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Der Schützen-Unterricht

An der Grund- und Mittelschule Tramin haben die Schützen am Montagvormittag die Kinder über „100 Jahre Kriegsende“ aufgeklärt. Eine problematische Aktion.
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Foto: SSB
Ulrike Hofer weicht keiner Frage aus. „Wir haben das im Vorfeld genau abgesprochen und geprüft“, sagt die Direktorin des Schulsprengels Tramins, „und die Vorgabe war, es darf nichts Politisches oder gar Wahlwerbung geben“. Die Vortragenden hätten sich daran auch gehalten.
Dennoch herrscht bei manchem in Tramin Unmut. „Es kann doch nicht sein, dass der Bezirksmajor des Schützenbundes in einer Grundschulklasse über das Kriegsende referiert“, sagt der Sprecher einer Elterngruppe aus dem Unterland, die sich an salto.bz gewandt hat.
Der Hintergrund ist eine Geschichte, die man als problematisch bezeichnen kann. Vor allem dann, wenn sie sich sechs Tage vor den Landtagswahlen abspielt.
 

Bezirksmajor als Lehrer

 
Eine Abordnung des Südtiroler Schützenbundes hat am vergangenen Montag im Veranstaltungsaal des Schulsprengels Tramin einen Film und ein Quiz mit dem Titel „100 Jahre Kriegsende“ vorgestellt.
Zwischen 8.55 Uhr und Unterrichtsende wurde den 9 Mittelschulklassen und den 4. und 5. Klassen der Grundschule während der Unterrichtszeit ein vom Schützenbund produzierter Kurzfilm zum Ersten Weltkrieg und zum Kriegsende gezeigt. Es handelt sich dabei um einen Film, der von Kindern für Kinder produziert wurde. Zudem stellte man das Quiz des Schützenbundes "1918 - 2018 Erster Weltkrieg“ vor.
 
„Wir haben uns alle Inhalte vorab angeschaut und geprüft“, sagt Direktorin Ulrike Hofer. Zudem hätten die Lehrpersonen den Stoff im Unterricht durchgemacht. Die Kinder seien so vorbereitet gewesen.
Die Direktorin kann deshalb die Bedenken nicht teilen. „Zu uns kommt ja auch die Musikkapelle, um die Instrumente vorzustellen“, argumentiert Hofer. Es ist ein Vergleich, der ordentlich hinkt.
 

Die Initiative

 
Die Initiative für die historische Schuloffensive geht dabei direkt vom Südtiroler Schützenbund aus. Der Kommandant des SSB-Bezirkes Unterland Peter Frank hat sich bereits im Sommer an mehrere Südtiroler Schulen gewandt.
Im Rundschreiben Franks, der auch der Landesleitung des Südtiroler Schützenbundes angehört, heißt es:
 

„Sehr geehrte/r Frau/Herr Direktor
 
im heurigen Gedenkjahr zum 100-jährigem Ende des Ersten Weltkrieges ist es uns als Schützenbezirk Süd-Tiroler Unterland ein besonderes Anliegen vor allem bei unseren Jugendlichen des Interesse an den Geschehnissen rund um Tirol während des „Großen Krieges“ zu wecken. Wir haben hierzu ein Projekt ins Leben gerufen, das wir ihnen gerne kurz vorstellen.
Unser Land Süd-Tirol hat eine bewegende Geschichte hinter sich, aber sicherlich auch eine interessante Zukunft vor sich. Wir als Schützenbezirk möchten zum gegebenen Anlass die Gelegenheit ergreifen den Schülern der 4. und 5, Klasse Grundschule/ Mittelschule einen erweiterten Einblick in die Geschehnisse rund um unsere Heimat während des Ersten Weltkrieges zu gewähren. Mit Hilfe von Quizfragen möchten wir die Schüler lediglich dazu anregen in der Geschichte ihrer Familien und ihres Umfeldes nachzuforschen.
Es ist uns in besonderes Anliegen vor allem bei unseren Jugendlichen das Interesse an den Geschehnissen rund um Tirol während des „Großen Krieges“ zu wecken.
Wir bitten die Schulleitung um eine halbe Stunde während der Lehrzeit im September, an der wir die Schüler z.B. in Aula zur Vorstellung des Quiz zum Gedenklahr „100 Jahre Kriegsende“ versammeln dürfen.“
 
Und weiter:
 
„Wir möchten mit unserem Projekt in keinster Weise in den Unterrichtsstoff eingreifen, natürlich ist und bleibt es Aufgabe der Schule unsere Geschichte und unsere Kultur mit Fachwissen und pädagogischem Können unseren Kindern weiterzuvermitteln“.
 
Bezirkskommandant Peter Frank gibt im E-Mail auch zu bedenken, dass den „Lehrern dadurch kein Mehraufwand entsteht“. Zudem: „Sollte jedoch der Wunsch bestehen, dieses Thema in den Lehrplan aufzunehmen, sind wir als Schützenbezirk sehr gerne bereit Ihnen unsere Unterstützung zuzusichern“.
 
Das Schreiben ist an mehrere Unterlandler Schulen gegangen. Die Frage ist: Wieviele habe sich für den patriotischen Nachhilfeunterricht begeistern können.
 

Das Quiz

 
Wie der Geschichtsunterricht der strammen Mander dabei ausschaut, wird am Quiz deutlich, das man in Tramin den Schülern vorgestellt hat.
Der Schützenbund hat ein Quiz erarbeitet mit 23 Fragen zum Ersten Weltkrieg, das man auch Online ausfüllen kann. Zur Auswahl stehen dabei bei jeder Frage drei mögliche Antworten. Unterstützt wird diese Aktion auch vom Kulturamt des Landes.
In welche Richtung das historische Ratespiel geht, wird deutlich, wenn man sich die Fragen und Antworten genauer anschaut.
 
Das Geschichtsbild der Schützen besteht im Fragenkatalog nur aus Österreich, Tirol und den Standschützen.
Eine Auswahl der Fragen:
 
  • Welchem Bündnis gehörte Österreich-Ungarn und damit Tirol bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs an?
  • Welche militärische Einheit des Deutschen Kaiserreichs unterstützte die Tiroler Standschützen besonders am Anfang an der Gebirgsfront?
  • Wo liegt Galizien, wo Österreich-Ungarn 324.000 Tote und Verwundete sowie 130.000 Gefangene verlor?
  • Welche Kopfbedeckung trugen die österreichischen Soldaten 1915?
  • Welches ist das einzige Gebiet im heutigen Staat Österreich, das im Ersten Weltkrieg von Kriegshandlungen betroffen war?
  • Wie viel wog ein durchschnittlicher österreichischer Soldat zu Kriegsende?
 
Fragen zu den italienischen Opfern gibt es selbstverständlich keine. Dafür gibt es eine andere Konstante: Die Überhöhung Österreichs und eine bewusste Herabsetzung Italiens.
Etwa in der Frage „Warum spielt der Col di Lana in der Geschichte eine so wichtige Rolle?“: Die richtige Antwort: „Weil sein Gipfel von den Italienern weggesprengt wurde.
Oder: „Wieso kamen am letzten Tag des Ersten Weltkriegs noch 380.000 österreichische Soldaten in italienische Kriegsgefangenschaft?“ Die richtige Antwort:
Weil sie durch ein Missverständnis glaubten, dass der Krieg bereits aus war.
 
Im Quiz werden aber auch sehr geschickt politisch-patriotische Botschaften transportiert. Etwa in den Fragen:
 
  • Wann kamen Südtirol und das Trentino offiziell zu Italien?
  • Wie viele Jahre gehörte Südtirol ungefähr zu Österreich?
  • Was bedeutet Annexion genau?
Oder in der Frage „Warum setzten bei Kriegsende die Tiroler große Hoffnungen auf den US-Präsidenten Wilson und sein 14-Punkte-Programm?“ Die richtige Antwort: „Er war für die Selbstbestimmung.
 
Aber politisch ist die Schützengeschichte anscheinend nicht.
 

Der Termin

 
Wir haben diese Aktion im Leitungsteam besprochen“, sagt Direktorin Ulrike Hofer „und dann dem Kollegium vorgelegt“. Nach Informationen von salto.bz waren nicht alle Lehrer begeistert. Nicht nur der Inhalt, sondern auch der Zeitpunkt der Aktion stieß einigen bitter auf.
Wir mussten das jetzt machen“, rechtfertigt Direktorin Hofer die Tatsache, dass der besondere Geschichtsunterricht ausgerechnet sechs Tage vor den Landtagswahlen erfolgt ist, „weil es zum Quiz eine Preisauslosung gibt."
Das Schützenquiz läuft vom 25. Februar bis zum 4. November 2018. Auch dieses Datum dürfte kein Zufall sein. Danach werden unter den Teilnehmern, die zwischen 100 und 60 Prozent der Fragen richtig beantwortet haben, drei Preise ausgelost.
Auch hier lautet das Motto, dem Land Tirol die Treue.
 
 
  • 1. Preis – verlängertes Wochenende (Freitag bis Sonntag) in Innsbruck für vier Personen mit Übernachtung in einem vier Sterne Hotel und Eintrittskarten fürs Tiroler Landesmuseum und den Innsbrucker Alpenzoo;
  • 2. Preis – geführte Skiroute durch die Kriegsschauplätze des 1. Weltkriegs und der atemberaubenden Kulisse der Dolomiten, mit einer Übernachtung auf einer Berghütte für vier Personen;
  • 3. Preis – VIP Karten für das Alpenflairfestival in Natz für vier Personen.
Auch ein FreiWild Konzert ist wahrscheinlich für die Traminer Schüler pädagogisch besonders wertvoll. Vor allem im VIP-Zelt.
 

Alle Fotos stammen aus dem Quiz des Südtiroler Schützenbundes.

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Manfred Klotz Mi., 17.10.2018 - 10:28

Der Hinweis auf die Landtagswahlen ist etwas weit hergeholt, da haben Sie recht. Aber problematisch ist die Sache - sollte der "Unterricht" wirklich so einseitig sein - aber dennoch, nicht zuletzt, Weil sich die Schützen ganz eindeutig politisch positionieren. Oder was würden Sie sagen, wenn eine Abordnung von Casapound in den Schulklassen ihre Sicht der Dinge schildern würde?

Mi., 17.10.2018 - 10:28 Permalink
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Manfred Klotz Do., 18.10.2018 - 08:15

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

In dem Sinne, dass die Schützen die Geschichte aus ihrer Warte erklären und Casapound sie aus ihrer Warte erklären würden. In beiden Fällen bleibt ein Teil der Geschichte strategisch ausgeklammert, nämlich jener, der nicht zum eigenen Gedankengut passt.

Do., 18.10.2018 - 08:15 Permalink
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Stephan H. Mi., 17.10.2018 - 13:35

Aber dass in der Schule hauptsächlich italienische Geschichte und kaum etwa die Geschichte Tirols behandelt wird, ist dann wohl unpotlitisch?

Mi., 17.10.2018 - 13:35 Permalink
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Harry Dierstein Mi., 17.10.2018 - 16:07

Die Entscheidung der Traminer Schulleiterin Ulrike Hofer ist absolut inakzeptabel und gehört nach meinem Empfinden disziplinarisch gemaßregelt! Es ist unverantwortlich, den Geschichtsunterricht einer deutschnationalen Militärgruppierung zu überlassen, die die Zugehörigkeit Südtirols zu Italien so gebetsmühlenartig wie wahrheitswidrig als "Unrecht" klassifiziert.

Hat denn der Schützenmajor den Kindern auch erklärt, dass Österreich zusammen mit Deutschland diesen Weltkrieg ohne Not vom Zaun gebrochen hat bzw. viel zu wenig unternommen hat, um diese Katastrophe zu verhindern?

Hat er den Kindern auch erklärt, dass Tirol heute noch eine geeinte Region wäre, wenn man seinerzeit in Wien und Berlin nicht so fanatisch den Krieg gesucht hätte? Dass die Teilung Südtirols also wahrlich kein Unrecht ist, sondern schlicht ein Kriegsergebniss eines zu ganz großen Teilen selbstverantworteten Konfliktes?

Der Schützenmajor wird diesen Teil der Geschichte den Kindern ganz sicherlich wieder verschwiegen haben, so wie man es von den rot-weiß-roten Geschichtsreduzierern ja hinlänglich kennt. Er wird sicher mächtig auf die Tränendrüse gedrückt haben und die Opferrolle herausgekehrt haben.

Es ist wirklich sehr schlimm und eigentlich unerträglich, dass die Schulleiterin Ulrike Hofer historisch so unsensibel und offenbar auch fachlich nicht dazu in der Lage ist, die Gefahr der Indoktrination für ihre Schützlinge zu erkennen.

Dass Hofer den Schützen in ihren Schulen eine Bühne dafür bietet, den Kindern deren einseitiges Weltbild zu offenbaren, disqualifiziert sie in meinen Augen nicht unerheblich für ihre Position als (eigentlich politisch neutrale) Schulleiterin.

Mi., 17.10.2018 - 16:07 Permalink
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Karl Maier Mi., 17.10.2018 - 20:08

Antwort auf von Manfred Klotz

Sehr geehrte Herr Dierstein,
ich finde es äußerst befremdlich, dass sie die historisch gewachsene Tradition des Tiroler Schützenwesens nicht anerkennen und sie stattdessen als „deutschnationale Militärgruppierung“ titulieren. Ich glaube nicht, dass sie mit dieser Bemerkung auf das Entstehen der Schützen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation hinweisen wollen.
„Zugehörigkeit Südtirols zu Italien so gebetsmühlenartig wie wahrheitswidrig als "Unrecht" klassifiziert. „Dieser Satz drückt geschichtliche Unkenntnis aus. Ich glaube sie werden kaum einen Völkerrechtsexperten finden, der nicht dagegenhalten würde. Die Autonomie Südtirols hätte nach Ihrer Darstellung überhaupt keine Berechtigung mehr, da es ja kein Unrecht gibt und man somit auch nichts zu schützen hat. Des Weiteren gehen sie nicht darauf ein, dass Italien den Dreibund verlassen und sich aufgrund des Geheimvertrages von London aus dem Jahre 1915, auf die Seite der Entente geschlagen hat. Somit kann man die Teilung Tirols nicht als naturgegebenes Kriegsergebnis darstellen wie sie es tun.

Sehr geehrte Herr Klotz,
der Vergleich zwischen den Schützen und Casapound hinkt auf allen Ebenen. Auf der Ebene der Menschlichkeit, die Casapound nun einmal nicht besitz während sich die Schützen sogar Informationsabende mit dem Verein Volontarius organisieren. Auf der Ebene der Kultur, bei der Casapound einzig und allein dem Faschismus huldigt während die Schützen sich der Brauchtumspflege verschrieben haben und auf der Ebene der Politik, bei der Casapound sich für ein autoritäres System ausspricht, während die Schützen sich nicht zu einem solchen bekennen.
Wenn sie schon einen Vergleich haben wollen, könnten sie die ANPI nehmen die schon einen Lehrauftrag hat, aber darüber wird in diesem Artikel geschwiegen ebenso wie in den Kommentaren. An die grausamen Verbrechen im Grödnertal nach Kriegsende sei an dieser Stelle erinnert.

Mi., 17.10.2018 - 20:08 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 17.10.2018 - 21:04

Antwort auf von Karl Maier

Die ANPI (Ital. Partisanvereingung) hat sich durch den Kampf gegen den italienischen Faschismus und das Duce-Regime und nach der Besetzung Italiens gegen den National-Sozialismus und das Hitler-Regime einen Namen gemacht und zur Befreiung und Demokratisierung Italiens beigetragen . Verständlicherweise ist sie eine linksgerichtete und antifaschistische Organisation auch heute noch. Die Schützen haben ja nichts Vergleichbares gegen Faschismus und NSDAP geleistet. Oder?

Mi., 17.10.2018 - 21:04 Permalink
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Harry Dierstein Mi., 17.10.2018 - 22:18

Antwort auf von Karl Maier

Sehr geehrter Herr Mair,
es liegt mir völlig fern, die Autonomie Südtirols infrage zu stellen, denn sie hat ihre kulturelle und zivilisatorische Berechtigung und ist sie sinnvoll und erfolgreich.

Woran ich mich aber in der Tat erheblich störe, ist das permanente Stänkern mit der Begrifflichkeit „Unrecht“, da die Verwendung dieser Vokabel Revanche insistiert. Sie insistiert, dass man endlich etwas „gerade rücken“ müsse, dass man endlich „etwas bereinigen“ müsse, dass man eben ein „Unrecht heilen“ müsse, was aber eben so definitiv nicht stimmt. Denn die Teilung Tirols ist in erster Linie das Ergebnis des verlorenen Angriffskrieges (!) von Deutschland und Österreich auf seine Nachbarn.

Es ist auch falsch, dass sie schreiben, Italien wäre aus dem Dreibund „ausgetreten“. Denn das ist es deshalb nicht, weil der Dreibund NICHT für den Fall eines Angriffskrieges galt. Insofern ist Italien keineswegs „ausgetreten“, vielmehr haben sich die beiden anderen Bündnispartner vertragswidrig verhalten.

Mi., 17.10.2018 - 22:18 Permalink
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pérvasion Mi., 17.10.2018 - 23:02

Antwort auf von Harry Dierstein

Am 8. Oktober 2014 stimmten folgende 31 Landtagsabgeordneten für Punkt 1 von Beschlussantrag 6/13, wonach die Abtrennung Südtirols von Österreich ein Unrecht war: Achammer, Amhof, Artioli, Blaas, Deeg, Dello Sbarba, Foppa, Heiss, Hochgruber Kuenzer, Klotz, Knoll, Köllensperger, Leitner, Mair, Mussner, Noggler, Oberhofer, Pöder, Renzler, Schiefer, Schuler, Stirner Brantsch, Stocker M., Stocker S., Theiner, Tinkhauser, Tommasini, Tschurtschenthaler, Widmann, Wurzer, Zimmerhofer.

Dagegen stimmte: Urzì.

Ihre Meinung ist Ihnen natürlich unbenommen. Trotzdem wollte ich Sie informieren, dass Sie in einem Land leben, in dem die Auffassung, dass die Teilung Tirols ein Unrecht war, fast vom gesamten politischen Spektrum geteilt wird.

Mi., 17.10.2018 - 23:02 Permalink
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Harry Dierstein Do., 18.10.2018 - 07:17

Antwort auf von pérvasion

In der 32. Sitzung vom 08.Oktober 2014 wurden über vier Punkte des Beschlussantrages 6/13 (eingebracht von der Süd-Tiroler Freiheit) abgestimmt. Der erste Punkt war wie folgt formuliert:

"Der Südtiroler Landtag unterstreicht, dass Südtirol gegen den Willen der Bevölkerung vom Vaterland Österreich abgetrennt wurde und bezeichnet die unfreiwillige Angliederung Südtirol an Italien als Unrecht."

Für den ersten Teil den Satz MUSS man zwingend mit "ja" stimmen. Für den zweiten Teil habe ich eine andere Auffasung, die ich weiter oben auch schon detaillierter formuliert habe und ich bleibe dabei: Es ist ein Kriegergebniss und kein Unrecht. Den Krieg anzuzetteln, das war Unrecht!

Do., 18.10.2018 - 07:17 Permalink
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Manfred Klotz Do., 18.10.2018 - 08:28

Antwort auf von Karl Maier

Lieber Herr Mair, Sie müssen sich schon bemühen Texte zu verstehen. Es geht mir nicht um einen Vergleich, bzw. um eine Gleichstellung der Tätigkeit der Schützen und Casapound, sondern um die Art und Weise wie zwei diametral entgegengesetzte Interpretationen geschichtlicher Ereignisse zustande kommen können.

Do., 18.10.2018 - 08:28 Permalink
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Stephan H. Mi., 17.10.2018 - 17:32

"Dass die Teilung Südtirols also wahrlich kein Unrecht ist"

Nur italienische Nationalisten, Fanatiker oder vielleicht italienische Geheimdienstmitarbeiter würden wohl aus heutiger Sicht die Teilung Tirols (nicht Südtirols) nicht als Unrecht beschreiben und es versuchen irgendwie umzudeuten. Wenn in einem bestimmten Gebiet wie Südtirol gegen den Willen des Großteils der Bevölkerung eine Grenze willkürlich gezogen wird, ist das heutzutage common sense dass es sich um ein Unrecht handelt. Egal ob es sich dabei um Österreicher, Italiener oder Afrikaner handelt, das ist einfach common sense, ok?

Mi., 17.10.2018 - 17:32 Permalink
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Harry Dierstein Mi., 17.10.2018 - 19:58

Antwort auf von Stephan H.

Nein, nicht ok! Es ist allenfalls "common sense", dass es ein großes Unrecht war, diesen Krieg zu beginnen bzw. nicht zu verhindern. Hätte es keinen Krieg gegeben, wäre Tirol auch nicht geteilt worden.

Das ist die Kausalität und sie sollten Ursache und Wirkung einfach besser auseinanderhalten. Deutschland und Österreich (mit Südtirol) waren keine Opfer im 1. Weltkrieg, sondern Täter. Nachzulesen u. a. bei Fritz Fischer (bis heute nicht wiederlegt), Wolfram Wette, Hannes Obermair und sicherlich noch zahlreichen anderen namhaften Historikern.

Mi., 17.10.2018 - 19:58 Permalink
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Stephan H. Mi., 17.10.2018 - 22:02

Antwort auf von Harry Dierstein

Das stimmt so nicht. Unabhängig wer den Krieg begonnen hat und was für mannigfaltige Ursachen es alles gab: eine ANNEXION ist und bleibt politisch, rechtlich und moralisch gesehen ein Unrecht, das hat grundsätzlich nichts mit einer Opferrolle zu tun. Und ja, das ist "common sense" in der gesamten Politik und in den Vereinten Nationen, weshalb also diese Diskussion?

https://de.wikipedia.org/wiki/Annexion

Mi., 17.10.2018 - 22:02 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Do., 18.10.2018 - 22:56

Antwort auf von Harry Dierstein

Herr Dierstein, sie sollten endlich einmal akzeptieren (vielleicht nachdem sie sich ein Geschichtsbuch zu Gemüte geführt haben), dass nicht Österreich den Krieg gegen Italien begonnen hat, sondern dass es genau umgekehrt war. Italien hat 1915 einen imperialistischen Angriffskrieg gegen Österreich und damit gegen Tirol begonnen (so wie 1911 gegen die Türkei und wie vorher mehrmals gegen Abessinien), mit dem einzigen Zweck der Gebietseroberung.

Do., 18.10.2018 - 22:56 Permalink
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Harry Dierstein Fr., 19.10.2018 - 06:30

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Herr Staffler, ich danke Ihnen sehr für diesen Beitrag, den ich wirklich für sehr wichtig halte, weil sich damit zweifelsfrei beweisen lässt, wie falsch es ist, Geschichtsreduzierer wie sie in die Schulen zu lassen.

Ich hoffe doch sehr, dass die Schulleiterin Ulrike Hofer hier mitliest und spätestens nach der Lektüre ihres Kommentare ihren Fehler einsieht.

Fr., 19.10.2018 - 06:30 Permalink
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A M Fr., 19.10.2018 - 12:50

Antwort auf von Harry Dierstein

Herr Dierstein,

es ist meiner Meinung nach immer ein Unrecht einen Krieg zu beginnen anstatt eine diplomatisch friedliche Lösung zu suchen. Dies hat Österreich getan und dies hat auch Italien getan (sie können in jedem Geschichtsbuch nachlesen dass Italien am 23. Mai 2015 Italien Österreich-Ungarn den Krieg erklärte und damit seine neutrale Haltung aufgab, nachdem es sich vorher von England und Frankreich Landgewinne wie Südtirol, Libyen, Teile Jugoslawiens etc. vertraglich zusichern lies). Es gab auf beiden Seite leider viel zu viele Tote die meiner Meinung nach auf beiden Seiten selbst verschuldet sind.

Es ist meiner Meinung nach auch ein Unrecht, ein Land wie Südtirol zu errobern und dann darauf zu bestehen dass dies rechtmässig ist. Zudem Siegesdenkmäler zu errichten mit faschistischen Symbolen - diese bis heute bestehen zu lassen - in denen proklamiert wird dass Kultur gebracht wurde und ganz nebenbei auch die Umbenennung von Siegesplatz zu Friedensplatz auch in der heutigen Zeit noch abzulehnen.

Die Schützen sind ein historischer Verein und in den Fragen die aus diesem Quizz in dem Artikel abgebildet sind, kann ich nichts Falsches oder Verwerfliches finden. Es sind historische Fakten und ich finde gut dass diese auch von den Schützen in den Schulen gelehrt werden, da - wie es sich hier durch ihre Aussagen zeigt - eindeutiger Aufklärungsbedarf besteht. Ich möchte Frau Ulrike Hofer, falls sie mitliest, deshalb sehr herzlich danken dass sie zu dieser Aufklärung geschichtlich fehlgerückten Meinungen beiträgt und weitere Direktoren im Lande ermutigen dies ebenfalls zu tun.

Fr., 19.10.2018 - 12:50 Permalink
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Harry Dierstein Fr., 19.10.2018 - 17:29

Antwort auf von A M

=> A M, im Quiz sind sehr wohl Fehler und auch absichtliche Verfälschungen enthalten! Dass beim Kreuzworträtsel der Name eines Geschützes falsch abgefragt wird, damit könnte man ja noch leben, denn dies ist belanglos und vernachlässigbar.

Dass aber in Frage 2.1 vom "vertragsbrüchigen Italien" schwadroniert wird, ist ganz klar eine Geschichtsverfälschung, denn der Dreibund galt nicht für einen Angriffskrieg.

Insofern bleibe ich bei meiner Forderung, dass parteiische Geschichtsverfälscher bzw. Geschichtsreduzierer aus dem nationalistischen Lager (bei denen der Erste Weltkrieg ja oft überhaupt erst am 23.05.1915 beginnt) in der Schule absolut nichts verloren haben. (Es sei denn, ein geschulter und seriöser Historiker begleitet die Veranstaltung und korrigiert bzw. ergänzt die Indoktrinationsversuche der Schützen, damit diese hoffentlich irgendwann auch mal dazulernen.)

Fr., 19.10.2018 - 17:29 Permalink
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A M Sa., 20.10.2018 - 07:39

Antwort auf von Harry Dierstein

Ich habe mir das das gesamte Quizz nochmal online durchgeschaut und ich finde keine Frage über ein vertragsbrüchiges Italien. Kannst du die Frage auf die du dich beziehst mit Antwortsmöglichkeiten hier posten, dann können wir über Fakten reden.

Noch zu Italien und dem Dreibund: Italien hatte sich vertraglich verpflichtet Habsburg zu helfen wenn es von Dritten angegriffen wird, erklärt dann aber den Krieg und greift selbst an. Nenne dieses Verhalten wie du willst, korrekt ist es mit Sicherheit nicht.

Auch hat sich Italien im ersten Weltkrieg prostituiert und hat dem geholfen der mehr anbot. England und Frankreich taten sich dabei nicht schwer da sie grossteils Staatsgebiete ihres Gegners Habsburg an Italien versprachen. Hätte Habsburg das Gleiche getan, hätte es Italien ganz Frankreich und England bei positiven Kriegsausgang zusichern können (was sie nicht taten, da sie kein Recht dazu besassen, genauso wie Frankreich und England kein Recht hatten ein zur damaligen Zeit über 90% deutschsprachiges Staatsgebiet ihres Gegners Habsburg, Italien vertraglich zuzusichern).

Die einzig korrekte Haltung Italien wäre die Neutralität gewesen. Italien hat sich, spekulierend auf Gewinne, bewusst für den Krieg entschieden. Wie gesagt, alle deshalb reaultierenden viel zu vielen Toten sind deshalb auch selbst verschuldet und die Einnehmung Südtirols die auf einen Vertrag beruhte der gar nie hätte geschlossen werden dürfen da England und Frankreich kein Recht hatten Staatsgebiete Dritter zu verschärbeln, bleibt ein Unrecht.

Sa., 20.10.2018 - 07:39 Permalink
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Harry Dierstein Sa., 20.10.2018 - 08:32

Antwort auf von A M

A M, mir ist unsere Geschichte ab den 1880ern bestens bekannt, aber ich danke Ihnen trotzdem für die Erläuterung. Das Quiz, das in den Schulen verteilt wurde, findet sich im Ergänzungsartikel "Falsches Quiz", den Christopf Franceschini noch am gleichen Tag veröffentlicht hat.
https://www.salto.bz/de/article/17102018/falsches-quiz

Auch in dieser Quiz-Fassung findet sich natürlich überhaupt nichts über den deutschen und österreichischen Nationialismus und Militarismus. Es findet sich keine einzige Frage zu dem Themenkomplex, dass das deutsche Kaiserreich den Krieg mit aller Macht gewollt hat und nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hat, um zuzuschlagen.

Es findet sich keine Frage dazu, was wir denn aus dieser Urkatastrophe des 19. Jahrhunderts lernen können, was wir denn besser machen können als unsere Vorväter, um solch ein Unglück künftig zu verhindern? Stattdessen werden ausschließlich antiitalienische Ressentiments geschürt und versucht, Österreich als ein einziges Opfer darzustellen.

Hiermit wird der Humus für künftige Streitigkeiten und Großkonflikte ausgebracht und ich wehre mich mit aller Macht dagegen, dass man den Kindern diese Halbwahrheiten bzw. Unrichtigkeiten von Seiten der Schützen und auch des Südtiroler Heimatbundes auftischt, um sie gegen eine andere Sprachgruppe aufzuhetzen.

Und abschließnd noch einmal meine persönliche Kernthese zum Thema:

Hätten Deutschland und Österreich-Ungarn im August 1914 - übrigens völlig ohne Not - den Ersten Weltkrieg nicht begonnen, dann wäre Italien im Mai 1915 und die USA im April 1917 auch nicht in diesen Konflikt eingetreten und Tirol wäre heute (aller Wahrscheinlichkeit nach) immer noch eine vereinte Region!

Sa., 20.10.2018 - 08:32 Permalink
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Profil für Benutzer A M
A M So., 21.10.2018 - 09:16

Antwort auf von Harry Dierstein

Danke für Ihre Ausführungen. Ich denke keiner bestreitet welch grobes Vergehen Österreich begangen hat um wissentlich und willentlich den 1.Weltkrieg zu beginnen. Ich bin mir sicher auch Österreich und der Schützenbund sind sich dessen vollkommen bewusst und wer glaubt Österreich hat für dieses schwere Vergehen nicht bitter bezahlt, der schaue sich die Umrisse des Landes vor dem 1. Weltkrieg Vs. Heute an.

Sie schreiben Österreich wird als Opfer dargestellt, ich denke in der Südtirol-Frage war dies leider so. Auch Italien hat grobe Fehler gemacht, sowohl im 1. Weltkrieg (ich gebe ihnen vollkommen Recht Italien hat meiner Meinung nach keinen Vertragsbruch, jedoch einen schweren Vertrauensbruch und auch höchst inkorrektes Verhalten an den Tag gelegt) sowohl auch im 2. Weltkrieg (Faschismus, Mussolini, Italianisierung im Vorfeld etc.). In der Südtirol -Frage wurde Italien dafür auch noch belohnt und lediglich mit der Autonomieauflage "belastet" die ohne dem Einschreiten einiger Weniger die dafür meist ihr Leben liessen und damals internationale Aufmerksamkeit erregten, wohl bis heute noch nicht umgesetzt wäre.

Ja Österreich hat grobe Fehler gemacht und wurde dafür bitter bestraft. Italien hat auch grobe Fehler gemacht ist in der Südtirol-Frage aber sehr gut weggekommen
Ich denke auf dieses Ungleichgewicht versucht der Schützenbund hinzuweisen.

So., 21.10.2018 - 09:16 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Fr., 19.10.2018 - 13:36

Antwort auf von Harry Dierstein

Wenn ich sie richtig verstehe, Herr Dierstein, dann empfinden sie zwar einen Angriffskrieg (Italien hat nur solche geführt) als Unrecht, aber der Angreifer erwirbt sich durch dieses Unrecht das Recht, die Früchte seines Angriffes zu genießen. Demnach wäre zwar ein Banküberfall ein Unrecht, aber der Bankräuber dürfte natürlich das Geld behalten. Ihr Ansicht sei ihnen persönlich unbenommen, für den Schulunterricht würde ich mit aber doch andere moralische Maßstäbe erwarten.

Fr., 19.10.2018 - 13:36 Permalink