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Das richtige Pferd

Die umstrittene Südtirol-Botschafterin Francesca Puglisi wurde zur Staatssekretärin für Arbeit ernannt. Arno Kompatscher & Co haben damit einen guten Riecher gehabt.
Francesca Puglisi, Pd
Foto: F. Puglisi
Die Meldung trudelte am Freitag kurz vor Mittag ein.
Unter den 42 Ämtern an Staats- und Unterstaatsekretären, die die neue Regierung Conte in einer Marathonverhandlung in der Nacht von Donnerstag auf Freitag vergeben hat und die der Ministerrat am Freitag Vormittag formalisiert hat, findet sich auch ein Namen mit einem besonderen Südtirol-Bezug. Francesca Puglisi wurde  zur Unterstaatssekretärin für Arbeit ernannt.
Damit sitzt jetzt eine Frau in der Regierung, die vor einem Jahr noch offiziell im Auftrag der Südtiroler Landesregierung und des Landes unterwegs war.
 

Die Botschafterin

 
Der Name Francesca Puglisi führte im vergangenen Jahr in Südtirol und darüber hinaus zu einer scharfen und lange anhaltenden Polemik. Die 50jährige Kommunikationsexpertin wurde im April 2018 völlig überraschend von der Landesregierung als eine Art Südtirol-Botschafterin in Rom ernannt. Vor allem die politische Vergangenheit der Kommunikationsexpertin aus der Emilia sorgte dabei für scharfe Kritik.
Francesca Puglisi ist seit Jahrzehnten im PD engagiert. Im November 2009 ernennt sie Pier Luigi Bersani zur nationalen Sprecherin im PD im Bereich Schule. Matteo Renzi erneuert diesen Auftrag und erweiterte ihre Bereiche auch noch in Richtung Universität und Forschung.
Francesca Puglisi sitzt als Bildungsbeauftragte seit fast zehn Jahren in der nationalen PD-Leitung. 2013 wird sie auf der PD-Liste in den Senat gewählt. 2016 ist sie für eine Weile ernsthaft als Bildungsministerin im Gespräch. 2017 wird sie im Senat zur Präsidentin der „Commissione parlamentare di inchiesta sul femminicidio, nonché su ogni forma di violenza di genere“ gewählt. Frauenrechte und die Gewalt gegen Frauen, das ist  neben der Bildung das zweite große Thema, das Puglisi beschäftigt. Zu diesen Themen referiert und engagiert sich die ehemalige PD-Senatorin seit Jahren italienweit.
Francesca Puglisi kennt auch Südtirol. Sie war eine zeitlang die Lebensgefährtin des in Südtirol gewählten PD-Senators Gianclaudio Bressa.
Bei den Parlamentswahlen 2018 schafft Puglisi den Wiedereinzug in den Senat nicht mehr. Weniger später erhält sie dann den Landesjob in Südtirol.
 

Einzige Kandidatin

 
Am 19. April 2018 schreibt das Land Südtirol die “Beauftragung an dem Image von Südtirol auf dem italienischen Staatsgebiet zu arbeiten” öffentlich aus. Die Voraussetzungen: Ein Universitätsabschluss, die Eintragung in das Berufsalbum der Journalisten, mehrjährige Erfahrung als Journalist im italienischen Sprachraum sowie im Bereich der Kommunikation bei PR-Agenturen oder ähnlichem. Nur zwei Kandidaten haben sich für die Stelle beworben, zum Vorstellungsgespräch erschienen ist nur eine: Francesca Puglisi. Puglisi bekommt den Auftrag und arbeitet auch bis Jahresende 2018 für das Land.
 
 
Vor diesem Hintergrund wird diese Beauftragung als eine Art politischen Versorgungsposten gesehen. Nicht zu Unrecht.
Vor allem Landeshauptmann Arno Kompatscher widerspricht von Anfang an energisch dieser Lesart. Man habe Puglisi wegen ihrer Fähigkeiten und ihres Netzwerks ausgesucht.
Spätestens jetzt ist klar: Arno Kompatscher & Co haben politisch so oder so auf das richtige Pferd gesetzt.
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Sepp.Bacher Fr., 13.09.2019 - 15:22

Achtung Ironie!
So wie sich das "Image von Südtirol auf dem italienischen Staatsgebiet" sichtlich gebessert hat, so werden sich auch die Verhältnisse im Bereich Arbeit zum guten verändern! Denn Puglisi ist so begabt, dass sie bei jedem neuen Auftrag in einem anderen Bereich ihre Expertise entwickelt.
Doch Kompatscher wird deshalb sicher nie nach Rom reisen, denn wann hat er sich schon einmal für Arbeiter und Rentner eingesetzt. Oder hat etwas gegen die hohen Lebenshaltungskosten, Teuerungsraten und den Kaufkraftverlust getan bzw. ist deswegen nach Rom gefahren? Aber vielleicht kommt ja Puglisi als Botschafterin für das Image des italienischen Staatsgebietes nach Südtirol, ja sogar nach Völs, auf die Seiser Alm?!

Fr., 13.09.2019 - 15:22 Permalink
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Manfred Gasser Fr., 13.09.2019 - 17:29

Antwort auf von Sepp.Bacher

Eine Frage Herr Bacher,
wann hat sich das letzte Mal ein Landeshauptmann für Rentner und Arbeiter eingesetzt, oder etwas gegen die von Ihnen genannten Probleme getan?
Und noch was, hat da unser LH überhaupt Handlungsspielraum?

Fr., 13.09.2019 - 17:29 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 13.09.2019 - 18:21

Antwort auf von Manfred Gasser

Warum sollte er keine haben, Manfred? Und sucht er diese in diesen Fragen? Es würde ja nie infrage kommen, dass er z. B. die Kompetenzbereiche Arbeit und Renten in seine Agenda aufnimmt.
Vor den Wahlen hat der ASGB aufgrund einer nicht repräsentativen Statistik des Patronats aufgezeigt, wie viel Kaufkraftverlust die Rentner in den vergangenen 1 - 2 Jahrzehnten in Südtirol hinnehmen mussten. In der Konsequenz hat der ASGB - bei dem ich nicht eingeschrieben bin - Briefe an die Südtiroler Mandatare in Rom geschrieben mit der Bitte, sich in Rom beim Sitz des nationalen INPS und den zuständigen Politikern einzusetzen, eine Rentenanpassung nach den regionalen/örtlichen Lebenshaltungskosten und Teuerungsraten zu ermöglichen. Wir haben weder von den "Römern" noch von den lokalen Vertretern der SVP diesbezüglich etwas gehört. Es ist doch - seit ich mich erinnere - Usus, dass bei wichtigen Themen der LH selbst nach Rom fährt, um die Kohle aus dem Feuer zu holen. Oder? Es wäre seine Chance, etwas gut zu machen!
Für die SVP - und scheinbar auch für andere Parteien - sind Renten nur ein Thema, wenn es um die eigenen geht!

Fr., 13.09.2019 - 18:21 Permalink
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Günther Alois … Sa., 14.09.2019 - 14:41

Rentner/innen haben keine Lobby.Der LH wird sich erst 5 Minuten vor den nächsten Landtagswahlen erinnern ,dass es die eigentlich auch noch gibt,wird aber zu spät sein,den wenn ein Rentner/in diesen Mann wieder wählen würde,nachdem er nichts tut und auch nichts tun wird,er muss sich ja um die LOBBYS kümmern,dann wären sie wohl tatsächlich geistig umnachtet!

Sa., 14.09.2019 - 14:41 Permalink