Gesellschaft | Kindergarten

Kindergarten - falsche Richtung

Es soll also mal wieder los gehen mit den Tarifverhandlungen für das Landespersonal. Für uns im Kindergarten höchste Zeit!
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Es wird wieder diskutiert und zwar über die Notwendigkeit der Erhöhung der Gehälter der Landesbediensteten. So weit, so schlecht! Es gibt nämlich tausende Landesangestellte die schon seit Jahren auf eine Gehaltsangleichung warten und der Diskussionen müde sind. Konkret kann ich nur etwas über den Kindergarten schreiben und da sind wir weit, sehr weit von einer gerechten Entlohnung entfernt! Machen anfänglich noch KindergärtnerInnen und LehrerInnen die selbe Uni Ausbildung, ändert sich im Berufsalltag diese Gleichheit schnell. 33 Stunden am Kind im Kindergarten, 21 in der Schule. Plus 180 Zusatzstunden für die diversen Tätigkeiten ausserhalb der 33 Stunden, allerdings wird es oft mehr, da in den 180 Stunden nicht alles zu schaffen ist. Und eine Bitte an all jene, die keine Ahnung von Elementarpädagogik haben und in die Schublade der dümmlichen Vorurteile greifen wollen: bitte lasst es! Wir sind weder die "Tanten", noch singen und spielen wir den ganzen Tag! Unser Beruf ist wunderschön, aber in der heutigen Zeit auch anspruchsvoll und sehr vielschichtig in seinen Aufgabenbereichen. Nur weil wir uns immer an alle neuen Bedingungen angepasst und nicht aufbegehrt haben, heißt das nicht, dass man uns grundsätzlich für dumm verkaufen kann. Das öffentliche Pseudo Schulterklopfen, wie gut wir unsere Arbeit machen, wie hoch das Bildungsniveau im Kindergarten ist, können sich Alle sparen. Was wir brauchen ist eine echte Wertschätzung unserer Arbeit, auch und vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Und wir reden hier nicht von Wahnsinnsforderungen, die meisten von uns befinden sich in der 6. Gehaltsebene, manche pädagogische Mitarbeiterin gar in der 4. Ach ja, da waren ja auch welche die unlängst angemerkt haben, wir hätten doch genug Privilegien, ja stimmt. Ich habe das Privileg, im Gegensatz zum Lehrpersonal, mein Mittagessen selbst zu zahlen. Ich habe das Privileg als Leiterin eines Kindergarten für ca. 80€ brutto im Monat ( pro Gruppe ) die volle Verantwortung und zusätzliche Aufgaben zu übernehmen usw. Was ich aber noch anmerken möchte, ist die Tatsache, dass der Großteil von uns befristete Arbeitsverträge hat, auch nach etlichen Dienstjahren. Das heißt konkret, keine Planungssicherheit, enormer psychischer Stress jedes Jahr aus Neue, keine Wohnbaudarlehen etc. Es geht hier nicht um überzogene Forderungen, sondern darum, auf zu zeigen, dass ein so verantwortungsvoller Beruf wie pädagogische Fachkraft besser entlohnt werden muss. Warum ist das so schwer umzusetzen? Gehaltsdiskussionen im mittleren bzw. gehobenen Landesdienst scheinen da viel einfacher und effizienter. Zum Schluss noch eine Gedanke: gerade erst wurde ( wie jedes Jahr ) mit Entsetzen festgestellt, dass Menschen fehlen, die im Kindergarten arbeiten wollen. Vielleicht besteht ja ein klitzekleiner Zusammenhang mit der oben beschriebenen Situation und dem dramatischen Fachkräftemangel. Wie heißt es so schön, kommt Zeit, kommt Rat, im Kindergarten allerdings eher Rat - losigkeit!

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Peter Gasser Fr., 05.04.2019 - 19:06

... und dabei sind die Kinder DIE Zukunft, und hier verlorene Jahre und versäumte Förderungen sind nachher schwer aufzuholen und bedürfen später auf jeden Fall ein Vielfaches an Ressourcen und Kosten.

Fr., 05.04.2019 - 19:06 Permalink
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Sepp.Bacher So., 09.06.2019 - 09:25

Hallo Sudabeh! (Ist das im Foto ein Wolf oder nur ein Wolfs-Hund?)
Sehe deinen tollen und gerechtfertigten Beitrag erst jetzt! Er ist gerade in beiderlei Hinsicht brandaktuell!
Ich möchte hier eine Klammer aufmachen: Ich sehe das von dir vorgebrachte Anliegen auch in einem größeren politischen Zusammenhang.
2013 wurde Arno Kompatscher mit vielen Vorschusslorbeeren und hohen Erwartungen zum Landeshauptmann gewählt. Wahrscheinlich hat man sich auch im pädagogischen Bereich viel erwartet. Er wahr doch als Bürgermeister und Präsident des Gemeindenverbandes lange nahe am Geschehen. Zudem war er als Vater von mehreren Kindern auch hautnah betroffen ("Wenn es um die Kinder geht, werde ich zu Löwin"). Er war überzeugt, wenn er die Wirtschaft fördert, dann geht es allen gut! Und davon scheint er auch immer noch überzeugt zu sein. Ja, vielen geht es in Südtirol sehr geht, das kommt auch aus verschieden Statistiken und Ranglisten hervor, bei denen Südtirol immer ganz vorne ist. Ganz vorne ist Südtirol aber auch bei den hohen Lebenshaltungskosten und bei der Inflation/Teuerungsrate. Viele werden Reicher, aber noch mehr werden ärmer, und das ist der größere und der untere Teil der Gesellschaft. Da kommt nichts an, aber der Landesregierung sagt, ihr "sind die Hände gebunden"?! Da sind Rom (beiden Renten) oder die Sozialpartner verantwortlich. Aber sicher nicht der Kompatscher, er reibt sich in Unschuld die Hände; er fühlt sich nur angesprochen wenn es um Erfolge geht, die er sich einheimst. Und niemand wirft dieses Thema auf; die meisten sind zufrieden und haben ihn und seine Jünger wieder gewählt!?

So., 09.06.2019 - 09:25 Permalink