Globuli
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Gesellschaft | fritto misto

Raptus homöopaticus

Wenn ich eine Apotheke betrete, brauche ich was. Zum Narren gehalten werden gehört da nicht dazu.

Ich leide. Ich leide, seit einiger Zeit schon, am raptus homöopaticus, der mich unvermittelt in den Apotheken meines Bezirks befällt. Der Ablauf ist immer der selbe: Ich betrete eine Apotheke, die sich auf den ersten Blick seriös und vertrauenserweckend gibt (keine Slot Machine im Wartebereich, keine Tarotkarten im Schaufenster), verlange an der Theke etwas gegen dies oder das und bekomme ein Präparat angeboten. Soweit, so gut. Dann der kritische Moment: Auf meine lauernde Frage, ob das meist zu einem stattlichen Preis Dargebotene homöopathisch sei, antwortet der oder die ApothekerIn mit einem arglosen „Ja!“. Ich atme ein. Nun nimmt der Raptus seinen Lauf, und zu meinem Erstaunen, trifft er die ApothekerInnen fast immer unvorbereitet. Nur um klarzustellen: Ich tobe nicht. Ich schimpfe nicht. Ich bin ein friedfertiger Mensch, auch wenn Sie als KennerIn meiner Kolumne vielleicht Einspruch erheben möchten. Aber ich verwehre mich dagegen, für ein ernstes Anliegen, das ich habe, Nutzloses angedreht zu bekommen. Nicht in einer Apotheke. Nicht von jemandem, der Pharmazie studiert hat, und genau weiß, was er oder sie da macht: Nämlich ein Präparat verkaufen, das keinen Wirkstoff enthält. In so einem Moment, liebe ApothekerInnen, unterscheidet ihr euch nämlich null vom dahergelaufenen Grander-Wasser-Vertreter oder der windigen Handauflegerin. Obwohl: Letztere glauben womöglich wirklich an ihr Produkt oder ihre „Gabe“. Ihr hingegen seid euch bewusst, dass ihr da gerade versucht habt, mir ein Fläschchen stinknormale Zuckergrallellen um zehn Euro anzuhängen.

 

Okay, der Placebo-Effekt, ich weiß es ja. Die Mittelchen, die eigentlich keine sind, also nennen wir sie beim Namen: die Scheinmedikamente wie Globuli, Bachblüten, Schüssler Salze etc., die keinen nachweisbaren Wirkstoff enthalten (nein, das tun sie wirklich nicht) „wirken“ höchstens insofern, als dass die Anwender glauben, sich selbst etwas Gutes mit ihrer Einnahme zu tun, folglich ruhiger und positiv gestimmt sind, was sich vorteilhaft auf den Genesungsprozess auswirken kann. Der Placebo-Effekt funktioniert übrigens auch stellvertretend, weshalb Eltern den Eindruck haben, das Baby schreit weniger, oder der Bauer meint, der Kuh geht’s besser (ja, was soll ich sagen), dabei sind sie es selbst, die im Vertrauen auf die Homöopathie gelassener werden und so beruhigend auf Kind und Vieh wirken. Aber sollten Apotheken mit diesem Glauben wirklich Geschäfte machen? Klar, es braucht sie und die ganze wissenschaftliche Aufmachung der Grallellen und Wasserlen, damit der Hokuspokus funktionieren kann. Der Mensch will ja dran glauben, dass es was bringt, und das wird nicht klappen, wenn er statt der Globuli im Supermarkt um ein Bruchteil des Geldes „Tic Tac“ kauft und einwirft, weil es da keine pseudowissenschaftlich verschwurbelte Geschichte drumherum gibt. Was ihre Zusammensetzung betrifft, so unterscheiden sich „Tic Tac“ und Globuli eigentlich nur dahingehend, dass Globuli zu hundert Prozent aus Saccharose, sprich gewöhnlichem Haushaltszucker bestehen, während bei den“ Tic Tac“ doch noch ein, zwei andere Inhaltsstoffe dazukommen. Ist es seriös, wenn Apotheken mir also im Grunde magische „Tic Tac“ verkaufen wollen? Ich finde nicht. Ich finde, es ist eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes.

Glauben Sie mir: Wenn die Nerven aufgrund von Schlafentzug und Stress so dünn sind, dass man kurz vor dem Halluzinieren steht, dann erscheinen einem aufgeklärten Geist auch Voodoo oder Runenwerfen als praktikable Möglichkeiten.

Dementsprechend schroff reagiere ich, wenn mir nun also ein homöopathisches Produkt angeboten wird, das erst auf Nachfrage als solches geoutet wird. So auch beim letzten Mal, was die Apothekerin irritierte und zu hastigen Konsultationen mit ihrer Kollegin im Hinterzimmer führte („Gibsch ihr holt…“ „Sell will sie net!“ - ratloses Schweigen.) Anscheinend kommt es sehr selten vor, dass jemand ausdrücklich nichts Homöopathisches haben will, was mich etwas beunruhigt. Die SüdtirolerInnen gaben 2017 900 Millionen Euro fürs Glücksspiel aus, die Meraner 3.400 Euro a testa. Summen, die schockieren. Ich würde gerne wissen, wie viel Herr und Frau Südtiroler für etwas ähnlich Sinnloses ausgeben, denn statt Homöopathie könnten sie sich einen Kamillentee genehmigen und auf dessen heilsame Wirkung hoffen, oder ein Glas Rotwein, oder Schokolade. Kostet meist dramatisch weniger und zeigt effektiv beruhigende Wirkung. Ich glaube, die Zahl würde uns alle plätten. Und doch, mea culpa, ich habe ja auch selbst dazu beigetragen: Immer, wenn ich mich besonders schlau und aufgeklärt fühle, belehrt mich der Blick in mein Badezimmerschränkchen eines Besseren. Dort stehen sie, zwar schamhaft in die Ecke gedrängt, aber doch in stattlicher Zahl, die kleinen braunen Fläschchen mit weiß-rotem Etikett eines lokalen Zuckergrallelle-Herstellers: Arnika DH30 und Belladonna DH6, Calcium Phosphoricum DH12 und Chamomilla DH6, usw. Klingt wissenschaftlich, ist aber immer nur „10g globuli di saccarosio“.

 

Ich hatte ein Baby, das viel schrie, und eine Hebamme, die, wie so viele von ihnen, Globuli-Anhängerin war. Half das eine Mittelchen nicht, musste man halt ein anderes probieren, und glauben Sie mir: Wenn die Nerven aufgrund von Schlafentzug und Stress so dünn sind, dass man kurz vor dem Halluzinieren steht, dann erscheinen einem aufgeklärten Geist auch Voodoo oder Runenwerfen als praktikable Möglichkeiten. Eine geleerte Brieftasche und immer noch schreiendem Kind später beschwerte ich mich bei der Hebamme, dass nichts half, worauf sie endlich mit der Sprache herausrückte: Mein Kind sei halt eben so. Punkt. Dass manche Unannehmlichkeiten, sei es Zahnen, Schnupfen, Juckreiz oder eben Babygeschrei einfach ausgehalten werden müssen und von alleine vorübergehen, den Mut, das auszusprechen, den wünsche ich allen Hebammen und auch den Haus- und Kinderärzten, da letztere erfahrungsgemäß meist schnell darin sind, uns zugegebenermaßen nervige Mütter und Väter, die nur zu oft wegen Lappalien anklopfen, mit einem „quick fix“ wie den Globuli abzuspeisen. Ich lobe mir den meinen, der sich die Zeit nimmt, mir zu erklären, dass er wohl irgendwas aufschreiben könne, ich aber genauso gut einfach abwarten  und die Sache sich selbst erledigen lassen könne, weil sie so dramatisch nicht ist. Nähmen sich mehr Mediziner die Zeit, ihre Patienten aufzuklären und zu beruhigen, müssten letztere ihre Beruhigung nicht aus den eigentlich wirkungslosen Wasserlen und Grallellen schöpfen.

Ich verwehre mich dagegen, für ein ernstes Anliegen, das ich habe, Nutzloses angedreht zu bekommen. Nicht in einer Apotheke. Nicht von jemandem, der Pharmazie studiert hat.

„Was nicht nützt, schadet nichts“, könnte man denken, aber auch das trifft nicht zu. Neben den Kosten verleitet die Homöopathie dazu, immer gleich etwas einnehmen zu wollen, was auch zu einem leichtfertigeren Umgang mit wirklichen Medikamenten führen kann, da man sich sozusagen daran gewöhnt, bei jedem Wehwehchen etwas zu schlucken. Ebenso kann der Glaube an sie dazu führen, auch ernsthafte Erkrankungen mit Globuli und Co. zu „therapieren“, und die dringend nötige wirkliche Therapie so hinauszuschieben. Das kann schlimmstenfalls tödlich ausgehen, wie im Fall eines Siebenjährigen aus den Marche.

Homöopathie ist also per se wirkungslos, aber nicht harmlos, und deshalb verstehen sie nun meinen eingangs geschilderten Raptus hoffentlich besser. Der ist übrigens gut ausgegangen: Ich musste gar nicht auf das an der Kasse ausgestellte „Globuli-Notfallset im modischen Lederetui“ zurückgreifen, sondern bekam letztendlich etwas Pflanzliches ausgehändigt. War doch gar nicht so schwer, Herr und Frau Apotheker. Verbannen Sie Globuli und Co. doch dorthin, wo sie hingehören: In den Esoterik-Shop. Dort können sie neben Wünschelrute und Heilkristallen auf die gutgläubigen KäuferInnen warten.

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Klaus Hartmann Mi., 05.02.2020 - 20:21

Was den Inhalt der Kolumne anbelangt: da scheiden sich die Geister.
Da wird, von beiden Seiten, in Schützengräben Wahrheit proklamiert, Wissenschaft zitiert und der Andere diffamiert.
Diese "Talibans" können es nicht lassen. Sie müssen zum Glaubenskrieg aufrufen. Ganz im Dienste Ihrer eigenen Wahrheit.

Mi., 05.02.2020 - 20:21 Permalink
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Peter Gasser Mi., 05.02.2020 - 20:27

Antwort auf von Klaus Hartmann

Wikipedia:
„Bis heute existiert weder ein formaler, reproduzierbarer Nachweis noch eine akzeptable naturwissenschaftliche Begründung für eine Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel, die über den Placebo-Effekt hinausgeht“.
Fakt.

Mi., 05.02.2020 - 20:27 Permalink
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Klaus Hartmann Mi., 05.02.2020 - 22:13

Antwort auf von Peter Gasser

Genau das habe ich gemeint.
Die Geschosse der Talibans sind "Fakten".
Sie dienen deshalb nicht der Wahrheit, weil sie den Anspruch der "Alleinherrschaft" erheben.
Zu Placebo:
Die Placebowirkung ist ein integraler Bestandteil jeder therapeutischen Handlung. Fakt
Wieso nicht beides gelten lassen?

Mi., 05.02.2020 - 22:13 Permalink
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Ivo Tim Mi., 05.02.2020 - 22:58

Antwort auf von Klaus Hartmann

Vielleicht weil es nicht um das „Geltenlassen“ geht sondern darum, die Dinge beim Namen zu nennen? Wer an Zucker glaubt (Glauboli), soll diesen zur „Behandlung“ anwenden dürfen. Allerdings sollte dessen Verkauf entsprechend erfolgen, nicht in Apotheken und wenn ja, zumindest als Humbugeopatie gekennzeichnet werden.

Mi., 05.02.2020 - 22:58 Permalink
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Fidi Ellmenreich Do., 06.02.2020 - 10:31

Antwort auf von Klaus Hartmann

Ich tue mir schwer mit jemanden zu argumentieren, der "Fakten" (wieder Wikipedia: Eine Tatsache (factum, res facti; altgriechisch πράγματα) ist je nach Auffassung ein wirklicher, nachweisbarer, bestehender, wahrer oder anerkannter Sachverhalt.) als "Geschosse der Taliban" abtut, aber ist eben auch eine Meinung die ich akzeptiere. Das Problem das ich darin sehe ist, dass wenn wir Fakten als möglichen Humbug abtun, auf was sollen wir dann unser allgemeinses Wissen stützen? Trump lässt grüßen?!

Do., 06.02.2020 - 10:31 Permalink
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Klaus Hartmann Do., 06.02.2020 - 13:50

Antwort auf von Fidi Ellmenreich

Ich glaube Sie haben mich missverstanden. Trump liegt immer im Schützengraben - ganz gleich in welche Richtung er schießt.

Den Diskussionsansatz den sie im deutschen Ärzteblatt finden halte ich für den richtigen:

https://www.aerzteblatt.de/archiv/41771/Schulmedizin-und-Komplementaerm…

https://www.aerzteblatt.de/archiv/43104/Schulmedizin-und-Komplementaerm…

Do., 06.02.2020 - 13:50 Permalink
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Elisabeth Garber Do., 06.02.2020 - 15:06

Antwort auf von Klaus Hartmann

Globuli ist de facto eine Glaubenssache und niemand ist gezwungen sie zu kaufen...der Placeboeffekt (Hirntäuschung und Aussendung von Botenstoffen und dgl. mehr) ist neurologisch längst erwiesen, wenn ich nicht irre.
Bei mir hat das Zeug nie gewirkt also ist es nach einem Entsorgungs-Raptus seit Jahren kein Thema mehr. Bei anderen Personen wirkt es aber und also kaufen sie es...Jedem das seine, da bin ich bei K. Hartmann.
Was mich brennend interessieren würde ist, ob Mediziner bei Verschreibung von 'Grallelen' eventuell auch finanzielle Zuwendungen bekommen (von der Homöopathie-Industrie) - so wie dies bei sonstiger Pharmaka-Verschreibung unter Umständen vorkommen kann.

Do., 06.02.2020 - 15:06 Permalink
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Maximi Richard Mi., 05.02.2020 - 23:33

Die Apotheken verdienen mit den Zuckergranellen mehr wie mit den Medikamenten. Aus diesem Grund versuchen so viele Zuckergranellen wie möglich zu verkaufen.

Mi., 05.02.2020 - 23:33 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 06.02.2020 - 01:07

Der Argumentation, dass der Gebrauch homöopathischer Mittel gefährlich sei, weil er auch zum stärkerem Konsum schulmedizinischer Mittel anrege, kann ich nicht ganz folgen. Wer Homöopathie schätzt, wird wohl eher weniger schulmedizinische Medikamente verwenden. Mir ist übrigens noch nie in einer Apotheke ein homöopathisches Mittel angeboten worden, was aber vielleicht daran liegt, dass ich höchstens alle zwei bis drei Jahre einmal eine Apotheke aufsuche und dann schon vorher weiß, was ich kaufen will.

Do., 06.02.2020 - 01:07 Permalink
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gorgias Do., 06.02.2020 - 01:34

In diesem Text wurden viele Aspekte angesprochen die es wert wären zu vertiefen:

1. Menschen in Notsituationen sind leichter angreifbar bzw. beeinflußbar

2. Apotheken verkaufen alles mögliche, das man nicht gerade als seriös bezeichnen könnte. Man soll sich nicht sicher fühlen, wenn man eine Apotheke betritt, dass man nicht etwas aufgeschwatzt bekommt. Als Übung sollte man , wenn man einmal einen freien Kopf hat und nicht aus gesundheitlichen Gründen in die Apotheke muss, dort hin gehen und geziehlt ausschau halten, was man dort alles kaufen kann, von den man sich nicht viel erwarten würde oder gar nichts hält, wenn man es in einem Supermarkt finden würde. (Die Auslagen sind voll davon)

3. Das Gesundheitssystem nimmt sich zuwenig Zeit für den Menschen selbst. Die Beziehung zwischen Arzt und Patient wird vernachlässigt. Diese Lücke wird gerne von Quacksalber geschlossen.

4. Magisches Denken ist nicht harmlos und kann neben gesundheitlichen Fehlentscheidungen besonders in einer technisierten überkomplexen Welt auch auf gesellschaftlicher Ebene schaden.

Do., 06.02.2020 - 01:34 Permalink
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Peter Gasser Do., 06.02.2020 - 07:28

Antwort auf von gorgias

Ich habe eine wunderbare Apothekerin und eine wunderbare Hausärztin, die beide zuhören, professionell und einfach ein Glück sind.
Gegenüber Wasserlen mit einem Verdünnungsgrad von einem Zehntel Tropfen Blut im ganzen Atlantischen Ozean bin ich schon aufgrund meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung und der Logik der Ursache-Wirkung-Beziehung geschützt.
Man sieht doch auch in der Politik, dass die Menschen lieber (falschen Propheten) „glauben“, als selber am Boden der Tatsachen urteilen.

Do., 06.02.2020 - 07:28 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 06.02.2020 - 09:08

Ich sehe diesen Text mehr als eine Satire als einen seriösen Beitrag. Wenn Sie schreiben " Und doch, mea culpa, ich habe ja auch selbst dazu beigetragen: (...) Arnika DH30 und Belladonna DH6, Calcium Phosphoricum DH12 und Chamomilla DH6, usw. Klingt wissenschaftlich, ist aber immer nur „10g globuli di saccarosio“" dann geben sie ja auch zu, dass Sie erst selber die Erfahrung machen mussten. Ich kannte einen Hausarzt, der schon lange bevor die Homöopathie analog zur alternativen Medizin in Mode kam, streng nach Hahnemann therapiert hat und erst in einem zweiten Moment zu chemischen Präparaten griff. Ich glaube nicht, dass seine Patienten eine kürzere Lebenserwartung hatten. Ebenso kenne ich einen, der sehr viel auf Bachblüten und auch Homöopathie setzte. Er hat sich jetzt ein bisschen an die Bedürfnisse der Patienten angepasst. Er wird aber auch von vielen gewählt, welche seine Art der Heilkunst bevorzugen. Was jedenfalls nachgewiesen ist, dass Globuli sicher keinen Nebenwirkungen haben und nicht zu Medikamentenabhängigkeit führen! Viele Hausärzte nehmen erst aufgrund ihrer Erfahrung alternative Heilmethoden und -Mittel dazu. Sie werden schon ihren Grund haben. Das Selbe würde ich auch für Apotheker gelten lassen.
Meines Wissens werden inzwischen Homöopathie und andere alternative Heilmethoden oder -Mittel offiziell anerkannt. Und man kann jetzt solche Mittel wie andere Medikamente auch von der Steuer abschreiben.

Do., 06.02.2020 - 09:08 Permalink
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Alexandra Kienzl Do., 06.02.2020 - 09:39

Antwort auf von Sepp.Bacher

Hmm, vielleicht lesen sie den Text nochmal, diesmal ganz gewiss keine Satire. Ich hatte mich damals mit Homöopathie nicht auseinandergesetzt und gedacht, irgendein Wirkstoff wird schon drin sein. Ein paar Klicks im Internet später habe ich mich einfach nur verar...t gefühlt. Hatte dann auch ein Gespräch mit einer (bekannten) Ärztin, die massiv Globuli verschreibt, ob sie denn selbst an deren Wirkung glaube. Nein, war die Antwort, da ist nichts als Zucker. Aber die Leute, die dran glauben, denen kann es helfen. Das ist mir persönlich zu wenig Rechtfertigung, um ein Mittel in Apotheken unaufgefordert anzubieten oder gar von der Steuer abzusetzen (geht meines Wissens in Italien zum Glück nicht). Es ist ein Bombengeschäft mit der Leichtgläubigkeit und Hoffnung der Menschen. Und sehr vielen ist eben nicht klar, dass da null Wirkstoffe drinnen sind. Sie würden es sonst nicht kaufen.

Do., 06.02.2020 - 09:39 Permalink
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gorgias Do., 06.02.2020 - 10:37

Antwort auf von Alexandra Kienzl

Der Klarheit ist hinzuzufügen nur weil homöopatische Mittel keinen Wirkstoff enthalten (zumindest die "hochpotenzierten"), sollte man grundsätzlich offen für eine unbekannte Ursache sein. Eine Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen haben dann ergeben, dass Homöopathie in ihrer Wirkung von Placebo nicht zu unterscheiden sind, was dazu schließen lässt, dass von homöopatischen Mittel selbst keine Wirkung ausgeht. Somit kommt Homöopathie sowohl ohne Wirkstoff als auch ohne Wirkung aus. :-)

Zu sagen, dass Homöopathie keine Nebenwirkungen hat, ist so auch nicht richtig, da durch diese Ärzte und Patienten dazu verleitet werden zeitkritische Behandlungen hinauszuschieben. Was am Ende auch zum Tode führen kann. Von diesem Aspekt und weiteres wird in dieser empfehlenswerten Dokumentation gesprochen: https://www.youtube.com/watch?v=NrhpKNebaKo

Do., 06.02.2020 - 10:37 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 06.02.2020 - 11:18

Antwort auf von gorgias

Frau Alexandra K. und Gorgias: wenn das so wäre, dann müsste die Ärztekammer Stellung nehmen und gegen solche Ärzte vorgehen! Tut sie aber nicht! Ich glaube es gibt sogar offizielle Weiterbildungen für Hausärzte diesbezüglich. Außerdem werden auch in KH Placebos angewendet, zum Beispiel durch spritzen von Flüssigkeiten, welche keinen Wirkstoff enthalten.

Do., 06.02.2020 - 11:18 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 06.02.2020 - 11:22

Antwort auf von Sepp.Bacher

Übrigens in der Fachliteratur wird von Homöopathisches Arzneimittel gesprochen: "Homöopathisches Arzneimittel ist die Bezeichnung eines Arzneimittels, das in einem homöopathischen Zubereitungsverfahren hergestellt wurde. Synonym werden die Bezeichnungen Homöopathikum (Plural: Homöopathika) oder homöopathische Zubereitung verwendet."

Do., 06.02.2020 - 11:22 Permalink
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gorgias Do., 06.02.2020 - 11:45

Antwort auf von Sepp.Bacher

Für die Zulassung homöopatischer Arzneimittel ist kein Wirkungsnachweis notwenig.

Die Anwendung von Placebo darf aber nicht als Ersatz für eine wirksame Therapie verwendet werden. Nebenbei wird bei Placebos im Gegensatz zur Homöopathie Patienten nicht in ein pseudomedizinisches Feld eingeführt und mit haufenweise Stumpfsinn indoktriniert. Der Glauben an Homöopathie führt zu einer Entfernung und Ablehnung von einem wissenschaftlichen Weltbild und von der Realität und kann bei schulmedizinischen Behandlungen im schlimmsten Fall auch noch zum Noceboeffekt führen. Oft ist das Problem nicht die Behandlung im Rahmen der Schulmedizin sondern, dass vielen Ärzten den richtigen Umgang mit dem Patienten nicht gelernt haben oder einfach nicht die Zeit haben. In Deutschland haben Homöopathen einfach mehr Zeit sich mit dem Patienten zu beschäftigen und können dies auch eigens Abrechnen. Hier ist das System falsch aber nicht die Methode.
Sehen Sie sich am besten die Dokumentation an, diese gibt ein ziehmlich vollständiges Bild ab.

Do., 06.02.2020 - 11:45 Permalink
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Sepp.Bacher Do., 06.02.2020 - 15:55

Antwort auf von gorgias

Ich möchte klar stellen: ich bin nicht der Amtsverteidiger der Homöopathie, nein ich bin auch kritisch. Ich versuche nur die Realität zu zeichnen. Ich glaube auch, dass der größte Erfolg nicht mit den Globuli zusammenhängt, sondern mit der Zeit und Aufmerksamkeit, welche Komplementärmediziner ihren Patienten widmen. Im Verhältnis zu einem preislich günstigen Tarif. Ich habe recherchiert und fasse jetzt zusammen:
Die Homöopathie ist ein Bereich innerhalb der Komplementärmedizin und dafür scheint es eigene Facharztausbildungen zu geben. Ich fand im Nezt z. B. "Fachärztin für Allgemeinmedizin, Komplementärmedizin, Homöopathie". Außerdem gibt es einen "Südtiroler Homöopathiekreis (mit Dr.Werner Fundneider, Dr.Waltraud Lun, Dr.Maria Paregger, Dr.Elisabeth Viertler). In Meran gibt es eine Abteilung für Komplementärmedizin, usw. Also voll Teil der des medizinischen Angebots.
"Die Homöopathie (..... Wikipedia....) ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, die auf den ab 1796 veröffentlichten Vorstellungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann beruht." "Die europäische Gesetzgebung sieht seit der Richtlinie 2001/83 ein eigenes Zulassungsverfahren für homöopathische Arzneimittel vor, bei dem wissenschaftliche Tests nicht erforderlich sind. In der Novelle zu dieser Richtlinie (2004/27) wird dieses vereinfachte Zulassungsverfahren für alle Mitgliedsländer verpflichtend. Die Richtlinie verlangt den Aufdruck „Homöopathisches Arzneimittel ohne genehmigte Heilanzeigen“.

Do., 06.02.2020 - 15:55 Permalink
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Klaus Hartmann Do., 06.02.2020 - 12:28

Antwort auf von Alexandra Kienzl

Ich glaube nicht dass ein paar Klicks im Internet genügen sich ein einigermaßen fundiertes Wissen in diesem Bereich anzueignen. Fundamentalistische Ansätze, gleich aus welcher Richtung, lehne ich aber ab, da ich glaube (und da sind wir wieder beim Glauben), dass ganzheitliche Ansätze besser geeignet sind uns aus Krisen zu führen.
Schulmedizin versus Komplementärmedizin? Wieso nicht die Potentiale aus beiden Bereichen nutzen?
https://www.aerzteblatt.de/archiv/41771/Schulmedizin-und-Komplementaerm…

Auch das mit dem Geschäft ist so eine Sache. Gesundheit ist ein Riesengeschäft. Nicht umsonst investieren Pharmakonzerne Millionen in ihre Lobbyarbeit. Also Vorsicht auch hier mit überweilten und einseitigen Schuldzuweisungen.

Und was die Wirksamkeit von Medikamenten anbelangt, kommt einer der Autoren des Buches "Bittere Pillen" zum Schluss, dass ein Viertel der Medikamente vom Markt genommen werden müssten, weil sie von ihrer Wirksamkeit fragwürdig sind.

Do., 06.02.2020 - 12:28 Permalink
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gorgias Do., 06.02.2020 - 18:20

Antwort auf von Klaus Hartmann

>Schulmedizin versus Komplementärmedizin? Wieso nicht die Potentiale aus beiden Bereichen nutzen?<

Bei der Komplementärmedizin sind die verschiedenen Verfahren getrennt zu behandeln. Während von der Homöopathie keine Nebenwirkungen oder Risiken aus der Behandlung direkt heraus gehen, gibt es bei vielen verschiedenen Komplementärverfahren starke Bedenken, wie z.B. bei Chiropraktik bei Manöver an der Halswirbelsäule. Die können durch Blutgerinsel Schlaganfälle und Lähmungen verursachen. Das viele Röngten das bei Chiropraktiker üblich ist, wird auf einmal auch nicht unbedenklich, nur weil es ein Chiropraktiker es macht. Und ob einzelne Verfahren positive Wirkungen an sich haben ist immer getrennt zu betrachten. Ich kann das Buch: "Gesund ohne Pillen - was kann die Alternativmedizin?" von Edzard Ernst empfehlen.

>Auch das mit dem Geschäft ist so eine Sache. Gesundheit ist ein Riesengeschäft. Nicht umsonst investieren Pharmakonzerne Millionen in ihre Lobbyarbeit. Also Vorsicht auch hier mit überweilten und einseitigen Schuldzuweisungen.<
Die Pharmaindustrie ist kritisch zu betrachten. Die Opium-Kriese in den USA ist dadurch entstanden, dass man durch Lobby-Arbeit stark abhängigmachende Schmerzmittel verharmlost wurden und diese dann von Ärzten übermäßig verschrieben wurden. Doch es gibt bei der Homöopathie auch Lobby-Arbeit. So wurden bei der Zulassung alle wissenschaftlichen Standards über Bord geworfen, wenn es um Homöopathie geht, obwohl doppelverblindete Studien die eine Behandlungswirklung feststellen bei Homöopathie besonders leicht durchzuführen sind.
Doch es geht nicht darum wer wo Lobby-Arbeit macht. Es geht um wissenschaftliche Studien und alle deutschen anerkannten Wissenschaftsgesellschaften haben keine Wirkung an der Homöopathie nachweisen können. Auch die Befürworter sind es nicht im Stande! Sehen Sie sich am besten diese Dokumentation an: https://www.youtube.com/watch?v=NrhpKNebaKo

>Und was die Wirksamkeit von Medikamenten anbelangt, kommt einer der Autoren des Buches "Bittere Pillen" zum Schluss, dass ein Viertel der Medikamente vom Markt genommen werden müssten, weil sie von ihrer Wirksamkeit fragwürdig sind.<
Damit habe ich kein Probleme. Weg damit! Genauso wie mit der Homöopathie. Zumindest was die Kosten von der öffentlichen Hand betrifft.

>Fundamentalistische Ansätze, gleich aus welcher Richtung, lehne ich aber ab<
Dieser Satz suggeriert, dass es Fundamentalisten auf beiden Seiten gibt und die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Das ist aber eine unsachliche Perspektive.
Die Homöopathiebefürworter sind nicht im Stande weder einen ausgearbeiteten Erklärungsansatz zu präsentieren der mit einem modernen phsysikalischen Weltbild kompatibel ist, noch durch doppelverblindete randomisierte Studien eine Wirkung über dem Placeboeffekt nachzuweisen.
Wie schon gesagt: Sehen Sie sich die Dokumentation an. Ich habe nicht den Eindruck, dass diese von verbissenen fanatischen Gegern produziert wurde.

Do., 06.02.2020 - 18:20 Permalink
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Profil für Benutzer Fidi Ellmenreich
Fidi Ellmenreich Do., 06.02.2020 - 10:23

Wieder mal toll geschrieben und belegt. Vielen Dank, sie sprechen mir aus dem Herzen und beflügeln mich das nächste Mal meinen Apotheker endlich darauf anzusprechen, bzw. ausdrücklich sofort ein "nicht homöopathisches Produkt" verlange. Denn Medikament dürfen sie es ja nicht nennen, oder? Viele sehen diese Produkte gleichgestellt mit "echten" Medikamenten! Bravo!

Do., 06.02.2020 - 10:23 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Griesser
Klaus Griesser Do., 06.02.2020 - 16:04

Diesmal, Frau Kienzl, bin ich nicht ihrer Meinung. Bei mir selber und bei meinen Kindern habe ich positive Erfahrungen gesammelt mit homöopathischen Medikamenten, die ich erst ausprobiert habe wenn z.B. Antibiotika nichts genützt und den Magen verdorben haben. So wie mir seriöse Ärzte sinnloserweise Antibiotika verschrieben haben, haben ich bei Mittelohrenzündungen der Kinder wiederholte Male sofortige Besserung erlebt mit Belladonna und heißen Zwiebeln, wozu mir ein erstklassiger Arzt geraten hatte. Die Medizin hat das noch nicht im Griff! In Bezug auf die Quantität der Wirkstoffe wird in dieser Diskussion teilweise argumentiert nach deftiger Holzhackermethode ("wo nix drin ist, kann nix rauskommen"). Doch in den letzten Jahren ist an Erkenntnis von der Quantentheorie dazugekommen, dass im Bereich der Quanten andere Gesetze wirksam sind, die mit Quantität nichts zu tun haben, nicht erklärbar sind.

Do., 06.02.2020 - 16:04 Permalink
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Profil für Benutzer Wilfried Meraner
Wilfried Meraner Di., 11.02.2020 - 19:59

Antwort auf von Klaus Hartmann

Hallo Klaus (gemeint ist eigentlich Klaus Griesser, aber dort geht das antworten nicht (?) - und Klaus Hartmann ist ohnehin gleicher Meinung.)
Danke, ich finde euren Beitrag wichtig!
Das ganze schaut mir momentan fast nach einer Art "Hexenjagd" auf die Homöopathie aus. Auch da können Interessen dahinter stecken. Ich hoffe, es gibt bald mehr gute und aussagekräftige Versuche dazu.
Siehe dazu auch meinen Beitrag mit Link, ganz unten, am 11. 2.

Di., 11.02.2020 - 19:59 Permalink
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Profil für Benutzer ceteris paribus
ceteris paribus Do., 06.02.2020 - 16:23

Antwort auf von Klaus Griesser

ich behaupte: für das Hausmittel Zwiebel benötigen Sie keine Globuli, es wirkt auch ohne Zucker zu 500-2000€ je Kilo.

Genausogut könnte man behaupten: Die Mittelohrentzündung hat sich verflüchtigt, weil die Kinder (vermutlich) fern gesehen haben, ergo: Fernsehen hilft gegen Mittelohrentzündung. --> jedem ist klar, bar jeder Evidenz, aber ebensowenig wiederlegbar.

selbstverständlich heißt das nicht, dass der Arzt das richtige Medikament verschrieben hat

Do., 06.02.2020 - 16:23 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Do., 06.02.2020 - 17:04

Antwort auf von ceteris paribus

Eine Bekannte-1 hatte starke Kopfschmerzen; ich hatte ein klassisches Schmerzmittel dabei und wollte helfen. Da hat mich die Bekannte-2 weggeschubst und ob des Giftes heftig angegiftet. Sie habe ein „Globbuli-Wässerchen“ dabei (undefinierbar), machte Ötzistriche auf den Oberschenkel der Dame und am Ende legte sie ihr, gen Himmel blickend, die Hände auf.
Ein halbes Jahr darauf erkrankte der Lebensgefährte von Bekannte-2 an Krebs. Keine Ötzistriche mehr und kein Handauflegen, auch keine Globuli: er bekam Chemotherapie.
Man sieht, wenns „ernst“ wird, hört der Glaube auf...

Do., 06.02.2020 - 17:04 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Griesser
Klaus Griesser Do., 06.02.2020 - 17:34

Antwort auf von Peter Gasser

Na und? Hat die Chemotherapie geholfen? Meine Aussage war eigentlich nur : bei Mittelohrentzündung haben homöopathische Mittel geholfen, Antibiotika nicht. Keine Glaubensfrage, rein praktische Erfahrung. Ich würde deswegen aber nie behaupten: Antibiotika helfen nie, homöopathische Mittel heilen alles. Homöopathie zu verteufeln ist aber sicher falsch.

Do., 06.02.2020 - 17:34 Permalink
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Profil für Benutzer gorgias
gorgias Do., 06.02.2020 - 18:31

Antwort auf von Klaus Griesser

>Meine Aussage war eigentlich nur : bei Mittelohrentzündung haben homöopathische Mittel geholfen<
Gibt es Studien, die Nachweisen, dass Homöopathika bei Mittelohrenentzündung helfen? Mittelohrenentzündung kann auch von alleine wieder verschwinden. Vieleicht hatten Sie einfach das richtige Timing und gaben die Mittel wenn es gerade zur Besserung kam. Vieleicht gibt es auch eine selektive Wahrnehmung. Schließlich geht es um Ihre Kinder und wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie etwas tun können fühlen Sie sich besser.

Ob ein Medikament wirklich hilft, kann man nur bei einer radomisierten doppelverblindeten Studie feststellen. Nur dort kann man statistisch relevante Abweichungen feststellen.

Und so eine Studie ist doppelverblindet, weil auch Wissenschaftler die geschult sind und methodologisch korrekt zu arbeiten gelernt haben, immer noch Menschen sind unter selektiver Wahrnehmung und Wunschdenken Ergebnisse tendenziös interpretieren können, geschweige denn Eltern, wenn es um ihre Kinder geht.

Do., 06.02.2020 - 18:31 Permalink
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Profil für Benutzer Harald Knoflach
Harald Knoflach Fr., 07.02.2020 - 00:38

Antwort auf von gorgias

"bei Mittelohrentzündung haben homöopathische Mittel geholfen."
Es erstaunt mich immer wieder, wenn Korrelation mit Kausalität gleichgesetzt wird. Wenn auf diese Art "Wirkung" und "Nicht-Wirkung" argumentiert und "belegt" werden, können wir uns die Diskussion sparen und schlicht alles mit Kaffeesudlesen lösen.

"Ob ein Medikament wirklich hilft, kann man nur bei einer radomisierten doppelverblindeten Studie feststellen. Nur dort kann man statistisch relevante Abweichungen feststellen."
Danke für diesen Satz.

Fr., 07.02.2020 - 00:38 Permalink
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Christoph Moar Fr., 07.02.2020 - 10:40

Antwort auf von Klaus Griesser

"bei Mittelohrentzündung haben homöopathische Mittel geholfen....wenn z.B. Antibiotika nichts genützt und den Magen verdorben haben"

Vielleicht ist es bekannt, vielleicht nicht - die akute Mittelohrentzündung wird in der Regel durch virale oder bakterielle Infektion verursacht. Ein eindeutiger Befund ist eigentlich nur durch Abstrich und Labor zu erkennen, was aber, wegen des Aufwands und Zeitbedarfs, in aller Regel nicht gemacht wird.

Antibiotika sind bei einer viralen Otitis Media natürlich nicht wirksam - das heißt, wenn der Infekt viral war, hilft Antibiotika einfach überhaupt nicht. Man muss schlicht abwarten, bis der virale Infekt abklingt, Bettruhe einhalten und gut ist, das Ding heilt meist von selbst.

Antibiotika werden natürlich punktuell auch bei viral bedingter Otitis verschrieben - in dem Fall aber als reine Prophylaxe gegen einen potentiellen (!) nachfolgenden bakteriellen Superinfekt, nicht als Therapie gegen das Virus an sich. Das Medikament muss in dem Fall auch "nichts bringen", sondern nur verhindern, dass im Nachgang ein bakterieller Superinfekt entsteht.

Fr., 07.02.2020 - 10:40 Permalink
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Elisabeth Garber Fr., 07.02.2020 - 09:39

Es ist zu akzeptieren, wenn Tröpfchen oder Granellen einigen kranken oder angeschlagenen Menschen helfen und diese Menschen der Homöopathie vertrauen. 'Randomisierte Studien' (da musste ich als Blindgängerin erst mal recherchieren, was genau das ist...) sind dann irrelevant - was zählt, ist allein die Gesundung! Als mündige Personen sind wir ja frei in der Wahl unserer Medikamente.
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Studien bedeuten oft, aber nicht immer, unverrückbare Gesetzmäßigkeiten. Vor allem ist zu sagen, dass Ursachen und Wirkungen bei allen Menschen unterschiedlich sind. Das würde konsequenterweise unendlich potenzierte randomisierte und doppelverblindete Studien abverlangen...;-)
Es lebe also doch auch die Magie!

Fr., 07.02.2020 - 09:39 Permalink
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Harald Knoflach Fr., 07.02.2020 - 10:35

Antwort auf von Elisabeth Garber

Annahme:
Ich behaupte, dass durch meine spezielle Holzschneidetechnik - ich rezitiere beim Sägen den Erlkönig - heilendes Sägemehl entsteht, das bei allen möglichen Krankheiten hilft, wenn man es auf das Schlüsselbein reibt. Dieses heilende Sägemehl verkaufe ich dann für einen Kilopreis von rund 2.000 Euro. Viele Leute glauben und vertrauen mir, kaufen das Sägemehl, probieren es aus und stellen fest, dass es ihnen hilft (Placebo-Effekt auf Basis von "wenn es so teuer ist, dann muss es ja helfen"). Wäre so ein Geschäftsmodell ethisch vertretbar, weil ich ja damit Menschen tatsächlich helfe? Oder wäre es Betrug, der strafrechtlich verfolgt gehört?

Fr., 07.02.2020 - 10:35 Permalink
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Profil für Benutzer gorgias
gorgias Sa., 08.02.2020 - 17:18

Antwort auf von Elisabeth Garber

Was verstehen Sie unter Akzeptanz und dass man andere Ansichten >gelten< lassen soll? Ich hoffe nicht, dass man keine sachliche Disussion innerhalb eines öffentlichen Forums führen darf?
In einem öffentlichen Raum ist es wichtig andere Ansichten zuzulassen, doch gelten lassen impliziert ihnen irgend einen inhaltichen Wert zusprechen. Wenn man aber eine Meinung als grundlegend falsch ansieht ist das weder möglich noch sinnvoll.
Auch verstehe ich den Vorwurf der Einseitigkeit nicht. Wer felsenfest davon überzeugt ist, dass die Erde keine Scheibe ist und sich von den Theorien und Erklärungen der flat earther (von denen es auch bei uns immer mehr gibt) nicht überzeugen lässt ist der dann auch einseitig?

Dass Menschen die homöopathische Medikamente einnehmen sich subjektiv besser fühlen können bestreitet hier soweit ich es bis jetzt mitbekommen habe niemand. Doch sollte man dies zumindest, wenn es für ein öffentliches Plädoyer für die Homöopathie verwendet wird, kritisch hinterfragen und in einem Kontext setzen dürfen.

https://netzwerk-homoeopathie.info/faq-06-but-homeopathy-helped-me/

Selbst jene die glauben Patienten etwas Gutes zu tun, wenn diese anderen Homöopathika als Placebos für eine Regeltherapie gönnen, sollten das nochmals kritisch hinterfragen.

Ein Aspket unter vielen aus https://netzwerk-homoeopathie.info/faq-10-und-wenn-es-nur-placebo-ist-w…

>Placebo-Antworten maskieren möglicherweise den tatsächlichen Gesundheitszustand des Patienten

Erhält der Patient Scheinmedikamente und glaubt sich gut behandelt, so nimmt er möglicherwiese seine Beschwerden anders wahr. So kann es zu einer Verschlechterung kommen – obwohl sich Betroffene besser fühlen.

Sa., 08.02.2020 - 17:18 Permalink
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Profil für Benutzer Frank Blumtritt
Frank Blumtritt Sa., 08.02.2020 - 17:54

Antwort auf von gorgias

"Erhält der Mensch Scheinmedikamente.."
Warum geht es immer nur gegen Homöopathie? Wenn Sie sich die TV-Reklame, zB im ZDF, ansehen, dann sind dort geschätzte 90% Scheinmedikamente gegen das Altern (Rückenschmerzen, Prostata, Vergesslichkeit, Müdigkeit, Stress, usw). Nur während der teuersten Sendezeit). Das Business muss kolossal sein, aber keiner protestiert. Auch da besteht die Möglichkeit, dass der rettende (?) Onkologe nicht aufgesucht wird, weil nur das Symptom bekämpft wird (wenn überhaupt)..

Sa., 08.02.2020 - 17:54 Permalink
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Profil für Benutzer Elisabeth Garber
Elisabeth Garber Sa., 08.02.2020 - 18:45

Antwort auf von gorgias

Es ist *längst* keine Diskussion über Homöopathie mehr, nachdem die unerbittlichen Gegner derselben mit der evidenten naturwissenschaftlichen Faktenlage jenen, die erfahrungsgemäß anderer Meinung sind... gesagt haben, dass das alles reine Scharlatanerie ist. Und zwar auf Teufel komm raus: mit doppelblinden Randomstudien, Weihnachtsmann-Glauben, Verschleuderung öffentlicher Gelder und sogar mit der Quantentheorie!

Sa., 08.02.2020 - 18:45 Permalink