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Verbandelt

Die Urteilsbegründung des CONI-Sportgerichts liegt vor. Die Wahl von Hermann Ambach zum Südtiroler FISI-Chef ist annulliert. Warum man in Südtirol davon nichts hört.
Ambach, Hermann
Foto: fisi
Schaut man auf die Homepage des Südtiroler Wintersportverbandes (FISI) so wird dort heile Welt gespielt. Unter den News kann man derzeit ein Interview mit der österreichischen Skiläuferin Anna Veith nachlesen oder dass Michaela Shiffrin im Kampfjet abhebt. Nachrichten, die für den Südtiroler Wintersport anscheinend unverzichtbar sind.
Die Artikel sind Teil von „sportnews“, dem Sport-Onlineportal des Medienhauses „Athesia“ die in die Homepage des öffentlich, finanzierten Wintersportverbandes eingebettet werden.
Ein kurioses Arrangement, das beiden Seiten nützt. Sportnews generiert so mehr Klicks, was sich in der Medienförderung des Landes direkt in Euro umrechnen lässt und der Südtiroler Wintersportverband hat im Medienbereich einen wichtigen und mächtigen Verbündeten.
Die Auswirkungen dieser Wechselbeziehung werden derzeit mehr als deutlich. Mit Veith und Shiffrin lassen sich andere, weit wenige erfreuliche News überdecken.
Denn am Mittwoch wurde dem Südtiroler Wintersportverband ein Urteil zugestellt, das die Wirkung eines Erdbebens hat. Südtirols FISI muss sich einen neuen Präsidenten suchen.
 
 

Das Urteil

 
Salto.bz hat exklusiv darüber berichtet. Das oberste Sportgericht des CONI hat bereits im März dieses Jahres einen Rekurs des SSV Pfalzen angenommen und die Wahl des Südtiroler FISI-Landespräsidenten Hermann Ambach annulliert. Nachdem der Ausgang des Verfahrens seit fast drei Monaten bekannt ist, wurde am Mittwoch die Urteilsbegründung in Rom hinterlegt und gleichzeitig den Parteien zugestellt.
Der „Collegio di Garanzia dello Sport - Sezioni Unite“ gibt in dem Urteil unter dem Vorsitz von Staatsrat Franco Frattini den Rekurstellern und der ehemaligen Langlauf-Olympiasiegerin Gabriella Paruzzi voll Recht. 

 
 
Paruzzi hatte als Vorsitzende der Südtiroler Vollversammlung am 10. Juni 2018 die Wahl des Südtiroler FISI-Präsidenten annulliert. Der Grund dafür: Hermann Ambach, seit 2008 Präsident des Wintersportverbandes wollte eine dritte Amtszeit anhängen. Laut FISI-Statut muss der amtierende Präsident dafür aber bei der Wahl mindestens 55 Prozent der Stimmen bekommen. Ambach kam am 10. Juni aber nur auf 53 Prozent, weil sein Herausforderer Helmuth Senfter 47 Prozent der Vereinsstimmen sammeln konnte. 
Das FISI-Statut ist in diesen Punkt eindeutig: Schafft es der amtierende Präsident im ersten Wahlgang nicht, ist er weg. Er kann nicht mehr antreten.
Mit diesem Damoklesschwert über den Kopf, ist es Hermann Ambach & Co im Juni 2018 gelungen, aus der FISI-Zentrale in Mailand eine Interpretation zu erhalten, die den Langzeitpräsidenten gerettet hat. Anfang Juli 2018 wurde offiziell bekanntgegeben, dass Ambach Präsident bleibt.
Jetzt ist aber alles anders. Der „Collegio di Garanzia dello Sport - Sezioni Unite“ stellt in seiner „Decisione n. 43 Anno 2019“ unmissverständlich klar, dass Gabriella Paruzzi bei der Wahlannullierung vollkommen richtig gehandelt hat. Vor allem aber: Dass die Wahl Hermann Ambachs zum Südtiroler FISI-Präsidenten nichtig ist und ohne ihn wiederholt werden muss.
 

Schweigen am Bach

 
Die Südtiroler Öffentlichkeit erfährt von der Sportgerichtsentscheidung bisher aber (fast) nichts. Offiziell haben der Wintersportverband und Hermann Ambach weder zur 7 Seiten langen Verfügung aus Rom, noch zu den Folgen des Urteils Stellung genommen. 
Man hält die Nachricht bewusst so lange wie möglich zurück. Und das scheint auch zu gelingen.
Denn bisher hat – mit Ausnahme von salto.bz – kein Südtiroler Medium die Zwangsabsetzung des Präsidenten eines der größten Sportverbände Südtirols thematisiert. Die Verzahnung der Südtiroler FISI mit dem Medienkoloss Athesia dürfte dabei sehr hilfreich sein.
Denn auch die Sportredaktion von RAI Südtirol bringt News meistens erst dann, wenn sie bereits im Sportteil der Dolomiten erschienen sind.
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Hartmuth Staffler Sa., 08.06.2019 - 17:37

Anscheinend ist bei diesem Präsidentenposten viel Geld zu holen, sonst würden diese Typen wohl nicht diese Hahnenkämpfe austragen. Das Wohl der Sportler ist ihnen ohnehin wurscht.

Sa., 08.06.2019 - 17:37 Permalink