Gesellschaft | Ehrung

Vergoldete Feder

Christoph Franceschini hat den Verbraucherpreis “Goldenes OK 2019” erhalten. Es ist eine Anerkennung für couragierten, kritischen und unabhängigen Journalismus.
Goldenes OK 2019
Foto: Salto.bz

“Es ist ein schwieriger Moment. Nicht nur für mich.” Mit ernster Miene setzt Christoph Franceschini zu seiner Dankesrede an. Zuvor haben ihm Walther Andreaus, Agostino Accarrino, Willy Vontavon, Rocco Cerone und Peter Malfertheiner die Ehre erwiesen und sich demonstrativ hinter den Journalisten und salto.bz-Chefredakteur gestellt.

Eigentlich wäre der 15. März ein Grund zu Feiern. Zum einen wird an diesem Datum jedes Jahr der Weltverbrauchertag begangen und die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) stellt ihre Jahresbilanz 2018 vor. Die Rekordsumme von 2,085 Millionen Euro haben die Verbraucherschützer vergangenes Jahr rückerstritten. Zum anderen vergeben sie heuer zum 12. Mal das “Goldene OK”, den Verbraucherpreis, der alle zwei Jahre verliehen wird.

Aus 113 Kandidaten hat der VZS-Vorstand heuer ausgewählt – und sich für Christoph Franceschini als Preisträger des “Goldenen OK” entschieden. “Für seine kritische, couragierte, aber auch sehr gut recherchierte Berichterstattung im Bank- und Finanzdienstleistungsbereich sowie für sein Buch ‘Bankomat’”, so die Begründung. Mit der Auszeichnung will die Verbraucherzentrale die Wichtigkeit von unabhängigem Journalismus unterstreichen – und das Vertrauen in Journalisten stärken.

“Der Anteil der Südtiroler Bevölkerung, der den Journalisten vertraut, ist laut ASTAT sehr gering. Die Journalisten kommen auf Vertrauens-Werte hinter den Politikern. Die Vertrauenskrise der Medien und deren Bedeutung für die Verbraucherinformation waren Ausgangspunkt für die Verleihung”, erklärt VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus in seiner Laudatio einführend. “Für die Unterstützung der Verbraucher sind gut funktionierende, unabhängige, mutige und kritische Medien und Journalisten ausschlaggebend.” Einen solchen habe Südtirol unter anderem mit Christoph Franceschini.

Den salto.bz-Chefredakteur und Buchautor würdigt Andreaus als Journalisten, der “mit den leichtfüßigen und verständlichen Aufmachungen seiner Artikel wesentlich dazu beigetragen hat, dass Südtirols SparerInnen und GeldanlegerInnen selbstbewusster geworden sind. Auch mit seinem Buch ‘Bankomat’ hat Christoph Franceschini eine hervorragende Analyse rund um die Vorgänge bei der größten Bank Südtirols abgeliefert.”. Das erleichtere nicht zuletzt die Arbeit der Verbraucherschützer, so Andreaus. “Die Anbieter im Finanzbereich versuchen nämlich allzu oft, sich der Verantwortung durch Verbreitung entsprechender ‘Geschichten’ zu entziehen“.

“Journalisten sollten mehr Distanz zur Macht wahren, denn viele Medienmacher haben ähnliche Biografien wie viele Politiker und Lobbyisten.“ (VZS)

Für die Verbraucherzentrale steht fest: “Ohne Hintergrundinformationen und Informationsfreiheit bleiben die Bürger unmündig und werden übervorteilt. Hier geht es um Grundrechte und diese können nur gemeinsam mit den Medien und den Journalisten verwirklicht werden. Gerade in diesen Zeiten ist kritischer Journalismus gefragter denn je. Im Sinne der Demokratie müssen kritische Stimmen unterstützt und nicht zum Schweigen gebracht werden.”

Es ist kein Geheimnis, worauf die Verbraucherschützer anspielen: Ein halbes Dutzend Strafanzeigen hat die Südtiroler Sparkasse gegen Christoph Franceschini wegen seiner Berichte über Geschäfte und die Vorgänge rund um die Millionenverluste der Bank eingereicht. In zwei Fällen kommt es zum Hauptverfahren, die restlichen Anzeigen wurden archiviert. “Es ist ein schwieriger Moment auch für salto.bz, meinen Verlag und den Verleger Gottfried Solderer”, sagt Franceschini offen. Sie alle sehen sich mit Rechtsstreitigkeiten mit der Sparkasse konfrontiert – “ein strategischer Versuch, sie finanziell auszubluten”.

Doch sich zurückzuziehen, das kommt für den Journalisten nicht in Frage. Und schließlich stärken ihm nicht nur die Verbraucherschützer den Rücken, sondern auch die Journalistenkammer und die Journalistengewerkschaft FNSI, deren Vertreter am Freitag auch im Presseclub anwesend sind. “Journalisten müssen unbequem sein”, meint Gewerkschaftschef Rocco Cerone. “Die FNSI steht Christoph Franceschini zur Seite.”

Der Preisträger zeigt sich dankbar, über die Auszeichnung und die Solidaritätsbekundungen: “Es ist schön zu wissen, nicht alleine zu stehen.”

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Steuer Zahler Sa., 16.03.2019 - 17:18

Bravo Christoph Franceschini !
Sie haben sich diese Anerkennung mehr als verdient. Ich schätze Ihre fundierten und präzise recherchierten Artikel sehr. Lassen Sie sich bitte von der machtblinden Arroganz Ihrer Kläger nicht entmutigen, machen Sie bitte weiter so !
Langfristig wird sich die Wahrheit behaupten, wenngleich Ihnen kurzfristig die Finanzmittel der Sparkasse mit den vielen unbegründeten Prozessen weh tun. Im Endeffekt kann ja die Sparkasse keine Ihrer Aussagen in Artikeln und Buch als unwahr entkräften.
Noch ein bischen Geduld und Ausdauer, Herr Franceschini.
:-)

Sa., 16.03.2019 - 17:18 Permalink
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alfred frei So., 17.03.2019 - 10:29

mehr als nur ok ist: weiter so ! und nach Karl Valentin: freue dich Christoph wenn es regnet, denn wenn du dich nicht freust, regnet es auch !

So., 17.03.2019 - 10:29 Permalink
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Stefania Pulcini Di., 19.03.2019 - 18:17

Complimeti!
La penna è uno scettro, ma come sono pochi i re tra gli scrittori!(Khalil Gibran)

Di., 19.03.2019 - 18:17 Permalink