohne Wert. Auch im nahen Vinschgau ist der Tunnelbau ein Geist. Wahrscheinlich ist der Firma Oberosler die Bohrmaschine sequistriert worden weil beim Tunnel in Naturns die in Geradlinigkeit abhanden gekommen ist.

Sa., 30.06.2018 - 10:10 Permalink