Politik | Wintersaison

Ein schwieriger Winter

Die Regierung hält an ihren Plänen für das heurige “Corona-Weihnachten” fest. Landeshauptmann Kompatscher legt Zweckoptimismus an den Tag – und fordert Entschädigungen.
Après Ski
Foto: Pixabay

Ski oder nicht Ski? Das ist im heurigen Winter die Frage. Am Donnerstag, 3. Dezember, wird Ministepräsident Giuseppe Conte das Dekret erlassen, das die Corona-Maßnahmen für die kommenden Wochen und insbesondere die Weihnachtsfeiertage festlegt. Am heutigen Dienstag fand dazu eine Aussprache mit den Regionenvertretern statt. Entscheidungen scheine die Regierung noch keine getroffen zu haben, “es gibt also Hoffnung, dass noch etwas möglich ist”, sagt Arno Kompatscher nach dem Treffen. Doch die Haltung des Landeshauptmannes dürfte nicht mehr als Zweckoptimismus sein.

Denn der Rahmen für “Corona-Weihnachten” ist abgesteckt: eingeschränkte Mobilität zwischen den Regionen – egal, ob sie aufgrund des jeweiligen Infektionsgeschehens als “rot”, “orange” oder “gelb” eingestuft werden –; beschränkte Mobilität auch ins Ausland – im Gespräch sind Grenzschließungen zu den Nachbarländern –; geschlossene Aufstiegsanlagen; am 25. und 26. Dezember Schließung von Bars und Restaurants ab 18 Uhr; Lockerungen frühestens ab 10., wahrscheinlich sogar erst ab 15. Jänner 2021. Das sind die durchgesickerten Maßnahmen, die seit Tagen durch die Medien geistern – und die Gesundheitsminister Roberto Speranza und Regionenminister Francesco Boccia am Dienstag auch nicht widerlegt haben.

“Laut Auskunft von Minister Speranza bessert sich die Lage etwas, allerdings nur langsam. Da das Infektionsgeschehen immer noch relativ hoch sei, ist weiter Vorsicht geboten, sagt der Minister. Aus heutiger Sicht ist also abzusehen, dass es auf staatlicher und internationaler Ebene Einschränkungen der Reisefreiheit geben wird. In Bezug auf den Wintertourismus, also was die Anreise und den Aufenthalt von Gästen von auswärts anbelangt, bedeutet das große Schwierigkeiten”, fasst der Landeshauptmann das Fazit der Aussprache zusammen.

 

Grenzen offen – Skifahren zumindest für Einheimische

 

Um unlauteren Wettbewerb zu verhindern, müsse eine Antwort auf europäischer Ebene gefunden werden, betont Kompatscher. Die Grenzen zu schließen, um zu verhindern, dass zum Skiurlaub ins Ausland gefahren wird – wie es in Italien zu den Nachbarländern Österreich, Slowenien und der Schweiz im Gespräch ist –, “sollte grundsätzlich kein Rezept sein – es geht darum, zu zeigen, dass Europa Europa ist”. Während es laut Auskunft der Regierungsvertreter “Absprachen mit anderen Staaten, insbesondere Deutschland und Frankreich” gebe, “die angeblich ähnlich wie Italien planen, die Mobilität einzuschränken”, sei mit der Schweiz, wo es konkrete Pläne für den Skibetrieb gibt, keine Einigung absehbar, zeigt sich der Landeshauptmann besorgt. Skiurlaub in Österreich scheint hingegen, anders als es in den vergangenen Tagen ausgesehen hatte, so gut wie sicher auszufallen. Wie österreichische Medien berichten, wird die Regierung dort am Mittwoch die Maßnahmen für Weihnachten präsentieren – darunter die Schließung von Hotellerie und Gastronomie bis in den Jänner. Die Aufstiegsanlagen sollen den Betrieb aufnehmen, allerdings nur für Einheimische.

 

Dasselbe soll, geht es nach Arno Kompatscher, auch in Südtirol bzw. Italien möglich sein. Zusammen mit den Präsidenten der Alpenregionen habe er am Dienstag die Forderung vorgebracht, “die Frage der Anreise aus touristischen Gründen von der Frage der Öffnung von Skiliften zu trennen, die – Stand heute – für den Normalbetrieb geschlossen sind, aber theoretisch ein Interesse haben könnten, den Betrieb aufzunehmen”.

 

Noch kein Plan

 

Außerdem sei klar festgehalten worden, dass die Regierung, falls sie tatsächlich diese “relativ strengen” Beschränkungen plane, “klare Perspektiven aufzeigen muss”. “Die Betriebe brauchen Planbarkeit: Was ist nach den Weihnachtsfeiertagen? Unter welchen Voraussetzungen können touristische Aktivitäten in Betrieb genommen werden?” Davon abgesehen müsse sich Rom über die Folgen bewusst sein, und zwar, dass ein Skiurlaub-Verbot “einen herben Schlag für die Wirtschaft bedeuten würde – nicht nur für die Hotels und Aufstiegsanlagen, sondern auch für die daran hängenden Branchen wie zum Beispiel den Skiverleih und die Skischulen. Es würde zu massiven Einbußen kommen und viele Arbeitsplätze wären langfristig in Gefahr.” Entsprechend brauche es Entschädigungen für die verordneten Schließungen.

Noch spricht Kompatscher bewusst im Konjunktiv. Gewissheit ob der Maßnahmen für Weihnachten gibt es erst am Donnerstag. Das Dekret, das Ministerpräsident Conte am 3. Dezember, unterzeichnen wird, wird am 4. Dezember in Kraft treten. Auf konkrete Fragen vonseiten der Regionenkonferenz, etwa, ob Gastronomiebetriebe italienweit an den Feiertagen vom 25. und 26. Dezember um 18 Uhr schließen müssen, habe Minister Speranza “keine Auskunft” gegeben, so Kompatscher. “Er hat trotz Nachfrage nicht bestätigt, dass es an den Weihnachtsfeiertagen zu einer kompletten Schließung kommt.” Für ihn steht fest: “Es soll möglich gemacht werden, was verantwortbar ist.”

Bild
Profil für Benutzer Stefan S
Stefan S Di., 01.12.2020 - 17:12

Die technische Leitung von Super Dolomiti (Fassa Tal) hatte nach letzten Stand vom Wochenende mit einer Eröffnung 06.01. geplant, vermutlich wird man das in den nächsten Tagen auch wieder überplanen.

Di., 01.12.2020 - 17:12 Permalink