Gesellschaft | Forderung der Homosexuellen in Südtirol

Centaurus: Entschuldigung der Dolomiten-Redaktion schießt daneben

Warum keine offizielle Stellungnahme?, fragt Centaurus. Warum unter den Teppich kehren? "Wir wollen diskutieren", fordert Andreas Unterkircher.

Manchmal schießen die Preußen schneller als gedacht. Doch das Pulver ist auf dem zweiten Blick faul, reicht nicht, trifft nicht - richtig. Die Entschuldigung direkt aus der Dolomiten-Redaktion, die E-Mail an den Vater, der sich via Centaurus beschwert hatte, über eine homofeindliche Leserbriefschreibart in der Tageszeitung Dolomiten, ist nicht genug. Der Wortlaut der Entschuldigung, die heimlich und leise an den Vater adressiert wurde, lautet folgendermaßen:

Sehr geehrter Herr XXXXX,

nach Rücksprache mit Chefredakteur Dr. Toni Ebner teile ich Ihnen mit, dass wir ab sofort diese Diskussion um Homosexualität beenden werden. Es tut uns Leid, sollte jemand beleidigt oder verletzt worden sein.

Freundliche Grüße
Beate Teutsch

Alles gut? Hand reichen und weiter ziehen? Keineswegs. Die Facebook-Debatte, das Aufbegehren der Schwulen Szene ist Südtirol kommt gerade in Schwung. Zu lange klein gehalten? Zu lange im Verborgenen geblieben?
„Eine direkte Stellungnahme vom Chefredakteur“ hätte sich eine Userin gewünscht, „wenn's ihm echt wichtig gewesen wäre." "Und heißt das jetzt", fragt eine andere, „dass auch all jene Leserbriefe, die den Schwulen und Lesben freundlich gegenüberstehen, nicht mehr gedruckt werden?“  Ur Bit Orbin postet auf Facebook: „Zuerst monatelang jeden homophoben und beleidigenden Schwachsinn abdrucken und dann jegliche Diskussion beenden wollen um sich weder rechtfertigen noch positionieren zu müssen.“

Der Vorwurf in Richtung Dolomiten wird explizit formuliert: nur jene Leserbriefe werden abgedruckt, die "konform" sind. Der Blattlinie, der Gesinnung entsprechen. Dass "Ausländer-Themen rechts abgehandelt werden", ist für viele klar. Hat sich Südtirol daran gewöhnt Medien zu haben, die öffentlich-rechtlichen Vorgaben entsprechen? Müssen Landesräte, zahlende Klientel und Landeshauptleute bedient werden? Wann ist genug?

Wenn schon zahlen, dann wollen wir auch bedient werden. So klingt Durnwalders Kritik am anscheinden faulen, parteiischen Sender Bozen. Wenn schon entschuldigen, dann annehmen. So klingt das E-Mail der Tageszeitung Dolomiten an den Vater, der keine Homohetze mehr möchte, in Südtirol.

Für Andreas Unterkicher ist klar:  „Die Diskussion beenden? Nein, meine Lieben! Ich will die Diskussion weiterführen! Nicht das Thema ist das Problem, sondern die Ausdrucksform."

 

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gorgias Mi., 16.10.2013 - 18:53

auf der Leserbriefseite der Dolomiten auffinden kann. Eine echte Freakshow. In Deutschland würde ein guter Teil der Leserbriefe es niemals in ein Mainstreammedium schaffen.
Dass man jetzt die Dolomiten nicht als Plattform für eine offene Diskussion haben möchte ist für mich klar. Schließlich wurde diese Email zur Schadensbegrenzung geschrieben und nicht, weil man mehr jetzt mehr für Menschen mit dieser sexuellen Neigung übrig hätte.
Würde es jetzt eine offene Diskussion geben würde die katholische Hardcore-Fraktion am Ende noch das Tagblatt der Südtiroler zu ihrer direkten Zielscheibe erwählen.

Mi., 16.10.2013 - 18:53 Permalink
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Greta S Do., 17.10.2013 - 17:45

Gibt es diese Leserbriefe auch online? Kann jemand einen Link posten? Ich würde mir das gerne einmal ansehen.

Do., 17.10.2013 - 17:45 Permalink