Politik | Kaltern

„Eine menschliche Enttäuschung“

Die Kalterer Kulturreferentin Margareth Greif über ihre Ausbootung durch Bürgermeisterin Gertrud Benin und ihre Stimmenthaltung bei der Ausschussbildung im Gemeinderat.
greif, margareth
Foto: Privat
Am Freitagabend trat der Kalterer Gemeinderat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Dabei wurde auch der Ausschuss gewählt. Margareth Greif, bisher Kulturreferentin, ist diesmal nicht mehr mit von der Partie. Obwohl die Ortsobfrau der SVP St. Nikolaus die meistgewählte Frau auf der SVP-Liste ist, wurde sie von der amtierenden Bürgermeisterin Gertrud Benin kurzerhand ausgebootet.
Während Benin die vier meistgewählten Männer in den Ausschuss holte, ließ sie bei den Frauen abstimmen. Dabei machte die Ortsbäuerin Gertraud Morandell gegen Greif, die keiner Parteirichtung oder Lobby angehört, das Rennen. Dieser Abstimmungsmodus ist mehr als fraglich. Denn laut Parteistatut muss die Bürgermeisterin den Ausschuss im Block und nicht über einzelne Mitglieder abstimmen lassen.
Margareth Greif ist keine Frau, die mit ihrer Meinung hinterm Berg hält. Die Kaltererin war jahrzehntelang Chefsekretärin der SVP und eine der engsten Mitarbeiterinnen von Silvius Magnago.Unter Margareth dienten eine Handvoll SVP-Obmänner“, scherzt man noch heute am SVP-Sitz in der Bozner Brennerstraße. Nach ihrer Pensionierung ging Margareth Greif in die Kalterer Gemeindepolitik.
Auf der ersten Sitzung des neugewählten Gemeinderats gab sie am Freitag diese Stellungnahme ab.
 
Bevor wir zur Abstimmung kommen, möchte ich abschließend auch zur Zusammensetzung der neuen Gemeindeverwaltung Stellung beziehen.
Ich glaube es ist vielleicht menschlich verständlich, wenn auch nicht bei jedermann politisch nachvollziehbar, wenn ich meine Enttäuschung darüber zum Ausdruck bringe, dass mich die Bürgermeisterin in ihrem Vorschlag nicht mehr berücksichtigt hat. Enttäuschung vor allem deshalb, weil ich geglaubt habe, in der vergangenen Amtsperiode sehr gut mit ihr zusammengearbeitet und sie unterstützt zu haben und vor allem geradlinig, ehrlich und korrekt gearbeitet zu haben. Für mich ist das auch eine menschliche Enttäuschung.
Die Bürgermeisterin hat nun die vier bestgewählten Männer vorgeschlagen, bei den Frauen hat sie dies nicht berücksichtigt und ist anders vorgegangen. Sie hat in den Parteigremien über die Frauen separat abstimmen lassen, wobei sie korrekter Weise einen Fünfervorschlag, also einen Blockvorschlag, hätte machen müssen, wie es das Parteistatut bei der Erstellung des Vorschlages des Gemeindeausschusses vorsieht. Nebenbei wäre dies auch mutiger gewesen. Dabei war klar, dass ich bei so einer Abstimmung nie eine Mehrheit bekommen konnte, wenn man bedenkt, dass ich ohne Unterstützung einer Parteiorganisation oder eines Interessensverbandes bei den Wahlen angetreten bin und auch die Parteigremien von diesen bestimmt werden.  
Auch finde ich es schlimm, wenn Frauen von Frauen ausrangiert werden.
Das Regionalgesetz besagt außerdem, dass in unserem Fall mindestens zwei Frauen im Ausschuss vertreten sein müssen, was aber nicht heißt, dass es nicht auch mehrere hätten sein können, wie es auch in anderen Gemeinden gemacht wurde. Über andere Lösungen hat die Bürgermeisterin nicht einmal nachgedacht. Sie hat im Vorschlag das Dorfzentrum mit drei Personen, Mitterdorf mit zwei und Unterplanitzing mit einer Person berücksichtigt. Das gesamte Oberdorf ist im Ausschuss nicht mehr vertreten, was sehr zu bedauern ist. Seit dieser Sitzung hat die Bürgermeisterin das Gespräch mit mir auch nicht mehr gesucht, wobei es noch andere Aufgaben zu übertragen galt und gilt. Auch finde ich es schlimm, wenn Frauen von Frauen ausrangiert werden.
 
 
Ich persönlich kann auf jeden Fall diese Vorgangsweise nicht nachvollziehen.
Weil bei vielen die Erinnerungen eher schnell verblassen, möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, auf einige Schwerpunkte meiner Arbeit als Gemeindereferentin in den vergangenen fünf Jahren hinzuweisen, die ich mit viel Freude gemacht habe.
Ich bin heute stolz, dass ich einige Investitionen, manchmal auch trotz starkem internen Gegenwind, durchgebracht habe, stolz, dass ich heute auf ein schön saniertes Vereinshaus, auf die neue Bibliothek, auf einen neuen Kindergarten in Planitzing, auf eine sanierte Kleinturnhalle, auf die Neueindeckung des Grundschuldaches, die Lösung des Radonproblems am See, die Platzgestaltung in St. Nikolaus, mehrere Arbeiten am Friedhof wie die Neueindeckung des Arkadendaches im alten Teil, die Verbreiterung und Gestaltung des Platzes an der Ostseite, Entfeuchtungsarbeiten sowie die Sanierung des Kriegerdenkmals, blicken kann. Ebenso war es mir ein Anliegen, mehrere Schulhöfe neu zu gestalten.  
Neben den Investitionen habe ich mich immer für die Beiträge an die Schule, beispielsweise für Kunst und Sportveranstaltungen, und für Beiträge an die Kulturvereine stark gemacht und auch dafür gekämpft. Die Friedhofsordnung habe ich vor allem deshalb abgeändert, damit jetzt mehr Bürgerinnen und Bürger Anrecht auf eine Konzession bekommen können.  Nicht vergessen möchte ich die Sommerbetreuung in den Kindergärten, die gerade im vergangenen Sommer sehr viel Einsatz erforderte. Von der großen Herausforderung Schulmensa möchte ich gar nicht sprechen, die heuer mit wesentlichen Qualitätsverbesserungen neu ausgeschrieben wurde. Ebenso waren mir die Anliegen des Oberdorfes bei den Entscheidungen immer ein großes Anliegen, diese wurden leider selten berücksichtigt. 
 
 
Im Herbst wird weiters ein Teil des Schulhofes an der Grundschule neugestaltet und die Ausschreibung der Asphaltierung in der Heppenheimerstraße in St.Nikolaus steht auch noch im Herbst auf dem Programm. Aus Haushaltsgründen haben wir die Dacheindeckung des Kindergartens Mitterdorf von 2019 auf 2021 verschoben.
Ich habe auch die Bürgermeisterin immer unterstützt und ihr auch kleinere Aufgaben abgenommen.
Das ist für mich insgesamt eine erfolgreiche und stolze Bilanz, die mich heute sehr zufrieden stimmt.
Es ist mir auch ein Anliegen, mich bei allen die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben, besonders bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gemeinde, aufrichtig zu bedanken.
Meine Entscheidungen werde ich alle nach bestem Wissen und vor allem Gewissen treffen, und deshalb könnten sie auch nicht immer im Einklang mit der SVP-Ratsfraktion stehen.
Ich möchte hiermit erklären, dass ich mich als Gemeinderätin auch in der kommenden Amtsperiode geradlinig, ehrlich und korrekt verhalten und mich entsprechend für die Belange von Kaltern und der Bürgerinnen und Bürger einbringen werde. Meine Entscheidungen werde ich alle nach bestem Wissen und vor allem Gewissen treffen, und deshalb könnten sie auch nicht immer im Einklang mit der SVP-Ratsfraktion stehen, wohl aber werde ich sie immer im Sinne des Programmes und der Werte meiner Partei, der Südtiroler Volkspartei, auf deren Liste ich gewählt bin, treffen.
Nachdem es bei der Entscheidung über den neuen Gemeindeausschuss nicht um Werte und Grundsätze meiner Partei geht, sondern ausschließlich um eine Personalentscheidung, bei der auch die Form nicht eingehalten wurde, ist es absolut kohärent und demokratisch, dass ich mich gemäß Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Korrektheit und im Sinne der Aufforderung vieler meiner Wählerinnen und Wähler der Stimme enthalten werde.  
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Klemens Riegler Sa., 10.10.2020 - 15:44

... selber blöd wenn man (sorry frau) eine versierte, kompetente, mit allen Wassern gewaschene, gut vernetzte, liebe und nette Persönlichkeit wie Margareth Greif zur Auswahl hat und nicht "nimmt".

Sa., 10.10.2020 - 15:44 Permalink
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Elisabeth Garber Sa., 10.10.2020 - 20:51

Antwort auf von Klemens Riegler

Da kann ich dem Clemens Riegler nur zustimmen (fast) - noch viel mehr bringt es Frau Greif im Schreiben selbst auf den Punkt: sie wurde kurzerhand von einer Geschlechtsgenossin "ausrangiert". Und zwar nicht aus Blödheit sondern da steckt m.M. nach Konkurrenzdenken und Kalkül dahinter.

Sa., 10.10.2020 - 20:51 Permalink
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Elisabeth Garber So., 11.10.2020 - 12:03

Antwort auf von Manfred Gasser

Ja natürlich @M. Gasser - und je subtiler dies geschieht desto ohnmächtiger ist man dagegen. Dieser Frauentyp bietet keine Angriffsfläche oder Reaktionsmöglichkeit. Alles geschieht scheinbar korrekt und tadellos. Aber es ist keineswegs korrekt, jegliche Kommunikation durch konsequentes Schweigen oder Abschotten zu unterbinden.

So., 11.10.2020 - 12:03 Permalink