Umwelt | Interview

“Umweltschützer dürfte es nicht geben”

Einerseits immer mehr, andererseits immer weniger: Elisabeth Brunner von der Umweltgruppe Olang sieht Südtirol und seine Landwirtschaft auf dem falschen Weg.
Acker
Foto: Othmar Seehauser

“Es geht mir nicht darum, die Bauern schlecht zu reden”, will Elisabeth Brunner eingangs sofort klarstellen. “Aber so kann es nicht weiter gehen!” Brunner ist seit April Vorsitzende der Umweltgruppe Olang. Die hat ein Foto auf Facebook gestellt, das mit Schnee bedeckte Wiesen im Gsieser Tal zeigt, auf denen vergangene Woche Gülle ausgebracht worden ist. Das ist in Ausnahmefällen wie dem heurigen frühen Wintereinbruch erlaubt. Dennoch sagt Brunner: “Wir müssen alle schleunigst umdenken.”

salto.bz: Frau Brunner, sind solche Bilder Einzelfälle?

Elisabeth Brunner: Nein, leider sind uns solche Bilder bestens bekannt – zum Beispiel abgeerntete Maispflanzen, die auf den Feldern nicht mehr zu sehen sind, weil sie völlig von Gülle bedeckt sind – und wir haben den Eindruck, dass es jedes Jahr schlimmer wird. Heuer ist es eben sichtbarer, weil gerade der viele Schnee lag. Aber das Problem liegt hier schon tiefer.

Mehr Gülle kann nur ausgebracht werden, wenn in den Viehbetrieben mehr davon anfällt.

Ja, genau. Ich habe mir sagen lassen, dass in Südtirol 50 Prozent der Futtermittel zugekauft werden. Und das spricht eigentlich für sich.

Was heißt es, wenn Futtermittel zugekauft werden müssen?

Futtermittel werden zugekauft, damit die Kühe möglichst viel Milch geben, möglichst produktiv sind.  Dafür haben sie zu wenig Wiese, wir haben zu wenig Fläche, um die Futtermittel, die eigentlich benötigt würden, anzubauen. Wenn ein Bauer heute eine Wiese hat und genau die richtige Stückzahl an Vieh, dann bräuchte er nichts zukaufen, dann würde der Kreislauf stimmen. Aber der stimmt schon lange nicht mehr. Das mag eine etwas einfache Rechnung sein, aber: Wenn wir 50 Prozent zu viel Vieh haben, kann der Kreislauf einfach nicht stimmen. Und dann gibt es einfach auch zu viel Gülle.

Wo intensiv Gülle ausgebracht wird, ist die Artenvielfalt bedroht. Zudem können die Düngemittel ins Grundwasser gelangen. Andererseits brauchen die Bauern diese Düngemittel, der Bauernbund betont, Gülle sei “gut” und “wertvoll”. Ist dieses Dilemma zu lösen?

Es muss einfach ein Umdenken stattfinden. Anders geht es nicht. Wir können nicht jedes Jahr wieder zehn Kühe mehr anschaffen. Das kann einfach nicht so weitergehen. Ob eine Güllewiese wertvoll ist, hängt immer von der Menge ab, die ausgebracht wird. Und es wird einfach zu viel ausgebracht. Man braucht sich nur umschauen: Je weniger Farben und Formen in einer Wiese vorhanden sind, desto weniger Biodiversität gibt es und desto weniger gesund sind die Tiere. Und ich glaube, das geht schlussendlich auf die Gesundheit von allen. Denn wir brauchen Biodiversität! Wir haben jedes Jahr weniger Insekten, weniger Tiere… Da muss es ein Umdenken geben.

Ich weiß nicht, ob es eine Illusion ist, aber ich möchte daran glauben, dass ein Wandel in Bezug auf Umweltschutz, Umweltbewusstsein und überhaupt im Wirtschaften kommt.

Wer muss umdenken?

Schauen wir nach Deutschland: Dort gibt die Bundesregierung der Landwirtschaft höhere Auflagen vor – und die Landwirte bäumen sich auf. Ja, es tut weh, aber es muss sein. Doch auch als Konsument muss ich mir überlegen, was ich überhaupt einkaufe. Ein Umdenken muss vom kleinsten Konsumenten, zur Politik bis hinein im größten Wirtschaftssystem geschehen. Ansonsten, so glaube ich, geht es nicht mehr weiter.

Eine Möglichkeit, zu verhindern, dass zu viel Gülle auf den Wiesen landet, ist, sie an Biogasanlagen zu liefern, die daraus Strom oder Wärme produzieren. Wäre das eine Lösung?

Wenn wir hergehen und sagen, schafft nur mehr Vieh an, denn es landet ja alles in der Biogasanlage, kann ich damit auch nicht ganz zufrieden sein. Es wird sicher besser sein, als hundert Mal in den selben Acker hineinzufahren. Aber eine richtige Lösung ist es meiner Ansicht nach nicht.

Welche Lösungen schlagen Sie vor?

Wir haben ja eh schon zu viel Milch, die, weil man nicht weiß wohin, am Ende zu Milchpulver verarbeitet und in Länder exportiert wird, und die Existenz der dortigen Bauern gefährdet. Ich weiß ja nicht… Man müsste alternative Wirtschaftsformen mehr ankurbeln – Solidarische Landwirtschaft, die es bei uns in Südtirol so gar nicht gibt; Permakultur – und den jungen Leuten einfach andere Anreize geben. Am besten schon in den Landwirtschaftsschulen. Und die Förderungen müssen überdacht werden. Denn wenn heute einer Mais anbaut, darf er zusätzlich mehr Großvieheinheiten pro Hektar halten. Ich glaube, das ist einfach der falsche Weg.

 

Umdenken und umsteigen – ist das Ihr Appell als Umweltschützerin?

Ich weiß nicht, ob es eine Illusion ist, aber ich möchte daran glauben, dass ein Wandel in Bezug auf Umweltschutz, Umweltbewusstsein und überhaupt im Wirtschaften kommt. Vielleicht wird es ihn nie geben, aber ich will daran glauben – ansonsten kann ich meine Aktivitäten als Umweltaktivistin an den Nagel hängen.

Der Kreislauf stimmt schon lange nicht mehr.

Und jeder kann selbst etwas zu diesem Wandel beitragen. Ich versuche es selbst an mir – nichts mehr aus Plastik zu kaufen. Es ist sehr, sehr schwierig. Man muss sich viel mehr Zeit nehmen und es kann sich vermutlich nicht jeder leisten. Aber wenn jemand will, findet ein jeder etwas, wo er sagt, das muss ich jetzt nicht mehr haben oder darauf verzichte ich. Ein kleines bisschen kann jeder tun. Wir wollen ja auch, dass unsere Kinder gesund sind und noch Kinder haben, dass sie sich an einer schönen Wiese, ein paar Vögelchen oder Schmetterlingen erfreuen können. Wir müssen ja schauen, dass es weitergeht. Ich verstehe das nicht!

Gibt es einfach zu wenig Umweltschützer?

Ich erinnere mich als ich mit meinem Sohn, der heute 35 ist, im Kinderwagen bei uns in Olang durch die Felder geschoben habe. Im Frühling waren sie voller Feldlerchen und es hat von allen Seiten richtig schön gezwitschert. Wenn ich heute durchgehe, höre ich nichts mehr. Die Feldlerche ist bei uns ausgestorben, genauso die Wachtel. Das muss einem doch zu denken geben, das kann uns doch nicht alles egal sein. Uns Umweltschützer dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben – alle Menschen müssten sich um die Umwelt sorgen. Leider ist das nicht so. Aber wie gesagt, ich gebe die Hoffnung nicht auf.

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Hans Hanser Mi., 04.12.2019 - 17:15

Warum sind Menschen, die eine klare Meinung haben, beim Formulieren derselben nur so vorsichtig? "Ich will die Bauern nicht schlecht reden, aber..." ist dasselbe wie "Ich bin kein Rassist, aber..." oder "Ich bin gegen die AfD, aber...".
Frau Brunner, wenn Sie eine Meinung haben, stehen Sie bitte auch dazu. Jede andere Vorgehensweise schwächt Sie bereits während Sie beginnen. Ihre Diskussionsgegner beginnen ihre Sätze nie mit "aber", sondern immer nur mit "es muss so sein", "es geht nicht anders" oder "alles andere ist unmöglich".

Mi., 04.12.2019 - 17:15 Permalink
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S. Bernhard Do., 05.12.2019 - 08:48

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Warum so vorsichtig? Weil wir in einem Bauernland leben und der Bauernbund zu viel Macht hat. Werden Missstände angeprangert, wird es als "nichtig" abgetan, nach dem Motto "die verstehen ja eh nix und sollen still sein" (siehe Raubtierdebatte). Profit steht über allem, Umweltschutz braucht es nicht. Sie präsentieren sich gerne als "Landschaftspfleger", im Endeffekt sind es "Landschaftszerstörer". Aber so lange die Politik kuscht wird sich sowieso nichts ändern (Angst Wählerstimmen zu verlieren). Dies ist nun mal die traurige Realität in Südtirol.

Do., 05.12.2019 - 08:48 Permalink
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Hans Hanser Do., 05.12.2019 - 09:01

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Danke für die Beantwortung der Frage. Aber genau das ist der Punkt, welche Macht hat der Bauernbund Ihnen gegenüber oder gegen Frau Brunner? Müssen Sie mit Repressalien rechnen, sind Sie selbst Bauer? Und wenn ja, müssen Sie das tun was Ihnen Ihr Verband vorgibt? Sollten Sie nicht Landwirt sein, kann es Ihnen dann nicht einfach wurst sein, was ein Verband von sich gibt? Sorry, aber ich bin auch Mitglied in verschiedenen Verbänden, aber ich mache das was ich für richtig halte....und was andere Verbände von sich geben ist für mich nicht bindend.
Und auch Ihre nächste Haltung erschließt sich mir nicht. Wenn Sie für etwas einstehen, dann muss nicht "die Politik" etwas ändern, sonder Sie müssen bei sich anfangen. Jeder muss das! Nur so haben wir damals Wackersdorf verhindert, hätten wir auf die Politik gewartet, wären wir bevormundet worden.
Sorry, aber Ihre Haltung scheint einem typischen Südtiroler Obrigkeitsgefühl zu entsprechen. Damit werden Sie nie weit kommen und Sie verschieben Ihre Verantwortung auf die nächste Generation.

Do., 05.12.2019 - 09:01 Permalink
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S. Bernhard Do., 05.12.2019 - 10:40

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Lieber Herr Hanser, ich bin weder Landwirt, noch unterstehe ich einem Verband, zum Glück. Deshalb ist es mir auch "wurst" was dieser Verband und auch die Landwirte im Dorf wo ich wohne von mir halten ansonsten würde ich mich hüten, hier einen Kommentar zu schreiben. Und ich verschiebe schon mal gar nichts auf die nächste Generation, da ich mich schon lange von diesem Produktionsoverkill losgesagt habe und nur mehr ökologische Betriebe mit meinem Kaufverhalten unterstütze. Dies ist was ich machen kann, Herr Hanser, und das mache ich. Gesetzliche Rahmenbedingungen, damit die Umweltzerstörung, Vernichtung der Biodiversität durch exzessiven Einsatz von Gülle, Pflanzenschutzmittel ecc. aufhört, ist nun mal Aufgabe der Politik, oder sehe ich das falsch? Allerdings hängt die Politik am Rockzipfel dieser Lobbys, deshalb wird es schwierig sein, dass sich etwas ändert. Bestes Beispiel ist doch der Glyphosat-Einsatz. Mittlerweile wehrt sich die ganze Welt dagegen, außer in Südtirol. Beispiel Mals, das Gericht hat nun mal aufgrund der Gesetzeslage entschieden und wer macht die Gesetze?

Do., 05.12.2019 - 10:40 Permalink
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Hans Hanser Do., 05.12.2019 - 11:18

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Ich finde Ihre private Herangehensweise äußerst löblich. Aber die Politik ist doch auch in Südtirol vom Volk gewählt oder irre ich mich etwa? Warum soll sich dann nichts ändern, wenn schon "die ganze Welt" gegen gewisse chemische Mittel ist? Warum ändert der Südtiroler, der ja seine Volksvertreter demokratisch wählt, nicht diese unsägliche Situation?
Bitte erklären Sie mir warum "der Südtiroler" heute vor 1 Jahr etliche Bauernvertreter in den Landtag gewählt hat, wenn "der Südtiroler" mit deren Auffassung nicht einverstanden ist bzw. sich bewusst ist, dass der Bauernbund die Regeln diktiert. Die Gesetze, wie Sie es nennen, werden schließlich von Menschen gemacht, die SIE (bitte nicht persönlich nehmen) gewählt haben.
Also, nachdem der Südtiroler diese Leute wählt, die offensichtlich wenig Sinn für nachhaltiges Denken zeigen, darf man sich auch nicht beschweren, sondern sollte das Umdenken hervorrufen nicht nur indem man selbst Bio-Äpfel konsumiert. Das ist zuwenig, wenn die Bauern etwas wollen, kommen sie auch mit ihren Traktoren zum Landhausplatz.
Bewusst habe ich das Beispiel Wackersdorf erwähnt. Wir haben uns damals mobilisiert, davon sehe ich in Südtirol (Mals ausgenommen) nichts.

Do., 05.12.2019 - 11:18 Permalink
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Hans Hanser Do., 05.12.2019 - 12:33

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Herr Steiner, ich bin Ihnen ob Ihrer Beiträge sehr dankbar, aber da ich nicht in Südtirol wohne, sondern dort nur Verwandte habe, die ihrer Auskunft nach keine öffentlichen Beiträge kassieren, sagt mir das "System Südtirol" nur bedingt etwas.
Bitte erklären Sie es mir bzw. uns. Kann es tatsächlich sein, dass Sie Ihre Meinung nur versteckt äußern dürfen, da Ihnen sonst Beiträge genommen werden? Wie kann das funktionieren, Italien/Südtirol ist doch ein Rechtsstaat, oder nicht?
Wenn es sich um ein diktatorisches System handelt, wie Sie es andeuten, warum wählen dann die Südtiroler ein solches System? Es gibt doch Alternativen, oder etwa nicht? Konnten nicht die Grünen und 5S in Mals aufzeigen, dass sie nicht mit dem Mainstream einhergehen? Warum funktioniert das nur in Mals?

Do., 05.12.2019 - 12:33 Permalink
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S. Bernhard Do., 05.12.2019 - 13:39

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Herr Hauser, Sie haben doch Verwandte in Südtirol, also lassen Sie sich bitte von denen alles mögliche erklären, dazu fehlt mir wirklich sprichwörtlich die Zeit, das würde jedweden Rahmen sprengen. Nur noch schnell am Ende: Beiträge=vorwiegend Landwirtschaft, wie ich bereits geschrieben habe, falle ich nicht in diese Kategorie, wie wohl auch Ihre Verwandten nicht, ansonsten machen sie was falsch:)

Do., 05.12.2019 - 13:39 Permalink
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Hans Hanser Do., 05.12.2019 - 13:51

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Meine Verwandten haben mir bereits darüber berichtet, aber glücklicherweise machen sie sich nicht so ins Hemd wie Sie. Und bis jetzt sind sie nicht blanke Opportunisten, die sich als Landwirte erklären, nur um dem Beitragswahn in Südtirol zu folgen.
Es gibt in Südtirol etliche Teile der Bevölkerung, die nicht Landwirte sind und auch nicht indirekt davon leben. Ihrer Schilderung nach Personen wie Sie. Wie kann es also sein, dass die Bevölkerung Politiker wählt, die (landwirtschaftliche) Systeme gutheißen, die von der Bevölkerung nicht akzeptiert werden? Das grenzt doch an Dummheit, oder etwa nicht?

Do., 05.12.2019 - 13:51 Permalink
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S. Bernhard Do., 05.12.2019 - 15:23

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Herr Hanser, wie kommen Sie darauf, dass ich mir ins Hemd mache? Wobei Hose doch eher zutreffender wäre. Ich habe meine Position doch klar geschildert oder etwa nicht? Sie haben vollkommen Recht, es grenzt an Dummheit, das müssen Sie allerdings die "Bevölkerung" fragen, die solche Politiker wählt, nicht etwa mich, Herr Hanser. Ich weiß es nicht! In Deutschland gibt es auch nicht bloß Rechtsradikale, wie kann es dann sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung eine Partei wie die AFD wählt? Dies grenzt doch auch an Dummheit oder etwa nicht? Haben Sie hierzu vielleicht eine Erklärung?

Do., 05.12.2019 - 15:23 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 05.12.2019 - 16:01

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"Bitte erklären Sie mir warum "der Südtiroler" heute vor 1 Jahr etliche Bauernvertreter in den Landtag gewählt hat, wenn "der Südtiroler" mit deren Auffassung nicht einverstanden ist bzw. sich bewusst ist, dass der Bauernbund die Regeln diktiert." Ja das habe ich mich auch schon öfters gefragt. Meine Erklärung ist: sehr viele deutsche Südtiroler stammen von Bauernhöfen und identifizieren sich noch mit dem Bauernstand, machen zu Hause Ferien und das auch noch ihre Kinder. Nebenerwerbsbauern, die ja auch Lohnempfänger sind und damit mehr Einkommen generieren, fühlen sich aber als Bauern und nicht als Werktätige und wählen entsprechend. Man identifiziert sich halt lieber mit den Stärkeren und Angeseheneren und es fehlt das Standesbewusstsein.
Leider fehlt als Folge der etnischen Einheitspartei hier eine alternative politische Kultur. Aber Herr Steiners Beiträge tragen zu einer Verbesserung des politischen, ökologischen und konsumatorischen Bewußtseins bei!

Do., 05.12.2019 - 16:01 Permalink
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Lukas Neuwirth Do., 05.12.2019 - 09:13

Ich denke nicht, dass man die Bauernschaft als Gesamtheit schlechtreden kann und sollte - gerade die Bauern arbeiten in einem System (vgl. "Das System Milch"), welches ihnen ebendiese Arbeitsweise abverlangt! Das Problem liegt in den EU-weiten, von Landesregierung und Bauernbund (also der Schnittstelle zur Politik) mitgetragenen Angst vor einem Systemwechsel, der auch einen Machtverlust bedeuten könnte...dabei sollte unserer kleinstrukturierten Agrarwirtschaft längst klar sein, dass einzig und allein Diversifikation und ökologisch nachhaltige Anbauformen wirtschaftlich langfristig tragfähig sind! Das Potential sehe ich in der nachkommenden Generation wo viele aus innerem Antrieb heraus bereits ihre Betriebe umstellen - Ansetzten müsste man in den Landwirtschaftsschulen wo die Gemeinschaft aus Landwirtschaft, Ökologie und Landschaft zum Hauptthema gemacht werden muss - und das auf positive Art und Weise und nicht schulmeisterlich mit erhobenem Zeigefinger! Wertschätzung und Dialog anstelle von Belehrung und Kritik durch die "Stadtler".

Do., 05.12.2019 - 09:13 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 05.12.2019 - 16:13

Antwort auf von Lukas Neuwirth

Glauben die Bauern und ihre Vertreter - inklusive Ihnen - wirklich, dass sie, weil sie den Grund und Boden besitzen, über gut und Böse - auch von uns "Stadtler", die wir viele ja auch vom Land, vom Bäuerlichen stammen und auch entsprechend etwas verstehen - entscheiden zu können! Wenn wir ihnen die überteuerten Produkte nicht abkaufen würden und nicht durch unser Steuergeld - denn die Bauern zahlen ja kaum Steuern - ihre ganzen Beiträge ermöglichten, was währen sie dann?!?

Do., 05.12.2019 - 16:13 Permalink
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Elisabeth Garber Do., 05.12.2019 - 10:20

Die Antworten von Frau Brunner sind klar - die kritisierenden (2) Herrschaften glauben wieder einmal 'stilistisch' und 'inhaltlich' alles besser zu wissen. Chauvinismus und Schulmeisterei pur. Junge Leute mit Umweltschutz-Engagement sind zu bewundern, nicht zu kritisieren - einer Meinung mit Lukas Neuwirth.

Do., 05.12.2019 - 10:20 Permalink
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Hans Hanser Do., 05.12.2019 - 10:37

Antwort auf von Elisabeth Garber

Bei allem Respekt, aber was ist chauvinistisch an der Frage warum man - wenn man eine klare Position hat - mit dem Aufmacher "Nichts gegen Bauern..." beginnt. Bitte versteifen Sie sich nicht auf feministische Hintergründe, diese haben mit der Thematik rein gar nichts zu tun.
Die Beantwortung der Frage können auch Sie selbst liefern. Warum müssen Südtiroler in einer Argumentation, die gegen Systeme der Landwirtschaft geht, mit "Ich habe nichts gegen Bauern..." beginnen. Sind es etwa nicht die Bauern, die ob ihrer Handhabung kritisiert werden? Ob mithilfe des Bauernbundes lasse ich mal dahingestellt, es ist auch einerlei.
Und, Frau Garber, hätten Sie aufmerksam gelesen, hätten Sie erkannt, dass es mir fernsteht ein Umweltschutz-Engagement zu kritisieren. Ich war aktiv in Wackersdorf dabei, bin dafür auch inhaftiert worden. Können Sie auch etwas Vergleichbares vorweisen oder benutzen Sie Ihre Tastatur nur um Frauen generell zu verteidigen?

Do., 05.12.2019 - 10:37 Permalink
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S. Bernhard Do., 05.12.2019 - 12:19

Antwort auf von Elisabeth Garber

Frau Garber, ich kritisiere nicht, ebenso wenig versuche ich "besserwisserisch" daher zu kommen. Großen Respekt vor der Frau Brunner, die sich einsetzt. Wenn Sie meine Beiträge durchlesen, werden Sie das auch verstehen. Ich versuche lediglich dem Herrn Hanser unser "System Südtirol" etwas näher zu bringen.

Do., 05.12.2019 - 12:19 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 05.12.2019 - 17:00

Ich kann diesen Aussagen von Frau Brunner nur im ganzen Umfang zustimmen! Eine Frage und/oder Aufklärungsbedarf habe ich aber noch zu folgender Aussage:
"Wenn wir hergehen und sagen, schafft nur mehr Vieh an, denn es landet ja alles in der Biogasanlage, kann ich damit auch nicht ganz zufrieden sein. Es wird sicher besser sein, als hundert Mal in den selben Acker hineinzufahren. Aber eine richtige Lösung ist es meiner Ansicht nach nicht."
Ich dachte immer, dass in der Biogasanlage nur eben die Vergärungsgase aufgefangen und zu Energie verwandelt werden. Die Gülle stinkt nachher viel weniger bis gar-nicht, sie verschwindet aber nicht, sondern wird dann schon doch noch auf die Felder gebracht. Welchen Unterscheid macht das für den Boden?

Do., 05.12.2019 - 17:00 Permalink
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Manuel Oberhauser Do., 05.12.2019 - 19:06

Antwort auf von Sepp.Bacher

@Sepp Bacher Aufgrund Ihrer Kommentare muss ich davon ausgehen, dass Sie sich in der Landwirtschaft nur oberflächlich auskennen. Ich empfehle Ihnen eine landwirtschaftliche Schule zu besuchen, oder auf Fortbildung zu gehen, am besten wären die im Jänner stattfindenden Humustage in Kaindorf. Und wenn Sie behaupten Bauern verkaufen überteuerte Produkte welche noch zusätzlich von Steuergeldern anderer bezuschusst werden, behaupte ich, die Arbeitskraft der Bauern wird ausgenützt um den Konsumenten billige Lebensmittel auf den Tisch zu stellen, welche dieser zu einem Drittel in den Müll kippt.

Do., 05.12.2019 - 19:06 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 06.12.2019 - 04:58

Antwort auf von Manuel Oberhauser

Manuel, du kommst mir gerade so vor, wie ein Pfarrer, der sagt, ich müsste Theologie studiert haben, um über Glauben und Kirche mitreden zu können. Die Landwirtschaft, ihre Genossenschaften und Verbandspolitik gebärden sich wie ein Sakrileg. Fehlt nur noch, dass Kritik und Ironie am Bauernstand fast wie Blasphemie empfunden wird. So unantastbar hält man sich.
Andererseits bedeutet diese Haltung auch, dass man den wunden Punkt getroffen hat. Und das ist gut so! Sobald die Mauer eingerissen ist, geht´s weiter.

Fr., 06.12.2019 - 04:58 Permalink
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m s Do., 05.12.2019 - 23:23

Ich teile die Ansichten von Frau Brunner. Das Engagement der Umweltgruppen ist sehr zu begrüßen. Was das Thema Biogasanlage betrifft, könnte zwar meines Wissens nach, Dünger z.B. für Obstanlagen produziert werden. Allerdings wird dieser zumeist wieder in unmittelbarer Nähe der Anlage ausgebracht, da der Weitertransport zu teuer ist bzw. andere Dünger für den Obstbau preiswerter. Somit bleibt das Problem der Überdüngung bestehen. Generell ist der Kreislauf im derzeitigen System nicht geschlossen, da zu hoher Viehbesatz im Vergleich zu Fläche. Die Wasser- und Bodenverunreinigung wird wahrscheinlich im Vergleich zur Gülle insgesamt verringert @Oberhauser Schätze mal auch der moderne Bauer kauft billige Lebensmittel (außer Äpfel, Wein und Milch), welche dieser dann zu einem Drittel in den Müll wirft?

Do., 05.12.2019 - 23:23 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 06.12.2019 - 05:05

Antwort auf von m s

".....auch der moderne Bauer kauft billige Lebensmittel (außer Äpfel, Wein und Milch)......," - Da habe ich die Erfahrung, dass Milch-Bauern (auch mit rotem Hahn) nicht nur Sahne, Butter und Quark von der Sennerei kaufen, sondern auch sogar H-Milch. Wurde mir in einem Roter-Hahn-Betrieb serviert.

Fr., 06.12.2019 - 05:05 Permalink