Wirtschaft | Coronavirus

Coronavirus: Folgen für die Wirtschaft

Die Ausbreitung des Coronavirus hat nicht nur negative Folgen für die Wirtschaft Chinas, sondern trifft auch die ohnehin schwache Weltwirtschaft.
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Foto: Pixabay

Die chinesische Wirtschaft  ist seit dem Ausbruch des Coronavirus in großen Teilen des Landes lahmgelegt. Viele Branchen und Lieferketten sind schwer getroffen. Um die Situation etwas zu entspannen, vergibt die Regierung inzwischen Notkredite. Viele Fabriken sind bis auf weiteres geschlossen. Die Fließbänder vieler Autofirmen in China stehen still, wie zum Beispiel VW und Toyota. Auch zahlreiche Büros, Geschäfte und Kinos sind geschlossen und Restaurants stehen leer. Der öffentliche Nahverkehr ist in vielen Orten eingestellt, der Fernverkehr beeinträchtigt. Der Tourismus ist so gut wie lahmgelegt. Schulen und Universitäten haben ihre Neujahrsferien verlängert. Millionenstädte wurden drakonisch abgesperrt.  Viele Fluglinien haben ihre Flüge nach China ganz oder teilweise ausgesetzt.

 China ist die größte Handelsmacht der Welt

China ist weltweit die Nummer eins beim Handel. 12,8% der weltweiten Exporte kommen aus China. Rechnet man Hongkong dazu, so sind es sogar 15,7%. Auch über 10% der weltweiten Importe gehen ins Reich der Mitte. Bei den weltweiten Importen rangiert China an zweiter Stelle nach den USA. China ist die wichtigste Drehscheibe der weltweiten Handelsschifffahrt, sieben der zehn größten Containerhäfen der Welt befinden an der Küste von China. In den vergangenen drei Wochen sank die Handelsschifffahrt um 20%. Weltweit sind die Reedereien besorgt. Der sinkende Preis für Schiffstransporte bestätigt, dass es inzwischen nicht mehr nur um die chinesische Wirtschaft geht, sondern dass auch die Weltwirtschaft betroffen ist.  Der Baltic Dry Index (BDI)  notierte Mitte Dezember 2019 noch mit 3.500 Punkten und hat Anfang Februar einen 3-Jahrestiefpunkt von -21 Punkten erreicht. Der Baltic Dry Index wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und ist ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern auf Standardrouten, er wird häufig als Maßstab für die weltweite Handels- und Wirtschaftsaktivität herangezogen..  

China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt

China ist nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Der private Konsum machte bislang in China etwa 40% des Bruttoinlandsproduktes aus und trägt auch wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei. Wegen der Ausgangssperren und der starken Beeinträchtigung des Verkehrs wird derzeit in China viel weniger konsumiert. Geringer privater Konsum, sinkender Handel und sinkende Industrieproduktion, sowie Probleme in diversen anderen Wirtschaftssektoren zeichnen ein düsteres Bild für Chinas Wirtschaft. Experten gehen davon, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Quartal sehr wenig oder überhaupt nicht wachsen wird.

In einer globalisierten und vernetzten Welt haben Probleme einer so wichtigen Handel- und Wirtschaftsmacht, wie China es ist, unweigerlich auch Auswirkungen auf andere Länder. Als größter Exportmarkt und zweitgrößter Importmarkt spielt China für die Wirtschaft anderer Länder eine sehr wichtige Rolle. Da der reibungslose Warenaustausch mit chinesischen Firmen in vielen Fällen nicht mehr funktioniert, kann es zu Produktionsausfällen kommen. Viele global agierende Firmen sind auf Zulieferungen aus China angewiesen, zum Beispiel im Technologiesektor, in der Autobranche und im Industriesektor. So hat Hyundai bereits die Produktion in Südkorea eingestellt, da es keine Zulieferteile aus China bekommt.

Stark betroffen sind auch die Reise- und Tourismusbranche, vor allem im Asiatischen Raum, der stark von Chinesischen Touristen abhängig ist. Besonders Thailands Wirtschaft leidet sehr, da der Tourismus einen großen Teil der Wirtschaft ausmacht und jedes Jahr über 11 Millionen chinesische Touristen das Land besuchen. Auch Japans Wirtschaft ist sehr exponiert, einerseits kauft China Industriemaschinen, Pkws und Lastautos, sowie technologisch anspruchsvolle Konsumgüter von Japan und andererseits liefert China Teile für Japanische Fabriken. Zudem besuchen jährlich Millionen chinesische Touristen Japan.

 

Der Ölpreis ist seit Ausbruch des Coronavirus um über 20% gefallen

Chinesische Unternehmen kaufen keine oder weniger Rohstoffe ein, das drückt die Rohstoffpreise, Kupfer- und Nickelpreise sind auf dem tiefsten Stand seit mehr als 2 Monaten. Wenn sich die Situation nicht bald entspannt, werden die Preise noch mehr unter Druck kommen. Auf dem Rohölmarkt hat sich die schwierige Situation in China bereits stark bemerkbar gemacht. Der Ölpreis ist seit Ende Dezember, also seit dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie um circa 22% gefallen, da China, der weltweit größte Erdölimporteur, derzeit um bis zu 20% weniger Öl importiert. Branchenexperten befürchten, dass es heuer erstmals seit der Finanzkrise 2009 zu einem weltweiten Rückgang der Nachfrage nach Öl kommen wird.

Nach Ansicht der US-Notenbank schadet das Coronavirus nicht nur Chinas Wirtschaft, sondern bremst auch die weltweite Konjunkturentwicklung. Wie stark die Auswirkungen der Virus-Epidemie auf die Wirtschaft letztlich sein werden, hängt davon ab, wie schnell die Epidemie unter Kontrolle gebracht werden kann. Noch steigt die Zahl der Neuinfizierungen und der Todesfälle täglich, die WHO (Weltgesundheitsorganisation) stuft das Coronavirus Covid-19 weltweit als eine „ernste Bedrohung“ ein, das Ende der Epidemie könne man derzeit nicht voraussagen. Nach Entwarnung klingt das nicht und so muss sich die Wirtschaft wohl noch auf weitere Rückschläge einstellen.

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Klaus Griesser Fr., 28.02.2020 - 19:38

Ich bezweifle nicht die vorgelegten Statistiken. In bezug auf Export/ Import geordnet nach Nationen mögen die Daten stimmen. Sie antworten jedoch nicht die Fragen nach den wahren Eigentümern und Nutznießern in diesem globalkapitalistischen Towubadohu:
Ist China Opfer oder Täter? Wer kontrolliert z.B. woher/wohin Amazon importiert/ exportiert? Wer hat veranlasst dass die Medikamente weitgehend im Osten hergestellt werden? Wer verifiziert in welcher Kapitalstärke Blackrock in chinesische Firmen für Import/ Export investiert hat? Die iPhones z.B. werden bekanntermaßen in den meisten Bestandteilen in China produziert, dann in den Westen exportiert und von dort wieder exportiert - wer kassiert hier die größten Profite? Und wie ersieht man das in einer Nationalökonomie-Statistik? Wieviele italienische (auch Südtiroler!) Textilindustrielle haben ihr Vaterland schnöd verlassen, lassen in China produzieren und exportieren in die große weite Welt? Import/ Export ist doch weitgehend subventioniert mit Steuergeldern, oder? Globalisierung im wirtschaftlichen Sinn bedeutet: jeder Unternehmer lässt dort fabrizieren, wo es ihm am meisten Profite bringt und lässt sich das subventionieren und steuerbegünstigen. Ohne Rücksicht auf nationale Grenzen, doch die Imp-&Export- Prämien fließen bei jedem Nationenwechsel.

Es bestätigt sich die Aussage des Nobeltpreisträgers Stiglitz zum neoliberalen Credo: der freie Markt schützt nicht vor Krisen, im Gegenteil! Insofern – aber sicher unbeabsichtigt von der Autorin des Artikels – bleibt nur paniktreibende Zuweisung an China für die „Schuld“ an einer sich möglicherweise abzeichnenden Schräglage bei einigen der größten weltweit operierenden Zocker , welche dann von den Steuerzahlern saniert werden soll. Passt ja gut ins Konzept der US- Propaganda.

Fr., 28.02.2020 - 19:38 Permalink
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Peter Gasser Sa., 29.02.2020 - 08:48

„ Nach Ansicht der US-Notenbank schadet das Coronavirus nicht nur Chinas Wirtschaft, sondern bremst auch die weltweite Konjunkturentwicklung. Wie stark die Auswirkungen der Virus-Epidemie auf die Wirtschaft letztlich sein werden, hängt davon ab, wie schnell die Epidemie unter Kontrolle gebracht werden kann. Noch steigt die Zahl der Neuinfizierungen und der Todesfälle täglich, die WHO (Weltgesundheitsorganisation) stuft das Coronavirus Covid-19 weltweit als eine „ernste Bedrohung“ ein, das Ende der Epidemie könne man derzeit nicht voraussagen. Nach Entwarnung klingt das nicht und so muss sich die Wirtschaft wohl noch auf weitere Rückschläge einstellen“:
in Deutschland geht man inzwischen davon aus, dass es letztendlich eine Durchseuchung der Bevölkerung von 60 - 70 % geben wird.
Geschieht dies durch maximale Vorsicht und Prävention innerhalb der nächsten beiden Jahre, kann der Staat/die Gesellschaft dies bewältigen; geschieht dies aber schneller, also innerhalb eines Jahres, wird es schlimm, da die notwendigen Kapazitäten und Ressourcen zur Bewältigung in dieser kurzen Zeit nicht vorhanden sind.

Sa., 29.02.2020 - 08:48 Permalink
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Dieter Florian Do., 05.03.2020 - 12:31

Ja, es stimmt sicher, dass durch die aktuelle Situation mit dem Coronavirus die wirtschaftliche Lage weltweit mit Einbußen rechnen muss. Der Tourismusbereich leidet durch die fast täglichen Stornierungen direkt.
Aber wer leidet schon weit länger als die paar Wochen? Wer muss noch viel mehr um sein Überleben kämpfen, als wir hier? Über wem wird nur selten berichtet, auch wenn fast ganze Dörfer einer Krankheit unterliegen, die eigentlich gar nicht sein müsste? Bei wem wird nicht über einer eventuellen finanziellen Unterstützung als Ausgleich für die erlitten Schäden diskutiert? Bei wem wird nicht die WHO aktiv, wenn weit mehr Todesfälle zu beklagen sind, als bei dem Coronavirus?
Ich rede hier von den unzähligen, täglich vor Hunger und Durst sterbenden Kinder und deren Eltern, denen es das Herz zerreißt das mittellos mitanschauen zu müssen. Wir werden erst dann nervös, wenn UNS ein Schicksal droht, welches in anderen Ländern zum Alltag gehört. Es ist noch viel schlimmer vor der Tatsache die Augen zu verschließen. Die paar - man verzeihe mir diese Aussage - tausend Menschen, die an dem Virus erlegen sind, sind ein paar tausend zu viel OK, aber wenn TÄGLICH weit über 20.000 Menschen und Kinder an Hunger sterben, welchen jeder von uns - wenn auch im geringeren Maße - mitverschuldet, dann sollten sich vor allem auch die Verantwortlichen (sprich Politiker) endlich auf die Hinterbeine stellen und dem Elend eine Ende bereiten. Erst wird das Land ausgebeutet (früheren Kolonien), der wirtschaftliche Aufschwung unmöglich gemacht, Waffen geliefert, Subventionen nur unter Bedingungen gegeben - wieder Ausbeutung - usw. Wenn dann die Menschen fliehen, dann fühlt sich niemand verantwortlich. Es ist immer das gleiche Spiel seit Jahrhunderten. Es im Journalismus gilt der Spruch "Wenn eine Situation keinen Sinn ergibt, dann folge dem Geld". Wenn nur der Teil unserer Steuer, der für Militär oder andere Versklavungen verwendet wird, für alle Menschen sauberes Wasser, gesunde Böden und echte Demokratie eingesetzt würden, ja, dann müsste niemand mehr vor Hunger sterben oder aus Angst fliehen. Wir hätten schon jetzt den Himmel auf Erden.
Wie schön ist es, wenn wir unseren Mitmenschen die Hände reichen können und ihn mit reinen Gewissen in die Augen schauen können. Das Gefühl der Harmonie und die Liebe würden mit Sicherheit die Oberhand gewinnen. Dies ist der Teil, den jeder von uns dazu beitragen kann, um diese Welt ein bisschen besser zu machen. Die jetzige Situation ist nichts anderes als die Wirkung der Ursache, die wir Menschen vor Jahren gelegt haben. Und nun müssen wir die Suppe auslöffeln, welche wir uns eingebrockt haben. Ich hoffe nur, dass wenigstens einige von uns lernen daraus.

Do., 05.03.2020 - 12:31 Permalink