Politik | Kindergarten

“Mit Meinungsfreiheit nichts zu tun”

Eltern haben noch drei Wochen Zeit, um ihre Kinder impfen zu lassen. Der Landeshauptmann findet deutliche Worte für Angriffe und Drohungen auf Kindergartenpersonal.
Arno Kompatscher
Foto: ASP/Fabio Brucculeri

Bei ihrer heutigen Sitzung hat sich die Landesregierung mit dem Thema Impfen befasst. Bekanntlich werden Kinder, die die vom Staat vorgeschriebenen Pflichtimpfungen nicht vorweisen können, vom Besuch öffentlicher Betreuungseinrichtungen wie dem Kindergarten ausgeschlossen. In Südtirol sind es laut Sanitätsbetrieb 939 Kinder. Darunter finden sich allerdings auch solche, denen aufgrund der Covid-19-Pandemie ein bereits vorgemerkter Impftermin verschoben worden ist oder die ihn aus einem anderen Grund, etwa wegen Krankheit, nicht wahrnehmen konnten.

Die Opposition hatte in den vergangenen Tagen auf diese Tatsache hingewiesen und von Familien berichtet, die sich verzweifelt an sie gewandt hätten. Nun hat die Landesregierung reagiert.

Damit die noch nicht geimpften Kinder nicht vom Kindergartenbesuch ausgeschlossen bleiben, wurde beschlossen, den betroffenen Eltern weitere Zeit einzuräumen. Und zwar haben sie drei Wochen, um der Impfpflicht nachzukommen und ihre Kinder impfen zu lassen, die dann in den Kindergarten bzw. die Kleinkindbetreuungseinrichtungen eingeschrieben werden und diesen besuchen dürfen. Ab Donnerstag (10. September) können Impfungen über eigens eingerichtete Mail-Adressen, die noch kommuniziert werden, vorgemerkt werden.

“Wir haben genügend Kapazitäten”, bestätigt Landeshauptmann Arno Kompatscher. Zugleich findet er klare Worte für die Vorfälle der jüngsten Vergangenheit. Politiker wie Bildungslandesrat Philipp Achammer, aber insbesondere Kindergartenmitarbeiterinnen sind “auf Übelste und Böseste beschimpft und auch bedroht worden – nicht nur im Internet”, so Kompatscher. Man könne dem Thema Impfen kritisch oder ablehnend gegenüberstehen – “aber mit Meinungsfreiheit hat das, was in den letzten Tagen passiert ist, nichts mehr zu tun”.

Kompatscher wörtlich:

“Die staatliche Impfpflicht haben demokratisch gewählte Organe auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen und rationalen Überlegungen getroffen und sie dient dem Schutz der öffentlichen Gesundheit. Jeder kann dazu eine persönliche Meinung haben, die er in unserer Demokratie auch frei kundtun kann. Denn die Meinungsfreiheit gilt selbst dann, wenn es eine irrationale Meinung ist. Aber Drohungen und Beschimpfungen sind nicht Teil der Meinungsfreiheit, sondern gehören in eine andere Kategorie. Die Landesregierung steht geschlossen und solidarisch hinter den Personen, die diesen Angriffen ausgesetzt sind.”

Außerdem bestehe keine Pflicht, sein Kind zur Betreuung in eine öffentliche Einrichtung zu bringen – aber wenn sich jemand dafür entscheidet, müsse das Schutzniveau, das der Staat mit der Impfpflicht gewährleisten will, akzeptiert werden.

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Michl T. Di., 08.09.2020 - 18:43

und zu sagen die Impfpflicht nehme mir die Freiheit über meinen Körper zu verfügen, ist die selbe Argumentation wie zu meinen, die Gurtpflicht im Auto würde mir das Recht nehmen, beim Aufprall durch die Windschutzscheibe zu fliegen.
Oder eine Promillegrenze würde mir die Freiheit nehmen, jemanden besoffen zu überfahren.
All jene, die heute "Impfkritiker" sind, verdanken eine Lebenserwartung der Wissenschaft in Medizin und Pharmazie. Im Jahre 1870 starben in Deutschland fast 250 von 1000 Kindern. Wer das gerne wieder erleben möchte, kann sich gerne mit anderen Impfkritikern auf eine einsame Insel verziehen.
Wenn jede(r) nur vom Herdenschutz schmarotzen möchte, dann gibt's keinen.

Di., 08.09.2020 - 18:43 Permalink
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Michl T. Di., 08.09.2020 - 23:54

Antwort auf von Hei Pi

ja. toll das Ihnen das aufgefallen ist.
um solche Vergleiche anstellen zu können reicht etwas Hausverstand oder wahlweise ein Studium der Epidemiologie, Medizin, Pharmazie oder Geschichte. Bitte suchen Sie sich etwas davon aus so wie ich.
Impfen ist nicht risikofrei. Das ist Autofahren auch nicht aber es erleichtert das Leben doch sehr. Die massiven Vorteile überwiegen die sporadischen Nebenwirkungen bei weitem. Und genau um jene Menschen zu schützen, die sich *nicht impfen lassen können/dürfen* sollten es all jene tun, denen das möglich ist. Das hat n.b. mehr mit Nächstenliebe zu tun als allsonntaglich in die Kirche zu gehn und sich den Schmäh dort nur anzuhören.

Di., 08.09.2020 - 23:54 Permalink
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rotaderga Mi., 09.09.2020 - 07:16

Antwort auf von Michl T.

Kurz zusammengefasst, ich soll mich "krankimpfen" lassen damit du gesund bleibst. Wir sind aber nicht gleich, Blutgruppe, Geschlecht, Genetik und vieles mehr unterscheidet uns und doch soll ich mich ohne wirkliche Voruntersuchung und Differenzierung mit einer 0/8/15 Dosis befriedigt werden. Unsere Hirnmasse ist ja auch nicht die Gleiche. Oder?

Mi., 09.09.2020 - 07:16 Permalink
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Manfred Klotz Mi., 09.09.2020 - 08:10

Antwort auf von rotaderga

Nein Sie MÜSSEN sich nicht impfen lassen, aber die Konsequenzen für Ihre Entscheidung - in diesem Fall Ausschluss aus Kindergarten und Schule - müssen Sie in Kauf nehmen.
In der Gesellschaft ist es halt so: Sie gibt, nimmt dafür aber auch etwas. Impfgegner gehören aber zur Sparte jener Menschen, die nicht geben, sondern nur nehmen wollen.

Mi., 09.09.2020 - 08:10 Permalink
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Michl T. Mi., 09.09.2020 - 09:01

Antwort auf von rotaderga

"Unsere Hirnmasse ist ja auch nicht die Gleiche. Oder?" -> das könnten wir über eine CT-Untersuchung feststellen lassen. Hat aber nix mit IQ zu tun, wäre eher so spaßhalber. Aber zumindest wärs wissenschaftlich!
Natürlich reagieren Menschen unterschiedlich auf Impfungen, die Immunreaktion ist individuell. Aber an Nebenwirkungen von Impfungen leiden weniger Menschen als an Pocken, Kinderlähmung und ähnlichen Spaßbremsen.
Wenn ich mich impfen lasse und du dich nicht *krankimpfen* lassen willst, dann bist du ein Schmarotzer und ein potentieller Gefahrenherd für jemanden der kein oder sehr schwaches Immunsystem hat und sich nicht impfen lassen KANN. Das macht dich zum Geisterfahrer in einer Gesellschaft in der wir doch solidarisch sein und aufeinander schauen sollten.

Mi., 09.09.2020 - 09:01 Permalink
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Martin Sitzmann Mi., 09.09.2020 - 11:38

Antwort auf von Michl T.

Ich finde es edel und rührend, aber zwecklos, wie Sie versuchen irrationale Verschwörungsschwurbler mit Fakten und objektiver Wissenschaft zu überzeugen. Die sind immun gegen jedes Argument, das ihre merkwürdigen Thesen entkräftet.
Inhaltlich stimme ich Ihnen wie jeder halbwegs vernünftige Mensch zu 100% zu.

Mi., 09.09.2020 - 11:38 Permalink
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Michl T. Mi., 09.09.2020 - 08:54

Antwort auf von luka nero

genau. da hilft präventiv entweder Impfung oder Isolation von Infizierten. Und nicht etwa Masern-Partys für Kinder oder derlei Unfug, denn Masern sollte man nicht *einmal durchgemacht haben*, denn sie können lebensbedrohlich verlaufen. Das Robert Koch-Institut nennt eine Letalität von 1:1.000. Das ist keine Panikmache sondern ganz nüchterne Empirie.
Der Reproduktionsfaktor (R0) der Masern verlangt für Herdenimmunität (vorbeugend um eine Epidemie zu vermeiden) eine Durchimpfungsrate bzw. Durchseuchung von 95% der Bevölkerung. Davon sind wir in Südtirol meilenweit entfernt. Ein Ausbruch hier hätte potentiell schwere Folgen. Bei 30% nicht-geimpften Personen in Südtirol, der unterstellten Letalität und keinerlei NPI oder Impfprgramm ca.150 Tote.

Mi., 09.09.2020 - 08:54 Permalink