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Kein Aprilscherz

Der neue IDM-Chef heißt Erwin Hinteregger. Er wird sein Amt aber erst am 1. April 2019 antreten.
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Foto: IDM
Hansi Pichler liebt es dramatisch. Nachdem der Verwaltungsrat der IDM vergangene Woche entschieden hat, wer neuer Direktor wird, verordnete der IDM-Präsident erst einmal Stillschweigen. „Wir werden den Namen in der kommenden Woche bekanntgeben“, ersucht Pichler um Verständnis. Der offizielle Grund: Der oder die Auserwählte müsse noch ein Detail mit dem früheren Arbeitgeber klären.
Inzwischen ist klar, um welches Detail es sich dabei handelt: den Dienstantritt.
 

Der Direktor

 
Die Wahl ist dabei auf jenen Kandidaten gefallen, der als Favorit in das Auswahlverfahren gestartet ist. Erwin Hinteregger (49), Sohn einer Lüsener Hoteliersfamilie und als Marketingexperte bisher international tätig.
Hinteregger begann nach einem Wirtschaftsstudium an der Universität Verona und Marketingausbildungen an der IMD Business School in Lausanne sowie Spezialisierungen an der Universitat Politècnica de Catalunya in Barcelona und der University of Westminster in London seine Karriere Mitte der 1990er Jahre bei der Hamburger Beiersdorf Ag, um dann die Vermarktung des spanischen Ablegers des Kaugummi-Herstellers Wrigley zu übernehmen. Hinteregger steigt dort zum Global-Marketingchef auf und wechselt dann zum Schokoriegelhersteller Mars. Ab 2011 arbeitet er drei Jahre lang für den Brillenhersteller Luxottica. Ab 2014 arbeitet der Lüsener dann in Montreal in Kanada für den Schuhhersteller Aldo Group, bevor er im November 2017 zum Marketingchef beim Hamburger Handelsriesen Tchibo bestellt wird.
 
Die Berufung zum IDM-Chef dürfte für Hinteregger jetzt eine Art Rückkehr in die Heimat sein. Wobei die Aktion nicht ganz unproblematisch war. Nach Informationen von salto.bz hat der Lüsner Manager zwischenzeitlich größere Bedenken angemeldet, ob er das ihm zugesprochene Amt antreten soll. Es war am Ende vor allem IDM-Präsident Hansi Pichler, der Hinteregger überzeugt haben soll.
 

Der Running Gag

 
Erwin Hinteregger wird aber nicht wie vorgesehen, sein Amt mit 1. Jänner 2019 antreten, sondern genau drei Monate später: am 1. April 2019. Innerhalb der IDM-Belegschaft kurisiert deshalb bereits ein Running Gag oder besser gesagt: ein Aprilscherz.
Die IDM hatte drei Jahre keinen Direktor, dann wird man auch diese drei Monate noch schaffen“, hieß es auf der Weihnachtsfeier der Marketinggesellschaft. Der Pfeil gilt dem bisherigen IDM-Direktor Hansjörg Prast.
 
Prast, von der Handelskammer kommend, ein zurückhaltender und vorsichtiger Typ, steht IDM-intern schon seit längerem in der Kritik. So wurde 2016 im IDM-Verwaltungsrat eine Evaluation beschlossen. Teil dieser vom Münchner Unternehmen „GCI Management“ durchgeführten Evaluation war auch eine Mitarbeiterbefragung. Dabei sollen die Äußerungen in Richtung IDM-Führung so katastrophal gewesen sein, dass man das Ergebnis nie veröffentlicht hat. Auch ein Workshop innerhalb der Führungsmannschaft endet ergebnislos und musste wegen interner Differenzen und Spannungen vorzeitig abgebrochen werden. Hansjörg Prast wird mit 1. Jänner 2019 zum Direktor der Abteilung Business Development wechseln.
Der besondere Einsatz von Hansi Pichler bei der Berufung des neuen IDM-Direktors dürfte nicht ganz uneigennützig gewesen sein. Im April 2019 stehen auch die Neuwahlen des IDM-Verwaltungsrates an. Hansi Pichler wird dabei als Präsident wieder antreten. Auch weil das Amt mit einer Entschädigung von rund 40.000 Euro durchaus gut dotiert ist.
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Martin B. Mi., 12.12.2018 - 18:50

Eigentlich müsste die Politik (Kompatscher) die Verantortung für den Misserfolg der "Zusammenschnürung" von EOS, SMG, TIS und wie sie alle hießen, übernehmen. Das die Belegschaften das unabhängig vom Direktor nicht goutiert haben, das die Standorte weitversprengt verblieben, kein Zusamengehörigkeitsgefühl heraufkam, usw.: all das war vorhersehbar und die politische Willensäußerung bzw. der Wunsch der Politik utopisch. Hinteregger gilt jetzt noch als (internationaler) Star, muß aber auch unter wieder aufgeteilter Struktur erst beweisen, dass dieser (halb)öffentliche Dienstleistungsbereich noch deutlich besser arbeiten kann.

Mi., 12.12.2018 - 18:50 Permalink