Politik | Europa 2019

Die Windfahne

Ein kleines Detail auf den Wahlplakaten der SVP zeigt, wie absurd ein Wahlkampf manchmal sein kann
Fahne
Foto: Othmar Seehauser
Man muss schon genau hinschauen. Dann aber wird jede und jeder schmunzeln müssen.
Seit ein paar Tagen hängen die Werbeplakate für die EU-Wahlen vom 26. Mai. An den SVP-Plakaten wird deutlich welche Blüten ein solcher Wahlkampf mitunter treibt.
Wie fast alle Parteien, die in Südtirol antreten, setzt auch die Südtiroler Volkspartei auf Zweisprachigkeit.
Auf den ersten Blick sind die deutschen und die italienischen SVP-Plakate dabei fast identisch.
Zu sehen ist groß Herbert Dorfmann. Daneben der Slogan: „26. Mai: Unser Südtiroler für Europa – Herbert Dorfmann“. Darunter die drei Zinnen, ganz rechts die Schwarzensteinhütte und in der Mitte ein Kirchturm. Rechts davon weht die Europafahne, links davon hängt die Südtiroler Landesfahne. Darüber kreisen die Vögel.
 
 
Das italienischsprachige Plakat ist vom Sujet her identisch. Nur der Slogan ist etwas anders: „26 maggio: La voce forte per la nostra terra – Herbert Dorfmann
Schaut man sich den unteren Bildteil aber an, sticht eines ins Auge. Hier fehlt die Tiroler Fahne. Alles andere ist da: Drei Zinnen, Kirchturm, Europafahne und die moderne Schwarzensteinhütte.
 
 
Die Werbeagentur der SVP hat kurzerhand auf den italienischen Wahlplakaten die weißrote Fahne wegretuschiert.
Traditionell wird die Wahlwerbung von einer Agentur gemacht und der Kandidat selbst hat ein Mitsprachrecht. Dass dieser Eingriff nicht auf dem Mist von Herbert Dorfmann gewachsen ist, sondern aus der Partei kommen dürfte, zeigt ein Detail.
Dasselbe Sujet verwendet Herbert Dorfmann auch auf seiner Wahlkampf-Homepage. Dort aber sind die Fotos im deutschen und im italienischen Bereich identisch. Das heißt: Auch auf Italienisch ist die Tiroler Fahne dort zu sehen. Das zeigt, dass der EU-Kandidat damit kein Problem hat.
 
 
Der kleine fotochirurgische Eingriff sollte eigentlich nicht auffallen. Denn die italienischen Wahlplakate sind vor allem für die Provinz Trient und die Regionen Veneto, Emilia-Romagna und Friaul Julisch Venetien gedacht.
Der kleine Unterschied fällt nur in den größeren Südtiroler Städten auf wie etwas auf der Bozner Talferpromenade (wo diese Fotos gemacht wurden), wo deutsche und italienische Plakate untereinander hängen.
Daran haben die Wahlkampfmanager unterm Edelweiß anscheinend nicht gedacht.
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△rtim post Sa., 11.05.2019 - 12:54

Das geht schon gar nicht!
Die SVP sollte auf ihren EU-Wahlplakaten (als die Interessensvertreterin der österreichischen Minderheiten seit 1945) neben Deutsch bzw. dem Trentin (wenn sie im Tiroler Trentino kandidiert) weder das Ladinische vergessen noch unsere Tiroler Fahne streichen.

Sa., 11.05.2019 - 12:54 Permalink
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Benno Kusstatscher Sa., 11.05.2019 - 15:31

Wo ist das Problem? Dorfmann tritt im Wahlkreis Nordest an, der nunmal zu großen Teilen italienischsprachig ist und sich nicht unbedingt mit rot-weiß identifiziert. Dass die EU-Parlamentswahlen etwas Südtirolerisches wären, das ist das Märchen, das man auf aufhören könnte, zu erzählen. Die berechtigte Frage ist vielmehr: Was hat rot-weiß auf einem EU-Wahlplakat verloren?

Sa., 11.05.2019 - 15:31 Permalink
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Richard Lang So., 12.05.2019 - 09:54

Weißrote Südtirolfahne mit der weißgrünen Schützenfahne nebeneinander hätte für die italienische Version des Plakats die Tricolore ergeben, das wäre wohl super gewesen!?

So., 12.05.2019 - 09:54 Permalink
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Papi llon Mo., 13.05.2019 - 00:22

Das passiert wenn der Kandidat wenig und die Partei Alles entscheidet. Mitunter kann man davon ausgehen dass weniger Stimmen herausschauen und der Kandidat Zuhause bleiben muss.

Mo., 13.05.2019 - 00:22 Permalink