Gesellschaft | Gastkommentar

Coronaphobie – Die Macht der Angst

Die Angst vor dem neuen Erreger lähmt öffentliches Leben, Wirtschaft und das Denken der Menschen in ganz Europa. Wie gefährlich sind die Folgen dieser Irrationalität?
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Europa ist infiziert. Aber nicht nur vom Coronavirus, sondern auch von der Coronaphobie – der Angst vor dem Virus. Als Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte am vergangenen Dienstag vor die Kamera tritt, ist es bereits spät am Abend. Seine Stimme klingt tief und ernst, die Atmosphäre ist dramatisch. Der Appell geht unter die Haut, darin sind sich alle einig. Es ist der Auftritt eines Mannes, von dem erwartet wird in dieser schwierigen Zeit das Richtige zu tun – das Beste zum Schutze von Volk und Staat. 

Die Befürchtungen bestätigen sich bald: Es kommt zu noch drastischeren Maßnahmen. Geschäfte und Bars müssen schließen, alle Großveranstaltungen werden abgesagt. Nur noch Apotheken und Lebensmittelläden dürfen offenhalten. Daneben noch Tankstellen, Tabaktrafiken, Banken und Wäschereien. Ja sogar Messen werden ausgesetzt. Eine Ausgangssperre wird auch verhängt. Man darf nur noch aus schwerwiegenden Gründen das Haus verlassen – jedoch stets im Beisein einer Selbsterklärung, sonst wird gestraft. 

Contes Strategie ist klar: Er will das Virus eindämmen, die sanitären Strukturen entlasten und die Normalität wiederherstellen. Hierfür setzt er jene Maßnahmen, die er für richtig hält. Doch sind sie das?

Die gesundheitlichen Folgen der Coronakrise sind akut, die ökonomischen jedoch verzögert spürbar.

Während seiner Rede verliert der Premier kaum ein Wort darüber, wie er die drohenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu stemmen beabsichtigt. Erst spät schiebt Conte en passant ein, dass ein 25 Milliarden schweres Rettungspaket die wirtschaftliche Krise abwenden und Unternehmen und Betriebe vor dem Konkurs bewahren soll. Doch die Aussagen darüber, wie diese finanziellen Mittel konkret eingesetzt werden sollen, bleiben vage. Man belässt die Bevölkerung weiterhin in Unsicherheit darüber, wie es weitergehen soll. Einzig die sonst häufig gescholtenen Banken finden in diesen dunklen Stunden klare Worte: Kredite können gestundet oder deren Laufzeit verlängert werden. Das beruhigt – zumindest vorläufig. 

Doch die Weitsichtigen im Stiefelstaat haben längst begriffen, dass das eigentliche Desaster kein gesundheitliches oder medizinisches ist, sondern ein gesellschaftliches und ökonomisches. Das wahre Problem sind nicht die Überlastung der sanitären Strukturen und die vermeintlich hohe Mortalitätsrate der Sars-CoV-2-Infizierten, sondern der Kollaps des öffentlichen Lebens und ein kollektiver Systemausfall. Das mag für viele Ohren steil, ja womöglich inhuman klingen, doch wäre es ungleich steiler, Maßnahmen zu billigen, die einen ganzen Staat und damit unzählige Familien in den Abgrund stürzen. 

Die redliche Forderung, Gesundheit müsse doch über wirtschaftlichen Interessen stehen verkommt zu einem rhetorischen Trick. Diejenigen, die sie aussprechen, verkennen die Tragweite einer schweren wirtschaftlichen Rezession. Gesundheit und Wirtschaft sind in einer verwobenen Welt wie der heutigen nicht mehr zu entkoppeln. Vielmehr bedingen sie einander. Dieser Zusammenhang wird leider noch von den Wenigsten durchschaut. 

Führende Virologen proklamieren nahezu unisono, dass der Höhepunkt der Pandemie vermutlich erst in 2-3 Monaten erreicht ist. Der Ausnahmezustand wird dann wohl eher Monate als Wochen andauern. Was das für den einzelnen Bürger und die ökonomische Lage bedeutet, bedarf keiner ausgefeilten Analyse. Die gesundheitlichen Folgen der Coronakrise sind akut, die ökonomischen jedoch verzögert spürbar. Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb die meisten in der Bevölkerung Italiens sich vom Sicherheitswahn der Politik haben infizieren lassen. Ein Indiz dafür sind die zahlreichen #IoStoAcasa-Hashtags in den sozialen Netzwerken. Die Medien tun ihr Übriges. Allenthalben kursieren Bilder von überfüllten Krankenhäusern und erschöpftem ärztlichen Personal. Intubierte Corona-Patienten und Sterbende zieren die Titelseiten der Boulevardpresse. Die Büchse der Pandora ist geöffnet, die Angstepidemie ist losgetreten. 

Auch die EZB hat keine unbegrenzten monetären Ressourcen für solche Notfälle.

Vermutlich schwant dem Ministerpräsidenten insgeheim bereits das destruktive Potenzial, das seine restriktive Sicherheitspolitik für die Industrie und Gesellschaft Italiens haben könnte. Vor allem weil man eh schon hoch verschuldet ist, sind solche Maßnahmen heikel. Doch jetzt zurückzurudern kommt für Italiens Premier wohl nicht in Frage. Man vertraut stattdessen auf die Expertise des wissenschaftlichen Beraterstabs. Der Preis dafür könnte jedoch unverhältnismäßig hoch sein.

Gleichwohl dürften viele bereits jetzt die wirtschaftlichen Folgen des gesellschaftlichen Stillstands spüren. Nicht alle haben für solche Fälle finanzielle Reserven auf der hohen Kante. Sollte die wirtschaftliche Stagnation tatsächlich länger anhalten werden Familien bald ihre Mieten nicht mehr zahlen können, auch ärztliche Visiten und Medikamente sind dann ein Privileg der Vermögenden. Produktionsketten werden unterbrochen, Unternehmen gehen bankrott, Angestellte werden entlassen und diejenigen, denen Hilfskredite eingeräumt werden, werden nach Ablauf der Rückzahlungsfristen trotz Stundung damit beschäftigt sein, Kredite zurückzuzahlen, anstatt neue Investitionen zu tätigen und damit die Wirtschaft anzukurbeln.

Auch nach der Coronapandemie wird längst nicht alles so sein wie bisher. Das Geld in den Haushalten wird knapp sein, der Konsum wird stark gedrosselt. Investitionen werden, falls Geld vorhanden, nur noch zögerlich getätigt werden. Wichtige Sektoren wie Tourismus, Luftfahrt und Handel werden nachhaltig geschädigt bleiben und laufend mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben. Vor diesem Hintergrund ist es keine schaurige Dystopie, dass viele bald nicht mehr das Geld haben könnten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Es kommt zum Anstieg von Psychopathologien und die Zunahme der Suizidraten ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Sozialfälle mehren sich, viele Menschen werden an den Rand ihrer Existenz gedrängt. 

Auch die EZB hat keine unbegrenzten monetären Ressourcen für solche Notfälle. Erst recht nicht, wenn die Pandemie in den Nachbarstaaten Italiens ihren Höhepunkt erreicht haben wird und es weiterer Geldpakete bedarf. Zulange hat man Niedrigzinspolitik betrieben, um mit billigem Geld die Investitionsfreudigkeit zu stimulieren und die Wirtschaft zu beleben. Eine an sich sicherlich lautere Maßnahme könnte sich nun als fatal erweisen.

Nun ist es freilich immer einfach, von außen zu urteilen und zu polemisieren. Jetzt sind vielmehr echte alternative Lösungsansätze gefragt, doch gibt es die?

Angst und Hysterie sind in diesen Tagen ein schlechter Wegbegleiter.

Ja, die gibt es. Eine Möglichkeit bestünde etwa darin, Risikogruppen zu isolieren, die hygienischen Mindeststandards weiterhin einzuhalten aber die restlichen Strukturen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens wieder zu aktivieren. Zu den Risikogruppen gehören mitunter ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen und auch Menschen, die aus anderweitigen Gründen eine Immunsuppression aufweisen. Dass sich Menschen, die sich mit den genannten Indikatoren dennoch nach draußen begeben, einem hohen gesundheitlichen Risiko aussetzen, dürfte klar sein. Älteren Menschen wird zudem angeraten sich sicherheitshalber gegen Pneumokokken impfen zu lassen, den bakteriellen Erreger einer Lungenentzündung. Diese Maßnahme könnte freilich auch auf die restlichen Risikogruppen ausgedehnt werden.

Natürlich sollten auch Menschen mit Symptomen zuhause bleiben und in schwerwiegenden Fällen den Arzt konsultieren, wie man es bei einer Grippe auch tut. Alle anderen, die nicht zur Risikogruppe zählen, könnten weiterhin ihren alltäglichen Aktivitäten nachgehen. So kann eine „Durchseuchung“ jener stattfinden, die in der Regel nicht gefährdet sind schwer zu erkranken oder an Covid-19 zu sterben. Das Ziel einer Durchseuchung ist das Aufbauen einer Herdenimmunität gegen das Virus ähnlich wie Schutzimpfungen: Das Virus werde sich erst dann nicht weiter verbreiten, wenn zwei von drei Menschen zumindest vorübergehend immun seien, weil sie die Infektion schon hinter sich hätten, sagt auch Topvirologe Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité.

Eine solche Maßnahme hätte den wesentlichen Vorteil, dass gefährdete Gruppen ausreichend geschützt würden und eine komplette ökonomische Stagnation verhindert würde. Denn sollten diese radikalen Schutzmaßnahmen nicht greifen und sich die Infektionsketten nicht unterbrechen lassen, dann haben wir einen doppelten Schaden, wobei sich der ökonomische Schaden ungleich fataler gestalten könnte als der akut gesundheitliche. 

Die jetzige Situation lässt sich nicht auf eine solch verkürzte Darstellung „Menschenleben vs. Wirtschaft“ herunterbrechen.

England verfolgt unter Johnson eine ähnliche Strategie. Auch die Engländer setzen auf eine sukzessive Durchseuchung der Gesellschaft bei stufenweiser Erweiterung der Schutzmaßnahmen. Doch das öffentliche Leben und die Wirtschaft dürfen weiterlaufen. Der wirtschaftliche Kollaps soll vermieden werden. 

Vermutlich hat Johnson bereits abgesehen, dass die Corona-Welle gleich wenig abzuwenden ist, wie die zeitweilige Überlastung sanitärer Strukturen. Da helfen auch noch so strenge Maßnahme nicht viel. Die Mehrheit der Virologen weiß das natürlich auch.

Natürlich könnte eine solche Laissez-faire-Strategie zu mehr Opfern führen. Johnson hat deshalb bereits im Vorfeld betont, dass vermutlich damit zu rechnen sei, dass „noch viel mehr Familien geliebte Angehörige vorzeitig verlieren werden". Da ist es nicht verwunderlich, dass sich viele über Englands Taktik echauffieren. „Der Wert eines Menschenlebens sei inkommensurabel und dürfe nicht für wirtschaftliche Interessen geopfert werden“, monieren die Kritiker.  

Doch die jetzige Situation lässt sich nicht auf eine solch verkürzte Darstellung „Menschenleben vs. Wirtschaft“ herunterbrechen. Zu viele Menschenleben sind eben auch durch eine ökonomische Rezession bedroht. Auch wenn sich das komplette Ausmaß der Krise erst später vollständig manifestieren wird. 

Dazu kommt, dass bereits längst Menschenleben gegeneinander abgewogen werden. Aufgrund der Knappheit der medizinischen Ressourcen und der kapazitiven Überlastung, wird im Mailänder Krankenhaus Legnano jüngeren Patienten gegenüber älteren der Vorzug gegeben. In anderen werden Corona-Patienten, die über 70 Jahre alt sind und Vorerkrankungen haben, gar nicht mehr aufgenommen. Angesichts dessen, ist es nicht illegitim, die verheerenden gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen mit der Schwere der gesundheitlichen Folgen zu verrechnen. Überzogenes ethisches Geplänkel bringt hier wenig. 

Auch fragt sich, wie lange die Bevölkerung Italiens sich noch die massive Einschränkung ihrer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte gefallen lassen wird. Dies wird spätestens dann zum Problem, wenn die finanziellen Mittel für lebensnotwendige Ressourcen zur Neige gehen. Die „Freiheit vs. Sicherheit-Debatte“ wäre jedoch eine Debatte für sich. 

Welche Lehren lassen sich nun aus dieser Krise ziehen? 

Angst und Hysterie sind in diesen Tagen ein schlechter Wegbegleiter. Vielleicht sollten wir diese Zeit nutzen, um über unseren Umgang mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit zu reflektieren. Die moderne Gesellschaft hat den Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit verlernt. Krankheit und Tod hat es schon immer gegeben. Wir täten gut daran, sie als das zu sehen, was sie sind - als Teil des natürlichen Weltverlaufs. 

Heidegger hat in „Sein und Zeit“ das Bewusstsein zum Tode als „Ausgangspunkt für ein selbstbestimmtes, authentisches und intensives eigentliches Leben“ bezeichnet. Nun wäre ein guter Zeitpunkt diese Worte zu beherzigen. Und womöglich gehen wir bewusster und gestärkt aus dieser Krise hervor.

 

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Die kleine Nac… Mo., 16.03.2020 - 23:38

Sehr guter Artikel, Danke! Es denken gar nicht mal so wenige so, nur traut sich's keiner (mehr) öffentlich zu sagen. Man sieht, die Schweigespirale wird immer enger und wirkt.

Unabhängig von Corona. Wo haben wir unsere westliche Gesellschaft blos hinmanövriert? Das Sterben wurde vom Leben entkoppelt und von einer Industrie privatisiert. Heute muss industriell gestorben werden, koste es was es wolle. Die Kosten, das Sterben in die Länge zu ziehen, erreichen gar nicht mal so selten das, was manch einer sein ganzes Leben lang verdient. Diese Gelder könnten an anderer Stelle sehr viel wirksamer für das Leben eingesetzt werden. Das was wir machen ist pervers. Wir legen Milliarden hin um die Flucht vor dem Tod, dem wir nie entkommen werden, zu verlängern. Auf der anderen Seite legen wir Milliarden für Rüstung und Todbringtechnik hin. Wir verkaufen Waffen direkt oder indirekt an Konfliktparteien, oft kämpfen beide Seiten mit den selben, im Westen produzierten Waffen. Das ist menschenverachtend, und nicht dieser Artikel!

Mo., 16.03.2020 - 23:38 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.03.2020 - 23:57

Antwort auf von Die kleine Nac…

„Sonst werden wir rote Zone …“ sagt Landesrat Thomas Widmann, der sich dabei auf die Vorarbeit seines „Ressorts Gesundheit“ beruft, in welchem - der Autor dem Landesrat zuarbeitend tätig ist.

Vertraut der Bürger nun auf Landesrat Thomas Widmann und sein Ressort - oder auf das Gegenteil davon. Vertraut man nun auf die Vorarbeit für Landesrat Thomas Widmann durch den Mitarbeiter Widmann im Ressort Gesundheit - oder auf das Gegenteil davon, das derselbe Autor Widmann hier schreibt?
Irgendwie bringt man dies nicht in Einklang.
Oder vertritt der Autor als Philosoph und Historiker im „Ressort Gesundheit“ die konträre Meinung, also den advocatus diaboli?

Mo., 16.03.2020 - 23:57 Permalink
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Manfred Burger Di., 17.03.2020 - 00:06

Risikogruppen isolieren, wie soll denn das aussehen? Menschen aus ihren Familien reißen und in Lager stecken? Sowas hatten wir schon... Ein Philosoph glaubt zu wissen, wie eine Pandemie zu lösen ist? Ich denke, der Schuster sollte bei seinen Leisten bleiben... Schreiben können Sie zwar viel, aber letztlich gelten auch für Sie drei ganz simple Worte: #IoStoAcasa

Di., 17.03.2020 - 00:06 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 00:12

Antwort auf von Manfred Burger

Im Transhumanismus hört sich dies so an (Zitat Artikel Widmann, 2019):
"Durch eine „manuell induzierte Evolution“ soll folglich die *Ausmerzung menschlicher Defzite* beschleunigt und die psychophysische Natur der menschlichen Spezies optimiert werden".
"Die Ausmerzung menschlicher Defizite"... ich möchte dies nicht kommentieren, der Vergleich wäre drastisch.

Di., 17.03.2020 - 00:12 Permalink
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Salto User
simon tinkhauser Di., 17.03.2020 - 07:18

Ich befürchte leider der Autor hat Recht. Sollte sich die Situation nicht sehr schnell normalisieren, werden die wirtschaftlichen Folgen Tragödien hervorrufen, welche die gesundheitliche Situation bei Weitem in den Schatten stellen werden.

Di., 17.03.2020 - 07:18 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 07:28

Antwort auf von simon tinkhauser

Das kann so sein. Aber um dies einem Teil der Mitmenschen zu ersparen, wollen wir einen anderen Teil jetzt „opfern“?
DAS ist nicht mehr europäischer Humanismus, das ist reinster Neoliberalismus.
(Nebenbei: Prof. Drosten ist DER TOP-Berater der deutschen Regierung, und diese setzt gerade dieselben Maßnahmen wie in Italien um).

Di., 17.03.2020 - 07:28 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 07:48

Antwort auf von simon tinkhauser

Der Vollständigkeit und Objektivität halber: DAS sagt Virologe Drosten wirklich:
„Das Interesse an seinen Ausführungen dürfte auch in dieser Woche nicht abflachen. Denn der Montag beginnt mit einer Reihe radikaler Maßnahmen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen: Grenzen werden dichtgemacht, in vielen Städten herrschen Veranstaltungsverbote. Schulen und Kitas bleiben in fast allen Bundesländern geschlossen. "Ich glaube, dass das richtig ist", meint Drosten. 
Der Virologe glaubt jedoch auch, dass die Gesellschaft sich an solche Einschnitte gewöhnen muss. "Ideal wäre es natürlich, wenn jeder immer Zuhause sitzen würde - aber das lässt sich mit dem Alltag gar nicht vereinbaren. Wir sehen das ja in Ländern, wo die Epidemie schon weiter fortgeschritten ist als bei uns in Deutschland." 
Dort sei die öffentliche Aufmerksamkeit so gravierend, dass die Leute zuhause sitzen bleiben "und nur rausgehen, um sich das Notwendigste zum Essen zu holen und gleich wieder reingehen." In dieser Situation sind wir in Deutschland nicht, stellt Drosten klar, aber "wir müssen uns darauf einstellen, dass solche Maßnahmen noch stärker durchgehalten werden müssen, dass wir irgendwann demnächst sagen müssen, ab jetzt gehen wir nicht mehr nach draußen“, sagt Virologe Drosten. Das Gegenteil dessen, was der Autor glaubhaft machen will.

Di., 17.03.2020 - 07:48 Permalink
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gorgias Di., 17.03.2020 - 07:41

Das oberste Ziel sollte sein, dass möglichist viele kritische Fälle die nötige Intensivbehandlung erhalten können. Der Autor propagiert einen anderen Ansatz zu "Flattening the curve".
Dieser besteht darin, dass man die Risikogruppen vor dem Virus isoliert und der Rest eine Herdenimmunität aufzubaut. Die Idee dahinter ist, da die Risikogruppen, das Gesundheitssystem am stärksten belasten, wird so die Anzahl der Personen die nicht die notwendige Behandlungen erhalten reduziert. Auch wird versucht, Folgeeffekte einzurechnen. Durch eine anhaltende Wirtschaftskrise könnten die Anzahl der Selbstmorde und Alkoholismus und andere Gesunheitliche Folgen stark ansteigen. Auch ist dieser Ansatz besonders schonend für die Risikogruppen, weil nicht versucht wird für sie die beste Behandlung für die größte Anzahl zur Verfügung zu stellen, sondern diese sich erst gar nicht anstecken sollen.

Doch anstatt hier mit der Moralkeule herumzufuchteln, laut Zensur zu rufen und den Autor ad hominem zu attackieren, sollte man diesen Vorschlag sachlich auseinander nehmen und kritische Fragen stellen.

1. Geht die Rechnung wirklich dabei wirklich auf? Wird es dabei zu weniger Fällen kommen, die während des Gesamtverlaufs keine notwendige Intensivbehandlung bekommen und zu weniger Toten kommen? Sind die Modelle nicht korrekt, wird es zu einem worst case Verlauf kommen. Diese Strategie beherbergt ein weiteres Risiko das nicht verschleiert werden sollte.

2. Ist es überhaupt praktikabel die Risikogruppen zu isolieren? Wie soll man Personen die in der Familie leben vor den anderen Familienmitglieder vor Ansteckung schützen? Falls man vor habe diese Risikogruppen in Sonderunterkünfte unterzubringen, wer soll dort die Pflege und Betreuung übernehmen. Wie verhält sich so eine Unterbringung psychosozial für die Personen aus der Risikogruppe als auch für die Angehörigen. Stellen diese Unterkünfte durch eine Zusammenführunge mehrerer Personen nicht wieder ein Risiko an sich dar?

Eine Demokratie lebt vom offenen Diskurs. Durch diesen werden schlechte Ideen aussortiert. Wer diesen verucht zu unterdrücken sollte sich mit seinen antiliberalen Zügen besser einmal auseinandersetzen.

Di., 17.03.2020 - 07:41 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 08:05

Antwort auf von gorgias

- der angegebene Lebenslauf des Autors ist unvollständig und lässt Wesentliches aus;
- der zitierte Artikel in der „Süddeutschen“ ist inhaltlich abweichend dargestellt;
- Prof. Drosten wird für das Gegenteil dessen zitiert, wofür er steht;
- die Aussage über den Transhumanismus entstammt einem Artikel des Autors.
Das ist Argumentation „in der Sache“, und nicht „ad hominem“. Es bedarf der Recherche und vielen Lesens - und der intensiven Beschäftigung mit dem vorliegenden Text.

Di., 17.03.2020 - 08:05 Permalink
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gorgias Di., 17.03.2020 - 19:21

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Gasser,

Sie sind ein Meister der selektiven Wahrnehmung.

Ich habe auch von moralischer Keule und Zensuraufrufe gesprochen. Auf das gehen Sie wiederum nicht ein.

Doch auf ad personam Argumentationen bzw. Versuche den Autor als Person zu zerpflücken sind doch reichlich, obwohl das mit der Argumentation an sich nichts zu tun hat.

Ob er freischaffend oder nicht freischaffend ist. Ob er mit seinem Arbeitgeber d'accord geht oder nicht.

Really? Who gives a shit!

Di., 17.03.2020 - 19:21 Permalink
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gorgias Di., 17.03.2020 - 20:40

Antwort auf von Peter Gasser

Oh, Sie wollen ein Beispiel?
Peter Gasser 17.03.2020, 19:33

Und im Kommentar auf dem Sie mit Peter Gasser 17.03.2020, 19:33 antworten ist wohl auch noch eins beschrieben.

Und dieser Kommentar, in dem Sie nach ein Beispiel fragen ist wieder eins.

Di., 17.03.2020 - 20:40 Permalink
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gorgias Di., 17.03.2020 - 21:05

Antwort auf von Peter Gasser

Natürlich habe ich es belegt. Sie können es ja selbst nicht wahrnehmen aufgrund Ihrer selektive Wahrnehmung. Sie picken sich immer das heraus was Ihnen gerade passt und wenn es nicht mehr geht, weil man es so weit runter destiliert hat, dass sie nicht mehr ausweichen können, dann brechen Sie ab, in dem Sie von "Oberhand-Rechnik" sprechen oder die beleidigte Leberwurst spielen.

Di., 17.03.2020 - 21:05 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 21:11

Antwort auf von gorgias

Wo haben Sie es belegt?
(Sie beherrschen Oberhandtechniken wirklich virtuos: man geht nicht auf die Frage ein und wiederholt die Behauptung - klassisch).
Sie werden Ihre Behauptung wieder nicht belegen. Also lassen wir dieses Spiel, das Sie stets wieder beginnen.

Di., 17.03.2020 - 21:11 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 10:19

Antwort auf von gorgias

Hierin liegt die Ursache des britischen Sonderweges:
„So soll unter anderem verhindert werden, dass das ohnehin chronisch überforderte nationale (britische) Gesundheitssystem (NHS) zusammenbricht. Grossbritannien ist mit 4000 Intensivbetten und 5000 Beatmungsgeräten im internationalen Vergleich unterversorgt. Premierminister Johnson hat die britische Industrie aufgefordert, wo möglich die Produktion auf medizinische Ausrüstung, insbesondere auf Beatmungsgeräte umzustellen.
Deutschland hat 28.000 Intensiv-Betten.
Großbritannien versucht (hat versucht) einen riskanten Weg zu gehen, da der sichere Weg aufgrund des maroden Gesundheitssystems, das in strengen Wintern schon bei einer Grippe kollabiert, die Fehler neoliberaler Politik aufzeigen würden.

Di., 17.03.2020 - 10:19 Permalink
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△rtim post Di., 17.03.2020 - 08:36

Ein interessanter Beitrag, u.a. vielleicht um sich in Deutsch ... kompetenzorientiert auf die kommende Abschlussprüfung vorzubereiten und auseinanderzusetzen.
Dazu zählt mitunter auch die (inhaltliche) Frage: Muss bzw. kann man die derzeitige Wirtschaft mit einer "Freiheit vs. Sicherheit-Debatte“ gleichsetzen und behaupten?

Di., 17.03.2020 - 08:36 Permalink
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Karl Trojer Di., 17.03.2020 - 09:30

Antwort auf von △rtim post

"Freiheit vs. Sicherheit-Debatte" ? Das ist, auch meines Erachtens, das zu obigen Thesen passende Konzentrat. Dabei geht es allerdings nicht um ein "entweder-oder", sondern um ein auf Optimierung bedachtes "sowohl-als auch". Und es geht um Prioritäten, bei denen ich den menschlichen Mindestbedürfnissen Vorang geben würde. Gesundheit hat Vorrang vor Konsum. Wir Menschen können mit viel weniger glücklich leben als dem Haufen an Angeboten, die uns aufgedrängt werden. Angst schwächt das Immunsystem und macht krank. Zuversicht , Klugheit und "Nächstenliebe" stärken uns. Das neoliberale "immer schneller, immer mehr" müssen wir ehestens durch zukunftsfähigere Modelle der Wirtschaft und des Konsums ersetzen; nutzen wir dafür die Zeit und Warnung, die diese Pandemie uns bietet.

Di., 17.03.2020 - 09:30 Permalink
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Hannes Loacker Di., 17.03.2020 - 09:47

Ich teile diese Position zur Gänze und unterstütze den Autor in seinem Mut, diese These gegen den aktuellen Mainstream darzulegen. Bitte halten sie uns am Laufenden.

Di., 17.03.2020 - 09:47 Permalink
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Georg Holzer Di., 17.03.2020 - 10:19

Sehr guter Beitrag, der den Nagel auf dem Kopf trifft.
Unsere Gesellschaft hat sich dieses Szenarium selbst im letzten Jahrhundert eingebrockt. Die natürliche Auslese die wir früher bei der Geburt und im Leben hatten fehlt durch die immer besser werdende Medizin, fast alle überleben, auch die Schwachen und Kranken und können sich fortpflanzen und unsere Spezie ist schwächer geworden. Die Menschheit hat die Natur und Evolution überwinden wollen und jetzt müssen wir erkennen, dass die Natur doch stärker ist und nur die starken und gesunden überleben wie auch die wilden Tiere. Vielleicht verstehen jetzt wieder viele, dass wir Menschen auch nur "Tiere" oder Lebewesen sind, die die Natur vorgebracht hat und sie deshalb natürlich respektieren sollten und nicht immer meinen wir sind die Besten und können alles kontrollieren!

Di., 17.03.2020 - 10:19 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 10:23

Antwort auf von Georg Holzer

„ ... fast alle überleben, auch die Schwachen und Kranken und können sich fortpflanzen und unsere Spezie ist schwächer geworden“:
es ist erschütternd, was für ein Geist hier wieder aus der Flasche kommt, ein Geist, den wir glaubten, überwunden zu haben.
Es ist erschütternd.

Di., 17.03.2020 - 10:23 Permalink
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Georg Holzer Di., 17.03.2020 - 10:37

Antwort auf von Peter Gasser

… das stimmt, es ist erschütternd, doch wir sind stammen halt von den Affen ab und das können wir halt nicht leugnen, ist die Natur die uns gemacht hat und wir sind ein Teil davon und müssen sie respektieren.
Natürlich ist es tragisch was gerade vor sich geht und wünsche niemanden den Tod oder Krankheit und die jetztige Situation, wünschte es wäre wie vorher und es wäre nie geschehen, doch jetzt hat uns halt unser Verhalten und gieriger Umgang mit der Erde eingeholt und sollten das respektieren, nachdenken und in Zukunft wieder respektvoller umgehen... vielleicht lernen wir daraus.
Naja vielleicht finden sie bald ein Gegenmittel oder Impfstoff, doch es wird sich halt in Zukunft wiederholen, so oder so...

Di., 17.03.2020 - 10:37 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 13:09

Antwort auf von Georg Holzer

sagen Sie?
Nein, der Autor des Buches „Macht der Gedanken“ (Erhard F. Freitag) ist ein Schüler von Murphy... daher auch: „rutscht man hin“...
Ich bin da, so zeigt es sich mir, richtig informiert.

Di., 17.03.2020 - 13:09 Permalink
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Klaus Hartmann Di., 17.03.2020 - 11:48

Ein Kompliment dem Herrn Widmann. Ehrlich gesagt verstehe ich die Aufregung der Kommentatoren nicht. Abgesehen von den aufgezeigten Lösungsansätzen (??) vervollständigt der Beitrag das Bild der Situation in der wir uns befinden. Hier wird weder eine "neoliberale" noch eine "menschenverachtende" Geisteshaltung proklamiert. Es werden Tatsachen aufgezeigt denen wir uns wahrscheinlich in nächster Zukunft als Gesellschaft stellen müssen. Sämtliche Bereiche (politisch, kulturell, sozial und wirtschaftlich) werden davon betroffen sein und am härtesten wird es nicht die Wohlgenährten und Überversorgten treffen, die sich nun darauf freuen dürfen, dass das Eis im nächsten Sommer noch besser schmecken wird (siehe Beitrag von Frau Kienzl).

Di., 17.03.2020 - 11:48 Permalink
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Christoph Wallnöfer Di., 17.03.2020 - 12:10

Wir können auf den Autor Valentin Widmann nun draufhauen oder seinen Beitrag als Anregung annehmen. Ich habe mich für`s Zweite entschieden.
Die derzeitige Krise sehe ich als Anlass, uns als Gesellschaft bereits jetzt - in mitten dieser außergewöhnlichen Situation - über mittel- und langfristig wirkende Maßnahmen Gedanken zu machen (für die wir ohne Weiteres bereits kurzfristig die Weichen stellen können).
Nur ein Beispiel mit aktuellem Bezug: da ja vor allem der Körper von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes zusätzlich extrem stark durch die Corona-Infektion belastet wird, sollten wir durch verschiedene (gesetzliche) Maßnahmen solche Erkrankungen möglichst zu verhindern versuchen. Dass die Ernährung dabei eine große Rolle spielt ist hinlänglich bekannt. Weshalb nicht mittels Gesetz den Verkauf von bestimmten Nahrungsmitteln verbieten oder zumindest sehr hoch besteuern? Mit einer solchen "Zwangsmaßnahme" könnte ich sehr gut leben ...

Wie gesagt: das ist nur ein Handlungsbereich aus vielen. Da wären noch Biodiversität, ökologische Lebensmittelproduktion, möglichst natürliche Gestaltung unseres Lebensumfelds, UND UND UND.
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn wir uns in allen Bereichen so gut als möglich an der Natur orientieren bzw. uns daran orientieren, was "artgerecht" für die verschiedenen Lebensbereiche des Menschen bedeutet.

Di., 17.03.2020 - 12:10 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Di., 17.03.2020 - 22:05

Antwort auf von Christoph Wallnöfer

Eigenartige und unverständliche Idee! "...da ja vor allem der Körper von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes zusätzlich extrem stark durch die Corona-Infektion belastet wird, sollten wir durch verschiedene (gesetzliche) Maßnahmen solche Erkrankungen möglichst zu verhindern versuchen."
Warum dürfen wir uns nicht unseres Lebens und unserer Genüsse erfreuen und dann eben Sterben, wenn unser Körper am Ende ist? Warum wollen Sie mündige Menschen mit restriktiven Maßnahmen zwingen, 90 oder 100 Jahre alt zu werden? Unserer Gesellschaft ist eh schon überaltert! Hören Sie auf mit diesem Gesundheitswahn! Welchen Sinn hat es, als demente Person aufwendig gepflegt zu werden oder mit Kathetern und Schläuchen künstlich am Leben gehalten zu werden?

Di., 17.03.2020 - 22:05 Permalink
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Meister Haus Di., 17.03.2020 - 12:38

Mir beginnen jetzt schon, die leibhaftigen Menschen zu fehlen. Die aus Fleisch und Blut, deren Nähe mein Organismus immer wahrnimmt, ohne dass mein Verstand das bewusst registriert. Könnte es sein, frag ich mich, dass wir uns mehr brauchen und radikaler abhängig voneinander sind, als wir jemals dachten? Jetzt fallen viele Ablenkungen und Ersatzhandlungen weg, die Höhe des Bankkontos relativiert sich für die meisten von uns, 1000 Facebook Freunde helfen auch nur bedingt, das Internet und das Lesen hängt einem auch irgendwann zum Hals heraus, der/die allernächste(n) Mensch(en), mit dem/denen wir im Haus gefangen sind wird/werden in seinen/ihren Stärken und Schwächen überdimensional groß, usw. …. Jetzt fallen mir Viele ein, zu denen ich schon lange keinen Kontakt mehr hatte und ich frag mich, wie es ihnen wohl geht. Und das große Blühen draußen bereitet sich auf seinen Auftritt vor – schon seiner Schönheit wegen, würde es sich lohnen, noch einmal alles zu versuchen.

Zu heilen hätten wir viel. Die Viruspandemie ist buchstäblich nichts, verglichen mit der tödlichen Krankheit, die wir über die lebendige Welt gebracht haben.
Könnte es sein, dass in dieser fundamentalen Abhängigkeit voneinander unser größtes Potential und unsere größte Chance für die anstehenden Veränderungen liegen? Wie könnten wir miteinander vielleicht doch noch die Kurve kriegen? Diese Gedanken machen mir Hoffnung.

Di., 17.03.2020 - 12:38 Permalink
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Meister Haus Di., 17.03.2020 - 21:38

Antwort auf von Greta Karlegger

Greta Karlegger, in dem ganzen Kommentarchaos, hab ich Ihre Frage übersehen. Ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt beantworten kann. Ich hab für mich selber lange gebraucht, um diesen Begriff zu mögen. Jetzt empfinde ich ihn als eine Befreiung von einem großen irrtum. Abhängig sein, ist ja das Letzte, das für ein Individdum des 21. Jahrhundert, Kind von 600 Jahren Aufklärung, in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit überhaupt vorstellbar ist. Das würde es einschränken in seiner Allmachtsphantasie aller Natur gegenüber und seine vermeintliche Verfügungsmacht über all die dingliche Welt (inklusive Pflanz und Tier) in Frage stellen. Abhängig zu sein von dieser Welt, weil untrennbar Teil von ihr, ist eine massive Kränkung.
Ich wüßte kein anderes Wort.

Di., 17.03.2020 - 21:38 Permalink
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Peter Grünfelder Di., 17.03.2020 - 13:03

Ich danke Herrn Valentin Widmann für diesen guten und anregenden Artikel. Schade dass einige Mitglieder der Salto Comunity sich dadurch so angegriffen und verletzt fühlen und so aggressiv reagieren ... und sich wohl dadurch zu Urteilen verleiten lassen, die einem freien Medium nicht würdig sind.

Di., 17.03.2020 - 13:03 Permalink
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Taler Sara Di., 17.03.2020 - 13:28

Antwort auf von Peter Grünfelder

Die Überlegungen des Autors zur folgenden Wirtschaftskrise können ja gut und richtig sein. Nicht-Experten (und der Autor hat nun mal laut seinem obigen Lebnslauf Null Kompetenz in den Bereichen Virologie, Medizin oder Epidemiologie) sollten jedoch in diesen Zeiten von Ratschlägen zur Seuchenbekämpfung Abstand nehmen. Mit keinem Wort wird im Text auch der Iran erwähnt, wo genau diese Laissez-faire-Politik zu beobachten ist. Zur Untermauerung seiner These verzerrt der Autor sogar die Aussagen führender Virologen, da könnte man doch eher den hier zitieren, der behauptet genau dasselbe wie der Autor dieses Textes: https://www.bbc.com/news/world-middle-east-51642926

Di., 17.03.2020 - 13:28 Permalink
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gorgias Di., 17.03.2020 - 13:48

Antwort auf von Taler Sara

Im Iran hat man aber nicht die Risikogruppen isoliert. Deswegen ist das nicht übertragbar.

Nicht Experten sollten auch eine Meinung zum Thema haben dürfen. Hier ist auch der angebrachte Rahmen diese zu äußern. Entscheidungsträger werden von dem was hier geäußert wird wohl kaum beeinflusst.

Di., 17.03.2020 - 13:48 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 14:19

Antwort auf von gorgias

Elsaß?
Grad gehen dort die Intensivbetten aus - und es wird sich so weiterentwickeln, quer durch Europa, Nordamerika, dann Südamerika, letztlich Afrika. Das arme, arme Afrika.
Verfolger Sie die Viruslandkarten... ein Lehrbeispiel in Echtzeit - und real.
Und die Briten? Wer nur knapp 5.000 Intensivbetten hat, musste etwas anderes versuchen, und jetzt schwenken auch sie zurück zum einzig gangbaren Weg: den der maximalen Verlangsamung der Ausbreitung.

Di., 17.03.2020 - 14:19 Permalink
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gorgias Di., 17.03.2020 - 19:45

Antwort auf von Peter Gasser

Ich verstehe nicht was Sie mit Elsass meinen. Können Sie das bitte erleutern?

Es werden uns alle die Intensivbetten ausgehen. Ob man die Flattening the curve betreibt oder ob man die Strategie anwenden möchte die Risikogruppen zu isolieren und den Rest der Bevölkerung ein Herdenimmunität aufzubauen.

Im Prinzip sind beide Ansätze plausibel. Was aber im konkreten besser sein wird kann dann höchstens ein Experte feststellen mit sehr viel Detailarbeit.

Genau das was Sie dagegen anführen, nämlich die geringe Anzahl von Intensivbetten in Großbritanninen spricht für den Ansatz der Herdenimmunisierung. Denn je schlechter man vorbereitet ist spricht dies tendenziell für die Herdenimmunisierung, während je besser man vorbereitet ist es tendenziell für "flattening the curve" spricht.

Di., 17.03.2020 - 19:45 Permalink
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Peter Gasser Di., 17.03.2020 - 19:57

Antwort auf von gorgias

Das Problem dabei ist, dass Sie die Risikogruppen nicht isolieren können: alle Alten und Kranken und Geschwächten über Monate oder Jahre in Lager bringen? Familien außeinanderreißen? Wo bringen Sie die alle unter? Und wer betreut diese? Auch wiederum Alte, Kranke und Schwache? Wie teilen sie Pfleger und Ärzte auf?
Es gibt Gründe, warum dies niemand macht.
Im Elsaß sind nach Italien jetzt auch die Intensivbetten ausgegangen.
Das Problem Englands ist das rudimentäre Gesundheitssystem, bei dem schon bei stärkeren Grippewellen die Menschen in den Gängen der Krankenhäuser sterben müssen. Das sollte wohl nicht (wieder) sichtbar werden, daher ...

Di., 17.03.2020 - 19:57 Permalink