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Politik | Melonis Popularität

Meloni überholt Salvini

Giorgia Meloni lässt in den Umfragen Lega-Chef Matteo Salvini hinter sich.
Sie trägt gerne dick auf. Das gilt für ihren Lippenstift ebenso wie für ihre politischen Parolen. In der Beliebtheitsskala der italienischen Politiker hat Giorgia Meloni ihren Rivalen Matteo Salvini bereits überholt. Mit 40 Prozent liegt sie jetzt knapp hinter Premier Giuseppe Conte, der es auf 43 Prozent bringt. Salvini muss sich mit 37 begnügen. Bei der jüngsten Kundgebung in Bologna hielt die kämpferische Vorsitzende der Fratelli d'Italia ein Transparent in die Höhe, das die Quintessenz ihrer markigen Weltanschauung in drei Begriffen zusammenfasst: DIO, PATRIA E FAMIGLIA. Eine Rückkehr ins vorige Jahrhundert. Für den ehemaligen Trump-Berater Steve Bannon ist sie dagegen das "rationale Gesicht des Rechtspopulismus".
 
Über den Duce äussert sich Meloni nie negativ. Er sei eine "komplexe Persönlichkeit,  die im historischen Kontext gesehen" werden müsse. Doch die Nähe ihrer Partei zum Faschismus ist deutlich. Ihr Logo hat als zentrales Element die "Fiamma tricolore" der neofaschistischen Partei MSI. Bei der letzten Europawahl stellte sie Benito Mussolinis Urenkel Caio Giulio Cesare Mussolini als Kandidaten auf. Nomen est Omen.
 
 
Übersteigerter Nationalismus gehörte schon immer zu ihren Markenzeichen, Südtirol zu einem wichtigen Kampfgebiet.
 
Ihre Karriere verdankt Meloni dem langjährigen MSI-Chef und Minister Gianfranco Fini, der die unbekannte Stadtviertel-Rätin des römischen quartiere Garbatella mit 29 zur jüngsten Abgeordneten der Kammer und mit 32 zur jüngsten Ministerin in der Geschichte Italiens beförderte – eine Entscheidung, die er heute bitter bereut: "È stata una delusione molto amara." Während Fini sich aus der Politik zurückgezogen hat und der ehemalige MSI-Chefideologe Filippo Rossi sogar überlegt, an der nächsten Kundgebung der sardine teilzunehmen, protestierte Meloni dieser Tage mit ihren Anhängern in Brüssel vehement gegen den europäischen Rettungsschirm ESM, gegen den sie vor wenigen Tagen in der Kammer eine Brandrede hielt. Alles, was den europäischen Stempel trägt, ist Meloni suspekt und verstösst gegen ihr Motto: "Sempre, ovunque e prima di tutto, italiana." Übersteigerter Nationalismus gehörte schon immer zu ihren Markenzeichen, Südtirol zu einem wichtigen Kampfgebiet. Im März 2015 legte sie am Siegesdenkmal in Bozen einen Kranz nieder und stellte ihren Gesetzentwurf vor, mit dem der 17. März zum Nationalfeiertag "per la celebrazione della proclamazione dell'unità d´Italia" bestellt werden sollte. Auch die Umwidmung des Denkmals in ein Museum erregte ihre Missbilligung.
 
Bereits vor zwei Jahren hatte  sie sich für das Amt der Regierungschefin angeboten: "Se gli italiani mi vogliono come premier, sono pronta." Damals lag ihre Partei bei 4 Prozent, jetzt bei 10. Seit Jahren fordert Meloni energisch effiziente Massnahmen gegen die Einwanderung: "Se servono muri, si costruiscono muri, se serve il blocco navale, si fa il blocco navale. Ma per farlo serve un governo di patrioti."  Obwohl Meloni und Salvini noch relativ jung sind, haben sie eines gemeinsam: beide haben bereits viele Jahre als Berufspolitiker und Mandatare hinter sich:  Salvini 27, Meloni 21. Und obwohl die Vorsitzende der Fratelli d'Italia nicht müde wird, gleichgeschlechtliche Partner als abartig zu denunzieren und die "valori della famiglia tradizionale" zu preisen, ist sie als Mutter einer dreijährigen Tochter mit ihrem Lebensgefährten Andrea Giambruno nicht verheiratet.
 
 
Die Rechte drängt jetzt zunehmend auf Neuwahlen. Doch eine Koalition zwischen Forza Italia und Fratelli d'Italia (mit der Lega als drittem Partner) wäre dasselbe, als würde Angela Merkel in Deutschland eine Koalition mit der AFD eingehen. Denn Forza Italia und die CDU sind Mitglieder der Europäischen Volkspartei.
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Stephan Rossi Mi., 11.12.2019 - 10:48

40% der Italien vertrauen offensichtlich einer neofaschistischen, europafeindlichen, homophoben, rassistischen und nationalistischen Politikerin, die Mussolini als "komplexe Persönlichkeit" bezeichnet, statt als verbrecherischen Diktator der er war.

Um das Gesellschaftliche Klima in Italien steht es nicht gut, man kann nur hoffen, dass sich Politiker wie Salvini und Meloni alsbald entzaubern und sich in Italien endlich eine proeuropäische, seriöse und moderate bürgerliche Partei bildet, die den rechten Rand nicht solchen gefährlichen und verantwortungslosen Extremisten überlässt.

Mi., 11.12.2019 - 10:48 Permalink
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Hans Hanser Mi., 11.12.2019 - 12:37

Antwort auf von Stephan Rossi

Ich war letzte Woche beruflich in Rom und durfte (zufällig) im EUR wohnen. Wie immer, habe ich mich mit verschiedenen Personen unterhalten und konnte eine pro-faschistische Grundstimmung, ja eine Art Verehrung und einen Personenkult rund um den Duce feststellen. Der Tenor war stets derselbe, es sei nicht alles schlecht gewesen, was mit Mussolini verbunden sei. Bei dezidiertem Nachhaken bzw. Beleuchtung einzelner Details blockten meine Gesprächspartner jedoch ab.
Um auf den vorherigen Kommentar einzugehen, mache ich mir angesichts solcher geschichtsverzerrenden Interpretationen jedoch wenig Hoffnung auf Besserung. Ich habe Rom als Faschismus-verherrlichende Stadt erlebt.
Umso mehr verwundert es mich, dass Südtirol eine Koalition mit Lega eingegangen ist und für die EU-Wahlen auf einer Liste mit den restlichen Faschisten kandidiert hat.

Mi., 11.12.2019 - 12:37 Permalink
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Elisabeth Garber Do., 12.12.2019 - 14:58

@Lechner G. Ja das Fass hat längst keinen Boden mehr...die schreien auch im Paralament haltlos herum (-> YouTube) - man kann nur hoffen, dass sich die faschistoiden Rechten vor lauter Machtgier im Rattensack selber auffressen.

Do., 12.12.2019 - 14:58 Permalink