Matteo Renzi
Foto: Facebook/Matteo Renzi
Politik | Renzis Abgang

"Mi piace quando mi danno per morto"

Matteo Renzi verlässt den Partito Democratico.
Es ist eine Nachricht, die kaum überrascht: Matteo Renzi kehrt dem Partito Democratico den Rücken. In einem Telefongespräch mit Parteichef Nicola Zingaretti kündigte der ehemalige Premier am Montagabend seinen Austritt an: "Non vedo il partito come nemico, ma manca una visione del futuro. Uscendo faccio chiarezza nel governo, che sarà piú forte."
 
Leere Polit-Rhetorik war schon immer ein Markenzeichen Renzis. Mit 34 stieg er zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Florenz auf, mit 39 zum jüngsten Regierungschef der italienischen Geschichte. Er versprach, alles neu und alles anders zu machen, die Politik umzukrempeln. Dabei blieb er stets auf sich selbst fixiert – wie vorher nur sein Gegenspieler Silvio Berlusconi.  
Die Beliebigkeit seines Polit-Geschwätzes begleitet auch seinen Abgang aus der Partei: "Mi piace da impazzire quando mi danno per morto. Se lascerò il Partito Democratico sarà perché mit buttano fuori. Forse vale la pena di prendere atto che non c'é più altra soluzione. Lascio il PD e sarà un bene per tutti. La mia decisione non avrà ripercussione sulla tenuta dell'esecutivo."
 

 
Entzaubert hat sich Renzi im Lauf der Jahre selbst – nicht zuletzt, indem er die Volksabstimmung über die Verfassungsreform zu einem Referendum über seine Person umgestaltete, das er deutlich verlor. Dass er seine Partei in diesem kritischen Moment und wenige Wochen vor der Regionalwahl in Umbrien verlässt, ist erneuter Ausdruck seiner egomanen Denkweise. Noch ist unklar, wie viele Parlamentarier ihn begleiten.
Luca Lotti dürfte ebenso im PD bleiben wie Lorenzo Guerini, Ettore Rosato. Teresa Bellanova und Davide Faraone gehen. Matteo Salvini kann sich die Hände reiben über die parteiinternen Konflkte in der Opposition.
In der Kammer dürfte Renzi über die für die Bildung einer Fraktion notwendigen 20 Abgeordneten verfügen. Im Senat wurde der Fraktionswechsel durch eine neue Regelung erschwert, die dasselbe Listenzeichen wie bei der Wahl erforderlich macht. Möglich wäre daher nur ein Wechsel zur gemischten Fraktion.
 
Am Abend sicherte Renzi Premier Giuseppe Conte in einem Telefongespräch seine weitere Unterstützung zu. Dabei mag sich der Regierungschef wohl an den Ministerpräsidenten Enrico Letta erinnert haben, dem Renzi 2014 versichert hatte: "Stai sereno, Enrico." Zwei Tage später stürzte er ihn.
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Karl Trojer Di., 17.09.2019 - 10:23

Wie sehr von sich selbst eingenommen muss ein Mensch sein, der, wie derzeit Matteo Renzi, vor ein paar Wochen zur Regierungsbildung PD-M5S beitrug und heute den PD verlässt, um eine neue, egozentrische "Partei" auszurufen ? Leider unterscheiden sich im Egomanischen die Partei-leader wie Berlusconi, Salvini, Meloni, Renzi kaum voneinander, sie missbrauchen "das Volk" mit Versprechen und Lügen und trampeln auf dem Gemeinwohl herum.

Di., 17.09.2019 - 10:23 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 18.09.2019 - 14:04

Antwort auf von Sepp.Bacher

"Guter Sepp Bacher, ein "Jünger" war ich nie,...usw." Karl, meine obige Bemerkung ist sicher zweideutig. Aber ich finde deine Einsicht wirklich bemerkenswert! Ich erinnere mich, wie du auch auf diesem Portal für Renzi Partei ergriffen hast und überzeugt warst, dass nur Renzi Italien retten und voranbringen kann - was er ja immer noch glaubt!
Mir war er immer zuwider; ich könnte nie jemanden schätzen oder als Hoffnungsträger sehen, der undifferenziert alle bisherigen Politiker verschrotten oder schreddern wollte, die vor ihm waren und älter sind. Also ihnen jeden Wert und jede Leistung abspricht, so wie er es jetzt mit dem gerade einmal 12 Jahren alten PD machen will!
Sicher bin auch ich alt, heuer einen geraden........ Das Wortspiel "auch Jünger werden älter" habe ich aus einer satirischen Karikatur entlehnt und ist nicht negativ, sondern hat eine tiefere Bedeutung.

Mi., 18.09.2019 - 14:04 Permalink
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alfred frei Di., 17.09.2019 - 11:26

Renzi als Post-Waterloo Napoleon; sein Ziel, den PD und die Linken auf 5 % zu reduzieren, also auf die gleiche Ebene mit seiner neuen Partei zu bringen. Maria Elena Boschi kündigt ihren Geschlossenen Hof in Südtirol auf und denkt an ein Halbpachtabkommen mit Michaela Biancofiore. Achammer ruft seine Partei zur Ordnung. Allegria Frau Unterberger !

Di., 17.09.2019 - 11:26 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Di., 17.09.2019 - 14:32

Dass man Renzi nicht schon vor Jahren im hohen Bogen von der Partei rausgeschmissen hat, um ihm jetzt wieder eine Bühne zur Selbstinszenierung zu bieten, gleicht dem PD wieder mal. Die Partei ist seit ihrer Gründung in verschiedenen Sesselfurzerfraktioen geteilt, die einzig und allein damit beschäftigt sind sich gegenseitig die Sessel streitig zu machen. Mich würde nicht wundern wenn heute in zwei Jahren Renzi wieder zurück kommt und wohlwollend aufgenommen würde.

Di., 17.09.2019 - 14:32 Permalink