Wirtschaft | Landwirtschaft

Teurer Bauernsonntag

Der Bauernbund organisiert seit Jahren im Mai den sogenannten „Bauernhof-Sonntag“. Die Werbeaktion kostet über 100.000 Euro und wird zum Teil vom Steuerzahler bezahlt.
bauernhofsonntag-
Foto: SBB
Es gehört längst zum guten Ton, dass Verbände für ihre Berufsgruppen Werbung machen.
Vor einigen Jahren hat auch der Südtiroler Bauernbund damit angefangen, durch Annoncen, Onlineauftritten und Videos den Südtiroler Bauerstand modern und sexy zu verkaufen. Die Kampagne „Deine Heimat. Dein Südtiroler Bauer“ ist professionell und durchaus schön gemacht.
Teil der Werbeoffensive ist dabei auch der sogenannte „Bauernhof Sonntag“.
In der Ankündigung dazu heißt es:
 
Wie produzieren die Bauern Äpfel? Wie werden die Tiere in Südtirol gehalten? Und wie wird aus Trauben Wein? Antworten auf deine Fragen zur Landwirtschaft geben die Bauernfamilien in deiner Nähe. Am Bauernhof-Sonntag bist du Gast an ausgewählten Höfen in Südtirol und erfährst bei Hof- und Wiesenführungen, Kellerbesichtigungen und Verkostungen bäuerlicher Produkte mehr über das Leben und Arbeiten der Südtiroler Bauern. Neben dem Eintauchen in die bäuerliche Welt steht am Bauernhof-Sonntag das gemeinsame Feiern im Mittelpunkt. Spiele für Kinder, Musik und Köstlichkeiten aus der bäuerlichen Küche machen den Bauernhof-Sonntag zum Fest für die ganze Familie.“
 
 
 
Weniger bekannt dabei ist, wie viel das Eintauchen in die bäuerliche Welt den Steuerzahler kostet.
 

Geld von der Handelskammer

 
Auch heuer im Mai hat der Südtiroler Bauernbund bereits zum fünften Mal diesen Tag der offenen Tür in einigen Bauernhöfen Südtirols organisiert, um die Bevölkerung über die Tätigkeiten und die lokalen landwirtschaftlichen Produkte zu sensibilisieren und um die nachhaltige Landwirtschaft unserer Region zu fördern. Für den diesjährigen „Bauernhof-Sonntag“ hat man drei Bauernhöfe ausgesucht werden, auf denen die drei diesjährigen Themenbereiche „das Erbe, die Vielfalt und der Genuss“ vorgestellt werden.
Die Kosten für die Aktion: 101.500 Euro.
So steht es jedenfalls in dem Ansuchen, das am 31. Jänner 2020 der Südtiroler Handelskammer vorgelegt wurde. Denn der Bauernbund hat an diesem Tag bei der Kammer um die Mitfinanzierung der Werbe- und Organisationstätigkeit für die Veranstaltung im Ausmaß von 20.000 Euro angesucht.
 
 
Der Kammerausschuss hat auf seiner Sitzung vergangener Woche den Beitrag gutgeheißen. „Weil es angebracht ist, die Initiative zu unterstützen, um hauptsächlich die Stadtbewohner für die von unseren Landwirten durchgeführten Tätigkeiten und für deren Produkte zu sensibilisieren, sowie um den lokalen Kreislauf der landwirtschaftlichen Produkte zu fördern“, heißt es im Beschluss des Kammerausschusses.
Im Ausschuss der Handelskammer sitzt auch SBB-Obmann  Leo Tiefenthaler. Er hat – wie es sich gehört – an dieser Beschlussfassung aber nicht teilgenommen.
Die öffentliche Geldspritze für die Bauern-Werbung ist laut Ansuchen, der einzige öffentliche Beitrag, um den der Bauernbund für diese Initiative ansucht. Als Sponsoren des Bauern-Sonntags tritt Raiffeisen auf, sowie die Südtiroler Qualitätsmarke, die ebenfall durch Steuergelder finanziert wird.
Aber auch der Südtiroler Bauernbund erhält vom Land jährlich Beiträge in der Höhe von gut 750.000 Euro. Der Teil dieser Gelder fließt in Dienstleistungen, die die Bauernorganisation für die öffentliche Hand durchführt.
Ein anderer Teil wird für die ordentliche Tätigkeit des Bauernverbandes verwendet. Ob die Werbetätigkeit auch dazugehört ist ein Geheimnis des Glaubens.
Sicher ist: Der Bauer(nbund) spart am Sonntag nicht.
Bild
Profil für Benutzer Sebastian Felderer
Sebastian Felderer Mi., 26.02.2020 - 10:38

Bin ohne Worte. Wenn Leo Tiefenthaler in der Handelskammer sitzt, dürfte der Bauernbund von der Handelskammer nicht einen Cent bekommen. Alles andere ist Vertretung von Eigeninteressen. Aber solche Beispiele gäbe es Tausende. Der Vergleich hinkt und trotzdem will ich ihn nicht verschweigen. Meine Ausstellung zu dreißig Jahren Mauerfall hat mir im November in Schlanders 1.500 Euro aus meiner Tasche gekostet. Sie war's mir Wert. Aber vergleichen darf ich nicht. Und so langsam verstehe ich, warum Christoph Franceschini nach Selfservice und Bankomat, Bücher die einigen Mut gekostet haben, sich nicht an das Buch über die Landwirtschaft in Südtirol heranwagt. Ich würde es "Achselhaare" nennen. Die fallen nämlich aus, wenn zuviel unter die Arme gegriffen wird.

Mi., 26.02.2020 - 10:38 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Klemens Kössler
Klemens Kössler Mi., 26.02.2020 - 18:26

Steuergelder? woher?
20.000,00 Euro von der Handelskammer.
Jährlich zahlen 20.000 landwirtschaftliche Betriebe jeweils 80,00 Euro Handelskammergebühr ein, das sind 1.600.000,00 Euro welche die Bauern an die Handelskammer überweisen.
Es ist nicht in Ordnung den Anschein zu schaffen die Bauern würden sich an Steuergeldern vergreifen welche andere bezahlt haben.
Die Bauern tragen ihren Teil der Pflicht.
Christoph, immer wenn es um die Landwirtschaft geht schlägst du unter die Gürtellinie und dein Niveau sinkt ins bodenlose. Wozu und warum?

Mi., 26.02.2020 - 18:26 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Sebastian Felderer
Sebastian Felderer Sa., 29.02.2020 - 10:28

Antwort auf von Klemens Kössler

Das ist ein schlechter Witz, Klemens Kössler. Landwirtschaftliche Betriebe bezahlen die Gebühr an die Handelskammer, weil sie deren Dienste in Anspruch nehmen müssen und wollen. Also eine Vergütung von Dienstleistung in Form von Mitgliedsbeitrag. Das bedeutet aber keineswegs, dass 100.000 Euro für ein Bauernfestl überhaupt sein müssen und schon gar nicht gerechtfertigt sind. Es sind und bleiben Steuergelder. Die Landwirtschaft täte gut daran, transparenter und ehrlicher zu wirtschaften, dann würden vielleicht sogar viele Vorurteile ausgeräumt werden können, die durchaus da sind. Christoph macht seine Job und er macht ihn viel besser, als viele andere in Südtirol. Nur trifft hier eben auch die Aussage von Gottfried Masoner zu: Das einzig Nackte, das die Leute nicht gerne sehen, ist die Wahrheit.

Sa., 29.02.2020 - 10:28 Permalink