Gesellschaft | Corona-Soap - Part 1

Morituri te salutant

Hier sollten eigentlich meine berühmten letzten Worte stehen, aber dann hat das Virus nicht die Lunge angegriffen, sondern das Gehirn
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Foto: Goggel Totsch

Symbiotisch. Anders lässt sich meine Verbindung mit dem Virus nicht beschreiben. So exponentiell die Wachstumskurve der Seuche ist, so exponentiell kocht der Zynismus in mir hoch. Kein Wunder. Seit 11 Tagen hocke ich in meinem Quarantäneloch. Nach dem Binge-watching aller drei Hobbit- und Der Herr der Ringe Filme war ich schon etwas gaga, aber dann habe ich mir noch alle sieben Staffeln von Game of Thrones reingezogen und nun ist Feierabend. Ich sehe mich Schwert-schwingend durch die öden, #ichbleibedaheim-entvölkerten Coronalande reiten (Karpf, Zepf, Stadtputz, Finanzer und die Heldentruppen des walschen Heeres köpfend - die, mit Eigenerklärungen wachtelnd, sich mir in den Weg stellen wollen).
Vielleicht bin ich Der Herr der Ringe, aber sicher nicht mehr der Herr meiner Sinne. Gedanken blitzen durch meine Ganglien, ohne Zusammenhang, ohne sie fest halten zu können - wie letztens, als ich mir mal wieder einen Joint gegönnt habe (meine Nichte sorgt dafür, dass die Versorgungskette nicht abreißt).

  • Perfide finde ich ja die Pfaffen. Wie das „Pling“ wenn das Privatfernsehen am oberen Bildeck Werbung einblendet, läuten sie nun ihre Glocken 10-15 Minuten lang auch unter der Woche - „Hallo, uns gibt's auch noch!“ Wirft mich jedes Mal zu Mittag aus dem Bett. Die Katholen haben Marketing auch bitter nötig, besonders da ihr „Heilsangebot“ in Pandemie-Zeiten irgendwie nicht wirkt. Tja, hättet ihr Virologie oder Immunologie statt Theologie studiert, hätte ihr jetzt nicht den nutzlosesten Job von allen (gut, den hattet ihr vorher auch schon, aber nun wird es evident). Ihr seid nicht zu Gast in der täglichen Fragestunde auf'm Boazner.
    Dafür seit ihr noch einmal gschloffn. Bedankt euch bei eurem Chef. Nein, kein Gott-sei-Dank. Den Conte-Dings meine ich. Hat in weiser Voraussicht gleich eure Götzendienste verboten. Ist euch klar, dass ihr mit eurem Durchschnittsalter von 73 voll in die Risikogruppe fallt - gleich wie eure Kundschaft alter Weiblein? Da wird eine Frühmesse keine Corona-Party sondern ein Schlachtfest.
  • Das einzig positive an der jetzigen Situation ist mein PCR-Test.
  • Nutzlos. Die ganzen teuren Mänätscher-Workshops für einen „festen Händedruck, der den entschlossenen, aktiven Mann charakterisiert“. Kannst du alles in die Tonne treten. Wenn es ganz schlimm kommt, werden wir uns - wenn der letzte positive Test auf SARS-CoV-2 einigen Wochen her ist - wie die Japsen mit den Händen an den Oberschenkeln voreinander verneigen.
    Schade drum - war immer eine gute Möglichkeiten den Ungusteln die Hand zu brechen. Dieses Social Distancing sollten wir auf jeden Fall beibehalten. Möglichst weit weg ist mir mein Nachbar am liebsten und die ganzen anderen Zwidren sowieso.
  • In letzter Zeit etwas vom Zwischenrufer aus dem Weinbergweg gehört? Frage mich in welchem Nobelunterschlupf er sich vor lauter Panik in Selbst-Quarantäne verkrochen hat? Hätte mir zumindest eine rührende Good-Will-Aktion unter der Rubrik „Stopp dem Virus“ erwartet: Mengenrabatt auf die Todesanzeigen im Kasblatt der Südtiroler - jetzt wo so viel gestorben wird!
    Ob so einer immer noch ein Einzelzimmer bekommt, nachdem die medizinische Versorgung zusammengebrochen ist oder ob man ihn zum Sterben auf den Flur neben den Niameterjoggl schiebt - vorausgesetzt der „fremde Staat“ hat bereits alle Beatmungsgeräte der Privatkliniken requiriert, dort wo sich die Reichen und Schönen für gewöhnlich kurieren lassen? Stelle mir gerade vor, wie es sich so anfühlen muss, einer der reichsten - aber auch unbeliebtesten - Südtiroler auf dem Friedhof zu sein?
  • Meine Bank hat mich angerufen, ob ich den Kredit für mein Kellerloch stunden will? Geht's noch?! Seit Jahr und Tag buggle ich wie ein Blöder, um so schnell wie irgend möglich alle Abhängigkeiten von Banken los zu werden. Der Tag der letzten Rate, ist der Tag, an dem ich zum letzten mal ein Konto besessen habe. Danach stopfe ich meine Kohle unters Kopfkissen. Wenn sie jetzt wegen Covid-19 wieder anfangen Banken zu retten, werde ich das obige Schwert gegen ein größeres Kaliber austauschen.
  • Dieses Virus ist ein Witz! Glaubst du irgend einer auf meiner Liste müsste auf der Intensiven zwangsbeatmet werden? Da wird gestorben was das Zeug hält, aber immer die Falschen. Guys - nutzt die Gelegenheit. Bekommt auch eine Covid-Heldenmedaille mit ins Massengrab. Versprochen.
    Wollte im selben Atemzug etwas über den Schön-Wetter-Landesrat schreiben - der dessen Name ich niemals nenne - da nimmt er mir mit den Rotzhudern des Cousins den Wind aus den Segeln und demontiert sich selber. Was für ein Mann! Dafür gibt's zur Medaille zusätzlich das Event-Kreuz und die Selbstdarstellungs-Nadel in Gold. Und ich wette ein Tetra Pak „In vino veritas“, dass er sagen wird, dass er die Sanität auf Vordermann gebracht hätte, wenn ihm nicht dieses Kataklysma in die Quere gekommen wäre.
  • Die Piefke haben bei 83 Millionen Einwohner 28.000 Intensivbetten, das sind 33,7 pro 100.000 Einwohner. Das Walschland hat bei 60 Millionen Mitbürger 5.200 Betten für Intensivmedizin oder 8,6 pro 100.000 Walsche. Der „begehrenswerteste Lebensraum Europas“ war laut ASTAT 2019 Heimstatt für 531.178 Südtiroler*innen bei 30 Intensivbetten. Das sind 5,6 pro Doige*innen. Nach der jetzigen Verdoppelung sind es auch nur 11,3. Merken Sie was?
    Mein Tate hat damals für den Adolf optiert – und auch gekämpft. Erwächst mir daraus nicht ein Anrecht auf einen deutschen Pass (oder zumindest auf einen Doppelpass)? Wieviel Betten haben eigentlich die im Voterlond? Sven? (Ich verrat's dir: Nur geringfügig weniger als die nördlichen Nachbarn).
  • Last but not least! Bin sprachlos wie schnell man seiner Bürgerrechte verlustig gehen kann. Ein kalter Putsch, der einen in einer Woche aus der Demokratie in eine Vorahnung von Diktatur befördert. Wie schnell die Hilfssheriffs, die Denunzianten, die Applaudierer fürs Prangeraufstellen aus den Löchern gekrochen kommen: „Boah, hat den Schneid ohne Lidl-Sackl und Eigenerklärung eine Runde spazieren zu gehen“. Die Renaissance derer, die einen damals aufgeschrieben haben, als der Lehrer aus der Klasse ging.
    In diesem Klima wäre der Augenblick günstig einen Misanthropen wie mich los zu werden. Art. 650 c.p. Das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Ich wünsche euch kein „Bleibt Xund“ sondern eher „Fickt euch“, "Trollt euch"!
    Hmm … vielleicht doch nicht, denn wer ließt dann den Schwachsinn, den ich hier absondere. Keine Likes, Herzilen oder Kommentare. Deshalb doch: Schaut auf euch und bitte, bitte holt mich ab – schlimmer als dieser Ort kann das Inferno in der Bozner Dantestraße (man beachte die Analogie) auch nicht sein. Nicht mal die Folter, denn hier vor mir stapeln sich Special Editions mit 300 Stunden Bonusmaterial von Harry Potter und der Stein der Weisen, Harry Potter und die Kammer des Schreckens, Harry Potter und der Gefangene von Askaban …
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Peter Gasser Sa., 28.03.2020 - 09:00

reißen Sie sich zusammen; wenn nicht hier, in Deutschland spricht man Klartext:
“Vor zwei Wochen haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie in Deutschland begonnen. Viele sehnen eine Rückkehr zur Normalität herbei. Doch eine Lockerung wird es so schnell nicht geben, macht Kanzleramtschef Helge Braun klar.
Kanzleramtschef Helge Braun hat klargestellt, dass es in der Corona-Pandemie vor dem 20. April keine Lockerungen der bestehenden Einschränkungen geben werde. "Wir reden jetzt bis zum 20. April nicht über irgendwelche Erleichterungen. Bis dahin bleiben alle Maßnahmen bestehen."
Loch in der Dantestraße?

Sa., 28.03.2020 - 09:00 Permalink
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Herta Abram Sa., 28.03.2020 - 10:36

Ich persönlich kann der sogenannten Satire des Autors wenig abgewinnen, mir fehlt da maßgeblich, Esprit und der konstruktive Gedankenunterbau.
Allein, die narzisstischen Anteile des Autors scheinen sich hier tummeln zu dürfen.
Hören Sie auf um-sich-selbst-zu- kreisen. Machen Sie etwas fürs Gemeinwohl - in Zeiten wie diesen!
- Bieten Sie digitale Hausaufgabenhilfe, oder Nachbarschaftshilfe,...an. 

Sa., 28.03.2020 - 10:36 Permalink
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Elisabeth Garber Sa., 28.03.2020 - 10:42

:-) super Galgenhumor in Quarantäne...

PS: Das mit den Betten stimmt, *aber* die Deutschen haben *kein* Personal für die Intensivpflege (minds. so brutal...wie zu wenig Betten) ...ausserdem fehlt es an Schutzausrüstungen vom Haus- und Landarzt bis hinein in die Spitäler und Seniorenheime.... - soviel zur BRD.
Wie es in Ö ausschaut, weiß ich nicht.

Sa., 28.03.2020 - 10:42 Permalink
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Peter Gasser Sa., 28.03.2020 - 10:52

Antwort auf von Elisabeth Garber

... trotzdem verdoppelt die BRD nun die Intensivbetten, was bedeutet, dass sie 10 Mal soviel Betten pro 1.000 Einwohner haben wie Italien oder England. Und seien wir gewiß, dass auch pensionierte Ärzte und Pfleger, sowie Medizinstudenten Kranke auf diese Betten hieven und anschließen können...
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Gestern flog die fliegende Intensivstation der Bundeswehr 10 Intensivpatienten aus Oberitalien nach Deutschland aus.

Sa., 28.03.2020 - 10:52 Permalink
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Elisabeth Garber Sa., 28.03.2020 - 11:32

Antwort auf von Peter Gasser

Das mag sein - endlich...das zögerliche Vorgehen der Grenzländer war alles andere als solidarisch. Erst seit e i n e r Woche eine Wende, ein bisschen spät! Ohne den extremen Druck der jeweiligen Botschafter (Italien- Deutschland) und Flintenuschi in Brüssel wäre nicht viel passiert. Wiedereinmal hätte man Italien fast allein gelassen...
Danke den Chinesen, Russen und Kubanern!

Sa., 28.03.2020 - 11:32 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 28.03.2020 - 11:28

Antwort auf von Elisabeth Garber

Deutschland nimmt Corona-Kranke aus der Lombardei zur Intensivpflege auf. Dies muss man wertschätzen! Das hat Südtirol nicht getan, als es noch Kapazitäten gab. Ja unsere Großzügigkeit und Gastfreundschaft?!

Sa., 28.03.2020 - 11:28 Permalink