Politik | Nachruf

„Er war der Kopf“

Altlandeshauptmann Luis Durnwalders persönliche Erinnerungen an seinen langjährigen Stellvertreter und Freund Otto Saurer.
Kasslatter Mur, Saurer, Durnwalder
Foto: LPA
Zunächst möchte ich der Familie, der Frau und den Kindern, mein inniges Beileid aussprechen.
Ich hatte mein ganzes Leben mehr oder weniger mit Otto Saurer zu tun. Wir haben uns während des Studiums kennen und schätzen gelernt. Otto hat in Innsbruck studiert und ich in Wien. Ich war Präsident der Südtiroler Hochschülerschaft und er ist nach eine kurzem Intermezzo mein Nachfolger geworden. Wobei er es war, der die SH umgebaut, weiterentwickelt und vor allem der Zeit angepasst hat. 
Später habe ich ihn in der Politik wieder getroffen. Zuerst als Gemeinderat in Prad und dann natürlich in der Landespolitik.
Er war ein sehr verlässlicher und loyaler Mitstreiter, der mit Kopf und Geist, aber auch mit Herz gearbeitet hat.
Saurer kam 1983 in den Landtag und rückte sofort – noch unter Magnago - in die Landesregierung auf. Er blieb bis 2008 Mitglied in der Landesregierung. 20 Jahre lang, vier Legislaturen lang, war er einerseits Landesrat für Sanität, für Berufsausbildung, fürs Personal und anderseits mein erster Stellvertreter.
Er hat immer versucht seine Ideen zu vertreten. Er war dabei ein sehr verlässlicher und loyaler Mitstreiter, der mit Kopf und Geist, aber auch mit Herz gearbeitet hat. Wobei ich offen sage: Es war nicht immer leicht mit ihm. Denn er war ein Vertreter des sozialen Flügels und damals waren wirklich Persönlichkeiten auf höchstem Niveau  - wie Saurer, Erich Achmüller oder Rosa Franzelin – beim Aufbau des sozialen Flügels in der SVP tätig. Otto Saurer aber war der Kopf. Er war der Vordenker und derjenige, der versucht hat die Grundlagen für eine sozialdemokratische Richtung innerhalb der Volkspartei zu schaffen. 
 
 
Ich muss sagen, er war ein Kämpfer, der mit Ideen und Argumenten seine Überzeugungen in der Politik umgesetzt hat. Dabei hatte Otto Saurer eine besondere Eigenschaft, die in der Politik alles andere als selbstverständlich ist: Mit ihm konnte man immer reden und wenn er einmal sagte, dass er einverstanden ist, dann hat er immer sein Wort gehalten. Man konnte sich auf sein Wort verlassen auch dann wenn seine Mitstreiter dagegen agitiert haben. Das habe ich immer überaus geschätzt. Deshalb habe ich ihn auch zu meinen Stellvertreter gemacht. Ich glaube wir waren ein gutes Paar und wie haben gemeinsam einiges in unserem Land bewegen können. 
Otto Saurer hatte eine besondere Eigenschaft, die in der Politik alles andere als selbstverständlich ist: Er hat immer sein Wort gehalten.
Natürlich hatten wir auch Konflikte. Zum Beispiel bei der Verteilung der Geldmittel im Haushalt, da hat er gekämpft wie ein Löwe. Auch gegen mich. Konflikte gab es auch immer wieder wegen verschiedener Auffassungen. Ich kann mich noch gut erinnern: Otto Saurer ist ja der Vater der Sozialsprengel. Er wollte Südtirolweit 42 solcher Sprengel eröffnen. Wir in der Landesregierung haben aber nur die Hälfte genehmigt. Da war er richtig zornig.  
Ich weiß, dass er ab und zu wirklich nahe beim Aufstehen und Gehen war. Aber er hat dann am Ende immer weitergemacht. Wir haben solange geredet bis wir eine Einigung gefunden haben.
 
Ich weiß, dass er ab und zu wirklich nahe beim Aufstehen und Gehen war. Aber er hat dann am Ende immer weitergemacht.
Als Mensch war er einer der das Leben geliebt hat. Otto war sehr fröhlich und er hat sehr gerne gefeiert. Man konnte mit ihm immer ein „Glasl“ trinken. Wobei mir dieses blöde Gerede heute noch bitter aufstößt. Otto war kein Alkoholiker. Es stimmt, er war einem guten Glasl Wein nicht abgeneigt, aber ich habe in den ganzen 25 Jahren nie erlebt, dass dieser Genuss auf Kosten der Arbeit ging. Was bei anderen durchaus der Fall war.
Mir hat auch immer gefallen, dass er lachen konnte und nicht immer alles so ernst genommen hat. Berühmt waren seine Auftritte beim Sealamorkt oder zu Fasching, wo er immer verkleidet gekommen ist. Zusammen mit seiner Familie und Freuden hat er dafür eigene Kostüme entworfen. Wir haben dann alles gespannt darauf gewartet, um zu sehen, was ihm heuer wieder eingefallen ist.
Wir haben uns vor einigen Monaten in Trient getroffen und ich war vor einiger Zeit auch bei ihm zuhause. Man hat ihm dabei angesehen, dass er gesundheitliche Probleme hat. Ich wusste, dass er ernsthaft krank ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so enden würde. Ich habe geglaubt, das ist einfach auf seine nicht mehr vorhandene Jugend zurückzuführen. Wir haben damals ausgemacht, dass wir uns demnächst treffen, auch um politisch zu diskutieren. Leider ist es dazu aber nicht mehr gekommen.
Er war derjenige, der gezeigt hat, dass die Partei nicht nur aus Bauern und Unternehmern besteht, dass es nicht nur konservative Politiker in der SVP gibt, sondern auch moderne, aufgeschlossene Menschen mitarbeiten, denen die sozialen Fragen am Herzen liegen.
Otto Sauers Vermächtnis ist es sicher, dass er den sozialen Flügel in der SVP aufgebaut hat. Er war modern, aufgeschlossen und liberal. Er hatte dabei aber auch den Mut gegen den Zeitgeist zu sein. Vor allem war er aber derjenige, der gezeigt hat, dass die Partei nicht nur aus Bauern und Unternehmern besteht, dass es nicht nur konservative Politiker in der SVP gibt, sondern auch moderne, aufgeschlossene Menschen mitarbeiten, denen die sozialen Fragen am Herzen liegen.
Für mich war Otto einfach die natürliche Verbindung zwischen diesen zwei Polen.
 
Aufgezeichnet von Christoph Franceschini
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Karl Trojer Mo., 20.01.2020 - 16:43

Diese Mitteilung vom Abschied Otto´s hat mich gerade sehr berührt. Otto Saurer hat Südtirols Kulturgeflecht, den Aufbau der sozialen und gesundheitsbezogenen Strukturen sehr geprägt. Danke Otto !! Dein Humor, Dein Lachen und Dein wertschätzender Umgang mit Mitmenschen haben Mut gemacht; sie mögen noch lange nachwirken ! Deinen Lieben drücke ich mein tiefes Mitgefühl aus.

Mo., 20.01.2020 - 16:43 Permalink
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Max Benedikter Di., 21.01.2020 - 08:29

Ja, der Otto, wie ihn alle nennen durften, war ein
unermüdlicher Netzwerker. Und hier sei auch erwähnt, dass er sich auch in der Entstehung von Salto.bz eingesetzt hat und nicht nur mit Worten.
Ich hatte die Ehre als Jugendlicher oft bei den Saurer's zu Hause sein zu dürfen. Sein Sohn und ich wahren beste Freunde.
Auch wenn wir frech und kritisch waren, er war immer gelassen und wohl wollend. Er hatte Format und war das Gegenteil von dünnhäutig - eine sehr seltene Qualität von starken Männern in der Öffentlichkeit.
Danke Otto.

Di., 21.01.2020 - 08:29 Permalink