Gesellschaft | 25. November

Tag der Gewalt gegen Frauen/im Nachgang

"... denn Gewalt in der Wohnung ist genauso Sache der Gesellschaft wie Gewalt auf der Straße."
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Amnesty International

Ich war gestern, im Gefolge des 25. November, seit 1981 „Internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt an Frauen und Mädchen“, in meinem Heimatort unterwegs auf der Suche nach „Testimonials“ für die Online-Kampagne des Beirates für Chancengleichheit zum bereits erwähnten Gedenk- und Aktionstag. Die Sache ist zu wichtig, als dass wir sie auf die leichte Schulter nehmen dürften: 96 getötete Frauen im laufenden Jahr und nur in Italien, und alle 15 Minuten ein Fall von Stalking oder Misshandlungen, bei keineswegs sinkender Tendenz. 

Die Suche gestaltete sich wider Erwarten recht einfach: Alle, die ich einlud, sagten mehr oder weniger spontan und mehr oder weniger GRUNDSÄTZLICH überzeugt zu (nur einer sagte Nein). Hie und da spürte ich zwar eine Ahnung „freundlicher Herablassung“ (das Patriarchat redet immer mit) - was, kommt mir vor, vielleicht auch schon als eine Form von (psychischer) Gewalt angesehen werden könnte, eine Form der Herabwürdigung. Aber egal.

Positiv hingegen fiel mir auf, dass ich den Anlass der Aktion niemandem groß erklären musste. Alle wussten augenblicklich Bescheid, und worum es ging, kaum hatte ich „25. November“ bzw. „Tag der Gewalt gegen Frauen“ gesagt. Das war a) sehr hilfreich, und zeigt b), dass die geleistete Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit der letzten Jahre doch irgendwo Wirkung zeigt. Wenn auch nicht wirklich nachhaltig, wie hier nachgelesen werden kann.

Mit einem der Teilnehmer habe ich mich dann ein wenig länger unterhalten, und aus dem Gespräch einen Satz ganz besonders mitgenommen, nämlich dass „(auch) die Männer schließlich Opfer sind“. Fürwahr. So hatte ich das noch nie betrachtet. Ist es nicht tatsächlich sehr wahrscheinlich wenn nicht erwiesen, dass gewalttätige Männer immer auch selbst Opfer der einen oder anderen Form von Gewalt sind. Und, als Folge dieser erlittenen Gewalt selbst Gewalt ausüben. Mithin also nicht nur Täter, sondern auch Opfer sind, nicht zuletzt ihrer eigenen Gewalttätigkeit, und also im doppelten Sinne Opfer bleiben, und zwar so lange, wie sie Täter sind. Welcher Mann WILL schließlich Schläger Vergewaltiger Mörder Stalker sein?

Womit natürlich (ça va sans dire) keineswegs der Täter zum Opfer gemacht und somit seiner Verantwortung in einem gewissen Sinne enthoben werden soll – nein, es soll vielmehr aufgezeigt werden, dass die verhängnisvolle Gewaltkette, an deren Ende Frauen und Kinder stehen (weil das immer noch machtvoll rauschende Patriarchat das so will) dort unterbrochen werden muss – und nur dort unterbrochen werden kann! -, wie sie ursächlich entsteht. Nämlich beim Mann.

Es muss also der Fokus der Gewalt gegen Frauen von diesen fort, und zu den Männern hin gelenkt werden. Warum das so ist, und warum es nicht anders sein kann, beschreibt Jackson Katz sehr eindringlich, sehr klar und sehr folgerichtig in seinem TED Talk "Violence against women - it's a men's issue" ("Gewalt gegen Frauen - Ein Männerproblem"), den ich übrigens immer noch und immer wieder für enorm wichtig halte.

Warum in Südtirol dieser doch sehr grundlegenden Erkenntnis bisher offensichtlich kein Boden bereitet wurde, ist nicht recht klar. Tatsache ist aber (man belehre mich gern eines Besseren, falls mir etwas entgangen sein sollte): Von „Täterarbeit“ habe ich hierzulande weder gelesen noch gehört (im Gegensatz zu anderen Regionen Italiens, wo man_n die Notwendigkeit spezifischer Programme schon erkannt hat).

Das ganze Gewicht männlicher Gewalt gegen Frauen liegt paradoxerweise immer noch und trotz allem auf letzteren: Die Frauen – die Beschädigten! – müssen sich schützen sich wehren Beweise sammeln sich rechtfertigen mit Ablehnung rechnen ins Frauenhaus flüchten die Familie verlassen und was ist mit den Kindern

Es könnten, wer weiß, nicht zuletzt Gründe wie die oben genannten sein, die Frauen oft viel zu lange von einem „Outing“ abhalten, mit schwer wiegenden und – über hundert Mal pro Jahr – tödlichen Folgen. Die wiederum, auch daran kann nicht oft genug erinnert werden, weite gesellschaftliche Kreise ziehen.

Es braucht also, haben jenes Testimonial gegen Gewalt an Frauen und ich gestern beschlossen, sofern der Kampf gegen Gewalt an Frauen erfolgreich sein soll, (selbstverständlich) immer noch Opferarbeit und Angebot für beschädigte Frauen. Mindestens genauso sehr braucht es aber gezielte und umfassende „Täterarbeit“, in all ihren Varianten, mit all ihren Facetten. Nicht zuletzt, auch das muss gesagt sein, im Sinne „neuer“ Formen von Männlich- und Weiblichkeit.

 Notabene/zur Vertiefung: "Papa ist ein ganz Lieber, nur manchmal wird er zum Monster" (von Lena Fiedler bei "Zeit Online"): "Gewalt gegen die Partnerin ist kein Ausdruck einer psychischen Erkrankung. Sie ist erlernt. Deshalb machen wir mit den Männern ein Verhaltenstraining. Sie sollen lernen, besser mit Konfliktsituationen umzugehen."
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Weiser Mann Do., 28.11.2019 - 21:32

Frau Rier, bei einigen Ihrer Anschuldigungen an die Adresse des „Mannes“ muss man schwer schlucken. Dazu haben mehrere Kommentatoren schon vieles geschrieben und in fast allen Argumenten liegt ein Teil der Wahrheit.
Deshalb greife ich nur noch zwei Punkte heraus, die mir zu kurz gekommen sind. Ihre und die Ihrer Mitstreiterinnen Wahrheit lauten: „der“ Mann ist gewalttätig und „die“ Frau ist das Opfer. Wie viele gewalttätige Männer kennen Sie? Ihr Vater? Ihr Bruder? Ihr Nachbar? Ihr Lehrer? Der Pfarrer? Der Busfahrer? Oder jeder beliebige andere? Sind es viele? Nein!
Laut Statistik sind etwa 7% Linkshänder, es sollen auch etwa 7% schwul, lesbisch, trans- oder intersexuell sein. Spekulieren wir weiter und bleiben wir bei der Zahl sieben: 7% gewalttätige Männer und 7% Frauen, die Gewalt erleiden, sind sicher zu hoch gegriffen. Rechtfertigen solche geschätzte Zahlen eine jahrzehntelange Kampagne gegen „die Männer“?!
Zu Ihrem Satz: „Hie und da spürte ich (….) eine Form von (psychischer) Gewalt (……). Ich dachte immer, psychische Gewalt ist eine Spezialität von Frauen gegen Mann und Kinder?
Das Zitat im letzten Absatz könnte auch heißen: Mama ist eine ganz Liebe, nur manchmal wird sie zur hysterischen Furie. Weiters sind Sie der Meinung, dass Gewalt gegen die Partnerin kein Ausdruck einer psychischen Erkrankung ist sondern erlernt. Machen Sie es sich da nicht zu leicht? Schon das kleine Kind schlägt der Mutter, dem Vater ins Gesicht, obwohl es noch nie geschlagen wurde und auch noch nicht gesehen hat, dass jemand geschlagen wurde. Es ist ein Reflex, etwas Genetisches, etwas als Kind noch nicht Steuerbares. Wenn das erlernt sein sollte, dann müsste es wohl von der Mutter stammen und schon im Uterus begonnen worden sein!?!
Ich weiß, dass Feministinnen Diskurse, die auf das Natürliche, Archaische im Menschen hinweisen, wie ein rotes Tuch sind. Tut Ihr euch damit wirklich etwas Gutes, wenn Ihr die Wirklichkeit leugnet?!

Do., 28.11.2019 - 21:32 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 29.11.2019 - 07:50

Antwort auf von Weiser Mann

Ist Ihnen - und all den anderen Kommentatoren hier, die Sie erwähnen - schon bewusst, oder?, dass hier nur Männer kommentieren? Was sagen wir eigentlich dazu? Woran liegt's vermutlich?

Wenn ich hier von "die Männer" rede, dann tue ich das in dem Kontext des Textes. Im Ernst jetzt: Niemand denkt doch, dass ALLE Männer generell und grundsätzlich Gewalttäter sind?! Aber es sind viele, und immer noch viel zu viele. Das sagen die Fakten, dazu gibt es belastbares Datenmaterial (also wenig daran zu deuteln). Vergleichen Sie doch mal: Wie viele Frauen haben im letzten Jahr in Italien ihren Partner getötet? Und wie viele Männer ihre Partnerin?

Ich (!) bin nicht der Meinung (!), dass "Gewalt gegen die Partnerin kein Ausdruck einer psychischen Erkrankung ist (...)". Das sagt der Diplompsychologe Hafner, der seit 20 Jahren "Täter [behandelt], die sich ändern wollen."

PS. Ich habe noch kein Kind gesehen, dass seiner Mutter oder seinem Vater einfach so, aus der Genetik (!) heraus, ins Gesicht schlägt. Könnten Sie diese Ihre Meinung untermauern?

PPS: Ich weiß nicht, ob "Feministinnen (...) das Natürliche, Archaische im Menschen ein rotes Tuch sind." Ich habe davon weder gehört noch gelesen. Ich für mein Teil muss aber schon gestehen, dass ich den Gedanken "natürlicher, archaischer" -> unzivilisierter Gesellschaften im 3. Jahrtausend wenig sexy finde.

Dass "psychische Gewalt eine Spezialität von Frauen gegen Mann und Kinder ist", das dachten (!) Sie, und ich weiß, warum :-)

https://www.repubblica.it/cronaca/2019/11/19/news/femminicidi_sempre_pi… (hier noch ein bissl was zum Nachlesen, damit wir weniger spekulieren müssen) https://www.repubblica.it/cronaca/2019/11/25/news/giornata_violenza_don…

Fr., 29.11.2019 - 07:50 Permalink
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Karl Egger Fr., 29.11.2019 - 08:11

Antwort auf von Sylvia Rier

Frau Rier, Sie pauschalisieren und das ist das Problem.
Ich zitiere folgenden Satz von Ihrem Post: „ Im Ernst jetzt: Niemand denkt doch, dass ALLE Männer generell und grundsätzlich Gewalttäter sind?! Aber es sind viele, und immer noch viel zu viele. “
Ersetzen wir jetzt exemplarisch das Wort ‚Männer’ z.B. durch ‚Flüchtlinge‘, ,Ausländer‘, ,Araber‘ ... verstehen Sie was ich meine? Wollen Sie ernsthaft so argumentieren?

Fr., 29.11.2019 - 08:11 Permalink
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Benno Kusstatscher Fr., 29.11.2019 - 08:18

Antwort auf von Sylvia Rier

"dass hier nur Männer kommentieren? Was sagen wir eigentlich dazu? Woran liegt's vermutlich?"

Es scheint, dass das Thema uns Männern unter die Haut geht. Warum aber so wenig Frauen schreiben, darüber wundern sich hier wohl mehrere. Sicher sind wir Männer daran schuld, blicken nur nicht, warum.

Fr., 29.11.2019 - 08:18 Permalink
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Weiser Mann Fr., 29.11.2019 - 08:54

Antwort auf von Benno Kusstatscher

Ja , das sehe ich auch so! Kein Mann auf diesem Forum verteidigt die Gewalt gegen Frauen. Wir kämpfen aber für unsere Würde!
Und warum keine Frauen kommentieren (jetzt und auch grundsätzlich)? Ich glaube, der User-Raum steht ihnen offen, so wie jedem Mann. Aber das passiert, wenn Frauen glauben, sie müssen mit den Frauen nicht mehr vernünftig diskutieren - bringt eh nichts - und es genügt im Falle von erlittener Gewalt eine Anzeige zu machen! Diese Strategie ist nicht erfolgreich, wie wir sehen! Der Mann ist nicht mit Werbekampagnen zu gewinnen, sondern mit vernünftiger Diskussion.
Und der Mann ist auch nicht in Machtkämpfen zu besiegen, sondern er braucht genauso Empathie, wie Frauen und Kinder! Und gesellschaftliche Entwicklungen gehen ebenso langsam, wie die persönlichen. Können Sie sich Frau Rier total umkrempeln so wie man ein Medaille umdrehen kann?

Fr., 29.11.2019 - 08:54 Permalink
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Weiser Mann Fr., 29.11.2019 - 08:41

Antwort auf von Sylvia Rier

"Ich habe noch kein Kind gesehen, dass seiner Mutter oder seinem Vater einfach so, aus der Genetik (!) heraus, ins Gesicht schlägt. Könnten Sie diese Ihre Meinung untermauern?", ja das kann ich - aus Beobachtungs-Erfahrung! Das Kind macht es spielerisch, aber wenn es das nicht kriegt was es will und zornig wird, dann auch im Ernst! Oder ist das etwas Anderes? Und das tun auch Männer, wenn sie im Jähzorn oder im Frust die Kontrolle verlieren.
Und was ist das, wenn Frauen mit ihren Fäusten den Männern auf die Brust hämmern? Ist das keine Gewalt, weil der Mann sie nicht anzeigt?

Fr., 29.11.2019 - 08:41 Permalink
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Hans Hanser Fr., 29.11.2019 - 08:21

Diese Diskussion nimmt bizarre Formen an. Die Forderung nach "präventiven Opferschutz" ist eine eindeutige Attacke auf die Grundwerte des modernen Rechtsstaates. Eine Abkehr vom Prinzip der Unschuldsvermutung wäre ein Rückfall in jene Methoden, die wir aus dem Mittelalter und dem Nationalsozialismus kennen.
Glücklicherweise haben die europäischen Staaten aus der Vergangenheit gelernt und eine Rechtsgrundlage geschaffen, die Angriffe auf diese unumstößlichen Grundwerte als terroristischen Akt qualifiziert.
Ja, Frau Rier, sie haben richtig gehört; so auch nachzulesen bei den Vereinten Nationen (https://www.un.org/depts/german/sr/sr_04-05/sr1566.pdf) und im Rahmen der EU (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex:32002F0475).
Damit dürfte eigentlich alles gesagt sein und jedem Diskussionsteilnehmer sollte spätestens jetzt bewusst sein, welch hanebüchenen Anregungen hier geliefert wurden.

Fr., 29.11.2019 - 08:21 Permalink
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Elisabeth Hammer Mo., 02.12.2019 - 18:19

Nachdem sich einige wundern, warum keine Frauen im Forum diskutieren ....
Kann mir gut vorstellen, dass wir Frauen so langsam keine Geduld mehr haben, zu diskutieren, zu erklären, den Unterdrückungsgefuehlen der Männer Empathie entgegen zu bringen .....
.... solange fast jeden dritten Tag in Italien eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wird (der Begriff Feminizid wurde dafür eigens vor einigen Jahren eingeführt), muessen wir schlicht und einfach nur gemeinsam, Männer wie Frauen, in aller Klarheit dagegen auftreten.
Diese Klarheit fehlt mir in vielen Kommentaren.
Ich arbeite nun schon seit einigen Jahren mit meinen SchülerInnen zum Thema "Gewalt", es ist mir bisher noch kein Fall geschildert worden, wo der Übergriff durch eine Frau passiert ist, umgekehrt leider gibt es sehr viele Beispiele. Die männlichen Schüler berichten wenn dann von Aggressionen und Gewalt durch andere junge Männer.
Verlieren wir uns nicht im Zitieren verschiedenster Studien etc., behalten wir viel eher das eigentliche Anliegen der Kampagne zum 25.11. im Auge: Gewalt und Aggression sind keine Liebe, die Frau ist Partnerin und nicht Besitztum.

Mo., 02.12.2019 - 18:19 Permalink
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Sylvia Rier Di., 03.12.2019 - 07:15

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Falls dem so sein sollte, was ich mir durchaus vorstellen kann, würde ich - als Mann, aber nicht nur - doch auch oder ganz besonders die Rollenvorgaben, von denen Buben und Männer geprägt werden, bewusst und unbewusst, befragen?! Warum sollte ein Schüler sich - objektiv betrachtet - nicht trauen, über Gewalt von seiten einer Frau zu reden?

Di., 03.12.2019 - 07:15 Permalink
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Peter Gasser Di., 03.12.2019 - 07:10

Antwort auf von Elisabeth Hammer

Da haben Sie vollkommen Recht! „Diese Klarheit“ bekommen Sie. Nicht nur Mord und Totschlag von Mann zu Frau, sondern jede Gewalt, sei es körperlich oder seelisch, ist ohne jedes wenn und aber zu verurteilen.
Genauso wie es Fakt ist, dass Mann leichter zu körperlicher Gewalt neigt als Frau, genauso ist es Fakt, dass auch Frau ihre bevorzugten Waffen hat: und auch dies ist, unabhängig vom Unrecht des Mannes, anzusprechen, aufzudecken und zu verurteilen.
Wenn ich an die Hinterlist, an die Bosheiten, an die Gemeinheiten, Manipulationen und Intrigen, das Mobbing und all die psychischen Vergehen im Umkreis meiner heranwachsenden Tochter durch manche junge Frau denke, da tut mir heute schon so mancher Mann zutiefst leid...
Aber bitte: betrachten Sie diese beiden Dinge getrennt! Die eine Situation ist niemals für die andere *verantwortlich*.
Umfeldbedingungen und zeitliche Verschränkungen sind natürlich gegeben und sehr bedauerlich, aber jeweils ist der „Täter“ für seine Tat verantwortlich (mit Ausnahme pathologischer Gegebenheiten). Dies ohne wenn und aber.
Das Bild des „bösen Mannes“ und des „Engels Frau“ wird der Wirklichkeit genauso wenig gerecht, wie das Bild des immer zu entschuldigenden Mannes.
Hier ist in der Tat viel patriarchalisches Altöl zu entsorgen.

Di., 03.12.2019 - 07:10 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 03.12.2019 - 09:31

Antwort auf von Elisabeth Hammer

Frau Hammer: Männer sind vielleicht seltener Opfer, aber sie tragen ihre Opfer-Rolle auch nicht zur Schau. Und wenn sie es wagen, werden sie ausgelacht oder bestenfalls ignoriert. So zugetragen im Pavillon de Four in Meran vor etwa 20 Jahren. Thema: Gewalt in der Beziehung (gemeint war, an Frauen). Ich war dort unter vorwiegend Frauen, weil mich das Thema interessiert hat. Ich sah auch noch zwei eher schüchtern-wirkende Männer, wo der eine den anderen aufmunterte, sich auch zu Wort zu melden. Er erzählte von der Gewalt, die er von seiner Frau ertragen müsse. Perplexität! Damit hatte niemand gerechnet. Seine Wortmeldung wurde von den moderieren Frauen damit abgetan, dass es hier um Gewalt an Frauen ginge! Super! Oder, Frau Hammer? Sonst gibt es diese Geschichten halt zuhauf in den Männerwitzen, sie wissen schon, die mit der "Spüelhuder", oder mit dem Besen, usw.
Ich habe an anderer Stelle von einer Doku aus einem Männerhaus geschrieben, aber solche Dinge dürfen nicht ankommen. Frauen beanspruchen quasi das Monopol an der Opferrolle und glauben, sie können es mit Kampagnen und Anzeigen lösen. Noch mehr danebengreifen kann man wohl nicht!!

Di., 03.12.2019 - 09:31 Permalink
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Profil für Benutzer Sylvia Rier
Sylvia Rier Di., 03.12.2019 - 07:21

"Handelt es sich um einen ehemaligen Partner – die Täter sind fast immer Männer –, so fällt dies unter häusliche Gewalt. Dann kann die Polizei nach den Vorgaben des Gewaltschutzgesetzes handeln. Sie kann unmittelbar und ohne richterliche Verfügung Rayonverbote, Kontaktsperren oder Wegweisungen aussprechen." Das ist doch interessant, die Herren Hanser, Gasser, Menschärgeredichnicht (waren's, glaube ich?!), was da mit dem von Servus Leute eingestellten NZZ-Artikel daher kommt? Nämlich genau eine Form von "präventivem Gewaltschutz" - und der Schweizer Rechtsstaat ist nicht zusammengebrochen.

Di., 03.12.2019 - 07:21 Permalink
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Erwin Demichiel Mi., 04.12.2019 - 22:20

Antwort auf von Sylvia Rier

Brüder, Freunde, Kameraden, jetzt mal eine andere Perspektive: wisst ihr, was mich in der jüngsten Vergangenheit zutiefst geschmerzt hat und immer noch tut? Das, was in der autonomen Region Rojava, in Nordsyrien, passiert. Dort wird von der Türkei und ihren Helfershelfern systematisch ein sozial-emanzipatorisches Projekt zerstört, das seinesgleichen sucht und von dem wir alle lernen könnten. Dort haben die Kurden inmitten einer dumpfen patriarchalen islamischen/islamistischen Umgebung eine gesellschaftliche Lebensform aufgebaut, die basisdemokratisch funktioniert und vor allem auf einer absoluten öffentlichen Gleichberechtigung von Mann und Frau aufbaut, die stärker ist als die, die wir zusammengebastelt haben. Im Krieg gegen die Islamisten sind tausende Kämpferinnen der Frauenbataillone gefallen. Der Krieg der Islamisten ist in erster Linie ein Krieg gegen die Frauen. Deshalb bleiben sie hinter der Machofassade auch „mammoni“ ein Leben lang. Wie geht’s euch bei der Geschichte? Ich finde sie sehr inspirierend und lehrreich. Es würde mich freuen, wenn der Filmclub den neuen Film „Waffenschwestern“ von Caroline Fourest beschaffen könnte.

Mi., 04.12.2019 - 22:20 Permalink
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Erwin Demichiel Mi., 04.12.2019 - 22:44

Antwort auf von Erwin Demichiel

Nachtrag: Da sagte neulich eine Frau zu mir, sie glaube, dass wir auf dem Weg in ein neues Matriarchat sind. Ich hätte schreien mögen. Viel eher sind wir auf dem Weg in einen neuen Faschismus. In eine Welt, wie sie Margaret Atwood in „Der Report der Magd“ (1985) beschreibt, wo die Frauen wieder ihren „natürlichen“ Platz bekommen. 34 Jahre später hielt es die Autorin für nötig, das Fortsetzungsbuch zu schreiben „Die Zeuginnen“ (2019). Wünschen tun sich eine solche Welt unsere neue weiße und stramme Rechte und ihre Brüder, die islamistischen Machos. Die kleinen Differenzen kann man für das strategische Ziel der Frauenunsichtbarmachung schon mal beiseite legen.
Aber solche Ziele haben natürlich niemals wir, du oder ich, sondern die anderen.

Mi., 04.12.2019 - 22:44 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 11.12.2019 - 10:48

Antwort auf von Erwin Demichiel

Ich habe gestern in einer TV-Doku einen Bericht von der von ihnen so genannten derzeitigen Revolution im Libanon gehört und gesehen: dass diesmal sich Bürger verschiedener Religionen und politischen Couleurs, Männer und Frauen gemeinsam, aber angeführt von Frauen, beteiligen. Die Aufstände wären auch fröhlich und gleichten oft einem Fest. Es gäbe keine Angst vor einem erneuten Bürgerkrieg, dafür seien eben die Voraussetzungen nicht gegeben. Schön wenn Männer und Frauen - und diese voran - für eine neue Zukunft kämpfen!

Mi., 11.12.2019 - 10:48 Permalink
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Michael Bockhorni So., 08.12.2019 - 16:45

Antwort auf von Sylvia Rier

Liebe Silvia, die Möglichkeit von Wegweisungen etc. wie in der Schweiz gibt es ja auch bei uns (so wie Täterarbeit, bitte ein bisschen besser informieren). Du hast aber von etwas ganz anderem geschrieben: "es könnte durchaus (auch) darüber nachgedacht werden, in manchen Fällen -die Unschuldsvermutung- in Frage zu stellen. Vielleicht wäre es tatsächlich hilfreich - auch im Sinne der Vorbeugung - wenn der angeklagte Täter beweisen müsste, dass er sein Opfer NICHT geschlagen vergewaltigt misshandelt hat. Eine Art "präventiver Opferschutz"". Das ist eine Aushebung des Rechtsstaates und etwas ganz anders als eine präventive Maßnahme vor einem Urteil. Außerdem ginge es nach hinten los, weil natürlich dann auch Männer alles mögliche behaupten könnten und Frauen müßten das Gegenteil beweisen.

So., 08.12.2019 - 16:45 Permalink
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Profil für Benutzer rheticus rheticus
rheticus rheticus So., 05.01.2020 - 19:41

Antwort auf von Sylvia Rier

Nella violenza di genere c’è un punto che non viene spesso considerato ed è quello della violenza
subita dagli uomini; non si tratta di violenza fisica ma psicologica. La donna brandeggia un’arma
che è molto letale; è l’arma del far star bene un uomo, farlo sognare, dargli un affetto ed un calore
prima non conosciuto. Ed anche sesso. Un insieme di attenzioni, di affetto, di amore, di calore, di vita.
E poi basta. Ad un certo punto dice stop e se ne va, magari con un altro, oppure con i figli. In genere la donna in queste circostanze riesce meglio a gestire la situazione emotiva. L’uomo va in tilt.
E fa un disastro. La uccide. E spesso, poi, uccide anche se stesso. (Doppia violenza)
Ho conosciuto due ragazzi che si sono tolti la vita per una donna. Nella nostra terra ci sono molti suicidi, spesso si tratta di ragazzi. Si è mai indagato sul perché? Non voglio dire che siano tutti suicidi causati dalle donne, ma forse qualcuno si.
Ecco, questo è un tipo di violenza che non viene menzionato, che non fa notizia. Eppure esiste e forse si tratta di una debolezza maschile, paragonabile alla minor prestanza fisica delle donne. Gli uni sono deboli qui e le altre là, solo che una violenza è sotto i riflettori e l’altra non è considerata.

So., 05.01.2020 - 19:41 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher So., 05.01.2020 - 21:19

Antwort auf von rheticus rheticus

Da haben Sie ein wichtiges Thema angesprochen, Rheticus! Aber darüber ist mit feministischen Frauen fast unmöglich - ohne großen hysterischen Zirkus - vernünftig zu reden. Man kann nur darüber in moderater Weise und mit ein klein wenig Abstand überlegen und sich austauschen, welche Sehnsüchte und Bedürfnisse hat der Mann - und nicht alle gleich - und das selbe auch von der Frauen-Seite. Man kann dieses Problem mE nur lösen oder sich einer Lösung annähern, wenn beide Seiten daran gleichwertig beteiligt sind - im Kleinen und in der Gesellschaft. Den Mann von Frauen-Seite unter Druck zu setzen, ihn in die Defensive zu treiben, bewirkt eher das Gegenteil - wie wir leider erfahren müssen: die Gewalt nimmt zu!
Die Frauen müssen auch anerkennen, dass der Mann ebenso wie die Frau, ein Produkt der Natur ist - und nicht darüber steht. Beide werden von Natur aus von Trieben, Instinkten und Hormonen gesteuert und sind nicht nur Verstand oder das Produkt einer Gesellschaft oder der Erziehung. Und Testosteron bewirkt eben eher Gewalt als Östrogene und Gestagene. Das mussten auch Transsexuelle erfahren, die sich auch mittels Testosteron-Therapie von Frau zum Mann wandeln wollen. Sie sagen, sie erkennen sich nicht wieder, wie verschieden sie auf Dinge reagieren und wie schnell sie aggressiv werden und zu Gewalt-Anwendung tendieren würden.

So., 05.01.2020 - 21:19 Permalink
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Sylvia Rier Mo., 06.01.2020 - 07:43

Antwort auf von Sepp.Bacher

Lieber Sepp, lieber Rheticus: das mag schon alles sein, ihr werdet schon recht haben, vielleicht aber auch nicht. Sicher aber ist: Das ist hier nicht der Punkt. Hier geht es um Gewalt gegen Frauen.
PS: Und noch einmal, Sepp: Es sind also, wieder, "die Frauen" - nein, die Feministinnen! - schuld, wenn die Gewalt gegen Frauen steigt?! Ich bin empört (mit Verlaub).

Mo., 06.01.2020 - 07:43 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Mo., 06.01.2020 - 09:56

Antwort auf von Sylvia Rier

Ja Silivia, ich hätte nichts anderes erwartet, als dass du empört sein wirst. Aber trotzdem denke ich, dass ihr Feministinnen bei den Grünen, eure Position überdenken sollt!
Man kommt auf so schräge Gedanken, die total konträr zum gängigen Mainstream sind, nur, wenn man die komplexen gesellschaftlichen Dynamiken einerseits und jene zwischen den Geschlechtern im privaten auf der Grundlage der von mir gezeichneten Darstellung (oben), einbezieht.
Als Analyse- und Denk-Grundlage bediene ich mich meines psychologischen Wissens einerseits und meiner multiplen Erfahrung in der Berufsberatung, wo die Mädchen und die Mütter die Mehrzahl waren. In der Erwachsenen-Berufsberatungen habe ich auch Frauen ermutigt unkonventionelle Wege zu gehen, auch gegen den Zeitgeist, wenn es für sie eine gute Lösung ist.
Silvia, wenn du es nicht schon gelesen hast, empfehle ich dir die Lektüre des zwar langen aber äußerst interessanten Salto-Beitrages https://www.salto.bz/de/article/04012020/sei-kaempferisch-und-waehleris….

Mo., 06.01.2020 - 09:56 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mo., 06.01.2020 - 12:14

Antwort auf von Sylvia Rier

Wir wollen Mal dahingestellt lassen, dass es verschiedene Formen der Gewalt gibt, mehr und weniger sichtbare, und dass beide Geschlechter da ihre Eigenheiten und ihre Verantwortungen (zu tragen) haben.
Gleichermaßen ist es unabänderliche Tatsache, dass jeder SELBST für die Gewalt verantwortlich ist, die er ausübt. Mann für seine Gewalttaten, Frau für ihre Gewalttaten, unabhängig, wodurch diese veranlasst oder verursacht sind.
Dass in einer Welt des Populismus und des Nationalismus Gewalt generell und damit auch häusliche Gewalt und Gewalt zwischen zivilen Menschen steigen, ist eben auch eine Erfahrung, die der Mensch schon kennt, bzw. kennen müsste.

Mo., 06.01.2020 - 12:14 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mo., 06.01.2020 - 11:55

Antwort auf von Sepp.Bacher

Ich bin ja sonst meistens hier nicht auf der Seite von Frau Rier, aber was Rheticus im Kommentar hier oben von sich gibt ist absoluter Schwachsinn! Mal angenommen, die kühne Hypothese nach welcher die Frau als solche mit dem Verlassen werden besser zu Recht kommt als der Mann, wäre war, ist das doch nicht mal ansatzweise ein Grund dafür Verständnis für Gewalt von Seiten des Verlassenen zu haben. Die Krönung des ganzen ist dann noch das Verlassen als Gewaltakt einzustufen! Geht's noch?

Mo., 06.01.2020 - 11:55 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Mo., 06.01.2020 - 13:54

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Es ist eine Frage, wie man es verstehen will. Es ist keine Rechtfertigung sondern ein Versuch zu verstehen, wie der Gewalt-Impuls beim Mann entstehen könnte und auch in der Annahme, dass Männer von Natur aus eher zu physischer Gewalt neigen. Bei unseren engsten Verwandten, den Schimpansen, den Gorillas und Orang-Utan sind die Männchen aggressive Paschas mit einem Harem und sie bringen im Falle auch ein Weibchen, das aus der Reihe tanzt oder Rivalen um, wenn er nicht rechtzeitig das Weiter sucht. Nun haben wir in etwa analoge Impulse, Triebe und Instinkte. Wir haben aber auch durch unsere Denkfähigkeit und die Selbstreflexion, eine Kontrolle darüber. Es gibt aber Momente einer totalen Verzweiflung - Ja Silvia, auch Männer haben das - oder extremer Aggression, dann geht diese Kontrolle oft nur ganz kurz verloren, und dann ist es schon passiert und zu spät. In der angewandten Psychologie vertritt man die Meinung, dass man nur vorbeugen kann, damit es nicht zu solchen Situationen kommt. Da braucht es Deeskalation anstatt total in die Konfrontation mit Beleidigungen, die auf die offendsten Wunden des Mannes gerichtet sind, zu gehen! Auch wir Männer suchen oft das Weite und lassen es nicht drauf ankommen. Das sind intelligente und selbst-schützende Entscheidungen!

Mo., 06.01.2020 - 13:54 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mo., 06.01.2020 - 13:59

Antwort auf von Sepp.Bacher

Das ist vollkommen richtig.
Aber auch Frau Rier ist zuzustimmen.
„ Es gibt aber Momente einer totalen Verzweiflung - Ja Silvia, auch Männer haben das - oder extremer Aggression, dann geht diese Kontrolle oft nur ganz kurz verloren, und dann ist es schon passiert und zu spät“:
Der andere (die Frau hier) trägt die Verantwortung dafür, wenn sie weiter eskaliert, die Verantwortung aber für den (eigenenj Kontrollverlust und die nachfolgende (selbst) ausgeübte physische Gewalt liegt beim Täter. Daran gibt es nichts zu rütteln.

Mo., 06.01.2020 - 13:59 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mo., 06.01.2020 - 14:03

Antwort auf von Sepp.Bacher

Ja bitte, wenn dieser Versuch zu verstehen absolut gar nichts mit einer Rechtfertigung zu tun hat, dann soll jeder über Gorillas und sonstige Primaten philosophieren dürfen. Ich vergleiche Menschen lieber mit andere Menschen und der normale Mensch kommt in seiner Verzweiflung über eine Trennung vom Partner ohne Drohungen, Stalking, Schläge oder Mordversuche hinweg.

Mo., 06.01.2020 - 14:03 Permalink
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Profil für Benutzer Sylvia Rier
Sylvia Rier Mo., 06.01.2020 - 07:38

Antwort auf von rheticus rheticus

E quindi, la colpa sarebbe, ancora una volta, della donna? Perché la donna non dovrebbe poter dare (prima) - "Un insieme di attenzioni, di affetto, di amore, di calore, di vita." e, eventualmente, togliere (dopo)? Andiamo! Io proporrei, se proprio dobbiamo prendere sul serio quanto scrive: Uomo! Non prendere! (se non sei capace di gestire). Saluti!

Mo., 06.01.2020 - 07:38 Permalink