Politik | Meran

Er kommt wieder

Paul Rösch macht es offiziell: Er wird 2020 zum zweiten Mal als Bürgermeister von Meran kandidieren.
Paul Rösch
Foto: Facebook/Paul Rösch

“Wie es schon ein anderer Paul zu sagen pflegte: Ich komm wieder, keine Frage.” Nein, ein Rosaroter-Panther-Kostüm hat Paul Rösch für diesen Termin nicht übergezogen. Dafür ist der Anlass dann wohl doch zu ernst. Vor sechs Jahren ging er noch als Zebra verkleidet gegen die Gefahren des Straßenverkehrs auf die Straße. Dann wurde er 2015 – für viele überraschend – zum Bürgermeister von Meran gewählt. Nun ist es offiziell: 2020 will es Paul Rösch noch einmal wissen. Er tritt 2020 zum zweiten Mal als Bürgermeisterkandidat in Meran an.

Es war zwar lange schon kein echtes Geheimnis mehr. Doch Rösch wollte sich die Bühne nicht nehmen lassen. Am Freitag Vormittag lud er zur Pressekonferenz ins Ottmanngut. Zwanzig Minuten lang sprach er auf deutsch und italienisch zu den erschienenen Medienvertretern und erklärte, was ihn zu einer neuerlichen Kandidatur bewogen hat: “2015 wollten die Meranerinnen und Meraner nicht vor allem den Paul, sondern in erster Linie Veränderung. Diesem Wunsch habe ich versucht, gerecht zu werden. Mein Einsatz war nicht immer von Erfolg gekrönt, aber ich habe den Menschen stets zugehört und sie ernst genommen. Und ich bin überzeugt, dass man eine Veränderung in der Stadt spürt, möchte mich auch weiter dafür einsetzen und kandidiere 2020 wieder als Bürgermeister.”

“Ich wünsche mir keine Stadt von Herdentieren, die einer Leitkuh folgen, auch wenn das oft der einfache und unkomplizierte Weg wäre. Ich wünsche mir und fördere eine Stadt voller denkender Menschen.”
(Paul Rösch)

Meran brauche ihn zwar nicht unbedingt, er sei nicht unverzichtbar, so Rösch, “aber Bürgermeister sein gefällt mir und ich glaube, dass ich für Meran noch viel tun kann”. Selbst sieht er sich als “das etwas andere Gesicht in der und der Stadt”, als “alten Weltverbesserer”, der als Politiker zwar Themen wie alle anderen auch – Mobilität, Sicherheit, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Soziales, Wirtschaft – auf seiner Agenda habe – den aber eines von seinen Konkurrenten unterscheide, meint Rösch: “Die Herausforderungen der Zukunft sind für alle dieselben, da könnte es eigentlich keine Rolle spielen, wie der Bürgermeister heißt. Es spielt aber sehr wohl eine Rolle, wenn wir uns fragen, wie an diese Herausforderungen herangegangen wird, mit welcher Haltung, mit welcher Grundeinstellung, mit welchen Werten. Man kann es mit Abschottung machen, mit Geboten und Verboten, mit harter Hand, mit Schüren von Ängsten, Schüren von Konflikten. Oder man kann versuchen, wie ich es die letzten viereinhalb Jahre getan habe: offen und neugierig darauf, welche Lösungsvorschläge andere haben, interessiert sein, was die Bürger denken, auf Ausgeglichenheit pochen und bedacht sein und mit einem wachen Auge auf die Generationen, die uns folgen.”

Mit der offiziellen Ankündigung seiner Kandidatur hat Rösch auch das Duell mit Richard Stampfl offiziell eingeläutet. Der parteilose langjährige Dr-Schär-Manager wird die Mission Rückeroberung des Bürgermeistersessels der SVP anführen. Wie breit die Allianz um und Unterstützung für Rösch sein wird, verrät er am Freitag nicht. Sicher sei nur, dass er erneut als Kandidat des Bündnisses Liste Rösch/Grüne ins Rennen gehe, meint Rösch. Abschließende Gespräche, ob ihn auch Team K als Bürgermeisterkandidat unterstützen wird, werden noch folgen.

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Karl Trojer Sa., 21.12.2019 - 11:42

Wenn sich Politik an zukunftsfähigen Problemlösungen und nicht an Machtsteigerung orientieren soll, dann hat Paul Rösch diese Fähigkeit verkörpert. Da gesellschaftliche Problemlösungen meist mehr Zeit als eine Legislaturperiode beanspruchen, wäre es, so meine ich, im Interesse Merans, dem Rösch eine zweite Chance zu geben.

Sa., 21.12.2019 - 11:42 Permalink
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Christian Mair Sa., 21.12.2019 - 18:14

Da täuscht sich der Bürgermeister. Wer keine Herdentiere will, muss zunächst mal selbst kein Trampeltier sein.
Welche Probleme und Lösungen durch die Politik angegangen werden ist nicht ausgemacht. Nach internationalen (Brexit) und lokalen (Tram Bozen) gescheiterten Demokratieansaätzen, gilt es nun wohl neue Wege zu beschreiten.
Parlamentarische/Gemeinderats-Debatte und öffentliche Meinung müssen im transparenten Austausch stehen. Gemeinwohl muss vor Privatinteresse und (Wirtschafts-und Polit-)Lobbying stehen.
Wie die besten Ideen zum Zuge kommen, könnte z.B. so aussehen:
https://www.allourideas.org/comunaliMeranWahl

Sa., 21.12.2019 - 18:14 Permalink
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Christian Mair Sa., 21.12.2019 - 21:15

Antwort auf von Sepp.Bacher

Paul Rösch verhindert, meiner Meinung nach, mit seiner Aussage "Die Herausforderungen der Zukunft sind für alle dieselben, da könnte es eigentlich keine Rolle spielen, wie der Bürgermeister heißt." (Paul Rösch), eine offene Auseinandersetzung über zukünftige Problemfelder und Lösungen. Paradoxerweise wünscht er sich Bürger, die keine Herdentiere, sondern denkende Menschen.
Tja, Herr Bacher, das habe ich einfach gemacht und prompt einen Vorschlag gemacht.

Hier noch zwei:
- Bürgerhaushalt
- aktive Bürgergesellschaft durch Umsetzung internationaler good governance Leitfäden

Sa., 21.12.2019 - 21:15 Permalink
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Erwin Demichiel So., 22.12.2019 - 00:29

Antwort auf von Christian Mair

Die Überarbeitung des Kapitels "Bürgerbeteiligung" in der Gemeindesatzung wäre auch keine schlechte Idee. Da wäre im Sinne einer modernen Vision von Bürgerbeteiligung und Bürgermitbestimmung noch Luft nach oben. Leider wollte Paul Rösch davon bisher nichts wissen. Und so hängt halt sehr Vieles wie immer von der persönlichen Interpretation von "Bürgernähe", "Bürgerbeteiligung", "Bürgermitbestimmung","Offenheit" des jeweiligen Bürgermeisters ab.

So., 22.12.2019 - 00:29 Permalink
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Toni Ladurner Mo., 23.12.2019 - 10:04

Antwort auf von Erwin Demichiel

Lieber Erwin,
der Gemeinderat Meran hat die Bestimmungen bezüglich Volksabstimmungen trotz großer Skepsis unserer Koalitionspartner verbessert (u.a. beträgt das Quorum für die Gültigkeit einer Volksabstimmung 20% und 4% der Wahlberechtigten können eine Volksabstimmung beantragen). Es stimmt also nicht, dass Bürgermeister Paul Rösch von Bürgermitbestimmung und -beteiligung "bisher nichts wissen" wollte. Und neben Satzungsänderungen zählt vor allem die effektive Bürgerbeteiligung bei wichtigen Prozessen oder Projekten (Beispiel: Verkehrsplan, Gestaltung von Plätzen und Straßen), um die sich die Stadtregierung mit Nachdruck bemüht hat.
Wie du sicher weißt, braucht es für Satzungsänderungen eine Mehrheit im Gemeinderat. Und eine solche Mehrheit zu bekommen ist nicht immer einfach, zumal nicht bei Themen wie direkter Demokratie, wo die Vorstellungen der Parteien oft völlig konträr sind. Auch in der repräsentativen Demokratie hat der Bürgermeister nur eine beschränkte Macht, das ist dir sicher auch bekannt.

Mo., 23.12.2019 - 10:04 Permalink
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Sepp.Bacher So., 22.12.2019 - 08:43

Antwort auf von Christian Mair

Herr Mair,
ich bin kein Meraner Bürger, kenne Paul aber von früher und habe seine politische Tätigkeit immer mit Wohlwollen verfolgt.
Durch Ihre Präzisierung habe ich jetzt verstanden, was Sie meinen, und unterstütze Ihre Meinung und jene von Erwin D. voll und ganz!

So., 22.12.2019 - 08:43 Permalink