GroKo 2.0(20)?

Mit viel Publikum und viel Einigkeit unter den Kandidaten fand am Samstag die Diskussionsveranstaltung MeranO Talks zu den Gemeinderatswahlen statt.
MeranO Talks
Foto: Catello Nigro

“Das wäre doch schon eine schöne Koalition.” Der Satz aus dem Mund einer der Bürgermeisterkandidaten fiel, als die Mikrofone bereits ausgeschalten waren. Doch er fasst den Abend treffend zusammen.

Am Samstag (5. September) fand im Ost West Country Club in Meran die Diskussionsveranstaltung MeranO Talks statt. Eine Debatte zu den Gemeinderatswahlen vom 20. und 21. September, organisiert vom Kulturverein Ost West Club Est Ovest, dem Jugendzentrum Jungle und salto.bz.

Die Runde war bewusst klein gehalten. Zum einen, um den Austausch zu erleichtern. Zum anderen wäre es aufgrund er einzuhaltenden Sicherheitsvorschriften nicht möglich gewesen, alle neun Kandidaten auf der Bühne des Country Club unterzubringen. Zur Diskussion geladen waren die Bürgermeisteranwärter jener fünf Parteien, die bei den Wahlen 2015 am besten abgeschnitten haben. Der Kandidat der Lega, die 2015 am viertmeisten Stimmen erhielt, stand für den Abend nicht zur Verfügung.

Somit war es an Paul Rösch (Liste Rösch/Grüne, Team K, Sinistra Ecosociale-Ökosoziale Linke), Daniela Rossi Saretto (PD), Richard Stampfl (SVP) und Dario Dal Medico (La Civica per Merano, Alleanza per Merano), sich den Fragen der Moderatoren und des Publikums zu stellen.

Sicherheit, Tourismus und Jugend-/Kultur waren die drei Makrothemen der Diskussion. Wer sich harte Schlagabtausche oder laute Duelle erwartet hatte, wurde enttäuscht. Es ging kultiviert zu, bisweilen beinahe zu harmonisch. In vielem zeigten sich die vier Kandidaten einig. Etwa darin, dass die Jugend ebenso wie die freie Kulturszene dringend mehr Raum – ohne Konsumzwang und zur autonomen Gestaltung – benötigt. Mit attraktiven Arbeitsplätzen, leistbarem Wohnraum und gezielten Unterstützungsmaßnahmen müsse dem “Brain Drain”, der Abwanderung bzw. Nicht-Rückkehr junger, gut ausgebildeter Menschen entgegengewirkt werden. Der Klage aus dem Publikum, dass Meran zwar eine Stadt für Touristen, aber keine für Unter-30-Jährige sei, hielten die Kandidaten entgegen, dass Jugendliche und junge Erwachsene auch selbst Vorschläge an die Politik herantragen müssten.

Zu möglichen Allianzen nach den Wahlen wollte sich keiner der vier äußern. SVP-Kandidat Stampfl wünscht sich eine “Große Koalition” – obwohl viele in der Partei, die ihn unterstützt, Rösch und sein Bündnis nach den Wahlen lieber auf der Oppositionsbank sehen würden und in Richtung Alleingang mit Dal Medico schielen. Der Ball liegt aber bei den Meraner Wählern, von denen viele am Samstag die Gelegenheit nutzten, die vier Bürgermeisterkandidaten besser kennenzulernen und auch nach Ende der Diskussionsrunde im persönlichen Gespräch weiter auf den Zahn zu fühlen.

Der Abend ging mit Musik der Meraner Songwriter Nina Duschek und Matthias Prieth zu Ende – reibungslos und in Anwesenheit von Vertretern des Regierungskommissariats, die die Diskussion am Rande aufmerksam bis zum Schluss verfolgten.

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Martin Daniel Di., 08.09.2020 - 07:24

Nachdem Stampfl eine Instabilität der bisherigen Mehrheit in den Raum geworfen hatte, habe ich seine Aussage zur GroKo als Präferenz einer 2er-Koalition mit der italienischen Mitte-Rechts-Allianz aus Civica und Alleanza per Merano verstanden.

Di., 08.09.2020 - 07:24 Permalink