Politik | Corona Bonus

Köllenspergers Mea culpa

Paul Köllensperger über seinen Antrag zur Auszahlung des 600-Euro-Bonus und seinen unverzeihlichen Fehler: „Ich war zu leichtfertig und zu oberflächlich“.
Seit Tagen will die Öffentlichkeit wissen, welche Politiker auch in Südtirol um den 600 Euro Bonus bei der INPS angesucht haben. Seit Tagen recherchieren mehrere Südtiroler Medien diese Geschichte. Unter anderem auch Salto.bz.
Es ist aber die Tageszeitung, die am Donnerstag den Scoop landen konnte. Artur Oberhofer veröffentlicht die Namen von vier Südtiroler Landtagsabgeordneten, die um den Bonus angesucht haben. Teilweise bekamen die Politiker das Geld auch ausbezahlt.
Nach der Tageszeitungs-Recherche haben drei SVP-Abgeordnete bei der INPS angesucht: Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, SVP-Fraktionssprecher Gert Lanz und der Eisacktaler Hotelier Helmuth Tauber.
Dazu kommt aber auch ein Abgeordneter der Opposition. Ausgerechnet einer, der sonst für Sauberkeit steht. Paul Köllensperger, Kopf des Team K.
Paul Köllensperger derzeit in Urlaub, hat die Verfehlung bestätigt und umgehend mit einer Stellungnahme reagiert.
 
"Wie so viele bin auch ich in diesen Augusttagen im Urlaub. Ich verfolge die Nachrichten aus Italien aus der Ferne und mit wenig Aufmerksamkeit, aber das Echo der Protestwelle, die der Bonus von 600 Euro für zweitausend Abgeordnete, Regional- und Gemeinderäte verursacht hat, hat auch mich erreicht und trifft mich hart.
In regelmäßigen Abständen wende ich mich an meinen Steuerberater, um mit ihm die Bürokratie zu erledigen, die mein Unternehmen und auch meine persönliche Steuer-Position betrifft. In einem dieser Treffen haben wir über den Ökobonus für die energetische Sanierung des Hauses gesprochen und über die 600 Euro für Inhaber von MwSt.-Nummern. Ich habe der Information keine große Aufmerksamkeit geschenkt und den Antrag gemacht.
Nur in diesen Tagen ist mir klar geworden, dass es sich dabei genau um den Bonus handelt, der jetzt im Kreuzfeuer der Kritik ist.
Ich will keine Ausreden suchen, und es klar und deutlich sagen: Ich habe hier einen schweren Fehler gemacht!
Ich will keine Ausreden suchen, und es klar und deutlich sagen: Ich habe hier einen schweren Fehler gemacht! Ich war zu leichtfertig und zu oberflächlich. Dafür möchte ich mich ausdrücklich entschuldigen.
Ich habe den Bonus bereits zurückerstattet. Damit kann ich das Geschehene zwar nicht rückgängig machen, habe aber zumindest meinen Fehler wiedergutgemacht."
 
Diese Enthüllung ausgerechnet jetzt kurz vor den Gemeinderatswahlen dürfte für die stärkste Oppositionspartei im Land ein schwerer politischer Schlag sein. Weit mehr als für die Regierungspartei SVP. Auch wenn dort gleich drei Abgeordnete – darunter auch der Landeshauptmannstellvertreter – denselben unverzeihlichen Fehltritt begangen haben.
Daran wird auch eine aufrichtige, öffentliche Entschuldigung wenig ändern.
 
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alfred frei Do., 13.08.2020 - 10:43

warten wir auf die Entschuldigungen von Gert Lanz, Helmuth Tauber und Arnold Schuler, dann legen wir sie auf eine geeichte Waage; für den Grad der Aufrichtigkeit und Unverzeihlichkeit sollte man ein weiteres Kommentar von Christoph F. abwarten.

Do., 13.08.2020 - 10:43 Permalink
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Georg Markart Do., 13.08.2020 - 11:57

Antwort auf von alfred frei

Herr Köllensperger hat sich entschuldigt,was normalerweise jeden Politiker absolut schwerfällt,schauen was die anderen machen.Herr Schuler hat sich inzwischen auch gerechtfertigt und zwar daß er für den Bonus angesucht hat,aber nur um ihn für einen guten Zweck zu spenden.Vielleicht stimmt es sogar, aber er hätte dies beim Ansuchen unbedingt mitteilen müssen, hinterher kann man jedes "Märchen" erzählen.

Do., 13.08.2020 - 11:57 Permalink
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Daniele Menestrina Do., 13.08.2020 - 13:54

Antwort auf von Georg Markart

Mit einer solchen Antwort lässt der Erste Landeshauptmann-Stellvertreter klar und deutlich wissen, dass er uns alle für Volltrottel hält. Denn Spenden kann ich ja auch von den Steuern absetzen und mich nebenbei bei den Begünstigten so profilieren, als ob das Geld aus meiner persönlichen Schatulle käme.

Do., 13.08.2020 - 13:54 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Do., 13.08.2020 - 11:24

"Diese Enthüllung ausgerechnet jetzt kurz vor den Gemeinderatswahlen dürfte für die stärkste Oppositionspartei im Land ein schwerer politischer Schlag sein. Weit mehr als für die Regierungspartei SVP."
Und warum sollte das so sein? Weil die Wähler eh schon wissen, dass die Abgeordneten der SVP geld- und machtgeil sind, kann man sie ja trotzdem wählen? Es scheint, Sie haben ein sehr vorgefertigtes Bild des gemeinen Südtirolers, Herr Franceschini, da kann man nur hoffen, dass Sie nicht recht haben.

Do., 13.08.2020 - 11:24 Permalink
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Lorenz Steiner Do., 13.08.2020 - 12:03

Antwort auf von Manfred Gasser

Das liegt doch auf der Hand: Wenn sich jemand ständig als "Saubermann" inszeniert und dies noch dazu zum zentralen Punkt seines politischen Credos macht, so wiegen solche Fehler doppelt, ganz nach dem Motto: Wasser predigen und Wein trinken ("Macht-braucht-Kontrolle" lässt grüßen)... gar einige werden sich denken: da wähl ich doch gleich den Schmied (SVP) und nicht den Schmiedl... mal schauen wie's kommt...

Do., 13.08.2020 - 12:03 Permalink
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Karl Egger Do., 13.08.2020 - 15:07

Antwort auf von Manfred Gasser

...weil die Opposition in Südtirol dumm ist. Tut mir leid aber mir fällt keine andere Beschreibung dafür ein. Nirgendwo sonst hätte eine Partei wie die SVP nach den endlosen Skandalen, die sie sich geleistet hat, noch die Mehrheit. Doch egal wie groß der Skandalist, die Opposition wird immer ein Fettnäpfchen finden hinter dem sich die SVP dann wegducken kann, vom eigenen Fehlverhalten ablenken und warten bis Gras über die Sache gewachsen ist. Der Wähler hat noch dazu ein kurzes Gewissen, weshalb ich es schade finde, dass es keine Wikipedia Seite (oder etwas ähnliches) gibt, wo eine Chronik der ganzen Skandale (und „Skandälchen“) geführt wird.

Do., 13.08.2020 - 15:07 Permalink
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Harry Dierstein Do., 13.08.2020 - 12:58

Paul Köllensperger kenne ich persönlich durch die Politik sehr gut und habe -in erster Reihe sitzend- miterleben dürfen, wie er seinen Ausstieg bei dem M5S strategisch vorbereitet hat.

Seine häufigen Klagen über den - nach seinem Empfinden- viel zu geringen Rests der M5S-Abgeordnetenvergütung ("nur" ~2.500 anstatt ~6.000€ netto) klingen mir heute noch wie Hohn im Ohr. Geld hat für ihn leider immer eine sehr wichtige Rolle gespielt.

Die Klagen über die M5S-Mandatsbeschränkung oder die M5S-Plattform "Rousseau" waren für ihn nur willkommene Vorwände, um endlich das Team K zu gründen, um auch mal Kasse zu machen. Moralisch ein absoluter Rohrkrepierer. Passt also extrem gut ins System Südtirol oder vielleicht auch zur SVP?

Do., 13.08.2020 - 12:58 Permalink
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Stereo Typ Do., 13.08.2020 - 14:02

Ich glaub dem Köllensperger. Er hat doch immer einen Teil seines Salärs abgegeben, auch schon zu 5-Stelle-Zeiten. Seine Stellungnahme klingt aufrichtig. Wer macht denn nicht Fehler? Was der Autor daraus schließt, nämlich dass es für's Team K ein schwerer politischer Schlag sein soll, mehr als für die SVP, und eine öffentliche Entschuldigung wenig daran ändern wird, wird sich weisen.

Do., 13.08.2020 - 14:02 Permalink