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Krahffiti unterm Edelweiß

Die SVP wehrt sich erstmals offen gegen die Athesia und den namenlosen Kommentator „krah“. Die Partei stellt sich demonstrativ hinter Arno Kompatscher.
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Foto: upi
Kennt man die Angst der Politik vor dem Koloss Athesia, ist dieser Schritt ein klarer Akt der Zäsur.
Auf der offiziellen Homepage der SVP ist am Sonntag ein kurzer Text erschienen, der sich mit einem namenlosen Kommentator der Tageszeitung Dolomiten beschäftigt und gleichzeitig Landeshauptmann Arno Kompatscher den Rücken stärkt. Es ist eine noch nie dagewesene sanfte Abrechnung mit dem Politstrategen aus dem Weinbergweg.
Der Anlass ist ein Text mit dem Titel „Wasser predigen und Wein trinken -  Beispiele aus der Politik: A. Kompatscher und P. Köllensperger“ in der Samstagausgabe der Dolomiten. In der Kolumne rechnet der Autor unter dem Pseudonym „krah“ mit dem Landeshauptmann und dem Leader des Team K ab. Kompatscher wird das Foto ohne Mundschutz mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren gehauen und Köllensperger wegen der 600 Euro Bonus Affäre als Aufdecker und Saubermann demontiert.
 
 
krah“ spielt dabei die üblichen Register. Während Arno Kompatscher die Augen ausgekratzt werden, wird die SVP-Führung hochgelobt. „Die Strafen für Arnold Schuler und Helmut Tauber mögen den einen Bürgern überaus hart und den anderen Bürgern vielleicht zu gering für eine unverständliche Unachtsamkeit vorkommen. Die SVP hat aber schnell und klar reagiert“, schreibt der Dolomitenvogel.
Erstmals scheint dieses Spiel jetzt aber nicht aufzugehen. Denn am Sonntag konterte die SVP postwendend.
 
Der namenlose „krah“ hat wieder einmal zugeschlagen, ja zum wiederholten Mal. Wobei die Analyse, die bei Krähen gewöhnlich schärfer ausfallen sollte, wieder einmal ziemlich verschwommen geworden zu sein scheint. Das Opfer des „krah“ aber ist das Altbekannte: Landeshauptmann Arno Kompatscher. Geraten sei dem „krah“ in erster Linie, das nächste Mal in seinem Blindflug auch feste Tatsachen nicht aus dem Auge zu lassen. Etwa, dass Südtirol nach der Corona-Krise viel besser dasteht als viele andere Regionen, nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Arbeit des Landeshauptmannes und der Landesregierung.
Geraten sei dem „krah“ in erster Linie, das nächste Mal in seinem Blindflug auch feste Tatsachen nicht aus dem Auge zu lassen.
Oder dass Südtirol seine überregionalen Kontakte immer wieder gekonnt für unser Land einsetzt, was wohl auch ein Verdienst des Regierungschef sein wird. Und dass die Partei dieses Regierungschefs, die Südtiroler Volkspartei, aller Unkenrufe zum Trotz hinter ihrem Spitzenmann steht - mag es der „krah“ auch anders sehen. Die Arbeit der Südtiroler Volkspartei und ihres Regierungschefs Arno Kompatscher wird jedenfalls unbeirrt weitergehen, völlig unabhängig von den wenig treffsicheren Analysen des „krah“, auch wenn die nächsten Flügelschläge sicher nicht ausbleiben werden...
 
Auch innerhalb der SVP geht man davon aus, dass sich hinter dem Pseudonym „krah“ kein Geringerer als Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner versteckt. Seit Jahren krächzt der komische Vogel periodisch gegen Arno Kompatscher.
Jetzt hat sich die SVP erstmal gegen diese Attacken zur Wehr gesetzt und demonstrativ ihren Landeshauptmann verteidigt. Unterzeichnet ist der Text mit dem Signum SVP. Nach Informationen von Salto.bz wurde der Text von SVP-Obmann Philipp Achammer und seinen drei Stellvertretern Daniel Alfreider, Angelika Wiedmer und Karl Zeller verfasst.
Spätestens damit stellt sich aber die Frage: Wer am Ende wirklich Feder lassen muss?
 
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Profil für Benutzer S. Bernhard
S. Bernhard Mo., 24.08.2020 - 10:41

Dass ein Chefredakteur unter einem Pseudonym immer gegen dieselbe Person schiesst ist schon sehr befremdlich und wohl auch nur in Südtirol "normal". Naja, jeden geilt was anderes, dieser Vogel wird sich wohl beim Schreiben einen.....gehe nicht ins Detail, diese Vorstellung ist dann doch zu eklig.

Mo., 24.08.2020 - 10:41 Permalink
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Peter Lustig Mo., 24.08.2020 - 12:47

Umgekehrt sieht es bei Salto nicht besser aus. Arno Kompatscher und Julia Unterberger werden in höchsten Tönen gelobt, während Parteiobmann Achammer und Senator Durnwalder ständig "die Augen ausgekratzt werden".

Seit wann lobt eigentlich ein Journalist eine Regierung, die sich gegen die Presse zur Wehr setzt, wenn offensichtlich falsches Verhalten kritisiert wird, wie z.B. ein Foto ohne Maske? Sieht so für C. Franceschini regierungskritischer und unabhängiger Journalismus aus?

Wasser predigen und Wein trinken. Das trifft wohl auch auf die Kompatschertreue Linie von Salto und C. Franceschini zu.

Mo., 24.08.2020 - 12:47 Permalink
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Manfred Klotz Mo., 24.08.2020 - 16:05

Beim Referendum zum Flugplatz konnte man die öffentliche Finanzierung ablehnen. Das wurde ausreichend klar kommuniziert. Wenn jemand mehr oder anderes hineininterpretiert muss er sich selbst an der Nase fassen bzw. diejenigen, die ihm die falsche Interpretaion geliefert haben.

Bezüglich der Beiträge von "krah" dürfte ihnen nicht entgangen sein, dass es dabei weniger um Fakten geht, sondern ganz banal um eine dauernde Kriegserklärung, aber nicht etwa, weil die Zeitung eine andere politische Linie verfolgt als der LH, sondern, weil die Zeitung einen anderen LH installieren möchte. Einen, der für die eigenen Zwecke eher manipulierbar ist.

Mo., 24.08.2020 - 16:05 Permalink
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Profil für Benutzer Christoph Franceschini
Christoph Fran… Mo., 24.08.2020 - 16:21

Sehr geehrter Herr "Lustig",
ich glaube ich habe meine Unabhängigkeit in meinem Berufsleben bisher zur Genüge bewiesen. Ich kann sehr gut damit leben, dass Ihnen meine Haltung und jene von Salto.bz nicht gefällt. Nur darf ich Sie & ihre gleichartigen Genossen auf einen entscheidenden Unterschied hinweisen. Ich unterschreibe alles mit meinem Namen. Im Gegensatz zum Dolomitenvogel oder auch zu Ihnen.
Nur soviel zur persönlichen Glaubwürdigkeit.

Mo., 24.08.2020 - 16:21 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Mo., 24.08.2020 - 18:42

Was den Flughafen betrifft, und das Leseverständnis der Südtiroler, muss ich Ihnen widersprechen. Wir, eine lockere Stammtischrunde, mit Bauern, Arbeitern, Lehrern und Unternehmern, haben diese Frage lange diskutiert. Ist es besser, privatem Kapital den Flughafen zu überlassen, oder sollte mit Steuergeldern, und damit unter öffentlicher Kontrolle, der Flughafen geführt werden? Für mich war die Entscheidung klar, sollten finanzkräftige Investoren einsteigen, wird die Politik den Lobbys sowieso nachgeben müssen, also habe ich mich für das Konzept des LH entschieden. Denn dass der Flughafen nicht geschlossen wird, war mir klar.

Mo., 24.08.2020 - 18:42 Permalink
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Profil für Benutzer Elisabeth Garber
Elisabeth Garber Mo., 24.08.2020 - 21:28

Also ich finde wir haben @Leitgeb Lisa (fast wie Leitwolf! ihr Pseudonym :-) doch wohl einen stattlichen LH. Mir gefällt zum Beispiel, dass er immer wieder recht "unpopuläre" Dinge sagt, die ihm garantiert keine Stimmen bringen. Ein Europäer eben, kein typischer Politiker* unserer Tage mit Hang in aktuelle Windrichtungen.

Mo., 24.08.2020 - 21:28 Permalink
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Profil für Benutzer Manfred Klotz
Manfred Klotz Di., 25.08.2020 - 12:00

@Elisa Leitgeb - Die Fragestellung zum Referendum lautete "„Wollen Sie die Genehmigung des Gesetzentwurfes Nr. 60/15, betreffend Bestimmungen zum Flughafen Bozen, zu welchem der Südtiroler Landtag am 4. Dezember 2015 die Anberaumung einer
beratenden Volksbefragung beschlossen hat?“
Jeder mündige Mensch informiert sich, was das bedeutet, bevor er seine Stimme abgibt. Dazu wurde eine Pro und eine Contrabroschüre verteilt, die Inhalt und Folgen des Referendums leicht verständlich - also nicht nur für elitäre Zirkel und keine juristischen Spitzfindigkeiten - erklären. Wenn sich jemand nicht informiert, oder falsch informiert wird, muss er die Verantwortung bei sich selbst oder seinen Informanten (das eigentlich Problem) suchen.
Ihre Behauptung, der Wille des Volkes wurde nicht respektiert ist totaler Quatsch, denn das Argument war klar und zu etwas anderem konnte das Volk seinen Willen gar nicht ausdrücken. Bei etwas mehr Informationswillen, hätte jeder erkennen können, dass es gar nicht in der Kompetenz des Landes stand, den Flugbetrieb einzustellen.
Auf ihre ganzen anderen Ausführungen bin ich gar nicht eingegangen, daher müssen Sie sie nicht erneut aufkochen. Dass das Haus Athesia Kompatscher ersetzt haben will, ist ein offenes Geheimnis.
Wo Sie in Bozen einen rechten Bürgermeister sehen, bleibt wohl ihr Geheimnis.

Di., 25.08.2020 - 12:00 Permalink
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Profil für Benutzer Sebastian Felderer
Sebastian Felderer Di., 25.08.2020 - 16:50

"Lustig ist das Zigeunerleben" haben wir als Kinder gesungen. Heute muss man sich "Lustig" nennen, um über Ernstes schreiben zu wagen. Ich halte es mit Christoph Franceschini. Wer nicht den Mut hat, unter seinem eigenen Namen zu schreiben, der sollte in die Kirche zum Beichten gehen und nicht auf salto.bz schreiben.

Di., 25.08.2020 - 16:50 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Di., 25.08.2020 - 18:50

"Entscheidend ist schlussendlich die Qualität. Sie sind das beste Beispiel dafür, dass Artikel und Kommentare von Personen, die entscheiden ihre Identität preiszugeben nicht automatisch "besser" sind." Aber Klarnamenschreiber haben schon mal den Mut, öffentlich zu ihrer Meinung zu stehen, und das ist in der heutigen Gesellschaft für mich mindestens so wichtig wie die Qualität, über die man bekanntlich streiten kann.
Und was die Beichte betrifft, wer anonym bleiben will, sollte beichten gehen, mit garantierter Anonymität, und wer seine Meinung schreiben will, sollte auch dazu stehen.

Di., 25.08.2020 - 18:50 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Di., 25.08.2020 - 21:21

Kann ich alles machen, wäre für mich kein Problem, aber wenn, dann bei der Anmeldung, und nicht hier, aber lassen wir das.
Und ja, ich unterscheide, da ich nicht Gott bin, der ja bekanntlich alles weiss, also auch Ihren Namen und Ihre Taten, egal wie Sie sich nennen, oder was Sie schreiben. Diese Gabe ist mir leider verwehrt geblieben.

Di., 25.08.2020 - 21:21 Permalink