Politik | Sanität

Zurück in die Zukunft?

Florian Zerzer gilt als aussichtsreichster Nachfolger für Thomas Schael. Theiners rechte Hand kennt den Sanitätsbetrieb bestens und genießt auch Kompatschers Vertrauen.
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Foto: Pixabay
Man wollte die Bombe gut verstecken.
Es war der 41. und letzte Punkt auf der Tagesordnung der Landesregierung an diesem Dienstag. Dort heißt es: „Ermächtigung an den Südtiroler Sanitätsbetrieb zum Abschluss einer Vereinbarung“.
Hinter dieser staubtrockenen Diktion verbirgt sich die Trennung des Südtiroler Sanitätsbetriebes von seinem Generaldirektor Thomas Schael. Die Landesregierung hat am Dienstag dem Vergleichsvorschlag der Schlichtungskommission für Arbeitsstreitfälle zugestimmt.
Noch am selben Tag unterzeichnete man eine einvernehmliche, endgültige Vertragsauflösung. Thomas Schaels Vertrag läuft noch bis Juni 2020. Die Einigung sieht vor, dass das Arbeitsverhältnis mit dem deutschen Manager am 10. August 2018 beendet wird. Der scheidende Generaldirektor erhält vom Sanitätsbetrieb eine Abschlagssumme von 184.883 Euro. 
 
Die Opposition im Südtiroler Landtag macht pressewirksam gegen diese Abschlagszahlung mobil. „Die Entlassung hat Schael selbst verschuldet, weshalb es völlig unangebracht ist, dass ihn die Landesregierung für seinen inkompetenten Führungsstil auch noch mit Steuergeldern belohnt“, wettert Sven Knoll von der Südtiroler Freiheit.
Die Zahlung mutet zwar hoch an, doch in Wirklichkeit liegt die Einigung durchaus im Rahmen der Entschädigungen, die in Südtirol an öffentliche Manager bei vorzeitiger Vertragsauflösung gezahlt werden.
So wurde vor einigen Wochen einvernehmlich das Arbeitsverhältnis zwischen der „Pensplan Centrum AG“ und ihrem Generaldirektor Markus Obermair beendet. Nach Informationen von salto.bz zahlte die öffentliche Gesellschaft auch in diesem Fall eine Abschlagszahlung in ähnlicher Größenordnung. Der Unterschied: Die Trennung ging in der Gesellschaft, die der Region Trentino-Südtirol gehört, im Gegensatz zur Sanität und zu Thomas Schael weit diskreter und unspektakulärer über die Bühne.
 

Die Nachfolge

 
Das Rennen um die Nachfolge von Thomas Schael hat schon seit längerem begonnen. Jetzt dürfte es aber ernst werden. Formell gibt es sieben Anwärter und Anwärterinnen. Es sind jene öffentlichen Führungskräfte, die sich vor drei Monaten in die neu geschaffene Landesliste der geeigneten Generaldirektoren für die Sanität eintragen ließen.
Die Eingetragenen: der Personalchef des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Christian Kofler, Heinrich Corradini, Direktor der Abteilung Vermögen im Gesundheitsbezirk Bozen, die Meraner Bezirksdirektorin Irene Pechlaner, der Leiter der Vergabeagentur des Landes Thomas Mathà, sowie zwei amtierende Ressortdirektoren aus der Landesverwaltung: Klaus Unterweger, Ressortchef von Landesrat Schuler und Florian Zerzer, Ressortchef von Landesrat Richard Theiner.
Florian Zerzer dürfte dabei der klare Favorit sein. Als rechte Hand des ehemaligen Sanitätslandesrates Richard Theiner gilt er nicht nur als Insider und Kenner der Materie, sondern viele behaupten, dass der eigentliche Sanitätslandesrat Zerzer und nicht Theiner war. Eine Einschätzung, die in der Frage der Schael-Nachfolge dem Vinschger Spitzenbeamten zum Vorteil, aber genauso zum Nachteil gereichen könnte.
 

Ein Versprechen?

 
In dieser Frage dürfte aber auch Florian Zerzers persönliche Situation zum Tragen kommen.
Theiners Ressortdirektor, der derzeit auf Urlaub in den USA weilt, ist kein pragmatisierter Landesbeamter.
Florian Zerzer wurde 1996 vom damaligen Wirtschaftslandesrat Werner Frick als persönlicher Referent in die Landesverwaltung geholt. Im Jahr 2000 wird Zerzer dann von außen zum Direktor der Abteilung für Tourismus, Handel und Dienstleistungen berufen. 2004 steigt der Vinschger zum Ressortdirektor des damaligen Sanitäts- und Soziallandesrates Richard Theiner auf. 2014 wechselt Zerzer mit seinem Landesrat dann die Bereiche. Derzeit leitet er das Ressort Raumentwicklung, Umwelt und Energie.
 
Weil Richard Theiner am Ende dieser Legislatur aus der Mandatspolitik ausscheidet, muss auch Florian Zerzer sich möglicherweise um einen neuen Job umsehen. Wobei Zerzer in der öffentlichen Verwaltung bleiben dürfte.
Denn bereits im Frühsommer 2017 hatte sich der gelernte Wirtschaftsinformatiker in Richtung Privatwirtschaft bewegt. Vor knapp einem Jahr ging der langjährige Direktor der Brixner Stadtwerke Wolfgang Plank in Rente. Florian Zerzer sollte sein Nachfolger werden. Nach Informationen von salto.bz war man sich bereits handelseinig.
Doch dann soll Florian Zerzer von ganz oben in der Landesverwaltung gehalten worden sein. Zerzer wird von der Regierung Kompatscher noch gebraucht.
So wird spätestens Ende dieses Jahres Hanspeter Staffler als Generaldirektor der Landesverwaltung ausscheiden. Florian Zerzer gilt auch hier aus aussichtsreicher Nachfolger. Inzwischen wurde auch das Personalgesetz des Landes geändert, das diese Direktberufung möglich macht.
Der Schael-Abgang könnte jetzt den Fokus aber in Richtung Sanität verschoben haben.
 

Die Bedenken

 
Die amtierende Gesundheitslandesrätin Martha Stocker erklärte gegenüber der Tageszeitung „Dolomiten“, dass der Schael-Nachfolger bereits Mitte September von der Landesregierung ernannt wird.
Nicht alle innerhalb der SVP sind aber für diese schnelle Rochade. Der Grund: Martha Stocker dankt nach dieser Legislatur ab. Deshalb wird spätestens im Jänner 2019 ein neuer Sanitätslandesrat inthronisiert werden.
Voraussichtlich wird es innerhalb der SVP ein Stechen zwischen Thomas Widmann und dem Neueinsteiger Bernd Gänsbacher um dieses Amt geben. Der Facharzt für Innere Medizin und emeritierter Hochschulprofessor würde sicherlich die fachliche Qualifikation für diesen Job mitbringen. Entscheidend wird sein, ob Gänsbacher beim Urnengang am 21. Oktober die nötige Stimmenmarke für den Sprung in die Landesregierung erreicht. Alles andere als ein leichtes Unterfangen. Hier hat der langjährige Landesrat Widmann sicher die besseren Karten in der Hand.
 
Es wäre besser dem neuen Landesrat die Entscheidung zu überlassen“, heißt es innerhalb der SVP jetzt zur Schael-Nachfolge. Landeshauptmann Arno Kompatscher dürfte demnach die Vorentscheidung treffen müssen, ob der neue Generaldirektor im September oder erst 2019 ernannt wird.
Sicher ist: Der Sanitätsbetrieb läuft ein halbes Jahre auch ohne Generaldirektor weiter.
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rotaderga Mi., 01.08.2018 - 13:48

"Theiners rechte Hand kennt den Sanitätsbetrieb bestens und genießt auch Kompatschers Vertrauen"
In dieser Zeile sind drei Gründe enthalten warum man nach einer besseren Lösung suchen sollte.

Mi., 01.08.2018 - 13:48 Permalink
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Marcus A. Mi., 01.08.2018 - 14:34

Ein Glücksfall, als studierter Informatiker können wir somit bei Herr Dr. Zerzer endlich auf ein funktionierendes EDV-System hoffen!

Mi., 01.08.2018 - 14:34 Permalink
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Richard Lang Do., 02.08.2018 - 16:18

Antwort auf von Marcus A.

...und warum hat er das in den 10 Jahren mit Theiner nicht geschafft? Zerzer hat selbst nach 5 Jahren im Amt vor den Wahlen 2008 zugegeben, das KIS (Krankenhausinformationssystem) sei für ihn ein sehr großer Misserfolg gewesen, aber in den nächsten 5 Jahren ist dieser Misserfolg nur noch größer geworden!

Do., 02.08.2018 - 16:18 Permalink
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Martin B. Mi., 01.08.2018 - 22:57

Dachte ich mir auch schon beim Lesen der Titelzeile. Der letzte Vinschger der in der Sanität vertrauensvoll wirkte, war laut meiner Impression Otto Saurer, aber damals war ich etwas jung um viel mitzuverfolgen. Seither haben alle eine eher schlechte Figur gemacht. Die Krux ist die Verzwickung Politik-Sanitätslandesrat mit dem Sanitäts-Generaldirektor. Es scheint ausgeschlossen das der neue Generaldirektor unabhängig Erfolge erreichen kann, da Negatives ihm angelastet und Positives von der Politik beansprucht wird. Damit will ich nicht Schael verteidigen, der für mich vor allem zwischenmenschlich-sozial und in seiner Außendarstellung versagt hat.

Mi., 01.08.2018 - 22:57 Permalink