Wirtschaft | Wirtschaftskrise

IMF: Dramatische Rezession in 2020

Laut Internationalem Währungsfonds (IMF) stürzt die Coronavirus-Pandemie die Welt in die größte Wirtschaftskrise seit der „Großen Depression“ im Jahre 1929.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
finance-4599823_1280_pixabay.jpg
Foto: Pixabay

In der am 14. April 2020 veröffentlichen Prognose zur globalen Konjunkturlage sagt der IMF für 2020 eine dramatische Rezession voraus. Als Folge der Coronavirus-Pandemie wird das Wirtschaftswachstum weltweit um 3% schrumpfen, in der Eurozone sogar um 7,5%.  Im Jänner ist der IMF noch von einem weltweiten Wachstum von 3,3% für das Jahr 2020 ausgegangen, während das Wirtschaftswachstum für die Eurozone auf 1,2% geschätzt wurde. Die Wirtschaftskrise 2020 werde wesentlich schlimmer als die globale Finanzkrise 2008/2009 ausfallen. Seit fast 100 Jahren habe es nicht so einen dramatischen Wachstumsrückgang gegeben.

In allen Regionen der Welt wird die Wirtschaft im heurigen Jahr schrumpfen, nur Asien kann mit einem schwachen Plus von 1% rechnen. Für die USA wird ein Minus von 5,9% prognostiziert, die Wirtschaft der Eurozone wird um 7,5 % einbrechen. Auch Lateinamerika wird ein starkes Minus von 5,2% aufweisen, während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Mittleren Osten um 2,8% und in Afrika ein 1,6% sinken wird.

Die Wirtschaftsprognose ist laut IMF mit extremen Unsicherheitsfaktoren behaftet, so spiele zum Beispiel die Intensität und die Zeitdauer der Pandemie eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der Wirtschaft. Bei der Erstellung der Prognose ist der IMF von der Annahme ausgegangen, dass die Corona-Pandemie in den meisten Ländern der Welt im Laufe des 2.Quartals 2020 abflacht und dass sich das Wirtschaftsleben im 2. Halbjahr wieder weitgehendst normalisiert. Unter diesen Voraussetzungen werde sich die Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr allmählich erholen und 2021 um 5,8% wachsen. Sollte die Pandemie in der zweiten Jahreshälfte nicht zurückgehen, könnte die globale Wirtschaft heuer sogar um 6 % einbrechen und auch 2021 noch schrumpfen.

Unter den größten Ländern der Eurozone wird Italiens Wirtschaft mit einem Minus von 9,1% am stärksten betroffen sein. Für Deutschlands Wirtschaft wird ein Rückgang von 7% prognostiziert, Frankreich wird ein Minus von 7,2% haben und Spaniens Wirtschaft wird um 8% sinken. China und Indien können ein leichtes Wirtschafwachstum von je 1,2% und 1,9% verzeichnen, während das BIP von Russland und Brasilen um über 5% fallen wird.

Der IMF appelliert an alle Regierungen die Wirtschaft mit Kreditprogrammen und anderen Maßnahmen zu unterstützen, um allen betroffenen Sektoren zu helfen. Um die schwere Wirtschaftskrise zu bewältigen, seien massive Konjunkturpakete und Finanzhilfen notwendig. Viele Länder würden zudem Umstrukturierungen der Staatsschulden brauchen.

Positiv sieht der IWF die schnellen und umfangreichen Rettungsprogramme zahlreicher Regierungen, die sich auf mehrere Billionen Dollar belaufen. Dazu kommen die Maßnahmen der verschiedenen Notenbanken, wie Zinssenkungen und Käufe von Anleihen.

Die erste Priorität sieht der IMF in der finanziellen Unterstützung und Verbesserung des Gesundheitssystems, sowie in der Entwicklung von Therapien und Impfstoffen, um der Coronavirus-Pandemie möglichst rasch entgegenzuwirken. Eine starke internationale Zusammenarbeit sei unverzichtbar, um vor allem die wirtschaftlich schwächeren Länder zu unterstützen. Viele ärmere Staaten haben bereits beim IWF Notkredite zur Stärkung ihrer Gesundheitssysteme und ihrer Wirtschaft beantragt. Der IWF biete zudem für die ärmsten Länder Schuldenerleichterungen an.

Einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung könne es erst dann geben, wenn die Corona-Pandemie weltweit erfolgreich unter Kontrolle gebracht worden sei und die Wirtschaft wieder normal ablaufen könne.

Bild
Profil für Benutzer Frei Erfunden
Frei Erfunden Fr., 17.04.2020 - 05:49

Guten Tag.

Düstere Prognosen; eine Ursachenanalyse dazu wäre aufschlussreich.

Mich würde vielmehr interessieren, wie ihre Meinung (bzw. die der community) zu den Gewinnern der Krise ist? Wie passen Hedgefonds und derzeitig verbuchte riesige und im Vgl. zur Einkommenssteuer nahezu stuerfreie Gewinne in die Diskussion der vehement geforderten Solidarität hinein? Kann man weitermachen wie bisher? Was kommt nach der Privatisierung von Wasserressourcen, die der Luft? Alles Verschwörungstheorien? Ok, meinetwegen.

Dann zurück zur Realität.
Da es wohl zwanghaft zu Solidaritätsabgaben kommen muss , wäre diesbezüglich wohl eine offene Debatte immanent.

Auf europäischer Ebene fordere ich die offene Diskussion einer Leerstandsabgabe, einer progressiven Vermögensabgabe und einer progressiven Erbschaftssteuer: Widerstand wäre ja nur aus den Reihen der Superreichen zu erwarten (1% - 5% der Bevölkerung). und diese würden weiterhin ein Leben in grösstem Luxus führen können.

Arbeit bringt Mehrwert für die Gesellschaft, warum diese so stark besteuern?

Die Pensionsfonds der kommenden Generation scheinen sich zu leeren, wie sind in der aktuellen Lage Pensionsauszahlungen über mehr als sagen wir mal pauschal 5000€ monatlich rechtzufertigen. Ich betone über 5000€ , nicht 'bis zu'.

Plausible Argumente für obgenannte Interventionen
sind z.B. bei attac zu finden.

Fr., 17.04.2020 - 05:49 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Monika Psenner
Monika Psenner Fr., 17.04.2020 - 17:32

Antwort auf von Frei Erfunden

Es ist zu hoffen, dass die politisch Verantwortlichen bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Krise, bei der es auch um die Bereitstellung von großen Summen öffentlicher Gelder gehen wird, eine faire Lastenverteilung (Steuern) vornehmen werden. Sie haben in Ihrem Kommentar einige interessante Vorschläge gemacht.
Vielleicht wird es nach dieser einschneidenden Krise auch ein Umdenken in Sachen Umwelt- und Klimaschutz und im Umgang mit natürlichen Ressourcen geben.

Fr., 17.04.2020 - 17:32 Permalink
Bild
Profil für Benutzer G. P.
G. P. Fr., 17.04.2020 - 08:32

Komplett uninteressante Zahlen, weil diese bereits - etwas überspitzt gesagt - morgen nicht mehr stimmen werden. Und wir alle paar Tage mit neuen Zahlen gefüttert werden.

Fr., 17.04.2020 - 08:32 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Monika Psenner
Monika Psenner Fr., 17.04.2020 - 13:08

Antwort auf von G. P.

Sie haben Recht, die Zahlen werden bald revidiert werden, wie das bei Prognosen so üblich ist. Sobald die Inputdaten und Variablen (wie Konsum, Industrieproduktion, Handel, Arbeitslosenzahlen, Verschuldungsgrad etc.), die dem Prognosemodell zugrunde liegen, sich verändern, wird es neue Zahlen geben. Der IMF erwähnt auch explizit, dass diese Prognose mit besonders starker Unsicherheit behaftet ist, weil es völlig unsicher ist, wie sich der Verlauf der Corona-Pandemie entwickeln wird.
Dass eine Prognose in nur 3 Monaten so stark nach unten revidiert wird, kommt allerdings äußerst selten vor. Im Jänner lag die Schätzung des IMF für das weltweite Wirtschaftswachstum für 2020 bei +3,3%, im April bei -3%, eine Revision von 6,3 Prozentpunkten! Wenn die Zahlen auch revidiert werden, hoffentlich nach oben, so zeigt diese Prognose an, in welchem Ausmaß die Corona-Pandemie die Wirtschaft getroffen hat oder noch treffen wird. Bei der Finanzkrise 2009 ist die Weltwirtschaft laut IMF um weniger als 1% gesunken.

Fr., 17.04.2020 - 13:08 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Klemens Riegler
Klemens Riegler Fr., 17.04.2020 - 10:10

Wir wissen doch alle ganz genau, dass derartige Prognosen nie stimmen. Nie stimmen können, weil wir nicht wissen was kommt. Noch mehr ärgern mich Klimaprognosen oder "Klimaziele" für 2050 ... irgendwie alles aufgeschoben auf 2049 und dann werden wir (na ja die jüngeren) uns 2050 wundern es nicht geschafft zu haben. ... p.s. ich bin allerdings guter Hoffnung, dass wir es schaffen - vielleicht dank Corona.
Zum letzten Satz im Beitrag: "... nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung ..." diese zwei Wörter betrachte ich in sich als widersprüchlich. Zumindest derzeit. Nachhaltigkeit geht derzeit mit Wirtschaft nicht konform. Ich würde mich freuen, wenn wir in Monaten oder Jahren von "nachhaltigem Wirtschaftsaufschwung" reden dürften. Dazu braucht es aber vorher die Wende. Z.T. auch vorher von FR° G beschrieben.

Fr., 17.04.2020 - 10:10 Permalink