Wirtschaft | Folgen von corona

Wir sind im Krieg

Unser Land Südtirol, ganz Italien, Europa, ja die Welt steckt in einer tiefen Krise.
Corona hält uns im Würgegriff. Wir ringen nach Luft. Wie lange halten wir das aus?
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Wollte nichts mehr schreiben in dieser Krisenzeit, weil oft Schweigen mehr hilft und für alle besser ist. Zudem ist kein Entscheidungsträger in solchen Krisensituationen zu beneiden und sollte in Ruhe und Besonnenheit seine Maßnahmen setzten können.

Wir sind im Krieg. Auch dort gibt es Befehlshaber, Kriegstaktiker die befehlen und die Soldaten gehorchen. Auch dort leiden die, welche nicht an der Front kämpfen,  oft mehr und sind ratlos und verzweifelt.

Und alle hoffen, dass der Krieg bald zu Ende geht.   Wir fiebern einem Abbau der restriktiven Maßnahmen entgegen, sehnen uns nach Freiheit und Normalität, genau wie im Krieg.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges glaubten die Soldaten, die an die Front zogen, sie wären um Weihnachten sicher wieder zu Hause. Die Entwicklung zum Weltkrieg hat sie eines Besseren belehrt.

Versorgungsengpässe in der Monachie waren die tragische Folge dieser Fehleinschätzung. Die Soldaten sind mehr verhungert als gefallen.

Auch wir sind im Krieg. Und wir wissen nicht, wann er zu Ende ist. Wann es für den Endsieg gegen corona reichen wird. Einen Monat Einschränkung haben wir hinter uns, einen Monat werden wir noch in Kauf nehmen müssen. Kommt dann der erhoffte Endsieg?     In Südtirol vielleicht, weil wir diszipliniert sind und den unsichtbaren Feind im Griff behalten haben. Aber was passiert in den anderen Ländern? Also kein Reiseverkehr, kein Tourismus. Auch die Tätigkeit in den Betrieben ist abzuwarten. Kommt es wieder zu einem Anstieg  der Infektionen?  Was dann?

Wir sind im Krieg und beginnen bereits Schadenserhebungen  zu machen und Sanierungspakete zu schnüren. Die Wirtschaft schreit auf und hat eigentlich lediglich den Monat  August auf den März vorgezogen. Auch dort geht zwischen Urlaub und Lieferstopp für einen Monat nicht viel. Der Tourismus hat über Jahre geboomt und sollte den bisherigen Ausfall spielend verkraften. Auch die  Skigebiete haben eine glänzende Saison gehabt und durch den vorzeitigen Betriebsstopp nicht Wesentliches eingebüßt. Arbeitslose gibt es nicht mehr wie vorher und sie kennen saisonsbedingte Schwankungen seit eh und je. Die Familien sparen eigentlich mehr in dieser Situation, weil sie zuhause sind und keine Spesen für die Fahrt zur Arbeit haben.

Aber wir sind im Krieg.  Und die größte Gefahr könnte die Dauer des Krieges werden. Auch die Folgen nach Kriegsende. Ostern ist im Eimer, das wissen wir alle. Aber was ist mit dem Sommer, was mit dem Herbst und Winter?

Schnüren wir das Wirtschafts-, Familien- und Sozialpaket nicht vieleicht zu früh?  Bevor wir eigentlich wissen, was auf uns zukommt?  Haben wir die Mittel für Folgepakete?  Ich könnte zu diesem Zeitpunkt für Härtefälle plädieren, aber sonst wäre ich vorsichtig. "Wir lassen niemand im Regen stehen" ist ein Wort. Gemäß Erfahrung, kaum einzuhalten, nie Wirklichkeit gewesen, nicht in Südtirol und auch nicht  anderswo. Aber es klingt gut. 

Nur,  wir sind im Krieg. Immer noch.  Niemand im Regen stehen lassen, das ist ein Wort.  Und was passiert, wenn es plötzlich stürmt und schneit, hagelt und Windböen alles vernichten?

Wir sind noch im Krieg.   Der Wiederaufbau kann erst viel, viel später beginnen.