Wirtschaft | Volksbank

Historischer Verlust

Die Volksbank schreibt den größten Verlust ihrer Geschichte: 101,5 Millionen Euro. Die Gründe: Abwertungen und Wertberichtigungen. Die Bankenspitze bleibt optimistisch.
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Foto: Hannes Prousch
Gute Nachrichten sehen anders aus. 
In der Halbjahresbilanz der Südtiroler Volksbank steht ein Verlust von 101.536.831 Euro. Es ist der größte Verlust, den die Bank in ihrer Geschichte bisher geschrieben hat. Weil sich dieses Ergebnis nur schlecht verkaufen lässt, spricht man auch hier von einem „buchhalterischen Verlust“, fast so als sei das Ganze nur eine kleinere Umbuchung.
Doch dem ist nicht so. Denn die Volksbank musste eine deutliche Abwertung ihres Firmenwertes vornehmen. Der Firmenwert, ein immaterieller Vermögenswert auf der Aktivseite der Bilanz, wurde im Zuge des Ankaufs von Filialen der Banca Intesa im Jahre 2008 und der Banca Popolare di Marostica im Jahr 2015 gebildet. Ein immaterieller Vermögenswert wird einem periodischen Werthaltigkeitstest unterzogen. Die Werthaltigkeit wird aufgrund der Rentabilität definiert, die vom langfristigen Zinsumfeld abhängt. Auch aufgrund der deutlich nach unten revidierten Zinsprognosen der Kapitalmärkte der vergangenen Monate musste die Bank die ursprünglichen Vermögenswerte deutlich abwerten. Um sage und schriebe: 99.601.776 Euro.
Zu dieser fast dreistelligen Millionenabwertung des Firmenwertes kommt im ersten Halbjahr 2019 aber auch eine mehr als konsistente Wertberichtigung der Kredite. Bereits 2016 musste die Volksbank Wertberichtigungen in der Höhe von 80 Millionen Euro durchführen. Jetzt sind es 72.113.693 Euro.
Demnach haben allein diese beiden Positionen in der Volksbank-Bilanz ein Loch von über 170 Millionen aufgerissen.  
 

Aktienwert konstant

 
Die bilanztechnischen Maßnahmen in der Halbjahresbilanz haben keine negativen Auswirkungen auf die Solidität und weitere Unabhängigkeit der Bank“, versucht Volksbank-Präsident Othmar Michaeler dennoch die Aktionäre zu beruhigen. 
Denn die Anpassung des Firmenwertes habe keine Auswirkung auf die Eigenkapitalsituation der Bank. Das komme auch in der Entwicklung des „tangible book value“, das ist der Buchwert der Volksbank-Aktie bereinigt um die immateriellen Vermögenswerte zum Ausdruck: Der Wert ist von 14,75 Euro pro Aktie (ohne Dividende) sogar leicht auf 14,94 Euro pro Aktie gestiegen. 
Auch Volksbank-Generaldirektor Generaldirektor Johannes Schneebacher bläst ins selbe Horn: „Ungeachtet dieses Halbjahresergebnisses belegen die Fakten, dass sich die Bank auch in den nächsten Jahren eigenständig weiterentwickeln kann.
 
 
Der Optimismus der Bankenspitze gründet im operativen Geschäft und in den weiteren Kernzahlen der Halbjahresbilanz. Denn dort hat man im ersten Halbjahr 2019 deutliche Zugewinne erzielen können. So sind die direkten Einlagen sind um 7,5% gestiegen und die Ausleihungen um 4,0%. Auch beim Zinsertrag (90,9 Mio. Euro / +9,6%) sowie im Kommissionsgeschäft (44,7 Mio. Euro / +3,7%) konnten die Erträge ebenfalls deutlich gesteigert werden. Zudem schaffte man es die Verwaltungskosten um weitere 9 Prozent auf  89,1 Millionen Euro zu senken. Die Bilanzsumme beläuft sich auf 10,4 Mrd. Euro, gegenüber 9,9 Mrd. Euro zum 30. Juni 2018.
Das alles führt dazu, dass die Volksbank im operativen Geschäft einen Gewinn von 46.458.634 Euro einfahren konnte. Das ist ein Plus von 62,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Bank erzielt im Kerngeschäft weiterhin gute Ergebnisse“, ist Generaldirektor Johannes Schneebacher überzeugt. Schneebacher: „Was die Problemkredite angeht, hat die Anwendung strengerer Kriterien die Qualität dieses Portefeuilles auf ein deutlich höheres Niveau gebracht. Das sind gute Voraussetzungen für eine Fortführung der stand alone- Strategie.“ 
2016 hat es die  Volksbank-Führung geschafft trotz Wertberichtigungen in der Höhe von 80 Millionen am Ende des Jahres wieder in die Gewinnzone zu kommen. Das wird man 2019 kaum mehr schaffen.
Die Frage laut damit: Wie groß oder klein wird das Loch am Ende in der Jahresbilanz werden?
 
 
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Steuer Zahler Fr., 09.08.2019 - 20:48

Sehr ähnliche Situation wie bei der Sparkasse vor einigen Jahren, wenngleich die Ausmaße des Verlusts bzw. der Abwertung vergangener Investitionen in diesem Fall geringer sind (Ankäufe und Kredite sind für eine Bank Investitionen, die in den Folgejahren eine Rendite abwerfen). Auch bei der Sparkasse sprach man bei den Abwertungen von einem “buchhalterischen” Verlust, als ob die Buchhaltung eines Unternehmens nichts mit dem Unternehmen selbst tun hätte.
Man will wohl damit nahelegen, daß das Unternehmen strotz-gesund sei, und nur die “lästigen” Bilanzregeln schuld daran sind, daß rein formell ein Verlust zustandekommt...
Wie wir alle wissen, wurde die gesamte Führungsmannschaft der Sparkasse in der Folge ausgetauscht, inklusive Verwaltungsrat und Aufsichtsrat.

Bei der Volksbank hat Hager im Frühjahr als Chef des Aufsichtsrats abgedankt (es gab zu seiner Person schon lange so manche Diskussion mit der Bankenaufsicht Banca d’Italia). Wer weiß, vielleicht ist es gerade der neue Aufsichtrat, der die notwendige Abwertung von 170 Millionen aufgedeckt und herbeigeführt hat ?
Nun ist es allerhöchste Zeit, dass auch Schneebacher und Michaeler den Hut ziehen, sie sind immerhin der eine fast 20 der andere fast 10 Jahre in ihrer jeweiligen Position.
Von einem Generaldirektor, der jährlich 500’000 - 600’000 Euro eingesteckt hat und seit fast 20 Jahren an der Macht ist, muss man erwarten, dass er für die getätigten Investitionen verantwortlich genacht wird: wenn’s gut läuft, erhält er sein Gehalt, wenn’s nicht gut läuft, soll er gehen.
Ebenso der Präsident, der vor 10 Jahren übrigens auch mit der österreichischen Hypo-Alpe-Adria zu tun hatte.
Ich erinnere auch daran, daß die Aktien der Volksbank seit etwa 4 Jahren unverkäuflich sind. Noch 2015 wurden sie den Kunden bei der Kapitalerhöhung als sichere Investition in den regionalen Wirtachaftskreislauf angepriesen, und es gab brutalen Druck des Generaldirektors auf die Filialmitarbeiter, dass die Zeichnung der neuen Aktien vollständig zu erfolgen hatte. Wie es dann mit Aktienwert und Liquidierbarkeit dieser Aktien gelaufen ist, wissen wir alle.
Nicht zuletzt für diese Fakten müßten die 2 Herren den Anstand haben, sich aus ihren Posten zu verabschieden.

Fr., 09.08.2019 - 20:48 Permalink
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G. P. Fr., 09.08.2019 - 20:55

Das war früher oder später zu erwarten, wenn provinzielle Manager à la Michaeler sich von den Italienern der Banca Popolare di Marostica naiv über den Tisch ziehen lassen.
Aber alles halb so schlimm, wenn das Ganze schon"keine negativen Auswirkungen auf die Solidität und weitere Unabhängigkeit der Bank hat".

Fr., 09.08.2019 - 20:55 Permalink