Umwelt | Ökologie

Bio-Imker mit Leib und Seele

Oswald Rossi aus Neumarkt ist Angestellter und Teilzeit-Obstbauer mit etwas mehr als einem halben Hektar Apfelfläche, vor allem aber ist er Imker mit Leib und Seele.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Bioland Südtirol

Oswald Rossi lebt in einer grünen Oase. Sein Haus, bzw. die Hofstelle liegt am Dorfrand des kleinen Flecken Laag bei Neumarkt und ist frei stehend. Eine hochwachsende Hecke schirmt das Hofgebäude ziemlich gut ab, und auch die Kletterpflanzen an Balkon und Haus sorgen für den „grünen“ Eindruck. Direkt angrenzend liegt die Wiese mit Apfelanlage, in der die Hühner frei picken; ums Haus und in der Anlage selbst gibt es allerlei speziell angelegte Bereiche, wie Sträucher und Bäume, Insektenhotels, Steinhaufen und andere Strukturelemente, die Unterschlupf und Lebensraum für Insekten, Vögel, Fledermäuse und andere Kleinstlebewesen bieten. Ein 50jähriger Rosskastanienbaum sorgt zusätzlich für ein frisches angenehmes Klima.

 

 

Oswald Rossi ist Angestellter und Teilzeit-Obstbauer mit 6.500 qm Apfelfläche, vor allem aber ist er Imker mit Leib und Seele. Seine rund 100 Bienenvölker hat er bereits seit 17 Jahren auf Bioland umgestellt; vor der Umstellung, so Rossi, gab es Probleme mit der Sauberkeit im Wachs: „Ich war zwar damals der Meinung, meine Bienen eh schon „biologisch“ zu halten, doch als bei den Messungen die schlechten Werte festgestellt wurden, hab’ ich sofort reagiert.“ Er war einer der ersten, wenn nicht der erste Imker, der in Südtirol auf Bioland umstellte. Seither verarbeitet er sein Wachs selbst und hat damit das Problem im Griff. Anders verhält es sich mit den Abdriften der chemischen Spritzmittel, die nicht nur den Bio-Imkern das Leben schwer machen. Bei belasteten Honigproben etwa gilt das Bio-Label natürlich nicht mehr, der Honig muss als konventionelle Ware verkauft werden.

„Gerade deswegen sind wir Bio-Imker besonders darauf bedacht, gute unkontaminierte Standorte für unsere Bienen zu finden. Ich beispielsweise bringe sie nach Allitz im Vinschgau, wo besonders große und zusammenhängende Bio-Obstflächen vorhanden sind. Später kommen die Bienenvölker in die Akazienwälder der Valsugana oder in Waldgebiete und ins Hochgebirge im Sarntal, also immer dorthin, wo die Umgebung so wenig wie möglich mit Pflanzenschutzmitteln belastet ist.

Für mich ist diese kontrollierte naturnahe Honiggewinnung und das Halten der Bienen maßgeblich, einfach weil dabei auch der Naturschutz eine so große Rolle spielt.

Bei der Bekämpfung von Schädlingen dürfen die Bio-Imker nur natürliche Mittel einsetzen, wie etwa Ameisensäure und Oxalsäure, auch dürfen sie im Frühjahr und Sommer, außer in Notfällen, keinen Zucker zufüttern. Für den Winter hingegen ist kontrollierter Ökozucker oder Honig erlaubt, und einen Rest davon muss auf jeden Fall den Bienen belassen werden.

 

 

Auch der Wachskreislauf ist ein ganz eigener bei den Biobienen,  zum Teil bauen sich die Tierchen ihre eigenen freien Waben. Das Wachs für die Mittelwände darf nur vom Entdeckelungswachs der Honigernte oder von frei gebauten Waben stammen, da dieses das reinste ist. Der Honig darf auch nur möglichst schonend geerntet und keinesfalls durch Wärme geschädigt werden. Die Beuten, also die Bienenstöcke sind natürlich mit Ökofarben, Propolis, Wachs und Ölen behandelt. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass die Biokontrolle nicht nur am Endprodukt, also dem gewonnenen Honig erfolgt, sondern das ganze Jahr über stattfindet.

 

 

„Für mich ist diese kontrollierte naturnahe Honiggewinnung und das Halten der Bienen maßgeblich, einfach weil dabei auch der Naturschutz eine so große Rolle spielt“, meint Oswald Rossi. Nur eine von chemischen Pestiziden befreite Natur könne seinen Bienen gute Futterplätze bieten, dafür nimmt er auch die weiten Fahrten und die aufwändigere Pflege in Kauf.

 

Bioland Südtirol setzt sich für die Ökologisierung der Landwirtschaft und die Unterstützung der Biobauern ein und ist mit über 700 Mitgliedern und 27 Partnern in Südtirol der größte Bioverband. Die Wirtschaftsweise der Bioland-Betriebe basiert auf einer Kreislaufwirtschaft - ohne synthetische Pestizide und chemisch-synthetische Stickstoffdünger. Die Tiere werden artgerecht gehalten und die Lebensmittel schonend verarbeitet. Dies ermöglicht eine umweltverträgliche und nachhaltige Lebensmittelerzeugung. Auf den Bioland Betrieben in Südtirol ist aktiver Klima-, Boden- und Naturschutz neben der Förderung der biologischen Vielfalt durch verschiedene Ökologisierungs-Maßnahmen eine Selbstverständlichkeit. Die Förderung der Bodenfruchtbarkeit, artgerechte Tierhaltung, der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Herstellung wertvoller Lebensmittel stehen im Vordergrund. Mit unserer Wirtschaftsweise wollen wir die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und den Menschen in Südtirol eine zukunftsfähige Landwirtschaft und eine lebenswerte Zukunft sichern.

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Günther Mayr Do., 04.07.2019 - 17:38

"Ich beispielsweise bringe sie nach Allitz im Vinschgau, wo besonders große und zusammenhängende Bio-Obstflächen vorhanden sind."
- vom regen in den himmel?
also meinen Bienen bekommt der Schwefel nicht gut...

Do., 04.07.2019 - 17:38 Permalink
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Oswald Rossi Do., 04.07.2019 - 23:16

Antwort auf von Günther Mayr

Hallo,
dass die Schwefel-Spritzungen im Bio-Anbau die Bienen schädigt ist ein Märchen. In Imker-Kreisen wurde diese Behauptung in der Vergangenheit sehr häufig und auch bei Vorträgen aufgestellt. Ich denke dass dies auf ein Missverständnis beruht: die Schwefelspritzungen im Feld wird mit dem „Schwefeln“ der Bienenwaben zum Schutz gegen die Wachsmotte gleich gestellt. Dabei wird der Schwefel allerdings im geschlossenen Raum angezündet und es entsteht Schwefelsäure. Im Feld wird der Schwefel in seinen verschiedenen Formen nur verteilt und oxidiert langsam (ist natürlich auch eine Verbrennung aber eben sehr langsam). Die verschiedenen Schwefelprodukte (Schwefelkalkbrühe, Netzschwefel, Stäubeschwefel) sind an sich nicht als giftig eingestuft, sehr wohl aber als „reizend“ (X-Irritante). Eine Schädigung der Biene müsste also durch eine Verätzung oder Verklebung stattfinden was sich leicht nachweisen lassen würde (Langzeitwirkungen wie bei einem Neonicotinoid sind auszuschließen). Dies wurde aber weder bei der Zulassung festgestellt (sind alle als nicht Bienen-gefährlich eingestuft) und entspricht auch nicht meiner Erfahrung (unter anderem Behandle ich ja meine Anlagen auch selber damit). Weiters hat die UNI-Bologna sowohl im Labor, im Folientunnel als auch zur Vollblüte im Freiland sich redlich bemüht Bienen mit Schwefelkalkbrühe (wohl das stärkste Schwefelmittel) zu schädigen. Geschafft haben sie es nicht: www.crpv.it/doc/5230/Porrini.pdf . Zum besseren Verständnis: Schwefelkalkbrühe auf Italienisch: Polisolfuro di calcio, Produkt: Polisenio.

Do., 04.07.2019 - 23:16 Permalink
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Günther Mayr Fr., 05.07.2019 - 07:57

Antwort auf von Oswald Rossi

Guten Morgen
Meine langjährigen, praktischen Beobachtungen mit Blühstreifen und verschiedenen Einsaaten zwischen den Baumreihen und Schwefelbehandlungen lassen mich eine verharmlosende Beurteilung der Schwefelausbringung nicht teilen: Selbst nach einer auch geringen Aufwandmenge (z.B. 100ml/hl Thiopron) war zunächst mal "Sendepause" in den behandelten Anlagen. Nach einigen Tagen war die Flugaktivität der Bienen und Nützlinge wiederhergestellt.
repellent-beeinträchtigend-schädigend-... eine Wirkung ist ursächlich beobachtbar.

Fr., 05.07.2019 - 07:57 Permalink