Gesellschaft | ASTAT

Vertrauen ist gut...

Die Unzufriedenheit mit der Sanität und bei den Busdiensten steigt, das Vertrauen in Politiker und Journalisten bleibt niedrig, der Dialog Verwaltung-Bürger schwierig.
Baustelle
Foto: Pixabay

Zum fünften Mal hat das Landesstatistikinistitut ASTAT heuer zwischen April und Juli die Erhebung zur “Zufriedenheit der Bürger mit den öffentlichen Diensten” durchgeführt. Die Ergebnisse, die nun veröffentlicht wurden, zeigen: die Unzufriedenheit ist vor allem in der Sanität und bei den Busdiensten gestiegen; das Vertrauen in Politiker und Journalisten bleibt niedrig – und die Bürger fühlen sich wenig in politische Entscheidungen eingebunden.

Doch der Reihe nach. Abgefragt wurden vom ASTAT zunächst das Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen. Dabei bestätigt sich, was sich schon bei der vergangenen Umfrage 2015 gezeigt hat: Je “entfernter” Dienste bzw. Institutionen vom Bürger sind, desto geringer ist das Vertrauen. So geben etwa 75,6% der Befragten an, “sehr großes” oder “ziemlich großes” Vertrauen in ihre Gemeinde zu haben. Beim Land sind es 75,1%. Die Region Trentino-Südtirol genießt bereits weniger Vertrauen (52,1%), noch weniger die Europäische Union (41,1%). Am allerwenigsten vertrauen die Südtiroler jedoch dem italienischen Staat: Nur 18,2% geben an, “ziemlich großes” bzw. “sehr großes” Vertrauen zu haben, 53,2% sagen, ihr Vertrauen in den Staat ist “eher gering”, 23,8% haben “kein Vertrauen”.

Beeinflusst wird das Vertrauen stark von der Muttersprache. Ein Beispiel: Der Anteil der deutsch- und ladinischsprachigen Bürger, die dem Land nicht bzw. wenig vertrauen, ist drei Mal höher als jener der italienischsprachigen Bevölkerung.

 

Politiker und Journalisten ganz unten

Gering, wenn auch etwas höher als 2015, bleibt das Vertrauen in die Politik. Den nationalen Politikern vertraut nicht einmal jeder zehnte Südtiroler (9,4%). Journalisten (37,7%) und Südtiroler Politikern (40,9%) vertraut nur eine Minderheit.

Gesunken ist das Vertrauen in Priester (von 58,9 auf 55,4%) und in Ärzte (von 87,5 auf 88,2%), die aber immer noch das höchste Vertrauen in der Bevölkerung genießen. Am stärksten gestiegen ist das Vertrauen in die Ordnungskräfte: 76,3% geben an, ihnen zu vertrauen (2015 waren es 69,4% gewesen).

 

Zufriedenheit besser als Vertrauen

Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei der Betrachtung der Ergebnisse bei der Zufriedenheit mit den Diensten. “Es scheint, als führe die Bewertung ‘aus der Entfernung’ öfters zu negativen Empfindungen als jene bei der konkreten Nutzung der Dienste”, heißt es aus dem ASTAT. Besonders beim Land zeige sich das: 63,5% der Befragten vertrauen den Landesbediensteten, aber 82,8% sind mit den von ihnen erbrachten Diensten zufrieden. “Offensichtlich hat diese Berufskategorie also noch ein Imageproblem”, stellt das ASTAT fest.

Am wenigsten zufrieden sind die Südtiroler mit den Postdiensten, wobei die Zufriedenheit im Vergleich zu 2015 um 1,9 Prozentpunkte auf 57,1% gestiegen ist. Als Gründe für die Unzufriedenheit werden allen voran die unzuverlässige Postzustellung, zu lange Warteschlangen und ungünstige Öffnungszeiten genannt.

Den größten Verlust in Sachen Zufriedenheit muss die Sanität einstecken. 2015 gaben noch 80,7% an, mit dem Gesundheitsdienst zufrieden zu sein, drei Jahre später sind es 72,1%. Sprich, 28 Prozent sind unzufrieden. Hauptgrund für die Unzufriedenheit in der Sanität sind – wenig überraschend – zu lange Wartezeiten und unzureichende Zweisprachigkeit, aber auch die Nichterreichbarkeit am Telefon.

Rückläufig ist auch die Zufriedenheit mit den Busdiensten, sowohl in der Stadt (-5,3 Prozentpunkte) als auch auf den Überlandslinien (-5,7 Prozentpunkte) – während der Grad an Zufriedenheit mit den Eisenbahndiensten im Vergleich zu 2015 steigt (von 70,2 auf 76,7%). Als Gründe für die Unzufriedenheit im öffentlichen Personennahverkehr insgesamt werden vor allem häufige Verspätungen, unzureichende Sauberkeit, aber auch wenige Sitzplätze angeführt.

 

Langer Weg zwischen Verwaltung und Bürger

Als “nicht zufriedenstellend” bewertet das ASTAT aufgrund der Erhebungs-Ergebnisse den Dialog zwischen Bürger und öffentlicher Verwaltung. “Soziale Netzwerke stellen für die Öffentliche Verwaltung eine Chance dar, nicht nur um zu informieren, sondern auch um den Bürgern zuzuhören und ihre Beteiligung zu fördern”, schickt das ASTAT voraus. “Die Öffentliche Verwaltung, die sich an den sozialen Netzwerken beteiligen will, muss sich an das geänderte Sprachverhalten anpassen; außerdem muss sie ihren ‘Schaukasten’ passend gestalten – zu viele Mitteilungen vermeiden und die abgegebenen Kommentare moderieren.”

Und hier haben die öffentlichen Verwaltungen in Südtirol offensichtlich noch dringenden Aufholbedarf: Nur 12,5% der Südtiroler folgen einer öffentlichen Verwaltung auf Facebook Twitter oder sonstigen Social-Media-Kanälen – und das, obwohl die Hälfte der Bevölkerung um deren Existenz weiß und mehr als 165.000 Personen regelmäßig eine dieser Seiten aufrufen, wie aus der ASTAT-Mehrzweckerhebung 2017 hervorgeht.

Der Eindruck einer nicht zufriedenstellenden Beziehung mit den Institutionen wird durch folgende Grafik bestätigt:

Nicht einmal jeder zweite Bürger fühlt sich bei den Entscheidungen der eigenen Gemeinde einbezogen – und nur jeder dritte bei jenen des Landes.