Umwelt | Ökologie

Pionierarbeit in der Obstwiese

Wie geht das zusammen - ökologische Vielfalt inmitten intensiven Obstanbaus. Einer, der das weiß und sein Wissen weitergibt, ist der Terlaner Biolandbauer Thomas Hafner.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Thomas Hafner zeigt den mit Roggeneinsaat angereicherten Boden
Foto: bioland suedtirol

Landwirtschaft die gleichzeitig Naturschutz ist, dafür setzt sich Bioland ein. Biodiversität, Artenschutz und ökologische Vielfalt sind der Rahmen, in dem unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten. Derzeit laufen einige Projekte, um das Thema noch einmal stärker zu verankern. Hier in Südtirol geht es mit der Erhebung der ökologischen Maßnahmen im Obstbau in die zweite Runde der Kriteriengewichtung; bei Bioland e.V. wird der Artenschutz als erneutes starkes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Anbauformen ausgerufen. Wir stellen in dieser Reihe regelmäßig Vorzeigebetriebe vor, die besonders vielfältig und biodivers innovativ arbeiten.

„Mir gefällt es eben nicht, wenn alles gleich aussieht“

sagt Biolandbauer Thomas Hafner vom Sonnleitenhof in Terlan. Diese Einstellung habe er vom Vater geerbt. Bereits dieser habe zwischen den Apfelsämlingen Marillen- und Pfirsichbäume, Kartoffeln und anderes gepflanzt. Thomas Hafner ist Bioland-Pionier seit der Gründung des Verbands 1991 in Südtirol; bereits 1989 experimentierte er mit biologischen Anbaumethoden, damals war das noch eine Rarität und dementsprechend bestaunt wurde der junge Sonnleitenbauer.

Heute gilt Thomas immer noch als Vordenker und seine Apfelwiesen als gutes Beispiel dafür, wie sich inmitten intensiven Obstbaus ökologische Vielfalt kultivieren lässt. Der Betrieb ist auf zwei größere Flächen gebündelt, die erste liegt in Terlan, die zweite in Eppan, mit den Sorten Braeburn, Ewelina und Gala, zudem gibt es einen Weinberg mit ausschließlich PIWI-Sorten, Souvignier Gris, Chambourcin und Muscat bleu. Die Trauben verarbeitet der Winzer im eigenen Keller zu Wein.

Gute Nachbarschaft

Mit seinen integrierten Nachbarn pflegt Thomas eine gute Nachbarschaft, gemeinsam reizen sie die Zeilenlänge nicht ganz aus und schaffen so wertvollen Platz. Thomas Hafner hat in all den Jahren einen schönen Erfahrungsschatz angesammelt, welche Pflanzen bzw. Anwendungen die effizientesten Ergebnisse für Biodiversität auf den landwirtschaftlichen Flächen bringen. So hat er vor Jahren parallel zu den äußersten Apfelreihen der etwa zwei Hektar großen Obstanlage Hecken zum Abdriftschutz gepflanzt. Auf einer Seite wachsen Roter Hartriegel und Liguster, auf der anderen Seite sind es Kulturhaselnüsse. Diese werden mit einem modernen Erziehungssystem flach am Draht gezogen und ergeben neben der Schutzfunktion auch eine kleine Haselnussernte. Vor den Kopfbäumen wurden weitere Haselnüsse und Kirschbäume gepflanzt, worüber sich die Vögel freuen. Überhaupt räumt Hafner den großen Bäumen genügend Platz ein, so stehen auch eine Zeder und ein Nussbaum mitten zwischen den Apfelbäumen, das Bewässerungshäuschen dient mit seinen angebohrten Holzplanken den Wildbienen als Nisthilfe.

 

Bodenfruchtbarkeit

Gedüngt wird hauptsächlich mit kompostiertem Rindermist, welcher die Humusbildung fördert und folglich den Bodenaufbau unterstützt. Dies ist umso wichtiger, da die Zone im Jahr 2017 von einem Sturm heimgesucht wurde. Dieser machte fast die ganze Apfelanlage dem Erdboden gleich. Bei der Neuanlage beschloss Thomas, den Rohboden nach oben zu bringen, um der Bodenmüdigkeit entgegenzuwirken. Ein negativer Aspekt dieser Methode ist die fehlende Bodenstruktur bzw. die fehlende organische Masse im Oberboden. Um diese möglichst schnell wiederaufzubauen, machte Thomas noch im Spätherbst des Unglücksjahres eine Einsaat mit Roggen. Mit seinem starken Wachstum – unter- und oberirdisch – konnte so viel organische Masse in den Boden eingebracht werden.

Wicke, Roggen und andere Einsaaten sollen die Humusmasse weiterhin aufbauen und für einen gesunden Boden sorgen. Auch grüner und weißer Spargel gedeihen zwischen den Apfelreihen und in einem extra ausgehobenen Graben sammelt sich das Regenwasser:  Libellen und andere Wassertiere danken es, Blindschleichen sowie Schlangen werden durch den Teich ebenfalls angelockt. Diese zu beobachten, freut Thomas ganz besonders. Außerdem halten sie die Mäuse in Schach, weiß er.

 

Agronomischer Nutzen von Öko-Maßnahmen

Rein ökonomisch betrachtet bringt eine voll mit Apfelbäumen ausgelastete Fläche zwar finanziellen Vorteil. Aber das sei eine sehr kurzfristige Betrachtung. Der Umweltgedanke ist dem Terlaner Obstbauer seit jeher wichtig gewesen: So war Thomas bereits in den 1980er und 1990er Jahren Mitglied des Ökologievereins.

„Es war auch immer wichtig, dass mich meine Familie in meiner Bio-Vision unterstützt hat. Auch meine Cousins haben sehr früh auf biologische Landwirtschaft umgestellt.“  Deswegen sei Förderung und Unterstützung auch weiterhin wichtig für Umstellende auf Biolandwirtschaft. Dazu zählen auch wissenschaftliche Erhebungen über den agronomischen Nutzen von ökologischen Maßnahmen, wo beispielsweise aufgezeigt wird, wie Nützlinge und Gegenspieler von Schädlingen durch Heckenpflege und Einsaaten gefördert werden können. So kämen auch ökologisch nicht so interessierte Landwirte auf den Geschmack und würden den Mehraufwand in Kauf nehmen, den diese sanfte Landwirtschaft bedeutet.

 

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Profil für Benutzer Günther Mayr
Günther Mayr Mi., 26.06.2019 - 19:13

Gut gut.
gute "agrarpraxis" ist eben keine frage der etikette, ob bio oder net,
charakter und manieren sind gefragt.

Mi., 26.06.2019 - 19:13 Permalink