Wirtschaft | Transit

Hau, den Platter

Die italienischen Handelskammern mit Michl Ebner an der Spitze machen gegen die Nordtiroler Fahrverbote mobil. Die Umweltschützer fordern eine Ausdehnung auf die Euregio.
LKW-Stau
Foto: wiki
Es ist nicht einfach den Überblick zu behalten, bei all den Ämter, Posten und Funktionen, die der Mann innehat.
Am Mittwoch sprach Michl Ebner in Rom gleich in doppelter Funktion. Als Präsident der Handelskammer Bozen und als Mitglied des Exekutivausschusses der Vereinigung der italienischen Handelskammern Unioncamere.
Am Unioncamere-Hauptsitz an der Piazza Sallustio war der Frontalangriff auf Tirol angesagt. Offiziell ging es – wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt – um ein "Event zum Thema Transitverkehr". Auf der Konferenz brachten die norditalienischen Handelskammern aus der Emilia Romagna, Lombardei, Veneto, Trient und Bozen nochmals ihre geschlossene Haltung gegenüber den österreichischen Fahrverboten zum Ausdruck.
Die vom Land Tirol Ende 2018 angekündigten zusätzlichen Verbote zur Einschränkung des Verkehrs von Lastkraftwagen sind restriktive Maßnahmen, die bezüglich des freien Warenverkehrs nicht EU-rechtskonform sind und negative Auswirkungen auf den Export italienischer Unternehmen haben“, erklärt Handelskammerpräsident Michl Ebner überzeugt. Deshalb hat man am Mittwoch in Rom auch die italienische Regierung um Unterstützung gebeten und die Europäische Union aufgefordert, einseitige unverhältnismäßige Verkehrsmaßnahmen zu unterbinden.
 
 
„Die Tiroler Fahrverbote schaden besonders den Südtiroler und Trentiner Transportunternehmen“, sekundiert der Generalsekretär der Handelskammer Bozen, Alfred Aberer. Während die Zahl der Tiroler Transportunternehmen seit 2014 stetig zugenommen habe, gab es im selben Zeitraum bei den Transportunternehmen in Südtirol und Trentino einen Rückgang. „Dies ist mit Sicherheit auch auf die österreichischen LKW-Fahrverbote zurückzuführen“, ist Aberer überzeugt.
Auch der Präsident von Unioncamere, Carlo Sangalli, unterstrich im Zuge der Grußworte für die Veranstaltung die Wichtigkeit der Brennerroute: „Der Brenner ist heute ein unersetzlicher Korridor für den Warenfluss von Italien nach Europa und umgekehrt.“
Unterstützung erhielten die norditalienischen Handelskammern auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) München, die in einem Statement ihre Position für ein offenes Europa unterstrich. Nationale Grenzen dürfen für unternehmerisches Handeln keine Hürden sein. In München ist man überzeugt, dass der Schutz der Alpen als Lebens- und Naturraum und der Grundsatz des freien Warenverkehrs in Einklang gebracht werden können. Bei der Brennerroute muss die Politik in Deutschland, Österreich und Italien an einem Strang ziehen und sich auf eine gemeinsame Strategie unter Abwägung aller Interessen einigen. Langfristiges Ziel sei es, den Anteil des Schienengüterverkehrs über den Brenner deutlich zu erhöhen.
 

Verbote ausdehnen

 
Die von der Nordtiroler Politik ergriffenen Maßnahmen wie die Blockabfertigung, das sektorale Fahrverbot und das Nachtfahrverbot zum Schutz, der entlang der Transitroute lebenden Bevölkerung,  sind sehr wohl sinnvoll und wären auch auf Südtiroler Seite begrüßenswert“, sagt hingegen Klauspeter Dissinger. Der Vorsitzende des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz reagiert damit auf die Aussagen der italienischen Handelskammern und Frächter.
Durch die Blockabfertigung werde nämlich nur eine begrenzte Anzahl von LKWS pro Stunde durchgelassen und das sektorale Fahrverbot bewirkt, dass sperrige Güter anstatt auf der Straße,  auf der Schiene transportiert werden müssen. Zusätzlich sorge das Nachtfahrverbot zumindest in den Nachtstunden für eine Entlastung der transitgeplagten Bevölkerung.
Dissinger: „Es wäre also sinnvoll, dass diese Maßnahmen auch auf die restliche Euregio ausgedehnt werden. Diesbezüglich geht unser Appell an die Landeshauptleute von Südtirol und dem Trentino, dies zu verwirklichen.“
 
 
Nicht nachvollziehbar ist für den Dachverband, dass die Frächter Lobby sich einerseits durch diese Maßnahmen über zu lange Wartezeiten beklagt, aber andererseits zum Teil lange Umwege in Kauf nimmt, um Geld zu sparen. Dies bezieht sich vor allem auf die Transporte von der westlichen Poebene ins westliche Mitteleuropa und umgekehrt. Anstatt die kürzere Strecke über die Schweiz zu benutzen, fahren jährlich zirka eine Million LKWS über den Brenner, da die Mautgebühren auf der Brennerautobahn und die Treibstoffpreise in Österreich günstiger sind. Als Folge werde dann problemlos eine rund vierstündige Fahrt in Kauf genommen und die Umwelt und das Klima zusätzlich belastet.
Der Druck der italienischen Frächter, die sogar eine Änderung des Verkehrsprotokolls der Alpenkonvention fordern, sei für die in den Tälern lebende Bevölkerung inakzeptabel. „Auch wird werden bei der EU intervenieren“, kündigt Klauspeter Dissinger deshalb  an.