Umwelt | Legionellen

Herd im Krankenhaus

Im vergangenen Jahr wurden 14 Mal in den Wasserleitungen des Bozner Krankenhauses Legionellen gefunden. Im ersten Halbjahr 2019 gab es bereits weitere 15 positive Proben.
Als salto.bz im März dieses Jahres enthüllte, dass in den Wasserleitungen des Bozner Krankenhauses Legionellen gefunden wurden und man deshalb in mehreren Bereichen das Warmwasser abstellte, bemühte man sich in der Direktion des Landeskrankenhauses um Schadensbegrenzung. Man informierte umgehend die Öffentlichkeit.
Gleichzeitig dokumentierte salto.bz aber auch, dass diese Transparenzoffensive niemals so geplant war und die zuständigen Ämter den Vorfall in Wirklichkeit vor der Öffentlichkeit verbergen wollten. Aber auch, dass diese Vertuschungsaktion nicht zum ersten Mal stattfand.
Fast ein halbes Jahr später wird jetzt aber klar, wie ernst die Lage am Bozner Krankenhaus wirklich ist. Das geht aus der Antwort einer Landtagsanfrage hervor, die die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair gestellt hat. Sanitätslandesrat Thomas Widmann liefert in der Antwort Zahlen und Fakten, die deutlich machen, dass die gefährlichen Legionellen am Bozner Krankenhaus inzwischen fast schon zum Alltag gehören.
 

29 positive Proben

 
Für den Zeitraum 2015 – Juli 2019 liegen im Krankenhaus Bozen insgesamt 29 Befunde einer erhöhten Bakterienkonzentration vor, die den Grenzwert von 103 KbE/1000 mL überschreiten und damit Maßnahmen notwendig machen, wie sie in der nationalen Leitlinie von 2015 beschrieben sind“, schriebt Thomas Widmann.
 
 
Wie ernst die Situation am Bozner Krankenhaus aber ist, wird aus der genauen Aufschlüsselung dieser Fälle deutlich. Während es in den Jahren zwischen 2015 und 2017 keinen einzigen Fallen von Legionellen gab, wurden allein im Jahr 2018 14 positive Proben gezogen. Vor allem wurden zwischen Jänner und Juli 2019 bereits 15 Fälle von Legionellenbefall am Bozner Krankenhaus registriert. Das heißt, dass sich die hygienische Situation im laufenden Jahr deutlich verschlechtert hat.
Einen Befall gab oder gibt es aber auch in fast allen anderen Südtiroler Krankenhäusern. Wenn auch deutlich geringer als in Bozen.
Im Meraner Krankenhaus gab es in den Jahren 2015 und 2016 jeweils eine positive Probe. In Schlanders 2015 einen Fall, 2017 zwei und 2018 einen Fall. Im Krankenhaus Bruneck wurden 2016 und 2017 jeweils zwei positive Proben auf Legionellen gezogen und 2018 eine. Deutlich höher ist der Legionellenbefall in Innichen. Im Hochpustertaler Krankenhaus gab es 2015 2 positive Legionellen-Proben. 2016 5, 2017 eine, 2018 2 und im ersten Halbjahr 2019 ebenfalls 2. Nur in den Krankenhäusern Brixen und Sterzing kam es in den vergangenen Jahren zu keiner Bakterienkonzentration über dem Grenzwert.
 

Veralterte Leitungen

 
Gesundheitslanderat Thomas Widmann versucht in seiner Antwort auch eine Erklärung für die besondere Situation im Landeskrankenhaus zu bieten.
Im Krankenhaus Bozen wurde das Verteilungsnetz ursprünglich mittels Rohrleitungen aus Stahl realisiert, ein Großteil der Installationen wurde in den 1970er Jahren ausgeführt. Im Zuge von Umbauarbeiten wurden auch Kunststoffrohre für Unterputzleitungen verwendet. Im Zuge der geplanten Sanierungsmaßnahmen im Krankenhaus Bozen sind bereits Erneuerungen der hydraulischen Verteilernetze vorgesehen“, schreibt Widmann.
 
 
Und weiter: „Die sanitäre Warmwasserbereitung im Krankenhaus Bozen erfolgt mittels zentralen Wassererwärmungssystemen; diese sind in 10 Unterstationen unterteilt. Die zwei positiven Befunde für Legionella in den Monaten März und Juni 2019 betreffen zwei verschiedene Gebäudeabschnitte, die über zwei getrennte Warmwasserkreise versorgt werden.“
Interessant sind aber auch die Maßnahmen, die man nach den positiven Befunden am Krankenhaus Bozen ergriffen hat. Das sind vor allem:
 
  • vorübergehendes Verbot der Benutzung von Warmwasser, 
  • Desinfektion der betroffenen Warmwasserkreise unter Beachtung der nationalen Leitlinie,
  • Wiederholung der mikrobiologischen Untersuchungen.
Zudem habe man am Krankenhaus Bozen eine Risikobewertung durchgeführt. Auf der Basis dieser Risikobewertung wird ab heuer folgendermaßen vorgegangen: 
 
  • es werden Spülungen vorgenommen, um eine Stagnation des Wassers möglichst zu unterbinden, 
  • die Wassertemperaturen werden regelmäßig kontrolliert, 
  • das sanitäre Warmwasser wird mit einem Wirkstoff behandelt,
  • die Abteilungen für Intensivtherapie wurden mit endständigen Wasserfiltern gegen wassergebundene Bakterien ausgestattet,
  • ein Programm zur Durchführung von Probeentnahmen für mikrobiologische Untersuchungen wurde erstellt.
Diese Maßnahmen berücksichtigen die Empfehlungen der nationalen Leitlinie zur Vorbeugung und Kontrolle der Legionellose“, schreibt Thomas Widmann in seiner Antwort.
Anscheinend hat es dafür aber den Alarm der Südtiroler Öffentlichkeit gebraucht.

 

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Salto User
Günther Alois … Mi., 09.10.2019 - 07:23

Schon interessant,dass es "salto" und Herrn Franceschini braucht um solche Misstände im Bozner Krankenhaus aufzudecken,anstatt zu vertuschen!Danke Herr Franceschini für die offene Berichterstattung!

Mi., 09.10.2019 - 07:23 Permalink