Gesellschaft | Landtag

Der Preis der Einheimischen

Dürfen für eine private Aufstiegsanlage unterschiedliche Preise für Gemeindeansässige und Auswärtige verlangt werden? Die Grünen fragen im Fall der Seiser Alm Bahn nach.
Seis Seiser Alm Bahn
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier

Einheimische zuerst. In der Politik gehört die Forderung inzwischen zum Alltagsjargon mehr oder weniger rechts gerichteter Kräfte. Dabei wird das Prinzip dahinter vielerorts bereits längst in der Realität umgesetzt. Etwa im Schlerngebiet. 2003 wurde dort die Umlaufbahn, die von Seis auf die Seiser Alm führt, in Betrieb genommen. Zugleich wurde die Straße auf die größte Hochalm Europas für den Individualverkehr gesperrt bzw. eine Obergrenze eingeführt. Privatfahrzeuge dürfen nur mehr zeitlich begrenzt auf die Alm fahren. Sonderfahrerlaubnisse gibt es unter anderem für Ansässige und Gäste, die ihren Urlaub in einem Beherbergungsbetrieb auf der Seiser Alm verbringen.
Die allermeisten aber benützen die Umflaufbahn. Bis zu 4.000 Personen in der Stunde befördert die Bahn auf die Alm. Für die Fahrt bezahlen die Passagiere höchst unterschiedliche Preise – je nachdem, woher sie kommen.

Eine Tatsache, die unlängst den Grünen zugetragen wurde, die daraufhin bei Mobilitätslandesrat Florian Mussner nachgefragt haben. “In Südtirol stößt man immer wieder auf unterschiedliche Preisgestaltung für ‘Einheimische’ und für ‘Nichtansässige’. In unserer Sprechstunde wurde uns im Spezifischen der Fall der Seiser Alm Bahn gemeldet”, heißt es in der entsprechenden Landtagsanfrage einleitend.

 

Gemeindeansässige zahlen weniger

Laut der aktuellen Broschüre “Fahrpläne und Tarife” der Seiser Alm Bahn fallen für eine Einzelfahrt 11,50 Euro an. Eine Berg- und Talfahrt kostet 18 Euro. Daneben gibt es diverse Ermäßigungen, etwa für Kinder, Senioren, Invaliden und Gruppen. Eine Jahreskarte kostet 150 Euro, zudem gibt es mehrtägige Pakete, die meist für Feriengäste gedacht sind.
Eine Preiskategorie ist in der Broschüre nicht angeführt. Bürger, die in den Gemeinden Kastelruth und Völs ansässig sind, zahlen für eine Fahrt mit der Umlaufbahn nämlich deutlich weniger. Der Preis für eine Einzelfahrt beträgt für Erwachsene und Kinder 7 Euro. Eine Berg- und Talfahrt kostet 10 Euro, eine Jahreskarte 60 Euro. Um die “Einheimischenpreise” in Anspruch nehmen zu können, wird am Ticketschalter nach dem Ausweis gefragt.

Ist es möglicherweise rechtswidrig, dass Ansässige der beiden Gemeinden ermäßigte Fahrpreise bezahlen während nicht ansässige Südtiroler und Fahrgäste von außerhalb der Provinz “für den vollen Preis zur Kasse gebeten werden”? Das wollten die Grünen in einer Landtagsanfrage wissen.

Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler verweisen auf geltendes EU-Recht: “Die Seiser Alm Bahn erbringt keine ausschließlichen Verkehrsdienstleistungen und fällt demnach unter die EU-Dienstleistungsrichtlinie ‘gleiches Entgelt für gleiche Leistung’.” Diese Richtlinie gelte gleichermaßen für öffentlich als auch für privat betriebene Aufstiegsanlagen, meinen die Grünen, die im Falle der Umflaufbahn auf die Seiser Alm eine “Ungleichbehandlung” ausmachen – zumal die Gemeindeansässigen “keine besonderen Steuern oder Gebühren entrichten mussten, um den Bau oder Betrieb der Bahn zu finanzieren – was eine Preisreduzierung eventuell rechtfertigen könnte”. Eventuelle Subventionen für die privat geführte Aufstiegsanlage kämen indes aus dem Landeshaushalt – “und folglich aus den Steuerzahlungen aller SüdtirolerInnen”.
Die Grünen lassen durchklingen: Wenn schon, dann sollte die gesamte Südtiroler Wohnbevölkerung in den Genuss der “Einheimischenpreise” kommen – nicht nur jene der beiden Gemeinden im Schlerngebiet.

 

“Lobenswert und im Einklang”

Dass sich die Gemeinden Kastelruth und Völs finanziell nicht am Bau der Umlaufbahn beteiligt haben, bestätigt Landesrat Florian Mussner in seiner Antwort auf die Grüne Anfrage. Hingegen hat das Land 5.165.289 Euro für den Bau – ingesamt hat die Aufstiegsanlage rund 17,3 Millionen Euro gekostet – beigesteuert. Geführt wird der Betrieb von der privaten Seis-Seiser Alm Bahn AG.

“Mit dem Bau der Umlaufbahn von Seis auf die Seiser Alm, bei gleichzeitiger Sperrung der Almstraße in den Hauptzeiten für den Individualverkehr, wurde die Seiser Alm von den Blechlawinen befreit”, hält Mussner fest. Seiner bzw. der Auffassung der zuständigen Landesämter nach ist die Fahrtpreis-Ermäßigung für Einheimische bzw. Ansässige der Gemeinden Kastelruth und Völs rechtmäßig. Der Landesrat weist auf eine Passage in der zitierten EU-Richtlinie über Dienstleistungen im Binnenmarkt hin, die besagt, dass “Verkehrsdienstleistungen, einschließlich des Personennahverkehrs, Taxis und Krankenwagen sowie Hafendienste, (…) vom Anwendungsbereich dieser Richtlinie ausgenommen sein” sollten. Kurz und gut, “die Ermäßigung für Einheimische ist eine lobenswerte Initiative und im Einklang mit der genannten Richtlinie”, schließt Mussner.

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Michael Kerschbaumer Fr., 11.01.2019 - 08:47

Unglaublich dass eine Bahn - die mit öffentlichen Geldern so viel verdient- sich obendrein auch noch die Hotels auf der Alm kaufen kann. Es gibt bereits viele Einheimische die die Bahn und die Alm aufgrund der Preispolitik deshalb meiden. Aus gutem Grund. Unabhängig davon: bekommt salto und diese Redakteurin ausschließlich Anfragen der Grünen übermittelt?

Fr., 11.01.2019 - 08:47 Permalink
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rotaderga Fr., 11.01.2019 - 09:35

Die Alm soll auch von mehreren Himmelsrichtungen aus zu Fuß erreichbar sein. Vom Schlern kann am auf die Alm über mehrere Spazierwege sogar absteigen. Nichtbestätigten Aussagen zur Folge wird erwägt auch weitere Preiskategorien einzuführen: das Dreifache für heimische- und das zweifache zum Normalpreis für mehrheimische Grüne. Alte und Gebrechliche dürfen dafür an einem Tag im Jahr gratis die Bahn benutzen. WK-Angehörige sowie FF, BRD und Polizeikräfte sind immer gratis unterwegs.... Noch Fragen ?

Fr., 11.01.2019 - 09:35 Permalink