Wirtschaft | Fahrradunfug pur

Das getarnte Motorrad

Alle fahren. Es ist der Renner auf dem Fahrrad-Markt. Und nicht nur dort. Auch Roller und alle möglichen Geräte. Sie rollen. Mit Motor, als Fahrrad getarnt.
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Motorrad
Foto: Pixabay

Bin gar nicht so bewandert in diesem Geschäft. Ich kenne zwar das Fahrradgeschäft seit 1980 sehr gut. Aber da haben sich Welten aufgetan inzwischen. Was heute so alles, als Fahrrad getarnt, vom Montageband rollt, ist bemerkenswert. Beim Motorradgeschäft kenne ich mich nicht so aus. Ich weiß nur, dass es die Marke Aprilia als Produktionsbetrieb gar nicht gab, sondern nur ein Konglomerat der Zulieferer war mit dem sehr bekannten Namen. Dass ein Motorrad gegenüber einem Fahrrad bestimmte Nachteile hat, in der Zulassung, im Führerschein, in der Fahrerlaubnis, in der Helmpflicht und vieles mehr, das ist mir bekannt. Aus diesem Grund war man wohl bedacht, diese neuen Entwicklungen an Fahrzeugen mit Selbstantrieb so zu kanalisieren, dass sämtliche Hindernisse und Auflagen eines motorisierten Fahrzeuges umgehbar sind und es ein ganz hundsgemeines Fahrrad sein lässt. Ein sehr kluger Trick und ein mit allen Wassern gewaschenes Verkaufssystem.

Ist damit allen und allem Genüge getan? Ich glaube keineswegs. Denn die Regelung der Motorisierung spricht von Automobil, also Fahrzeug mit Selbstantrieb. Auch der Begriff Motorrad spricht eine klare Sprache. Ein Fahrrad mit einem Motor. Nun aber haben wir Zwitterprodukte geschaffen, wie Motorrad ja, aber man muss die Pedale bewegen, damit der Motor wirkt, also ein motorunterstütztes Fahrrad. Ein Fahrrad oder ein Motorrad? Ein motorbetriebener Roller, ein Roller oder ein Automobil?

Seid ihr stutzig geworden? Nie darüber nachgedacht? Ist es wirklich mit einem billigen Marketingtrick abgetan? Habt ihr gemerkt, was da alles zirkuliert an Automobilen, im wahren Sinn des Wortes?  Ich merke es jeden Tag. Auf den Radwegen, in der Fußgängerzone, gelenkt von Kindern, Jugendlichen und Senioren, ohne Führerschein, ohne Zulassung, ohne Kennzeichen, ohne gar nichts. Ein Fahrrad eben, so wie es Millionen davon gibt. Mit dem Rennrad durften wir nicht im Verkehr fahren, wurde uns eingetrichtert, weil wesentliche Bestandteile fehlen, um der Verkehrsordnung gerecht zu werden. Keine Strahler vorne und hinten, keine Glocke vielleicht, sonst war doch alles da. Nein, nicht verkehrstauglich. Jetzt sind diese neuen Entwicklungen der Mobilität alle verkehrstauglich, nicht nur das, eingestuft als hundsgemeines Fahrrad. 

Die Folgen sind erschreckend. Die Gefahren liegen auf der Hand. Aber wen interessiert das? Den Produzenten und Händler bestimmt nicht. Das Amt für Motorisierung? Man möchte es meinen, aber weit gefehlt. Die Ordnungskräfte folglich auch nicht. Also alles legal. Die Versicherungen? Meine letzte Hoffnung. Fällt in die Haftpflicht als Familienmitglied, wie das Fahrrad eben. Keine Pflicht, nur weise Vorsichtsmaßnahme und Absicherung vor eventuellen Schadensforderungen.

Und trotzdem sage ich: Es sind Motorräder und Automobile, in ihrer Art als Fahrzeug, in ihrer Wirkung, in ihren Eigenschaften, in ihren Risiken für die Verkehrsteilnehmer, Radfahrer und Fußgänger. Ein billiger Verkaufstrick, zugelassen und genehmigt, abgesegnet und gefördert. Die Folgen dieses Privilegs stehen auf einem  anderen Blatt geschrieben. Das kommt erst dann auf den Tisch, wenn ein Kläger und ein Richter da ist. Zu spät, würde ich meinen.

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Franz Linter Di., 28.07.2020 - 17:21

"Es sind Motorräder und Automobile, in ihrer Art als Fahrzeug, in ihrer Wirkung, in ihren Eigenschaften, in ihren Risiken für die Verkehrsteilnehmer, Radfahrer und Fußgänger."
Diese Aussage ist nicht ganz falsch aber stark übertrieben. Als Radfahrer (ohne Motor) sehe ich viele andere, die sich im Verkehr falsch verhalten, vom Fahren ohne Licht bis Ignorierung von Ampeln und Verkehrszeichen. Sollte ich mal mit einem Fahrzeug kollidieren, hoffe ich, dass es kein Auto und kein Motorrad ist. Ich glaube nicht, dass dann der Unterschied zwischen einem Fahrrad und einem Pedelec besonders groß ist.

Es gibt 3 Kategorien von elektrisch angetriebenen Fahrrädern, und noch eine Menge mehr, wenn man die E-Roller, Segways, Hoverboards u.ä. mitnimmt, die ebenfalls für die Nachteile stehen können, welche der Autor aufzählt.

1) Die Pedelecs werden mit einem 250 W Motor bis 25km/h unterstützt. Gut trainierte Radfahrer bringen diese Leistung und noch mehr mehr.
2) Bei Pedelec-S muss man immer noch mittreten, sie können schneller fahren. Für sie gelten aber bereits die Mofa-Regeln (Kennnummer, Versicherung, Helm, nicht auf reinen Fahrradwegen)
3) Die E-Bikes sind praktisch E-Mofas, auch sie sind normale Verkehrsteilnehmer auf Straßen.

Was überhaupt nicht thematisiert wurde, sind die Potentiale der Pedelecs, bezüglich Ressourcenverbrauch und Klimakrise.

Di., 28.07.2020 - 17:21 Permalink