Politik | SVP

Edelschwarz

Die SVP wird sich kaum freuen können. Trotz Zugewinnen in einigen Gemeinden hat man doch weit mehr verloren als gewonnen. Vor allem in Bozen, Meran und Leifers.
SVP
Foto: Othmar Seehauser
Natürlich wird man jetzt sagen. Wir haben gewonnen.
Wenn die SVP am frühen Abend am Parteisitz in der Brennerstraße ihre Pressekonferenz abhält, dann werden die positiven Ergebnisse im Vordergrund stehen. Man wird über jene Gemeinden reden, in denen die SVP Stimmen dazugewonnen hat. Auch ordentlich.
Etwa in Percha (+26,5), Terenten (+25,2), Rasen-Antholz (+17), Tirol (+11,2), Ulten (+10,1), Schnals (+8,3) oder Kiens (+8,4).  In allen diesen Gemeinden waren vor 5 Jahren Konkurrenzlisten angetreten, diesmal stand die SVP aber alleine auf dem Wahlzettel.
Dazu kommen noch einige Gemeinde, wo es zwar Konkurrenz gab, gleichzeitig aber 2015 besonders erfolgreiche Oppositionslisten diesmal das Handtuch geworfen haben. Wie in Schluderns, wo die SVP um sagenhafte 41,2 Prozentpunkte zulegen könnten. Oder in Mals (+28,5) oder Truden (+27,6).
 
 
Dazu kommen aber auch Stimmenzuwächse die auf die Arbeit der amtierende Gemeindeverwalter oder der guten Kandidatenliste geschuldet sind. Etwa in Gsies (+16%) oder in St. Lorenzen, wo die Liste des immer wieder kritisierten Bürgermeisters Martin Ausserdorfer um 14,6 Prozentpunkte zulegen konnte. Ordentlich Stimmenzuwächse gibt es auch in Salurn (+11,7), Pfatten (+7,8), Olang (+6,2), Vahrn (+5,6), Algund (+5,2), Graun (+4,3), Vintl (+3,9) oder St. Ulrich (+3,8).
Überraschend kann die SVP das Bürgermeisteramt in der Gemeinde Pfatten erobern. Ebenso holt sich die Volkspartei die Rathäuser von Innichen, Toblach oder Prad zurück.
Ein Lichtblick für die Regierungspartei ist auch Brixen, wo Bürgermeister Peter Brunner bestätigt wurde und die SVP sieben Prozentpunkte dazugewinnen konnte.
Aber das dürften auch schon alles sein, was den SVP-Granden Freude bereiten kann. Denn auf der anderen Seite hat die Volkspartei landesweit massive Verluste einfahren müssen.
 

Die Verluste

 
In Gemeinden, wo die SVP 2015 allein angetreten war, diesmal aber Konkurrenz hatte, dürften die Verluste natürlich sein. Etwa in Tscherms mit minus 36,4 Prozentpunkte, Andrian (-34,9) oder Sexten (-21,8).
Es gab für die SVP aber auch in anderen Gemeinden, wo das nicht der Fall ist große Verluste Etwa in Partschins (-17,7), St. Martin im Passieer (-12,2), Sand in Taufers (-11,6), Waidbruck (-11,1). Lajen (-10,2), Kastelruth (-9,4), Lana (-9,0) oder Glurns (-8,9).
 
Den größten Verlust im Land fuhr die SVP aber mit einem Minus von 38,4 Prozentpunkten in Pfalzen ein. Dort konnte sich die SVP mit Roland Tinkhauser zwar das Amt des Bürgermeisters mit 58,2 Prozent der Stimmen gegen den „Wir für Pfalzen“-Kandidaten Roland Hainz (41,8%) sichern. Doch das Experiment mit Tinkhauser einen ehemaligen Freiheitlichen unterm Edelweiß ins Rennen zu schicken, dürfte nicht aufgegangen sein. Die SVP hatte bisher 14 von 15 Sitzen im Gemeinderat. Jetzt sind es nur mehr 8 Sitze, während „Wir für Pfalzen“ sieben Mandate schaffte.
 
 
Schlechter erging er der SVP in Rodeneck. Dort hat die SVP nicht nur 36,9 Prozentpunkte verloren, sondern auch das Bürgermeisteramt an Helmut Achmüller verloren. Achmüller Liste "Für Rodeneck" wurde mit 57,61 Prozent auch die stärkste Kraft in der Pustertaler Gemeinde. Auch in Sand in Taufers verliert die SVP den Bürgermeistersessel. Dort gewinnt Josef Nöckler gegen Amtsinhaber Siegfried Steinmair.
Auch in Sterzing und in Auer erreichte man das Ziel nicht, das Bürgermeisteramt zurückzuerobern. In beiden Gemeinden fehlten den SVP-Spitzenkandidaten am Ende genau drei Stimmen zum Sieg. Die SVP dürfte hier versuchen noch eine Nachzählung zu erreichen. Was aber nicht einfach ist.
 

Meraner Fiasko

 
Die größte Enttäuschung kommt aber aus der Passerstadt. Dort war Richard Stampfl angetreten, um Paul Rösch vom Thron zu stoßen. Doch der SVP-Spitzenkandidat ist kläglich gescheitert. „Wir wissen seit zwei Stunden, dass wir nicht in die Stichwahl kommen“, sagt Richard Stampfl zu Salto.bz noch bevor in der Passerstadt die Stimmen ausgezählt sind. Paul Rösch schaffte 28,4 Prozent, der Mitte-Rechts-Kandidat Dario Dal Medico 22,9 Prozent und Richard Stampfl 21,6 Prozent.
 
 
Am Ende fehlten dem SVP-Kandidaten knapp 250 Stimmen für die Stichwahl. Wie bescheiden das SVP-Ergebnis aber ist, wird im Vergleich zu 2015 deutlich. Damals schaffe es die SVP mit Gerhard Gruber und 24,4 Prozent im ersten Wahlgang noch die meisten Stimmen zu bekommen. Gruber unterlag dann in der Stichwahl gegen Rösch.
Nach diesem Ausgang wird die SVP weitere fünf Jahre mit dem Bürgermeister Paul Rösch in Meran leben müssen.
 

Bozner Kater

 
Auch das Bozner Ergebnis ist durchbacken. Die SVP dürfte sich zwar am Ende ganz knapp vor der Lega als meistgewählte Partei in der Landeshauptstadt halten können, man wird aber im Vergleich zu 2016 auch hier rund 2 Prozentpunkte verlieren. Der Plan Luis Walcher in die Stichwahl zu bringen, dürfte verwegen gewesen sein. In der Bozner Brennerstraße war man aber davon ausgegangen, dass die SVP diesmal ein oder zwei Mandate im Gemeinderat mehr schafft. Das dürfte sich aber nicht ausgehen.
 
 
Auch in Eppan ist die Rückeroberung der Gemeinde gescheitert. Die Eppaner SVP hat einen weiteren Sitz im Gemeinderat verloren und riskiert erstmals in der Geschichte der Überetscher Großgemeinde in die Opposition gedrängt zu werden. Wilfried Trettels Bürgerliste, die PD-Nacholgerliste „Appiano Unita“ und die oppositionelle Liste „Pro Eppan“ hätten eine breite Mehrheit im Gemeinderat.
Auch in Leifers hat die SVP im Vergleich zu 2015, 4,4 Prozentpunkte verloren. Von sechs Gemeinderäten wird man jetzt auf vier Sitze zurückfallen.
 

Die SVP-Ergebnisse im Detail

Bild
Profil für Benutzer Massimo Mollica
Massimo Mollica Di., 22.09.2020 - 19:17

Il risultato della Svp è ben opaco. Ma la cosa strana è che mi sembra, è una mia sensazione, che abbiano perso un pó tutti. E questo non ha senso, o forse sì se si considera la mole di gente che purtroppo non è andata a votare.

Di., 22.09.2020 - 19:17 Permalink
Bild
Profil für Benutzer rotaderga
rotaderga Di., 22.09.2020 - 20:48

Ergebnisangaben in Prozent lassen viele Auslegungen zu.
Absolute Zahlenangaben bringen aber das klarere Bild und lassen wenig Platz für "Schönrederei " .
Viele ungültige und weißen Stimmen zeigen Unbehagen.

Di., 22.09.2020 - 20:48 Permalink
Bild
Profil für Benutzer △rtim post
△rtim post Di., 22.09.2020 - 22:25

"Nach diesem Ausgang wird die SVP weitere fünf Jahre mit dem Bürgermeister Paul Rösch in Meran leben müssen."
Ob sich diese Wunschvorstellung der Grünen erfüllt, da bin ich mir nicht sicher.
Vielleicht wählt sich Meran ja einen Medicus, einen Medico.

Di., 22.09.2020 - 22:25 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Elisabeth Garber
Elisabeth Garber Mi., 23.09.2020 - 13:37

Tscherms scheint fast einen gesellschafts-politischen 'Quantensprung' gemacht zu haben:
- eine Bürgermeisterin (neu!)
- eine starke Bürgerliste (neu!)
- die Hälfte des Gemeinderates besteht aus Frauen (neu!)
Gratulation und gute Arbeit!

Mi., 23.09.2020 - 13:37 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Elisabeth Garber
Elisabeth Garber Sa., 31.10.2020 - 15:42

Die Gratulation in Richtung Tscherms muss ich gänzlich zurücknehmen, nachdem mir zu Ohren gekommen ist, dass im Ausschuss ausschliesslich SVPler* sitzen. Und dies obwohl die neue Bürgerliste mit dem ehemaligen BM, Huber Karl als Spitzenkandidat, ein stattliches Ergebnis eingefahren hat. Wahrscheinlich passt so was "exotisches" auch nicht ins Puzzle-Spiel von "Edelschwarz".
In Partschins soll's auch so ähnlich zugegangen sein.

Sa., 31.10.2020 - 15:42 Permalink