Politik | Wahlen 18 Elezioni

Tesla im Rückwärtsgang

Nach einem Sturm der Entrüstung hat sich Reinhard Zublasing jetzt beim SVP-Obmann Philipp Achammer schriftlich entschuldigt. Die Hintergründe eines Schmierentheaters.
radio.jpg
Foto: upi
Am Ende ist das gefährliche Spiel von Reinhard Zublasing aufgegangen.
Zwei Wochen lang war der Eppaner SVP-Kandidat in den Schlagzeilen. „Diese Wahlwerbung ist unbezahlbar“, sagt ein Mitkandidat auf der SVP-Landtagsliste.
Der Radiospot von Reinhard Zublasing mit dem Satz „Wir brauchen keine Parasiten“ hat in den vergangenen Wochen in- und außerhalb der SVP zu einem Sturm der Entrüstung geführt. Spätestens nach dem angekündigten Rückzug und die Wiederausstrahlung mit einem Piepston über dem Wort Parasiten wurde klar, dass es sich nicht um einen einmaligen Ausrutscher handelt, sondern um das bewusste Fischen der SVP am rechten Wählerrand.
Nachdem salto.bz die Weiterausstrahlung mit Piepston enthüllte, wurde der Druck innerhalb der SVP auf Zublasing in den vergangenen Tagen deutlich erhöht. Martin Federspieler, Magdalena Amhof und Zeno Christanell distanzierten sich in öffentlichen Aussendungen von der Vorgangsweise ihres Mitkandidaten.
Vor allem aber griffen Landeshauptmann Arno Kompatscher und SVP-Obmann Philipp Achammer persönlich ein und forderten die sofortige Absetzung des Radiospots, sowie ein klare Entschuldigung von Reinhard Zublasing.
 

Doppelter Rittberger

 
Der Eppaner Wirtschaftskandidat und Vizepräsident des italienischen Hockeyverbandes legte deshalb einen doppelten Rittberger aufs Parkett.
Reinhard Zublasing hatte eine Woche zuvor, nach der Abmahnung von SVP-Obmann Achammer und der Forderung den Radiospot abzusetzen, mit der provokanten Pieps-Aktion reagiert und so den Spot weiterlaufen lassen.
Am Dienstag erklärte Zublasing dann in einem Interview mit der Tageszeitung:Der Philipp hat mir gar nichts verboten.“ Vor allem aber zeigt der SVP-Politiker keine große Einsicht. Auch die Frage von Tageszeitungs-Chefredakteur Artur OberhoferSie halten Ihren Parasiten-Sager also noch immer nicht für einen Fehler?“ antwortet Zublasing: „Mah Fehler.....Parasit ist vielleicht ein bisschen zu heftig“.
Einen Tag später dann die 180-Grad-Wende. Reinhard Zublasing leistet plötzlich Abbitte. Er verfasst am Mittwoch ein Schreiben an den den SVP-Obmann:
 
Auch wenn ich in der Sache an sich, sprich in der Frage des Umgangs mit dem Thema Migration, für klare und strenge Richtlinien bin, sichere ich zu, im weiteren Wahlkampf auf dem Boden unserer gemeinsamen Wertehaltung als Südtiroler Volkspartei zu argumentieren.

Scheinheilige SVP?

 
Die plötzliche Rückzugsaktion von Reinhard Zublasing lässt aber einige Fragen offen, die kein besonders gutes Licht auf seine Partei werfen. Der Vorsitzender der SVP-Wirtschaft Josef Tschöll hat sich in den vergangenen Wochen mehrmals mit geharnischten Pressemitteilungen gegen die Ausländerfeindlichkeit von CasaPound und der Freiheitlichen im Wahlkampf zu Wort gemeldet. Zum Zublasing-Spot meinte Tschöll diese Woche: „Wir haben mit dem Spot nichts zu tun, denn wir sind stets eine gemäßigte Stimme“. 
 
Interessant dabei: Per Gesetz muss bei jeder Wahlwerbung der Auftraggeber angegeben werden. Offizieller Auftraggeber des umstrittenen Radiospots von Reinhard Zublasing ist dabei die Südtiroler Volkspartei. Die Rechnung für die Ausstrahlung wurde nach Informationen von salto.bz auf die SVP-Wirtschaft ausgestellt. Also der Organisation, der Tschöll vorsteht und die angeblich nichts mit dem Spot zutun haben will.
Aber auch der SVP-Wahlkampfleiter Thomas Widmann hat sich am Mittwoch in RAI Südtirol gegen den Spot von Reinhard Zublasing ausgesprochen. Was Widmann nicht sagt: Die SVP und der Eppaner Kandidat haben dieselbe Werbeagentur für ihre Wahlwerbung. Deshalb war Widmann seit langem über den Inhalt des Spots detailliert informiert.
Nur jetzt will plötzlich jeder Jungfrau sein.
Bild
Profil für Benutzer alfred frei
alfred frei Fr., 12.10.2018 - 09:30

ein Handbuch für die Bekämpfung von Bettwanzen, Kopfläusen und anderen Parasiten gehört zur Wahlwerbung, nicht vergessen dabei die Ansteckungsgefahren; so nebenher, die Rede Goebbels: die Urheber des Unglücks der Welt

Fr., 12.10.2018 - 09:30 Permalink