Umwelt | Pestizide

“Südtirol soll Österreich folgen”

Lob für das Glyphosat-Verbot in Österreich kommt von Team Köllensperger. Man wil sich für ein glyphosatfreies Südtirol einsetzen – mit Bauern und politischen Gegnern.
Pestizidausbringung
Foto: Pixabay

“Wir verwehren uns dagegen, dass Bauern generell als Giftspritzer dargestellt werden”, schickt Peter Faistnauer voraus. Der Landtagsabgeordnete von Team Köllensperger ist selbst Bauer. Gerade als solcher aber erkenne er durchaus einen Wettbewerbsvorteil im Verzicht auf Glyphosat – “vor allem für die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Südtirol”, meint Faistnauer.

Am Dienstag (2. Juli) hat der österreichische Nationalrat beschlossen, Glyphosat komplett zu verbieten. Österreich ist das erste EU-Land, das den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel generell untersagt. Noch ist unklar, ob das Verbot rechtlich halten wird. Denn der nationale Alleingang könnte EU-Recht widersprechen. Die EU-Kommission hat drei Monate Zeit, gegen den Beschluss Einspruch zu erheben.

 

Auch Südtirol soll verzichten

 

Für das Team Köllensperger steht indes fest: Südtirol soll sich an Österreich ein Beispiel nehmen. Ganz im Stile des SVP-Beschlussantrages “Für ein wolfsfreies Südtirol”, der am Donnerstag vom Landtag angenommen wurde, wirbt Team K nun “für ein glyphosatfreies Südtirol”.

“Es genügt der Blick über den Brenner, um zu erkennen, wie verantwortungsvolle Politik für Menschen, Gesundheit und Umwelt geht”, heißt es in einer Aussendung. “Bravo, Österreich”, applaudiert Parteichef Paul Köllensperger. Im Landtag hat er bereits mehrmals auf die Gefährlichkeit des Unkrautvernichtungsmittels hingewiesen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO steht Glyphosat in Verdacht, Krebs bei Menschen zu erzeugen. In den USA liegen bereits mehrere tausend Klagen gegen die Hersteller von glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmitteln vor.  Darüber hinaus steht Glyphosat im Verdacht, die Artenvielfalt nachhaltig zu schädigen.

 

Bauern begleiten


 
“Der Schutz der Gesundheit ist oberstes Gebot. Deshalb sind potentiell krebserregende Unkrautvernichter durch ungefährliche Alternativen zu ersetzen”, meint Köllensperger. Sein Parteikollege Faistnauer fügt hinzu: “Die Konsumenten sind immer aufgeklärter und sensibilisierter. Sie suchen nach gesunden Lebensmitteln. Es geht in diesem Zusammenhang sehr stark auch um Vertrauen. Wir vom Team Köllensperger wissen, dass es jetzt schon viele Bauern und Bäuerinnen gibt, die diesen Weg vorausgehen”.

“Wir setzen uns dafür ein, dass ein glyphosatfreies Südtirol, nach Vorbild der Republik Österreich, Realität wird”, verspricht man beim Team K – und streckt Bauern und politischen Gegnern die Hand aus: “Unser Bauernstand soll beim Umstieg auf alternative Methoden tatkräftig begleitet werden. Zukunftsweisend kann in diesem Sinne nur eine gemeinsame parteiübergreifende Agrarpolitik im Südtiroler Landtag sein.”

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Peter Gasser Fr., 05.07.2019 - 17:53

Hier steht geschrieben:
„Laut Weltgesundheitsorganisation WHO steht Glyphosat in Verdacht, Krebs bei Menschen zu erzeugen“.
Und:
„Der Schutz der Gesundheit ist oberstes Gebot. Deshalb sind *potentiell krebserregende Unkrautvernichter* durch ungefährliche Alternativen zu ersetzen”, meint Köllensperger. Sein Parteikollege Faistnauer fügt hinzu: “Die Konsumenten sind immer aufgeklärter und sensibilisierter. Sie suchen nach gesunden Lebensmitteln“.“
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Mehr Informationen dazu gibt ein Artikel im Spiegel+. Einige Auszüge dazu:
„Neben der Landwirtschaft nutzen auch private Verbraucher, Gemeinden und Institutionen wie die Österreichische Bundesbahnen Glyphosat. Die ÖBB verhindern mit dem Mittel, dass ihre Gleisbetten zuwuchern. Sie will es ab 2022 nicht mehr verwenden, sucht aber noch nach Alternativen“.
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„Landwirte werden, je nach Bewirtschaftungsform, auf andere Wirkstoffe, mechanische Maßnahmen wie Pflügen oder Kombinationen aus beidem zurückgreifen müssen. *Dabei gilt Glyphosat im Gegensatz zu vielen Alternativwirkstoffen als ungefährlich für Insekten*. Die Umwelt retten wird das Glyphosat-Verbot also nicht“.
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„Die Krebsagentur IARC der WHO kam 2015 dagegen zu dem Schluss, dass Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend" sei. Die Institution untersucht allerdings nur, ob ein Stoff grundsätzlich in der Lage ist, Krebs auszulösen. Sie bewertet nicht, wie groß diese Gefahr ist und ob ein konkretes Risiko für die Bevölkerung besteht. So stuft die IARC auch den Friseurberuf und den Konsum heißer Getränke als "wahrscheinlich krebserregend" ein, Sonnenstrahlen und Alkohol als "sicher krebserregend".
—> Während Glyphosat wie heiße Getränke oder der Frieseurberuf als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft ist, sind Sonnenstrahlen, Alkohol und Nikotin „sicher krebserregend“. Wer dieses Gesundheits-Argument gegen Glyphosat benutzt, trinkt also konsequenterweise keinen Alkohol und raucht auch nicht - und badet nicht in der Sonne.

Fr., 05.07.2019 - 17:53 Permalink
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Ludwig Thoma Sa., 06.07.2019 - 09:47

Antwort auf von Peter Gasser

Die Gleisbette der ÖBB dienen meines Wissens nicht der Lebensmittelproduktion.
Ob Glyphosat für Insekten unbedenklich ist, weiß man nicht. Kein Mensch hat je die Wechselwirkung von Glyphosat und den anderen ca. 30 Mittelchen untersucht.
Wenn das Zeug wahrscheinlich krebserregend ist, warum nehmen Sie das nicht einfach zu Kenntnis, anstatt so zu tun, als könnte man ohne nicht leben.

Sa., 06.07.2019 - 09:47 Permalink
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Peter Gasser Sa., 06.07.2019 - 10:04

Antwort auf von Ludwig Thoma

für die Umwelt: ob auf Feldern oder auf Geleisen ist es, wenn schon, gleichermaßen schädlich.
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für den Menschen: „wahrscheinlich krebserregend“ ist, wenn Sie gelesen haben, auch jedes heiße Getränk (also jetzt alle Bars und alle Kaffeemaschinen und Tees verbieten), der Frieseurberuf (auch verbieten?), auch rohes und verarbeitetes Fleisch (Wurst, Schinken: jetzt wird‘s langsam schwierig: höchste Krebserregungsstufe) und die Sonnenstrahlung (jetzt wird‘s ganz ganz schwierig).
Aber *sicher* krebserregend sind Nikotin und Alkohol, Milch und Zucker auch: wollen wir nicht erst mal das *sicher* krebserregende verbieten, bevor wir uns an das *vielleicht* krebserregende heranwagen?
Wäre das nicht angemessen?
Frage: trinken Sie Alkohol? Rauchen Sie? ... dann brauchen Sie sich über Glyphosat wirklich keine Sorgen machen.

Sa., 06.07.2019 - 10:04 Permalink
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Peter Gasser Fr., 05.07.2019 - 22:39

Antwort auf von Hartmuth Staffler

ja, gleiche Frage wie die Menschen in all den Jahrhunderten überlebten, in denen es kein Penicillin gab.
Oder: geht es wirklich um die Bauern?
Nein: es geht um die Produktionskosten, damit um die Preise der Lebensmittel, und damit um die Konsumenten und deren Kaufkraft.
Nicht die Bauern bestimmen, welche Pflanzenschutzmittel zugelassen und von der chemischen Industrie produziert werden: die Gemeinschaft, die Wähler bestimmen dies.
Ich erachte es als skurril, dass eine Gemeinschaft die Produktion und Verwendung von Pflanzenschutzmitteln zur Erzeugung preisgünstiger und billiger Lebensmittel gutheisst, diese billigen Lebensmittel kauft und konsumiert, und - gleichzeitig - die Bauern beschuldigt, Ihnen mit Pflanzenschutzmitteln eben diese billigen Lebensmittel zu liefern.
Paradox.
Die Gemeinschaft kann doch Produktion und Verwendung der Pflanzenschutzmittel verbieten.
Fragen Sie sich, warum die Gemeinschaft, der Staat, die EU, die UNO dies nicht tun!
Was ist bei Ihnen das Ergebnis dieser Frage?

Fr., 05.07.2019 - 22:39 Permalink
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Pafeiler Matthias Sa., 06.07.2019 - 11:37

Antwort auf von Peter Gasser

Da haben Sie ein super Thema angeschnitten. Auf anraten von Monsanto trinke ich seit zweieinhalb Jahren täglich ein halbes Glas Roundup und es geht mir blendent. Penicillin? Das kann mir gestohlen bleiben. Krebsgefahr? Davon kann überhaupt keine rede sein. Von Geschwüren jeglicher Art bin ich absolut befreit. Was für Insekten, unsere Lebensmittel und die restliche Umwelt nur von Vorteil ist, muss doch für den menschlichen Organismus auch nur super Vorteile bringen. Und so ist es eben auch.

Sa., 06.07.2019 - 11:37 Permalink
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Peter Gasser Sa., 06.07.2019 - 12:48

Antwort auf von Pafeiler Matthias

... interessant, dass Sie mitteilen wollen, was Sie trinken.
Dass allein die Dosis das Gift macht, scheint auch unbekannt: geben Sie einem Kleinkind einen Suppenlöffel Salz, und es wird sterben.
Natürlich ist es jedem unbenommen, sich mit sarkastischem Poltern aus der Verantwortung zu stehlen, die man als Mitglied der Gesellschaft hat.
Ich bin überzeugt, Sie rauchen auch nicht, trinken keinen Alkohol und gehen nicht in die Sonne (siehe Beitrag 10:04 Uhr).

Sa., 06.07.2019 - 12:48 Permalink
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Pafeiler Matthias Sa., 06.07.2019 - 18:33

Antwort auf von Peter Gasser

Sie sollten sich umbedingt ein Floskelschwein kaufen für Zuhause, das würde sich sicherlich schnell füllen. Dieser saublöde Spruch mit der Dosis ist beiweiten nicht allgemeingülltig und längst wiederlegt. Das wissen Sie doch sicherlich auch oder? Und dass es für den menschlichen Körper exisenzielle Stoffe gibt und solche die einfach nur schädlich sind und sogar an Wiksamkeit zunehmen, je weniger man davon aufnimt? Aber das ist ja zum Glück alles nebensächlich und beiweiten nicht Thema der Disskusion, weil Wurst ist ja Krebserregend.

Sa., 06.07.2019 - 18:33 Permalink
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Peter Gasser So., 07.07.2019 - 11:17

Antwort auf von Pafeiler Matthias

Danke SCM.
Gestört hat mich neben der Respektlosigkeit des Diskurses auch dieses offensichtliche „Fake“: „Dieser saublöde Spruch mit der Dosis ist beiweiten nicht allgemeingülltig und längst wiederlegt“.
Diese Aussage ist so falsch wie die Rechtschreibung im Beitrag.
Dieser richtige Spruch ist nämlich weiterhin allgemein gültig und nicht widerlegt.
https://diepresse.com/home/meinung/kommentare/4941213/Das-Gift-und-die-…

So., 07.07.2019 - 11:17 Permalink
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Pseudo Nym So., 07.07.2019 - 12:23

Antwort auf von Pafeiler Matthias

Ich stimme PG zu. Das SCM sollte sich hier selbst verwarnen. Ein salto-Mitarbeiter sollte nicht den SCM-Account dazu missbrauchen, seine eigene Meinung kundzutun, dafür sind andere Kanäle vorgesehen.

Zum Thema: Bei Glyphosat macht sehr wohl die Dosis das Gift. Von der Einstufung her ist Glyphosat gleich krebserregend wie Kaffee/Heißgetränke oder rotes Fleisch. Diese Gruppe von Stoffen nennt sich "potentiell krebserregend".

Insofern ist Glyphosat nicht nur Teufelszeug. Im Vergleich zu anderen Pflanzenschutzmitteln ist Glyphosat sogar recht harmlos, vor Allem wenn man sich die Halbwertszeiten im Boden anschaut.
Wir müssen uns doch nur eine Frage stellen: Führt ein Verbot von Glyphosat dazu, dass plötzlich alle auf Bio umsatteln oder wohl eher dazu, dass man einfach auf ein anderes, vielleicht sogar noch schlimmeres Pflanzenschutzmittel zurückgreift?

So., 07.07.2019 - 12:23 Permalink
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Klaus Griesser Sa., 06.07.2019 - 20:51

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Gasser, Sie übersehen eine der härtesten Tatsache: Bayer hat Monsanto als weltgrößten Glyphosathersteller übernommen und ist an der Börse auf Schlingerkurs und in der Kritik seiner Aktionäre, weil er sich bald nach dem Kauf von Monsanto gewaltige gerichtliche Schadensersatzforderungen WEGEN BEWIESENER GESUNDHEITSSCHÄDEN in den USA eingeholt hat - eine Flut von Klagen steht noch bevor. In der EU sind Glyphosat u.a. Pestizide nur wegen des gewaltigen Einflusses der Pharma- und Lebensmittelkonzerne NOCH nicht verboten worden. Wissenschaftliche Untersuchungen über die gesundheitlichen Schäden gibt es zuhauf, unbestreitbar ist auch die weltweite Zerstörung der Bodenfruchtbarkeit über die permanente Akkumulation der Gifte in den Böden und Gewässern mit dem drastischen Insektensterben im Gefolge.
Kurzum: Die größte Lüge im Landwirtschaftsbereich in Südtirol bezieht sich auf die "Harmlosigkeit" der Pestizide, ihre größte Hoffnung ist, dass die vorgesehenen Biodiversitätsmessungen an der Situation vorbeimessen.
Natürlich ist klar - und das ist das eigentliche Problem! - dass die Massenproduktion der Landwirtschaft nicht ohne Pestizide bzw. Antibiotika auskommen kann.

Sa., 06.07.2019 - 20:51 Permalink
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Peter Gasser So., 07.07.2019 - 09:13

Antwort auf von Klaus Griesser

Es liegt wohl in der Unvollkommenheit des Menschen, dass er Dinge auch übersehen kann (beziehungsweise in diesem Fall hier für nicht relevant hielt). Gleichwohl ändern Firmenbeteiligungen und Aktionärserwartungen nichts an der Chemie, der Dosis und damit der Giftigkeit eines Produktes. Aus derselben Unvollkommenheit des Menschen heraus haben Sie wohl auch die beiden Verlinkungen übersehen, welche ich hier am 05.07.2019, 18:26 Uhr eingefügt hatte, wie wohl auch den Beitrag direkt darüber.
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Nun zu Amerika: wohl nicht erst seit Trump ist Amerika nicht unbedingt in allen Dingen ein Vorbild. Das Rechtssystem dort ist anders: „Schon ein Anfangsverdacht genügt, um in den USA gegen ein Unternehmen klagen zu können“. Geurteilt haben *Laienrichter*. Wie gesagt, Laien verändern weder die Chemie noch die Bewertung von Substanz und Giftigkeit - und haben dies auch nicht getan.
Insofern ist Ihr Satz der *bewiesenen* Gesundheitsgefährdung irreführend und falsch. Dazu 3 weitere Verlinkungen, die jeder ohne weiteres selber findet, wenn er denn lesen will:
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2019-03/glyphosat-krebserregend-usa-m…
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/glyphosat-entscheidung-in-de…
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/glyphosat-urteil-warum-es-ke…
Sie haben auch nicht Stellung dazu bezogen, dass heisse Getränke, Wurst und Schinken, auch der Frieseurberuf genauso als *potentiell* krebserregend eingestuft sind wie Glyphosat, dass aber das Rauchen, der Alkohol und die Sonneneinstrahlung als *nachgewiesen* krebserregend eingestuft sind: alles verbieten?
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Dann schreiben Sie - und auch ich sehe darin *das* Problem:
„Natürlich ist klar - und das ist das eigentliche Problem! - dass die Massenproduktion der Landwirtschaft nicht ohne Pestizide bzw. Antibiotika auskommen kann“. Darin liegt wohl die Ursache, warum unsere Gesellschaft der chemischen Industrie die Produktion von Pflanzenschutzmitteln nicht untersagt. Es wäre doch so einfach: was nicht gebraucht wird und zudem schädlich sei, wird verboten, herzustellen. Es liegt an der Gemeinschaft, dies zu vollziehen.
Lassen Sie mich ein Tabu anfügen:
Auch die „Massenproduktion des Menschen“ kommt nicht ohne Pestizide („Menschenschutzmittel“, Medikamente) und Antibiotika aus: wie ernähren Sie städtische Ballungsräume mit 40 Millionen Menschen auf engstem Raum?
Lassen Sie mich noch ein Tabu anfügen: auch die Wirkstoffe der Verhütungs-„Pestizide“ finden Sie in der Natur, in den Gewässern, schädlich für alles, was lebt: jetzt verbieten??
Was wir tun und was wir nicht tun, was wir dürfen und was nicht, ist stets ein gesellschaftlicher Konsens - nicht immer und in allen Lagen schadlos und gut.
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Aber grundsätzlich, um Gemeinsames zu finden, stimme ich Ihnen zu: ich würde sofort dafür stimmen, *weltweit* die präventive Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und Antibiotika zu verbieten, vielleicht teils sogar die kurative, und damit auch die Produktion dieser Mittel.
Aber ob dies die Gesellschaft will? Ein Teil der arbeitenden Bevölkerung müsste dann die klimatisierten Büros und Fabriken wieder verlassen und als Arbeiter, auch bei Sonne und Regen, frühmorgens und am Wochenende, auf den Feldern arbeiten. Die Lebensmittelproduktion wird dann nämlich arbeitsintensiver und damit teurer, in Zeiten mit Engpässen heisst es dann auch schon mal: verzichten.
Ja verzichten: ist denn der Transport von Lebensmitteln mit Flugzeugen oder den schwerölbetriebenen Schiffen nicht *wesentlich* gefährlicher für unsere Zukunft als Glyphosat? Wollen wir erst beim Groben ansetzen, bevor wir das Ungewisse bekämpfen?
Grundsätzlich, um noch einmal Gemeinsames zu betrachten, ist ein natürliches Leben mit natürlichen, regional erzeugten und möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln *natürlich* das Erstrebenswerte.
Aber dies legt nicht der Bauer fest, sondern die Gesellschaft, der wir alle angehören und deren Verantwortung *wir alle* tragen; und nicht der einzelne Bauer, der das tut, was wir alle tun: was uns das Gesetz erlaubt.
Wären wir anders, dürfte heute *keiner mehr* auch nur 1 Sekunde lang einen Verbrennungsmotor starten.

So., 07.07.2019 - 09:13 Permalink
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Klaus Griesser Mo., 08.07.2019 - 17:30

Antwort auf von Peter Gasser

„Gleichwohl“, formulieren Sie, also unabhängig von Gerichsturteilen von Laienrichtern (ein versteckter Hinweis auf lausige Justiz in den USA, als ob sich Bayer nicht der unleugbaren Last medizinischer Beweise über das Gegenteil von „Harmlosigkeit“ beugen musste) und schreiben weiter „ändern Firmenbeteiligungen und Aktionärserwartungen nichts an der Chemie, der Dosis und damit der Giftigkeit eines Produktes“, was nicht zu bestreiten wäre, wenn Sie –wie auch der Landesrat - nicht unverdrossen und gebetsmühlenartig die „Harmlosigkeit“ der Gifte hochhalten würden. Um genau diese Lüge kamen/ kommen selbst die Superanwälte von Bayer trotz „lausiger“ Laienrichter nicht herum. Glauben Sie denn, in den USA wurde zu stark dosiert –was ja in Südtirol nicht passieren könne? Was immer Sie denken- ich kenne nicht die Gerichtsakten, aber ich weiß!- kein medizinischer Gutachter, kein Wissenschaftler der Welt kann mit Bestimmtheit sagen, ab welcher „Dosis“- Zahl ein Gift krebsauslösend ist. Gegenstand ist schließlich das „Krebsrisiko“ und das ist bei jedem Menschen anders. Weil Sie so gerne von Rauchern reden: nicht jeder Raucher stirbt an Krebs, aber das Risiko der Raucher zur Krebserkrankung ist um ein Vielfaches höher als jenes der Nichtraucher und die statistische Anzahl der Toten deswegen steht felsenfest. Dabei ist der Vergleich „Tabak“ – „Pestizide“ sowieso hinkend. Nachdem es sich bei den Pestiziden um ein massenhaft ausgebrachtes Gift handelt, während die Raucher das einzeln und freiwillig tun, müssten Sie den Vergleich so ziehen als ob die Bevölkerung massenhaft zum Rauchen verdonnert wäre. Hintenherum stimmt das eh, weil dadurch, dass die Böden tonnenweise mit Pestiziden gesegnet werden, die Feldprodukte massenhaft Überträger des Krebsrisikos für die Verbraucher werden. Sie leugnen ja nicht, dass die WHO das Krebsrisiko erklärt hat, bagatellisieren das aber mit dem Hinweis auf alle möglichen einzeln verbrauchte Substanzen und verschweigen dass wir Verbraucher massenhaft zwangsbeglückt werden von pestizidverseuchten Lebensmitteln.
Außerdem: dass es schwerwiegende Opfer durch Pestizide gibt, beweist auch die juridische Tatsache, dass in Frankreich bei gewissen auftretenden Erkrankungen (z.B. Parkinson) bei Bauern das wiederholte Pestizidspritzen als Berufsrisiko mit Entschädigungsrecht anerkannt wird.
Ich wiederhole: die größte Lüge der Südtiroler Landwirtschaft handelt von der „Harmlosigkeit“ der Pestizide und die ist unverantwortlich!
Der zweite Teil der Lüge: „Ohne Chemie geht es nicht“! Das stimmt nur unter der Voraussetzung, dass an dieser industriellen Agrarproduktion mit dem Ziel der Massenproduktion am Weltmarkt festgehalten wird. Die Lüge ist die, dass das die Böden, das Wetter, die Natur, die Umwelt – und viele Kleinbauern!- kaputtmacht und das ist das Ende für die Menschheit.
Die Alternative ist – und das ist wahrlich eine gewaltige Aufgabe weg vom Großbauerntum und eine echte Chance für die Kleinbauern– vielfältige Kleinproduktion, Mehrfrüchteanbau als Ausgleich zu zunehmenden Wetterkapriolen, mit dem Ziel regionaler Produktion. Das vertritt auch der deutsche Großbauer Prinz von Löwenstein.

Mo., 08.07.2019 - 17:30 Permalink