Politik | Wahlen 18 Elezioni

Schulers Abrechnung

Die Mitglieder der Vinschger Obstgenossenschaft VI.P haben mit der Jahresabrechung 2017 eine Wahlempfehlung für Arnold Schuler erhalten.
Äpfel
Foto: Suedtirol Foto/Othmar Seehauser
Es ist der Brief, der das Erntejahr abschließt. Meistens kommt er kurz vor der neuen Ernte.
Die Mitglieder der Obstgenossenschaften oder der Südtiroler Kellereien bekommen die finanziellen Früchte ihrer Arbeit traditionell in mehreren Raten ausbezahlt. Die erste Rate zu Lichtmess (2. Februar), die zweite Rate zu Georgi (23. April), die dritte zu Jakobi (25. Juli) und die letzte Rate zu Martini (11. November). Zwischen der vorletzten und letzten Rate bekommen die Bauern auch die Jahresabrechnung.
Die VI.P (Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse), ist der Zusammenschluss von sieben Vinschger Obstgenossenschaften und von Bio-Vinschgau. Nach der VOG ist dieser Verband der zweitgrößte Player am Südtiroler Apfelmarkt.
Die rund 2.000 Mitglieder der VI.P-Genossenschaften haben in den vergangenen Tagen ihre Jahresabrechnung bekommen. Nach Informationen von salto.bz ist sie für die Bauern erfreulich gut ausgefallen.
Dennoch herrscht unter gar einigen VI.P-Mitgliedern seitdem ordentlicher Unmut. „Das ganze ist eine Schweinerei und eine präpotente Ausnutzung von Verbandsstrukturen“, ärgert sich ein Vinschger Bauer.
 

Das Schreiben


Der Grund für den Ärger liegt in einem Schreiben, das der Jahrsrechnung beigelegt ist. Es handelt sich um eine offene und sehr großzügige Wahlwerbung für Arnold Schuler.
In dem Schreiben mit dem Titel „Landtagswahl 2018“ heißt es:
 
„Südtirols Landwirtschaft ist europaweit sowohl im integrierten als auch im Bio- Obstbau führend. Es muss unser Ziel sein, diesen Vorsprung zu halten oder gar auszubauen. Dafür müssen wir neue Weichen stellen und uns entsprechend weiterentwickeln. Die Wertschätzung für die Landwirtschaft hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen und es wird immer schwieriger, die Bedeutung und die Notwendigkeiten dieser dementsprechend zu erklären. Der Bereich Obstbau ist von der Anbauweise bis hin zur Organisation nirgends so innovativ wie im Vinschgau
und dennoch wurde die Landwirtschaft nirgendwo anders im Lande derart kritisiert wie hier. Dies wollen und können wir so nicht hinnehmen.“
 
Dann folgt ein Loblied auf den amtierenden Landesrat für Landwirtschaft:
 
„Mit Landesrat Arnold Schuler hatten wir in diesen schwierigen Jahren einen verlässlichen Partner. Es hat sich gezeigt, wie wichtig und vorteilhaft es ist, dass er diesen Bereich auch als Produzent und Mitglied einer Genossenschaft kennt, um sich mit dem entsprechenden Wissen den Diskussionen stellen zu können. Er hat auch immer wieder den Mut bewiesen, öffentlich zu uns zu stehen. Zudem hat er das entsprechende Feingefühl gezeigt, um Lösungen für ein friedliches Miteinander zwischen Obstbau und BIO-Grünlandflächen zu erreichen. Durch die Reorganisation des Versuchszentrums Laimburg und die Gründung der Plattform Pflanzengesundheit zwischen derFreien Universität Bozen und dem Versuchszentrum Laimburg sind in den letzten Jahren neue Voraussetzungen zur Stärkung des Versuchswesens geschaffen worden.“
 
Besser kann man eine Werbetext für einen Politiker wohl kaum scheiben. Am Ende dann eine klare Empfehlung:
 
„Wie sich die Obstwirtschaft im Vinschgau weiterentwickeln wird, hängt von uns allen ab, aber auch ganz wesentlich von unserer politischen Vertretung. Deshalb möchten wir uns nochmals bei Landesrat Schuler für seinen großen Einsatz für die Obstwirtschaft bedanken und hoffen, dass er auch mit Eurer Hilfe bei den Landtagswahlen am 21. Oktober wiedergewählt wird.“
 
Unterzeichnet ist das Schreiben auf dem offiziellen VI.P-Papier vom Obmann des Verbandes Thomas Oberhofer.
Daneben ein schönes Foto des Landesrates und Plauser Bauern Arnold Schuler in seiner Wiese hinter Apfelbäumen.
Dass die einseitige Wahlwerbung für den SVP-Kandidaten nicht besonders geschickt und der Vorwurf einer parteipolitischen Ausnutzung der Genossenschaftsstrukturen nicht aus der Luft gegriffen ist, liegt auch an der Tatsache, dass die VI.P größzügigst mit öffentlichen Geldern unterstützt wird. So erhielt der VI.P über die staatliche Agentur Agea allein 2017 9.444.944 Euro aus den EU-Fördertöpfen. 2016 waren es knapp 9,6 Millionen Euro gewesen.
Hier wird die Genossenschaft für SVP-Zwecke missbraucht“, schimpft deshalb ein Mitglied einer VI.P-Genossenschaft.
Bild
Profil für Benutzer 19 amet
19 amet Sa., 29.09.2018 - 21:34

Das Problem sind Sie, Kunze, da Sie nicht einmal kapieren, dass man Wahlpropaganda auf eigene Kosten und nicht auf die des
Steuerzahlers oderMitbürgers macht. Wann lernen Sie endlich dazu ?

Sa., 29.09.2018 - 21:34 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher So., 30.09.2018 - 11:32

Ich verstehe und teile die Empörung genannter Bauern und von Christoph Franceschini. So lange das Gesetz, das so etwas verbietet, aber keine Sanktionen vor sieht, werden diese Lücken aber unverschämt ausgenutzt. Aber die starken Lobbys der Wirtschaftsverbände haben da eben vorgesorgt!
Andererseits beneide ich diese Gruppen, die genau wissen, wen sie empfehlen und wählen müssen, damit sie die Garantie haben, dass er ihre Interessen vertritt und umsetzt. So jemanden haben die Lohnabhängigen und Rentner nicht! Das ist auch ein Problem - oder das größere!

So., 30.09.2018 - 11:32 Permalink