Umwelt | Herdenschutz

Der mit dem Wolf tanzt

Die Villanderer Bauern begehren auf: Das Land zahle nur ein Drittel des Herdenschutzes. Damit müssen die Bauern das ausbaden, was die Politik mit Bär und Wolf anrichtet.
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Foto: Dreamlandia
„Einige halten uns Bauern vor, dass wir reichlich Unterstützung für Herdenschutz bekommen und ihn aus Trotz nicht machen würden", ärgert sich Konrad Senn. Der Bauer aus Villanders weiter: „Beides stimmt nicht: Wir Almbauern wissen ganz genau, wie problematisch der Herdenschutz ist. Und jetzt wissen wir auch, dass wir auf dem Großteil der Kosten selber sitzen bleiben.
Konrad Senn ist Obmann der Bauernbund-Ortsgruppe Villanders, die seit längerem mit der Wolf- und Bärenproblematik und den Herdenschutz beschäftigt. Ihr Resümee: Für Herdenschutz, heißt es landläufig, bekommen Bauern reichlich finanzielle Unterstützung. Die Realität sei jedoch eine andere. Die Förderung des Amtes für Jagd und Fischerei deckt demnach weniger als ein Drittel der tatsächlichen Kosten für das Aufstellen von Zäunen. „Gar keine Förderung gibt es für Hirten und Hunde“,  so Konrad Senn.
Die Bauernbund-Ortsgruppe hat eine Berechnung für den Herdenschutz auf der Villanderer Alm gemacht. Rund 150 Rinder ansässiger Bauern weiden dort im Sommer auf einer Gemeinschaftsalm. Um die Tiere vor Wolfsangriffen zu schützen, müssten vier Koppeln errichtet und die Tiere dort über Nacht untergebracht werden. Für die Koppeln wären 537 Meter Elektrozaun notwendig.
Für Zaun, Stromgerät und anderes Material sind Spesen in Höhe von 5488 Euro fällig“, meint Ortsobmann Senn. Zudem müssen die Tiere jeden Tag in die Koppeln ein- und ausgetrieben werden. Damit der Almboden durch die vielen Tierbewegungen nicht geschädigt wird, müssen die Zäune alle 14 Tage abgebaut und an einem anderen Ort aufgestellt werden. „Rechnet man Arbeitsaufwand und Materialspesen zusammen, belaufen sich unsere Kosten aufs Jahr gerechnet auf 9459 Euro “, rechnet Senn vor.
Das Amt für Jagd und Fischerei erkennt aber nur maximal acht Euro pro Laufmeter Zaun an. Damit liegt der Förderbetrag deutlich unter den veranschlagten Kosten, bedauert Senn. „In unserem Fall würden wir einmalig rund 3000 Euro bekommen. Das deckt nicht einmal ein Drittel unserer jährlichen Spesen.“ Der Ortsobmann ist über die geringe Unterstützung enttäuscht: „In Summe würden wir Bauern auf zwei Dritteln der Ausgaben für den Herdenschutz sitzenbleiben.“
 
 
Hinzu komme, dass die Kosten für den Arbeitsaufwand jedes Jahr fällig sind, der Förderbetrag des Landes aber nur einmalig ausbezahlt wird.
Am meisten wundert sich der Ortsobmann, dass Ausgaben für Hirten und Herdenhunde überhaupt nicht anerkannt werden: „Jeder weiß, dass nur einen Zaun aufzustellen zu wenig ist, daher fragen wir uns schon, warum wir für die Behirtung keinerlei Entschädigung bekommen.“ 
Weiterer Wehrmutstropfen der Landesförderung: Unterstützt werden nur Zäune auf Almen. Wer hingegen seine Herde auf Wiesen in Talnähe schützen will, geht leer aus.
Der Ortsobmann fordert die öffentliche Hand auf, mehr Verantwortung für den Herdenschutz zu übernehmen. Konrad Senn: „Der Staat setzt uns Wölfe vor die Nase und verbietet uns deren Regulierung. Die öffentliche Hand sollte dann auch so konsequent sein und den Herdenschutz übernehmen. Stattdessen überlässt sie das den Bauern und fertigt sie mit einem Beitrag ab, der hinten und vorne nicht reicht und gängige Maßnahmen wie Hirten und Hunde erst gar nicht vorsieht!
Sein Resümee: „Wir haben das Gefühl, dass wir Almbauern das ausbaden müssen, was die öffentliche Hand mit ihrer Wolfspolitik anrichtet.“
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Herta Abram Do., 02.05.2019 - 18:54

Im „Standard“ hat Kurt Kotrschal einen Satz geschrieben, der mir sehr gut gefiel: „In einer Welt auf der Kippe wird es entscheidend sein, die menschlichen Ansprüche wieder auf ein verträgliches Maß zurückzuführen; insofern ist der Wolf ein Symbol.“ Der Wolf als Synonym für unser eigenes Überleben, als Schrift an der Wand? Wenn wir es nicht schaffen, mit ein paar Rudel zu leben, welche Chance haben wir dann die drückenden ökologischen Probleme aus Lebensstil, Landwirtschaft, etc. zu lösen?
Interessant wäre es zu hören, wie die derzeitigen Machthaber „politische Verpflichtung“ definieren. Welche Verantwortlichkeit hat die Politik? Welche individuelle Verantwortung trägt der Einzelne? Die Allgemeinheit?

Do., 02.05.2019 - 18:54 Permalink
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19 amet Do., 02.05.2019 - 22:05

Ist ja schlimm. Nicht einmal für einen Hund bekommt man mehr einen Beitrag. Dabei erhält doch bekanntlich jeder Bürger bei dem eingebrochen und gestohlen wird einen grosszügigen Beitrag für Alarmanlage, Panzerfenster, und Tresor. Der deckt reichlich die Kosten der Sicherheits- vorrichtungen. Sie glauben es nicht? Fragen Sie bei den Politikern nach. Die wollen anscheinend nicht, dass das bekannt wird .

Do., 02.05.2019 - 22:05 Permalink