Gesellschaft | Medien

Die Übernahme

Die Südtiroler Wochenzeitung FF hat einen neuen Besitzer. Die beiden Unternehmer Hellmut Frasnelli und Karl Pichler haben 60 Prozent der „ff media GmbH“ gekauft.
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Foto: Othmar Seehauser
Hellmut Frasnelli und Karl Pichler wollen nicht allzu viel sagen: „Es steht der Redaktion zu, diese Nachricht zu veröffentlichen“. Auf Nachfrage von salto.bz meinen die beiden Bozner Unternehmer nur: „Es geht uns bei diesem Engagement nicht um den wirtschaftlichen Profit, sondern darum, die Medienvielfalt in Südtirol zu stärken.
Das Engagement hat sich Anfang dieser Woche konkretisiert. Vor einem Bozner Notar wurde der Kaufvertrag unterzeichnet, mit dem die Macher der „Eisackwerk GmbH“ die Mehrheit an der Südtiroler Wochenzeitung FF übernehmen. 
Damit wird ein neues Kapitel in der Geschichte des Südtiroler Traditionsblattes aufgeschlagen.
 

Die FF

 
Die Wochenzeitung FF gehört längst zu Südtirol. Das kritische Magazin ist aus der Südtiroler Geschichte und Gegenwart nicht mehr wegzudenken.
Im September 1980 erschien das Wochenmagazin „FF Illustrierte“ zum ersten Mal. Die Abkürzung FF stand für „Fernsehen und Freizeit“. Einer der Neuigkeiten für Südtirol war damals das wöchentliche Fernsehprogramm. Wenig später zog die „Athesia“ mit dem Dolomiten-Magazin nach. Es war nur der erste einer ganzen Reihe von Versuchen, der unliebsamen Konkurrenz wirtschaftlich das Wasser abzugraben.
 
 
Die Gründung der FF war eine Initiative liberaler, bürgerlichen SVP-Kreise um den ehemaligen SVP-Politiker Klaus Dubis. Wichtigster Geldgeber und Hauptaktionär war von Beginn an der Bozner Unternehmer Christoph Amonn.
Das ist bis heute so geblieben. Christoph Amonn ist zwar längst verstorben, doch seine Kinder Magdalena und Thomas Amonn halten auch heute noch 40 Prozent an der „ff media GmbH“. Und das wird auch mit den neuen Hauptaktionären so bleiben.
Zehn Jahre lang stand der langjährige RAI-Journalist Gottfried Solderer der FF als Chefredakteur und Direktor vor. Mehrmals stand das Unternehmen vor dem Bankrott. Die neue Wochenzeitung, die damals für Südtirol unüblich kritische Töne anschlug, wurde politisch und wirtschaftlich offen bekämpft.
Im Laufe der Jahre drückten Solderer und vor allem die „jungen Wilden“ wie Hans Karl Peterlini, Josef Rohrer oder Wolfgang Mayr der Zeitschrift ihren journalistischen Stempel auf und machten die FF von einer Illustrierten zu einem vollwertigen, modernen Nachrichtenmagazin.
 

Krise und Südtirol 24h

 
1992/93 kommt es zur sogenannten „Schwimmbad“-Affäre. Mitten in der Tangentopoli-Phase ermittelt auch die Bozner Staatsanwalt gegen mehrere Südtiroler Politiker und Unternehmer. Es gibt Verhaftungen, spektakuläre Fluchten und Absetzungen von Amts wegen. Die FF recherchiert und veröffentlicht eine Geschichte zu Luis Durnwalders privatem Schwimmbad in Pfalzen. Die Ermittlungen der Bozner Staatsanwaltschaft werden am Ende archiviert. Die Geschichte kostet den inzwischen zum FF-Chefredakteur aufgestiegenen Hans Karl Peterlini aber den Kopf.
Der Großteil der Redaktion (unter ihnen auch der Autor dieser Zeilen) verlässt aus Protest zusammen mit Peterlini die FF und gründet die Wochenzeitung „südtirol profil“. Neuer FF-Chefredakteur wird damals Florian Kronbichler.
Dreieinhalb Jahre lang bekämpfen sich die beiden Wochenzeitungen. Es ist ein Konkurrenzkampf, der auf beiden Seiten viel Geld kostet. Im Herbst 1996 wird aus dem „südtirol profil“ die „Neue Südtiroler Tageszeitung“ (anfänglich „Tagesprofil“). Die FF hatte damit ihren Status behauptet.
Jahre später folgte die Revanche: 2003 warf die „ff media GmbH“ mit „Südtirol 24h“ selbst eine Tageszeitung auf den Markt. Doch dieses Projekt scheiterte und wurde nach knapp einem Jahr wieder eingestellt.
 

Tiroler Sanierer

 
Obwohl sich die Aktionärstruktur in der „ff media GmbH“ mehrmals änderte und verschiedene Minderheitenaktionäre kamen und wieder gingen, trägt über 25 Jahre lang die Familie Amonn die finanzielle Hauptlast im Medienunternehmen.
Trotz journalistischer Erfolge war die FF dabei jahrelang nicht gewinnbringend. Projekte wie die gescheiterte Tageszeitung „Südtirol 24h“ rissen zudem finanzielle Löcher auf. 2005 entschieden sich Magdalena und Thomas Amonn, die Mehrheit am Medienunternehmen abzugeben. Sie behalten nur noch 40 Prozent der FF-Anteile.
2006 übernimmt die „STP Media Gmbh“ des Nordtiroler Unternehmers Otto Steixner 60 Prozent der „ff media GmbH“. Der Tiroler Verleger, der mit der Bezirksblätter-Gruppe und dem Magazin Echo damals österreichweit zu den Aufsteigern in der Medienbranche gehört, setzt in der FF einen harten Sanierungskurs um. Schon bald kommt es zwischen dem Hauptaktionär und der Redaktion deshalb zu unüberbrückbaren Differenzen.
 

Das neue Duo

 
Ende 2007 verkauft Otto Steixner seine Anteile an der „ff media GmbH“. Die Käufer sind der Wiener Anwalt Stefan Weber und der Schweizer Medienberater Kurt W. Zimmermann.
Beide haben familiäre Beziehungen zu und nach Südtirol. Stefan Weber ist ein renommierter Wiener Wirtschaftsanwalt, Universitätsprofessor und laut Eigendarstellung Fachmann für „internationales Gesellschafts- und Vertragsrecht, Finanzierungsrecht, Schiedsverfahren, Mergers & Acquisitions, Europarecht, Bank- und Versicherungsrecht“. Weber hat familiäre Wurzeln und einen Zweitwohnsitz im Pustertal.
 
 
Dort dürfte er auch seinen Partner Kurt Zimmermann kennengelernt haben. Zimmermann ist einer der bekanntesten Wirtschaftsjournalisten in der Schweiz. Er arbeitete für die Weltwoche, war Chefredakteur der SonntagsZeitung und Herausgeber des Nachrichtenmagazins Facts. Privat ist Kurt W. Zimmermann zu diesem Zeitpunkt seit vielen Jahren mit der damaligen SMG-Präsidentin Uli Rubner liiert.
Kurt Zimmermann übernimmt als Direktor die Redaktionsbelange und greift für die Südtiroler Wochenzeitung auch selbst zur Feder, während Stefan Weber formal die Rolle des Geschäftsführers einnimmt.
 

Garantierter Gewinn

 
Die neuen Eigentümer steigen über eine gemeinsame Gesellschaft in die FF ein. Die in Wien ansässige „WZ Media GmbH“ übernimmt 60 Prozent an der „ff media GmbH“. Nach Informationen von salto.bz verdienten beide Teilhaber jährlich einen sechsstelligen Eurobetrag.
Möglich wurde das durch die Tatsache, dass die FF nach starken Sparmaßnahmen  in den vergangenen Jahren finanziell so gut dasteht wie noch nie in ihrer Geschichte. Die offiziellen Bilanzen des Medienunternehmens sind trotz dieser Gewinnausschüttung im Plus.
Doch im Laufe der Jahre verliert vor allem Kurt W. Zimmermann die Lust an dem Südtiroler Medienprojekt. 2015 kommt es nach einem kritischen Bericht Zimmermanns über die Sparkasse und ihren Präsidenten Gerhard Brandstätter zu einem offenen Zerwürfnis zwischen Weber und Zimmermann. Vor allem aber orientiert sich Zimmermann auch privat neu und verlässt seine Wahlheimat Südtirol.
 
 
Fast ein Jahr lang versucht Zimmermann, seine FF-Anteile deshalb zu verkaufen. Es ist kein leichtes Unterfangen. Denn der Käufer übernimmt formal 50 Prozent der „WZ Media GmbH“ und indirekt damit 30 Prozent der „ff media GmbH“. Es ist eine Art Zwangsehe mit Stefan Weber.
Mehrere Südtiroler Unternehmer bemühten sich, die gesamte „WZ Media GmbH“ zu kaufen und damit 60 Prozent der FF zu übernehmen. Vor allem Ingemar Gatterer war an dem Kauf interessiert. Diese Übernahme scheiterte am Ende aber am Veto von Magdalena und Thomas Amonn. Die Gründererben hätten in diesem Fall auch ihre Anteile abgestoßen.
Stefan Weber will aber nicht verkaufen. So übernimmt im späten Frühjahr 2017 Manuel Saxl die Anteile von Kurt Zimmermann. Der junge Brixner Publizist wird ab 1. Juli 2017 auch Direktor der FF.
 

Der Kauf

 
Der Einstieg von Manuel Saxl und seiner Familie war von Anfang aber nur eine Art Zwischenlösung. Das Ziel der Stammaktionäre und der Redaktion war es, lokale Unternehmer als neue Hauptaktionäre zu gewinnen.
Hellmut Frasnelli und Karl Pichler sind durch die „Eisackwerke Gmbh“ und ihre Kraftwerken in Mühlbach und St. Anton zu Big Playern auf dem Südtiroler Strommarkt geworden. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit und mehreren Versuchen, die beiden privaten Unternehmer wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, explodierte schließlich dank ihrer Eingaben der SEL-Skandal. Seitdem haben beide den Ruf als unerschrockene Unternehmer.
 
 
Frasnelli und Pichler haben jetzt die gesamte „WZ Media GmbH“ gekauft. Sie sind damit mit 60 Prozent auch die neuen Hauptaktionäre der „ff media GmbH“. Über den Kaufpreis herrscht strengstes Stillschweigen.
Nach Informationen von salto.bz wurden die neuen Eigentümer am Dienstagnachmittag offiziell der FF-Redaktion vorgestellt. Stefan Weber hielt eine Art Abschiedsrede. "Die Stimmung war überaus positiv", sagt einer, der dabei war. 
Für die FF-Belegschaft kommt Weihnachten heute acht Tage früher.
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Salto User
Günther Alois … Mi., 18.12.2019 - 07:51

Jeder Mitbewerber gegen die Athesia Medien ist unbedingt willkommen! Dann wird die Medienlandschaft in Südtirol interessanter und vor allem nicht so einseitig und Lobbygesteuert.Wünsche den FFlern alles gute und schöne Feiertage!

Mi., 18.12.2019 - 07:51 Permalink
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Weiser Mann Mi., 18.12.2019 - 16:02

Antwort auf von Lollo Rosso

Ja, das Team aufmischen. Gute Idee! Aber was meinen Sie darunter? Die Chefredakteurin und ihren Vize ersetzen? Den Chef-Reporter in Frühpension schicken? Neue Leute anstellen?
Manuel Saxl, fällt als verantwortlicher Direktor und als Autor wahrscheinlich weg. Dann muss man sehen, welche Ideen und Vorstellungen die neuen Macher haben. Vielleicht mischen sie sich insofern in die Redaktion ein, dass sie ein bisschen Wind in die Bude bringen!
Für mich kommt sie meistens zu leise und zu lauwarm daher. Es fehlen die „jungen Wilden“, wie in den Neunzigern. Mehr Hintergrundberichte und kritische Begleitung der Tätigkeit der Landesregierung und speziell des Landeshauptmannes, der gehütet wird wie ein geschärftes Ei (wer diesen Begriff kennt). Ich habe den Eindruck, der möchte noch gleich oft wie schon bisher aus Rom zurück kommen mit immer derselben Botschaft, jetzt ist die Übernahme der Brennerautobahn unter Dach von Fach (wie seit geschätzten 2-3 Jahren) und keinem Medium würde dies einen kritischer Bericht oder Kommentar wert sein. Leute die 100 Tage, die man einem neuen Regierungschef zugesteht, sind seit Jahren vorbei!!
FF deckt nichts mehr auf, macht zu wenige Hintergrundrecherchen, sticht nicht heraus. Auch ein bisschen mehr Humor würde es brauchen, z. B. politische und gesellschaftliche Satire, auch mehr Karikaturen.........

Mi., 18.12.2019 - 16:02 Permalink
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gorgias Di., 31.12.2019 - 16:57

Antwort auf von Peter Gasser

Aber nein, Ich bin doch kein Journalist. Es geht darum dass jemand das Ruder übernimmt, der unter 35 ist und mit den neuen Medien aufgewachsen ist, oder es geschafft hat eine Affinität zu den neuen Medien zu entwickeln.

P.S.
>er denkt an sich selbst...<
Manchmal geben Sie antworten als hätten Sie Honig im Kopf.

Di., 31.12.2019 - 16:57 Permalink