Langkofel Hundesackl
Foto: renate mumelter
Gesellschaft | #alsodann

Heimat, die Berge. Das Alpinrätsel

Dreifingeraufsherz, ich schwör's, ich versteh's einfach nicht. Es übersteigt meine Denkmöglichkeiten, den Horizont auch. Den Glauben an die Menschheit erschüttert es.

Plötzlich liegt es vor mir, schön mittig auf Dolomit platziert, rot leuchtend und kaum zu fassen. Ich bin gerade beim Aufstieg auf die Langkofelscharte. Schwer atmend lege ich meine Wanderstöcke beiseite, strecke den Zeigefinger aus, bücke mich und drücke vorsichtig auf das rote Ding. Ja, es ist mollig weich, Hundekot im Plastiksäckchen. Ich fass es nicht, hole meine Lesebrille aus dem Rucksack, lese die Anweisung auf dem Säckchen. Einmal gefüllt, muss dieses in den Mülleimer entsorgt werden. Auf 2500 Metern ist kein solcher zu finden. Also packt der korrekte Hundebesitzer Waldis Hinterlassenschaft ins Sackl, knüpft es zu, damit's nicht stinkt und legt alles fein säuberlich am Wegrand ab. Genial.

Wie sagte Hannah Arendt „Niemand hat das Recht zu gehorchen“. Ein solches Recht würde vom eigenständigen Denken und vom eigenverantwortlichen Handeln befreien. Vieles fängt klein an.

Beim Abstieg in die andere Richtung treffe ich wieder ein gefülltes Sackl, diesmal schwarz und ohne Aufschrift. Es liegt schön eingebettet zwischen Almgras und Dolomit und hat den Sellastock im Blick. Der Zeigefingertest bestätigt den Inhalt. Anzutreffen sind derlei Höhenflüge des Hausverstands bisweilen auch mitten im Wald, logisch, schließlich lautet die Anweisung, Hundekot sei im Plastiksackl abzulegen. Die Anweisung wird ausgeführt auch in der Wildnis, eisern.

Wie sagte Hannah Arendt „Niemand hat das Recht zu gehorchen“. Ein solches Recht würde vom eigenständigen Denken und vom eigenverantwortlichen Handeln befreien. Vieles fängt klein an.

Aber macht nix, Plastiksackeln verrotten eh in 120 Jahren, die Tempo, die statt eines Blatts oder Grasbüschels zum Pipiabwischen genutzt werden, liegen sogar nur 5 Jahre herum. Alles sauber, alles easy.   

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Mario Turri So., 23.09.2018 - 08:11

Bellissimo articolo, grazie. In effetti, quello dell'abbandono sui sentieri dei sacchetti con escrementi di cane è uno dei grandi misteri dell'umanità.

So., 23.09.2018 - 08:11 Permalink
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G. M. So., 23.09.2018 - 13:34

Hier muss einfach strenger kontrolliert werden, auch im Tale. Es ist ein völliges Unding, überall Hundehaufen und diese Plastickbäutel zu sehen. Hundebesitzer haben als Halter des Tieres auch eine gewisse Verpflichtung, nämlich die Hinterlassenschaften des Tieres auf Gehsteigen etc. unverzüglich zu entfernen.

So., 23.09.2018 - 13:34 Permalink