Politik | Subventionen?

Keine Option für Monokulturproduktion!

Wieder mal wurde ein Antrag auf Reduktion der Glyphosatverseuchung im Regionalrat zurückgewiesen. Die Erfahrung nach dem x-ten „Njet!“ lehrt: mit dem Pestizidverbot
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wurde bisher falsch angesetzt, es gehörte anders begründet. Als Gegner der Pestizideinsätze muss ich zur Kenntnis nehmen: landwirtschaftliche Monokulturen können ohne Chemie alias PSM (Pflanzenschutzmittel), ohne Pestizide und Kunstdünger nicht überleben. Das zerstört die Bodenfruchtbarkeit und ist auf lange Sicht unvereinbar mit der Zukunft der Landwirtschaft. Ich kann nicht die PSM abschaffen wollen, solange ich anerkenne, dass es Monokulturen geben darf. Das ist des Pudels Kern und bedeutet: Das geltende Landwirtschaftssystem wird sich total umstellen müssen, weg von der industrialisierten Massenproduktion global und hin zu einer kleinstrukturierten, vielfältigen Landwirtschaft lokal. Weg z.B. vom Gigatonnen-Sojatransport aus dem rauchenden Amazonasbecken  in andere Kontinente, nach China zu Schweinezuchtbetrieben, Schweinefleisch per Kühl-Containerschiff von China nach Holland,  Schweinsbäuche von dort verpackt z.B. nach Südtirol zu den Selchkammern und von hier als Speck der Marke Südtirol an die Märkte Europas und ichweißnichtwohinsonstnoch. Gigantisch die  Globalisierung in einem solchen Stück Speck! Ein Sammelsurium von Subventionierungen, finanziert in Europa zum Großteil von den Einkommenssteuerzahlern und zu einem geringen Teil von den katastralertragsbasierten Steuern! Ein Profitparadies für Transport- Nahrungsmittel- Chemie- Konzerne!

Abgesehen vom Geschäft für Konzerne brauchen die Menschen gesunde Lebensmittel und eine naturerhaltende Umwelt und beide sind mit dem bestehenden System nicht zu haben, mögen sie auch billig zu kaufen sein. Nicht im Preis der Nahrungsmittel  enthalten sind die Schäden, die diese verpestenden PSM veranstalten an der Gesundheit und an der Umwelt, sowie für die in Zukunft zu leistende Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit. Die Kosten dafür sind riesig und werden den Steuerzahlern und künftigen Generationen aufgelastet. Beachtenswert der große Aufwand an CO2-Emissionen bei all den Transporten, bei Produktion, Kühlung und Fertigung der Produkte einschließlich Herstellung und  Einsatz der PSM.  Und ein weiterer Aspekt wird kaum erwähnt: täglich gehen weltweit tausende von Kleinbauern wirtschaftlich zugrunde weil sie mangels Subventionen mit der industrialisierten Landwirtschaft nicht mithalten können, und auch mittlere Betriebe, welche die  Schulden für die ständigen Modernisierungsinvestitionen nicht mehr zahlen können. Der Bauernbund Südtirols veranstaltet zwar einmal im Jahr die farbenprächtige Show „Prämierung unserer Bergbauern“-  tagtäglich aber setzt er sich mit allen seinen Beamten und Politikern für reiche Subventionsflüsse zugunsten der industrialisierten Monokulturen ein. An dieser Stelle möchte ich meine Bewunderung aussprechen für alle Bauern, die trotz aller wirtschaftlichen Probleme hart arbeiten, manche mit Nebenberuf und mit Hilfe alter Angehöriger,  den Hof nicht aufgeben und ich weiß! - es gibt viele Familienangehörige, die ihr Erspartes aus anderer Arbeit dafür einsetzen, wie auch viele freiwillige Erntehelfer, die unter Aufgabe ihres Urlaubs versuchen, den ärgsten Druck abzubauen. Ich finde das aber zutiefst ungerecht – das müsste nicht so sein!  Wenn aus den landwirtschaftlichen Produkten höhere Einkommen erwüchsen, könnten Kleinbauern in absehbarer Zukunft mehr bekommen für ihre Arbeit, könnten wieder mehr Menschen lebenswürdig in der Landwirtschaft arbeiten und das wäre nur angemessen, denn  sie sind zum Unterschied der Monokulturbetriebe die Garanten für vielfältigen, kleinteiligen Anbau, verfügen über wertvolles Wissen zu diversifizierten Methoden für bewährten, vielfältigen Pflanzeneinsatz je nach zu erwartenden trockenen und nassen Perioden. Sie müssten allerdings auch wissenschaftlich unterstützt werden, und es müsste ihnen geholfen werden, eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen.  – Die Uni Bozen, die Eurac, die Laimburg, der Beratungsring könnten solche Strukturen bieten, wenn sie sich ausschließlich mit zukunftsfähiger Agrarökologie beschäftigen müssten. 

Im Grunde wissen es alle: es braucht einen Paradigmenwechsel! und ist auch schon angelaufen! Es darf nicht sein, dass mit Geldern der Steuerzahler Monokulturbetriebe subventioniert werden, die der Erde und den Menschen schaden. Die Subventionsflüsse für die großflächigen industrialisierten Monokulturbetriebe müssten umgekehrt werden auf vielfältige Kleinproduktion mit lokalen Märkten. 

PS: Es zeigt sich auch von den Forderungen der Klimabewegung her, dass die Malser richtig lagen/liegen, doch wurden/ werden sie vom Bauernbund bekämpft, bekamen keine Subventionen und keine Unterstützung von der Landesregierung. Eine Schande!

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Klaus Griesser Sa., 28.09.2019 - 15:23

Die WTO ist ein Globalisierungsmotor, ich kenne aber nicht die Historie um "das Stimmverhalten der öst. Delegation". Die Globalisierung ist eine verhängnisvolle Sackgasse, ich halte mich mit dieser Wertung an den Weltagrarbericht.de , der immer wieder an die herausragende Rolle der Kleinbauern für die Welternährung erinnert.

Sa., 28.09.2019 - 15:23 Permalink
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Peter Gasser Sa., 28.09.2019 - 15:46

Sie schreiben:
„Wenn aus den landwirtschaftlichen Produkten höhere Einkommen erwüchsen, könnten Kleinbauern in absehbarer Zukunft mehr bekommen für ihre Arbeit, könnten wieder mehr Menschen lebenswürdig in der Landwirtschaft arbeiten und das wäre nur angemessen...“:
Ja, das ist wünschenswert. Aber es ist bekannt, dass die Personalkosten ein fetter Anteil sind. Ich stimme Ihnen voll zu, nur lassen Sie stets die Konsequenz weg:
Wer sind diese Leute, die aus den Büros auf die Felder, Äcker und Wiesen arbeiten gehen?
Wo fehlt dann das Geld des Konsumenten, wenn er für Lebensmittel und Wärme wieder 20-25% statt 10% seines Gehaltes benötigt?
Dann können wir uns nicht mehr 1en neuen Airbus pro Tag, sondern vielleicht nur einen alle 2 Tage, nur noch weniger Autos, weniger Reisen leisten, weniger internet und social media auch und weniger Fun- und Event-Gesellschaft.
ceterum censeo, dass dies so kommen wird.

Sa., 28.09.2019 - 15:46 Permalink
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Klaus Griesser Sa., 28.09.2019 - 19:21

Antwort auf von Peter Gasser

@PG: Ich bin kein Hellseher, meine Vision?
a) die von Ihnen erwähnte Leute aus den Büros sind oft diejenigen, die eigentlich nie in ein Büro wollten, es gibt heute schon viele junge Leute die aufs Land ziehen und arbeiten (möchten). b) Für alljährliche Weltreisen/Flüge wird es nicht reichen! c) Privatautos: was in Bern (CH) schon lange gehandhabt wird, hat dieser Tage auch Conte geplant, nämlich rottamazione eingetauscht mit Bus/Metro/ Zugfahrboni d) Internet kommerzbefreit und demokratisch über die social media hinaus, weniger Lunapark-Events.
Ich denke die Welt kann wieder mehr Natur, ruhiger, schöner, liebenswerter und harmonischer werden.

Sa., 28.09.2019 - 19:21 Permalink
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Klaus Griesser So., 29.09.2019 - 09:24

Antwort auf von Peter Gasser

Das ist eine Machtfrage. Die Gegenseite ist eine winzig kleine Minderheit, hat aber die Regierungen auf ihrer Seite. Das ist auch was Greta Thynberg vor der UNO massiv als Ohnmachtsgefühl verspüren musste und ihre Wut und Tränen auslöste. Wenn die Weltöffentlichkeit, allen voran die Wissenschaftler, sich konsequent als Bewahrer der Erde positionieren würden, sähe ich eine große Chance, ohne blutige Revolutionen auszukommen.

So., 29.09.2019 - 09:24 Permalink
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Elisabeth Garber So., 29.09.2019 - 19:10

Antwort auf von Peter Gasser

Nach der Französischen Revolution, der Industriellen Revolution und der digitalen Revolution scheint mir eine "Green Revolution" möglich und naheliegend. Ohne Blut wird es nicht abgehen - da bin ich zu sehr Pessimistin und Realistin. Möchte nur daran erinnern, dass wir in einer Zeit leben, in der Politiker, deren Wertekodex kantig auf die Rechts-außen-Ideologie prallt, höchstgefährlich leben.
Auch Klimaaktivisten und all jene, die sich öffentlich gegen die mächtigen Konzerne (= das System) oder gegen totalitäre Verhältnisse rebellieren, leben extrem gefährlich.

So., 29.09.2019 - 19:10 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 30.09.2019 - 13:01

Der Beitrag von Klaus Griesser ist wichtig, weil er das Problem in aller Deutlichkeit aufzeigt. Die einzige Lösung des Problems wird Konsumverzicht vor allem in den am meisten konsumierenden Ländern sein (die gleichzeitig nachzueifernde Vorbilder für die ärmeren Länder sind), aber wie will man das durchsetzen? Auch ich glaube, dass es Tote geben wird, aber nicht durch Revolution, sondern durch immer mehr Naturkatastrophen. Ob die Menschen darauf etwas lernen? Ich bezweifle es.

Mo., 30.09.2019 - 13:01 Permalink