Gesellschaft | Mobilität

„Mobilität der Muskeln“ die Zukunft

Umfrage zur Fortbewegung post-Corona: Südtiroler künftig öfter zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs. Weitere Verbesserung der Radmobilität geplant.
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Foto: LPA/Roman Clara

Nicht ganz repräsentativ, dennoch mit großer Beteiligung: insgesamt 11.365 Personen haben an der Online-Umfrage zur Zukunft der Mobilität Südtirols teilgenommen. Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, Generaldirektor der Südtiroler Transportstrukturen Joachim Dejaco und Markus Dörflinger vom Marktforschungsinstitut apollis, haben nun die Ergebnisse der im Mai durchgeführten Befragung offenbart. 

Wir wollen diese Chance nutzen, um über die Mobilität, die wir künftig in Südtirol haben wollen, nachzudenken und geeignete Rahmenbedingungen dafür schaffen (Daniel Alfreider) 

Der Lockdown habe das Mobilitätsverhalten der Menschen in Südtirol von heute auf Morgen verändert, so Landesrat Alfreider. Die Nutzung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs aber auch die Nutzung des eignen Automobils hätten starke Einbrüche erlitten. Die Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad sind laut Umfrage hingegen im Aufwind. Ganze 42% der Befragten wollen in Zukunft häufiger das Fahrrad nutzen, fast genauso viele (41%) wollen sich vermehrt zu Fuß von A nach B bewegen.

„Laut Stimmungsbild wird die 'Mobilität der Muskeln' die Mobilität der Zukunft sein“, wie STA-Chef Dejaco die Ergebnisse interpretiert. Allerdings ist in den Ergebnissen auch eine Präferenz für den motorisierten Individualverkehr zu Lasten des öffentlichen Nahverkehrs herauszulesen. Viele Bürger gaben zudem an, dass alternative Arbeitsformen, wie Arbeiten von zu Hause und flexiblere Arbeitszeiten, ebenfalls wesentlichen Einfluss auf das eigene Mobilitätsverhalten haben.  

 

Die Umfrage attestiert hauptsächlich der Fahrradmobilität zunehmende Relevanz. Als Alltagsverkehrsmittel etabliert habe sich dieses aber noch nicht, meint Dejaco. Das Fahrrad diene in Südtirol viel mehr der Freizeitbeschäftigung, das der Umwelt und der eigenen Gesundheit zu Gute kommt. 

Wenig überraschend sind deshalb die häufigen Forderungen der Befragten nach einem Ausbau des Radwegenetzes und der Errichtung von sogenannten Radschnellwegen"Es ist interessant, dass der Großteil der Fahrradfahrer, die das Rad vor allem im Alltag nutzen, öfter in Städten als auf dem Land zu finden sind. Personen, die das Rad nur in der Freizeit oder gar nicht nutzen, wohnen hingegen häufiger auf dem Land", berichtet Markus Dörflinger von apollis.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer absolvieren zudem weniger als zehn Kilometer für ihren täglichen Weg vom Wohn- zum Arbeitsort. Laut den Vortragenden die ideale Distanz, um mittels Fahrrades oder E-Bike bestritten zu werden.  In den Städten Bruneck, Brixen und Bozen werden nun bald Pilotprojekte zur Radmobilität starten. Geplant sind auch neue Leitlinien für Radinfrastrukturen, ein Vormerksystem für Radboxen mittels Südtirol Pass und Richtinien für sichere Abstellplätze.

 

Zentrale Aspekte für die Befragten betreffen jedoch nicht nur die Fahrradmobilität. Auch der Ausbau von Fußgängerwegen und des öffentlichen Nahverkehrs, bei gleichzeitiger Reduktion des motorisierten Verkehrs, sowie die Verbesserung und Erleichterung einer kombinierten Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel wurden in der Umfrage als wichtig erachtet.

"Wir arbeiten bereits daran, die Bereiche weiter zu verbessern, vor allem bei den öffentlichen Verkehrsmitteln", versicherte Alfreider und sprach von einem neuen übergeordneten Mobilitätsportal, mit Infos zu sämtlichen Mobilitätsformen und entsprechender App. Auch geplant sei ein neues Ticket-System, so der Mobilitätslandesrat.

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Karl Trojer Sa., 01.08.2020 - 09:47

Den Vorschlag, "mehr Radfahren" erachte ich als sehr treffend, nur bedarf es dazu vor allem sicherer und gut vernetzter Fahrrad-Wege zwischen und in den Ortschaften. Diese ehestens auszubauen wäre eine sehr kostengünstige und effiziente Maßnahme zum Klimaschutz.

Sa., 01.08.2020 - 09:47 Permalink