Gesellschaft | des Pudels Kern?

Giftspritzer beklagen "Verleumdung"

Die Kriegspropaganda des Bauernbundes und des Landrats gegen Bär und Schiebel ruft einzelne „biologische" Bauern und Bioland
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auf das Feld mit reumütigen Beteuerungen, wonach ein friedliches Nebeneinander wohl möglich sei. Ihre blauäugigen Vorschläge zu einem Gentleman-agreement wachsen einseitig aus dem Standpunkt der Obst-MONO-Anbauweise. Übersehen wird dabei geflissentlich der Umstand, sobald sich VIELFÄLTIGE Anbauweisen nebeneinander befinden - Ackerbau, Graswirtschaft, Obst, Fruchtwechsel - funktioniert das nimmermehr! Denn wenn der eine spritzt, erntet der andere, und wenn der andere erntet, kommt der Dritte und will pflügen und düngen, während der Vierte sät usw. Klar: wer für Monokulturen eintritt, kann sich nur mit „Schädlingsbekämpfung“ auf immer raffinierterer Stufenleiter erwehren. Ein CO2-produzierendes Bombengeschäft der Pharma- und Landmaschinenkonzerne, mit Riesensubventionen aus Steuergeldern, weshalb nicht nur die Bauern blechen, die daran hängen.

Meines Wissens hat die Debatte um die nachhaltige Landwirtschaft hochwissenschaftlich u weltweit mit dem Weltagrarbericht begonnen, der damals von der Weltbank finanziert und von Chemie- Pharma-  Lebensmittelkonzern- unabhängigen Wissenschaftlern erstellt wurde. Die Aussage war klar: der bisherige Weg der industrialisierten chemiebasierten Monokulturlandwirtschaft führt in die Irre, vom Standpunkt der Gesundheit wie von der Ökologie inkl. Biodiversität. Sie „bekämpft“- im Klartext vernichtet!-   mit zahllosen Pflanzen und Tieren auch die Bodenlebewesen welche die Fruchtbarkeit der Böden ausmachen. Abgesehen davon gefährden die in den Pestiziden eingesetzten Gifte in verschiedenen Quantitäten und Arten die Gesundheit der VerbraucherInnen. So die Haltung des Weltagrarberichts, der ich heute  - in der immer dringlicheren Klimaproblematik – noch vermehrt zustimme. Die große Mehrheit der Malser hat aus diesem Grund für ein pestizidfreies Mals gestimmt und das war ökologischer gedacht als der gierige Gedanken, den Obervinschgau in eine riesige Obstwiese mit reichen Bauern zu verwandeln. Das hat einen feindseligen Sturm des Bauernbundes ausgelöst und die strikte Ablehnung des Landesrats mit dessen oft und laut geäußerten Begründung, die Pestizide seien harmlos. Das hatten nämlich schon die Chemiekonzerne beteuert – sie haben dafür das geheimnisumwitterte Wort „Integrierter Obstbau“ erzeugt („integriert“ wird wohl die Chemie in die Natur, wobei die Natur draufgeht), mittlerweile aber muss Monsanto bzw. der Käufer von Monsanto, Bayer, in den USA saftig blechen, weil die behauptete Harmlosigkeit  ihrer Gifte schlicht und einfach und nachweislich nicht stimmt. In Südtirol wird mit dieser Lüge munter weitergespritzt und damit die Gesundheit der Menschen verschiedenen Gesundheitsrisikos ausgesetzt. Nachdem diese eigentliche Wahrheit seit Jahren nicht nur vom Bauernbund  unterdrückt wurde, haben die bösen Buben Bär und Schiebel im Interesse der Gesundheit ihre Publikationen veröffentlicht, um auf diese offensichtliche Missachtung des Gemeinwohls aufmerksam zu machen. Und Schuler – als Landesrat müsste er dem Gemeinwohl verpflichtet sein! -  und seine klagenden Bauern mimen trotzig die harmlosen, stets sauberen „Verleumdeten“.

Was wäre wenn die Malser die kriegführende Partei gegen die jahrelange, hinterfotzige Verleumdung als Landfriedenszerstörer klagen würden, wo sie doch freidlich überzeugend eine gesunde, naturverträgliche Anbauweise anpeilen, während ihre Gegner hart auf ihre "Freiheit" beharren, anzubauen wie es ihnen passt, ohne Rücksicht auf Kollateralschäden?

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Sebastian Felderer Mi., 07.10.2020 - 17:11

Lieber Klaus, als ehemaliger "Schlanderser", bist du vom Obstbau gar nicht so weit entfernt und ich als ehemaliger Vorsitzender der Umweltschutzgruppe dem Umweltschutz nicht. Bis zum Absatz "Die große Mehrheit der Malser ...... ist alles goldrichtig und zeugt von deinem Fachwissen. Dann aber unterliegst du einem Irrglauben, dem Malser Theater nämlich. Ich habe öfters geschrieben, der "Malser Weg" ist ein Kreisverkehr. Aus einem Streit zwischen zwei benachbarten Landwirten ist eine Diskussion entstanden wegen der Abstände zwischen den unterschiedlichen Kulturen und daraus dann der Kampf gegen die Pestizide. Diskussion ist gut, Verbesserung noch besser, aber Abstimmungen, München und Wien nein. Veith ist weg, Thurner ist das Ergebnis der Entwicklung in Mals. Ich sage nur eines immer wieder: In Mals und auf der Malser Heide geht es nicht um Bio oder nicht Bio, weil das Gerüst für die Anlagen und die Grundspekulation in beiden Fällen dieselbe ist. Es geht um Obstbau oder keinen Obstbau. Wer Oberland kennt, der wird mir Recht geben, wer durchfährt sieht es. Wer es nicht sehen will, soll den Münchnern nachlaufen. Die spritzen in der Zwischenzeit ihren Mais und die Plakate schaden den Südtirolern. Ich kenne AGRIOS, ich kenne die Bemühungen um die Reduzierung der Spritzmittel, ich kenne die Promotoren des "Kreisverkehrs", ich bin objektiv. Hier wird mit falschen Karten gespielt, hier werden Dinge hochgespielt und andere vertuscht. Hier hätte es mir leid getan, wenn der Rechtsweg des Landesrates unterbrochen worden wäre. Im Falle von Mals, und dies bedeutet nicht unbedingt gegen die Pestiziddebatte, ist er geradezu verpflichtete dazu.

Mi., 07.10.2020 - 17:11 Permalink
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Klaus Griesser Do., 08.10.2020 - 14:43

Antwort auf von Sebastian Felderer

Lieber Sebastian, danke für die Anregungen, ich muss dir widersprechen! Der Schlanderser Obstbau war nach damaligem Wissensstand zweifellos eine Pioniertat. Als Kind habe ich noch Marillen klauben geholfen im abgeernteten Kornacker und war am Ilswaal spazieren, im Doktor Waldele mit den neuen Schwarzkiefern– auch die Schwarzkiefern waren eine historische Pioniertat. Heute ist neben diesen Nadelbäumen auch dieser Obstbau im Aus, gibt es die Vielfalt nicht mehr, nur noch km2-große Äpfel-Plantagen, von-weit-her-gekarrte Erntehelfer, kränkelnde, von PSM vergiftete Böden u die lieblichen Marienkäferchen nur mehr aufgedruckt auf der Plakette „Integrierter Obstbau“.
In Mals geht es nicht nur um Abstände und Pestizidverbot, es geht um eine neue, diesmal wirklich nachhaltige und umfassende Pioniertat: eine vielfältige kleinteilige Landwirtschaft ohne Chemie mit gutem alten Mist/ gesundem Kompost statt Kunstdünger. Mit Getreidearten, Gemüse, Beeren, Obst, mit wenig Vieh und weniger Maschinen. Natürlich muss das besser geplant und aufgebaut werden, aber es wird wieder mehr Arbeit geben in der Branche, wovon die Menschen auch leben können.
Herr Gasser, Ihre Beschimpfungen gehen an mir vorbei: natürlich muss auch der ökologischen Landbau seine Regeln und Gesetzmäßigkeiten haben, er muss auf Klima und Gesundheit ausgerichtet werden, was ja beim Integrierten nicht der Fall ist. Das Neue wird eine gewaltige Umstellung in vielen Bereichen erfordern.

Do., 08.10.2020 - 14:43 Permalink
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Peter Gasser Mi., 07.10.2020 - 18:03

Sie schliessen mit “... anzubauen wie es ihnen passt ...”:
hier zeigen sich Populismus und Unwahrheit, da der integrierte Obstbau genauso wie der biologische seinen Regeln, Gesetzmäßigkeiten und allgemein geltendem Gesetz folgt: beide tun dies, die zitierte Aussage ist polemisch & schlichtweg falsch.

Mi., 07.10.2020 - 18:03 Permalink
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Christoph Gatscher Do., 08.10.2020 - 12:22

Antwort auf von Peter Gasser

Integrierter Obstbau ist vielleicht ein mal gut gestartet.
Jetzt ist es ein großer Schwindel geworden wo sehr viele nicht Bauern sehr viel Geld verdienen auf Kosten der Gesundheit vieler Menschen.
Andere Gegenden werden uns in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit in der Fünften Vollgas überholen und wir können mit unseren unverdaulichen Turboäpfeln Kompost machen.
Daran wird auch der Forellenpeter nichts ändern können.

Do., 08.10.2020 - 12:22 Permalink
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Günther Mayr Fr., 09.10.2020 - 11:53

Antwort auf von Christoph Gatscher

Es kommt immer darauf an wie man es macht!
Der heutige biologische Obstbau hat mit dem seiner Gründerzeit auch nicht mehr viel gemein.
Die Freude an der Arbeit, das Interesse am Ökologischen, die Förderung und Integration der Biodiversität - sind nicht zwingend an eine Anbauweise gebunden.
Abseits der Zertifizierungsmanie tut sich in dieser Hinsicht sehr viel, schade wenn man das verschläft oder nicht sieht, weil man es nicht sehen will.

Fr., 09.10.2020 - 11:53 Permalink
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Klaus Griesser Mi., 14.10.2020 - 21:11

Antwort auf von Günther Mayr

@Günther Mayr
Nach Anhören der gestrigen und heutigen Diskussionen zwischen Bio- und "Integrierenden" Obstbauern ist mir Ihr Satz "Der heutige biologische Obstbau hat mit dem seiner Gründerzeit auch nicht mehr viel gemein." klarer geworden: biologischer Obstbau scheint mir eine monokulturelle Anbauweise geworden zu sein, allerdings unter weitestgehender Vermeidung anorganischer Pestizide. Der "Pflanzenschutz" ist wohl das Wichtigste und Verbindendste - muss er wohl auch, bei Monokulturen! - wobei geflissentlich die Giftigkeit der Pestizide für Natur und Mensch unter den Teppich fällt, zumal diese seit Jahrzehnten systematisch eingebracht werden. Einfaches Beispiel: die Läusefresser (und damit natürliche, wirkliche Pflanzenschützer) namens Marienkäferchen werden auch gekillt, die Bodenlebewesen dezimiert und damit die Bodenfruchtbarkeit/ Humusbildung reduziert.
Für den Fortbestand der Fruchtbarkeit ist das keinesfalls nachhaltig und damit auch nicht für die Erntemengen!

Mi., 14.10.2020 - 21:11 Permalink
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Günther Mayr Do., 15.10.2020 - 15:09

Antwort auf von Klaus Griesser

Wie es scheint beginnt eine endlich fällige gegenseitige Anerkennung, faktenbasiert.
Muss Sie Gott-sei-dank enttäuschen: Die Marienkäfer sind wohlauf und machen ihren Job, wie auch andere Nützlinge (Florfliegen, Schwebfliegen, Zehrwespen, ...).
Hab einen überraschend guten Eindruck meiner Böden, werd schon nicht viel falsch gemacht haben - unabhängig eines Zertifikates oder Anbauweise.
Wer Monokulturen sehen will - wird sie sehen!
Micht interessiert fast noch mehr der Zwischenraum, für mich spielt da die Musik!
Mit dem Begriff Monokultur beim Obst- bzw. Weinbau kann ich definitiv nix anfangen: Es kommt immer darauf an was man mit einer Reihenkultur macht - hier ist halt Kultur gefragt ;).

Do., 15.10.2020 - 15:09 Permalink
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Günther Mayr Do., 08.10.2020 - 09:20

Auch der biologische Erwerbsobstanbau ist Pestizid-basiert!
Hier gibt es im Prinzip keinen Unterschied, Definitionssache.
Es ist vielmehr eine Frage der techn. Handhabung und der Anwenderpraxis.

Do., 08.10.2020 - 09:20 Permalink
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Christoph Gatscher Do., 15.10.2020 - 16:07

Heuer im Sommer habe ich mit einem Insektenliebhaber in der Kaiserau einen Lampion aufgestellt einfach aus persönlichen Interesse.
Es kamen insgesamt fünf Falter davon drei Gattungen.
Kommen sollten viele und dutzende Gattungen.
Sie werden schon im Urlaub gewesen sein fliegen können sie ja die Falter.

Do., 15.10.2020 - 16:07 Permalink
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Profil für Benutzer Johann Georg Bernhart
Johann Georg B… Do., 15.10.2020 - 16:38

Herr Felderer, einer der endlich einmal die Wahrheit schreibt.
Zu der Volksabstimmung, diese wird immer falsch ausgelegt von den abgegeben Stimmen waren 70% für ein Pestizidfreises Mals, die Wahlbeteidigung war bei unter 40% der Bevölkerung von den 4900 Wahlbereichtigten haben 1700 Gewählt.
Veith ist weg und das ist gut für Mals, ich hoffe Thurner wird für das Volk wieder vereinenen.

Do., 15.10.2020 - 16:38 Permalink
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Klaus Griesser Fr., 16.10.2020 - 11:32

UPDATE! Bei der öffentlichen Debatte um "Verleumdung" kommt es auf Fakten an. Dazu eine Presserklärung des Umweltinstituts München.
"Am 29.09.2020 haben das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und das Umweltinstitut München die Studie „Pestizid-Belastung der Luft“ veröffentlicht. Die Studie ist in Deutschland bislang einzigartig: Von niemandem wurde bisher so umfassend untersucht, ob und wie viele Pestizide sich fernab der Äcker in der Luft auffinden lassen....Die Ergebnisse waren unter anderem: Es fanden sich insgesamt 138 Pestizidwirkstoffe an den 163 über ganz Deutschland verteilten Messstandorten in der Luft – und zwar auch weit entfernt von potentiellen Quellen. Das Totalherbizid Glyphosat war in allen Regionen Deutschlands nachweisbar. An drei Viertel aller Messstandorte wurden mindestens fünf und bis zu 34 Pestizidwirkstoffe und damit ein Cocktail von Pestiziden in unserer Atemluft nachgewiesen.Dies wird von der Pestizidindustrie kritisiert, namentlich vom Industrieverband Agrar (politische Interessensvertretung von 35 deutschen Pestizidherstellern), sowie ...vom Geschäftsführer der Bayer Crop Science, dem größten Pestizid- und Saatguthersteller der Welt mit einem Jahresumsatz von 19 Milliarden Euro in 2018. Die Pestizid-Befürworter kritisieren nicht die Tatsache, dass die Studie Pestizid-Wirkstoffe an Orten nachweist, wo sie nicht hingehören. Ebensowenig kritisieren sie die Tatsache, dass die Belastung mit potenziell krebserregenden, erbgutschädigenden oder auf andere Weise schädlichen Stoffen nicht freiwillig erfolgt und damit das Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzt. Sie kritisieren, die nachgewiesenen Konzentrationen der Pestizid-Wirkstoffe seien so gering, dass von ihnen keine Gesundheitsgefahr ausgehe.... Die Studie „Pestizidbelastung der Luft“ hat als Pionierarbeit den dringenden weiteren Forschungsbedarf in diesem Feld offengelegt."..."Eine wie von Bayer Crop Science oder dem Industrieverband Agrar getätigte Aussage über die vermeintliche Unbedenklichkeit der Befunde ist angesichts der fehlenden Forschung nicht haltbar." (Ende Zitat)
Das liegt auf derselben Linie dieser Lobby wie die Behauptungen von Landesrat Schuler, Pestizide seien harmlos. Das Umweltinstitut München stellt sich der Diskussion und will sie öffentlich führen mit Bayer Crop Science, die ihrerseits zu einem Gespräch eingeladen haben.

Fr., 16.10.2020 - 11:32 Permalink
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Günther Mayr Fr., 16.10.2020 - 15:54

Antwort auf von Klaus Griesser

Seltsam: Die Fortschritte in der Medizin und anderswo können gar nicht schnell genug vorangehen.
Den Pflanzenschutz würde man am liebsten verbieten, zumindest in das vorige Jahrhundert oder noch weiter zurückkatapultieren: Als wären alle Entwicklungen darin Teufelszeug.
Mich würde es nicht wundern, wenn BAYER in kurzer Zeit der größte Anbieter von BIO-Pestiziden (die hießen dann selbstverständlich Präparate ;)) würde - vielleicht ist es ja auch schon so ...

Fr., 16.10.2020 - 15:54 Permalink
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Günther Mayr Mo., 19.10.2020 - 11:44

biologische Aktivität. Wenn der grössere Teil einer Pflanze im Boden sich befindet, schafft das Nahrung für das Bodenleben.
Düngen heisst: Das Bodenleben füttern.

Mo., 19.10.2020 - 11:44 Permalink