Politik | Volksbegehren

"Eine Verfassung für den Planeten"

Eine Bottom-Up-Initiative soll helfen, Prinzipien ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit sowie der Generationengerechtigkeit in die Verfassung zu schreiben.

„Wir leben seit 8 Generationen in großem Überfluss und noch nie dagewesenem Wohlstand. Nun sehen wir - in erster Linie die Generationen der 80er und 90er Jahre - das alles einen Preis hatte“, mahnt Emanuele Pinelli, der nationale Sprecher der jungen Volksinitiative namens „Figli Costituenti“. Mittels eines Volksbegehrens will man sich für die Verankerung eines „Generationenpakts“, einer nachhaltigen Entwicklung und des Umweltschutzes in die Verfassung stark machen. Dafür hat man nun die Unterstützung wichtiger Vereinsvertreter erbeten.

Auf einer für Montag einberufenen Pressekonferenz unter Beisein der Vertreter des AVS, des Dachverbands für Umwelt- und Naturschutz und der Initiative für mehr Demokratie, vermelden Emanuele Pinelli, Sprecher auf nationaler Ebene, und Matthias Cologna, Koordinator in Südtirol, eine Zwischenbilanz des Volksbegehrens „Figli Costituenti“. Ziel dessen sei eine Änderung der Verfassung, genauer, der Artikel 2 und 9. Dort eingeschrieben werden sollen drei wesentliche Punkte:

 

  • Generationengerechtigkeit,
  • nachhaltige Entwicklung
  • und der Schutz der Umwelt.

 

 

Man wolle nicht nur auf die Dringlichkeit klimatischer Probleme aufmerksam machen, die sich wohl am virulentesten manifestieren, sondern auch auf reale Umweltproblematiken anderer Art, so der eigens aus Rom angereiste Pinelli. Rom diene dabei als Beispiel und sei, wie er sagt, eine mittlerweile „heruntergekommene Stadt“, wo so vieles falsch laufe. „Wir leben nun gerade mit den Folgen von Handlungen, die Jahrzehnte zurückliegen. In 20 Jahren sehen wir dann die Auswirkungen von heute“, prognostiziert der Sprecher der Initiative. Ein wichtiges Augenmerk der Initiative liegt auch auf der ökonomischen Dimension von Nachhaltigkeit. Unbedachte öffentliche Ausgaben und Entscheidungen führten dazu, dass kommende Generationen in Ungewissheit über ihre Zeit in hohem Alter lebten. Dabei ginge es den Vertretern von "Figli Costituenti" nicht um reinen Budgetausgleich; man dürfe auch Schulden machen, jedoch müssen diese für spätere Generationen tragbar sein, findet Cologna. 

Für die Behandlung des Begehrens im Parlament sind gesamtstaatlich 50.000 Unterschriften vonnöten. Über 200 Unterschriften habe man bisher in Südtirol gesammelt, 60 Interessensverbände und Vereine wurden kontaktiert, um sich an der Causa zu beteiligen, so Cologna. Bis voraussichtlich 6. September (sofern es keine Fristverlängerung gibt) kann in jeder Südtiroler Gemeinde sowie in Bozner Bürgerzentren unterzeichnet werden, um das Ziel von mindestens 500 Unterschriften zu erreichen. 

 

Martin Schöpf vom Alpenverein Südtirol versichert der Initiative seine Unterstützung. Der AVS ist mit 70.000 Eingeschriebenen einer der mitgliederstärksten Verbände Südtirols. Deshalb sei der Umweltschutz schon lange ein Anliegen. Man setze auf die Sensibilisierung der Mitglieder, der Schutzhüttenpächter und der Jugendgruppen. „Es ist ein langer Weg, aber wir haben große Hoffnung in die Jugend“, so Schöpf. Zuversichtlich im Hinblick auf die kommenden Generationen zeigt sich auch Johanna Ebner, die stellvertretende Vorsitzende des Dachverbandes für Umwelt- und Naturschutz. Junge Initiativen wie die Fridays-For-Future-Bewegung wirkten ungemein motivierend, gleichzeitig wachse generell ein gewisses Umweltbewusstsein, merkt Ebner an.

Stephan Lausch von der Initiative für mehr Demokratie begrüßt den direktdemokratischen Charakter des Volksbegehrens. Die Regierenden seien ihrer Verantwortung in den letzten Jahren nicht gerecht geworden, weshalb man nun beispielsweise mit massiven Umweltproblemen zu kämpfen hätte, meint Lausch. 

 

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Sepp.Bacher Di., 13.08.2019 - 10:56

"Wir leben seit 8 Generationen in großem Überfluss und noch nie dagewesenem Wohlstand." Wer sind "Wir" und wie viele Jahre kalkuliert man für eine Generation. Wenn man 30 Jahre annimmt, dann wären das 240 Jahre. Wenn man 25 Jahre annimmt, dann sind es 200 Jahre. Ich möchte wissen, wo in Europa die Menschen seit so langem in Wohlstand und Überfluss leben? Warum sind dann in diesem Zeitraum Millionen von Europäern ausgewandert? Aus Jux und Abenteuerlust?
Für den Rest finde ich die Initiative aber wichtig und gut!

Di., 13.08.2019 - 10:56 Permalink
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Julian Mayr Mi., 14.08.2019 - 10:31

Antwort auf von Sepp.Bacher

Sehr geehrter Herr Bacher, Herr Pinelli hat sich in seiner Ansprache auf die gesamte Menschheitsgeschichte (mehrere tausend Generationen) bezogen, und die letzten acht als beispiellos in puncto Wohlstand und Ressourcenverbrauch auf Kosten der Natur bezeichnet. Falls ich Herrn Pinelli falsch zitiert habe, bzw. der Begriff Wohlstand hier aus dem Kontext gerissen scheint , so bitte ich Herrn Cologna mich zu korrigieren.
Mit freundlichen Grüßen

Mi., 14.08.2019 - 10:31 Permalink
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Matthias Cologna Fr., 30.08.2019 - 13:35

Liebe Salto.bz Community,

die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren "Figli Costituenti" wurde in allen Gemeinden bis zum 27.09.2019 verlängert. Allen die schon unterschrieben haben vielen Dank!

Cara community di Salto.bz,

la raccolta firme per la legge di iniziativa popolare "Figli Costituenti" é stata prolungata in tutti i comune altoatesini fino al 27/09/2019. Grazie a coloro che hanno già firmato!

Fr., 30.08.2019 - 13:35 Permalink