Wirtschaft | Transit

Unverständliche Kritik

Der Dachverband für Natur und Umweltschutz stellt sich gegen das Positionspapier der Frächter und der Handelskammern. Es brauche endlich mehr Maßnahmen in Südtirol.
LKW-Stau
Foto: wiki
Die italienischen Handelskammern und die Frächter kritisieren in ihrem Positionspapier die Nordtiroler Politik bezüglich Einschränkung des Transitverkehrs. Im spezifischen Fall geht es um die Nordtiroler Maßnahmen wie die Blockabfertigung, das sektorale Fahrverbot und das Nachtfahrverbot, um die Belastung der Anrainer zumindest ein wenig zu reduzieren. 
Diese Maßnahmen sind auch für Südtirol und das Trentino längst überfällig, allerdings hat die Politik diesseits des Brenners noch nicht denselben Mut bewiesen wie die Nordtiroler Regierungskoalition von ÖVP und Grünen“, reagieren Klauspeter Dissinger und  Andreas Riedl, Vorsitzender und Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz auf den Forderungskatalog der Handelskammern und der italienischen Frächter.
Am vergangenen Freitag hatte der Präsident der Südtiroler Handelskammer, Michl Ebner auf einer Pressekonferenz mit Anita-Präsident und Fercam-Chef Thomas Baumgartner ein gemeinsames Positionspapier vorgestellt. Ähnliche Präsentationen gab es im Vorfeld bereits in den Handelskammern von Modena, Mantua, Verona und Trient.
Die Kernaussage: Die Strategie der Tiroler Landesregierung in Bezug auf den Brennertransit konzentriert sich seit geraumer Zeit vor allem auf die Beschränkung des Zugangs des Schwerverkehrs in das eigene Gebiet. Dies beeinträchtigt den freien Warenverkehr innerhalb der EU und schädigt die italienische Wirtschaft. Deshalb fordert man alternative Maßnahmen dazu, wie die Verbesserung des intermodalen Verkehrs- und Schienentransports. „Es bedarf einer gemeinsamen Verkehrspolitik im Alpenraum, welche die umweltbezogenen Anforderungen mit jenen der Wirtschaft auszugleichen vermag“, betont Michl Ebner auf der Pressekonferenz.
 
 
Andreas Riedl kann diesen Forderungen wenig abgewinnen. „Es ist völlig unverständlich, dass diesbezüglich genau die Frächter von einem wirtschaftlichen Schaden für unser Land sprechen“, meint der Geschäftsführer des Dachverbandes. Und weiter: „Sind es etwa nicht gerade sie, welche durch die günstigere Maut in Südtirol und die günstigeren Preise für Diesel in Österreich einen Umweg von bis zu 300 km in Kauf nehmen, wenn sie von der westlichen Poebene ins westliche Mitteleuropa oder umgekehrt fahren und dafür auch noch eine bis zu vier Stunden längere Fahrzeit in Kauf nehmen?"
Nach Schätzungen der Umweltverbände benutzen diesen Umweg rund eine Million der etwa 2,5 Millionen LKWs, welche jährlich den Brenner überqueren. Riedl: „Leider wird dieser Wahnsinn solange weitergehen, bis es nicht eine Mautanpassung an die Schweiz und eine Harmonisierung der Dieselpreise auf EU-Ebene geben wird. Nur durch diese Maßnahmen kann der Umwegverkehr einzudämmen sein.“ 
Der von den Handelskammern angeregten Verlagerung auf die Schiene, von der seit vielen Jahren gesprochen wird, aber bis jetzt noch nichts Konkretes zu sehen ist, muss – laut Dachverband - eine Modernisierung des Rollmaterials einhergehen, um die Lärmbelastung des veralteten Rollmaterials drastisch zu reduzieren.
Bis dahin ist die Entscheidung der Nordtiroler Regierung, wenn auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, die einzige Alternative, um die Transit geplagte Bevölkerung im Wipptal, Eisacktal und Etschtal wenigstens etwas zu entlasten“, so das Duo Dissinger/Riedl abschließend.